Schlagwörter
ARD, Desinformation, Kriegspropaganda, Programmbeschwerden, Propaganda, Staatsmedien, Syrien, USA, Verschweigen, Verzerren, Wording, Wortwahl
ARD-Programmbeschwerde:
Wording und fehlende Einordnung –
Jetabschuss durch US-Militär
Datum: 20. Juni 2017
Von: Volker Bräutigam & Friedhelm Klinkhammer
An: l.marmor@ndr.de
http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-20355.html http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-usa-russland-107.html Sehr geehrte NDR-Rundfunkräte, die missbräuchliche, weil kommentierend abwertende Bezeichnung „Machthaber“ für einen gemäß Völkerrecht als Staatspräsident anzusehenden Politiker rechtfertigte der ARD-aktuell-Chefredakteur Dr. Gniffke jüngst ausdrücklich und abwegig damit, solches „Wording" diene der vom Staatsvertrag gebotenen „Einordnung“, es sei also wesentlicher Bestandteil einer sachlichen Nachricht. Der werte Herr Chefredakteur belieben, Sie, die berufenen Repräsentanten des Publikums, am Nasenring herumzuführen. Enthielt z.B. fast jeder ARD-aktuell-Bericht über die Krim-Sezession „einordnende“ Floskeln über den Völkerrechtsbruch der Russen, so fehlen entsprechende Verständnishilfen stets dann, wenn das der transatlantischen, „prowestlichen“ konformistischen Linie der ARD-aktuell Abbruch täte. Beispiel Tagesschaumeldung, am 19.06.2017 um 20 Uhr: „Der Abschuss eines syrischen Kampfjets durch ein US-Flugzeug belastet die Beziehungen zwischen den USA und Russland. Der russische Vizeaußenminister Rjabkow sprach von einem Akt der Aggression und warf den USA vor, Terroristen zu unterstützen. Das russische Militär werde Flugzeuge der US-geführten Koalition als potenzielle Ziele ins Visier nehmen, hieß es in Moskau. Der syrische Jagdbomber war gestern bei Gefechten um die IS-Hochburg Rakka getroffen worden.“ Die Anwesenheit der US-Luftwaffe (und die der Verbündeten der USA) in Syrien ist an sich bereits ein Bruch des Völkerrechts, denn es gibt kein Mandat des UN-Sicherheitsrats dafür. Diese Erklärung gehört zum rechten Verständnis der Bedeutung des geschilderten Flugzeugabschusses zwingend in diese Nachricht. Der Abschuss selbst ist ein Kriegsverbrechen, denn für diesen Gewaltakt gibt es gem. Kriegsrecht keine gültige Grundlage. Das hätte ebenfalls erklärt werden müssen, ebenso, wie darauf hinzuweisen gewesen wäre, dass die russische Einschätzung „aggressiver Akt“ international rechtskonform ist; stattdessen wird die russische Reaktion jedoch – explizit im o.g. Artikel auf tagesschau.de – als Drohung hingestellt, obwohl sie nichts anderes als die rechtlich einwandfreie Bereitschaft darstellt, die syrische Souveränität zu schützen. Es hätte darauf hingewiesen werden müssen, dass die US-amerikanische bedenkenlose Schießwut vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gehörte, was auch im aktuellen Fall unter anderem deshalb nicht erfolgt, weil sich die USA der Rechtsprechung des IStGH entziehen. Auch dies Detail wäre für eine qualifizierte Urteilsbildung der Zuschauer wichtig gewesen. Es ist die Fortsetzung der bisher bekannten Linie, dass ARD-aktuell stattdessen erneut versucht, geopolitische Kriminalität indirekt als „Kampf gegen den IS“ für erklärlich und vertretbar auszugeben. Hier wird Berichterstattung mit Kriegspropaganda verwechselt, und zwar offenkundig bewusst und gewohnheitsmäßig. Auf diese Weise wird dem in der Politik längst alltäglichen Rechtsnihilismus auch im Verständnis des TV-Publikums Vorschub geleistet. Mit den Programmrichtlinien ist der o. g. Beitrag ebenso unvereinbar wie mit den Grundsätzen für die Zusammenarbeit im ARD-Gemeinschaftsprogramm "Erstes Deutsches Fernsehen": §5 Programmauftrag (1) Der NDR hat den Rundfunkteilnehmern und Rundfunkteilnehmerinnen einen objektiven und umfassenden Überblick über das internationale [...] Geschehen [...] zu geben. §8 Programmgestaltung Ziel aller Informationssendungen ist es, sachlich und umfassend zu unterrichten und damit zur selbständigen Urteilsbildung der Burger und Bürgerinnen beizutragen. Berichterstattung und Informationssendungen [...] müssen unabhängig und sachlich sein [...] Alle Beitrage haben den Grundsätzen journalistischer Sorgfalt und Fairness [...] zu entsprechen. ARD-Grundsätze (3) Anforderungen insbesondere an Informationssendungen und -angebote Die ARD hat bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung [...] zu berücksichtigen. [...] In Berichten und in Beitragen, in denen sowohl berichtet als auch gewertet wird, dürfen keine Tatbestande unterdrückt werden, die zur Urteilsbildung nötig sind. [...] Der hier diskutierte Auszug aus der ARD-aktuell-Berichterstattung – die oft fast wortgleich mit allen anderen Mainstreammedien ist – belegt, was der österreichische Russlandexperte Hannes Hofbauer in seinem Buch "Feindbild Russland" (2017) treffend im Kapitel "Medienmeute losgelassen" beschreibt. Er zitiert u.a. die Kommunikationswissenschaftlerin Sabine Schiffer: "Wie man einen Feind bastelt, bekommen wir derzeit lehrbuchmäßig vorgeführt. [...] Im alltäglichen Gebrauch der Medien fällt gar nicht mehr auf, wie das scheinbar zufällige Setzen negativ konnotierter Adjektive oder Wortzusammensetzungen die Wahrnehmung von gut und Böse beeinflussen [...] Zum Repertoire jeder Feindbildproduktion gehört dann auch noch das Hinzudichten kleiner und größerer Lügen, das "Messen mit zweierlei Maß", die "Dämonisierung und Dehumanisierung des ausgemachten Gegners. [...]“ Insbesondere für die neuen Mitglieder in Ihren Reihen dürften Hinweise erhellend sein, an welches Netzwerk im internationalen Informationswesen zu denken ist und wie man es sich vorzustellen hat, wenn hier von „transatlantischer Schlagseite der ARD-aktuell“ die Rede ist; hilfreich sind dabei die Arbeiten der Schweizer Studiengruppe „Swiss Propaganda“. Untige Links führen zu deren entsprechender Grafik für Deutschland sowie zu den jüngsten Studienergebnissen https://swisspropaganda.wordpress.com/netzwerk-medien-deutschland/ https://swisspropaganda.wordpress.com Ebenfalls von besonderem Interesse dürfte für Sie ein Vortrag sein, den der vormalige Justiziar des NDR, Dr. Werner Hahn, jüngst auf einem mdr-Podium hielt: http://www.mdr.de/medien360g/video-103576.html Wir empfehlen Ihrer besonderen Aufmerksamkeit seine Anmerkungen über das Ungleichsheitsverhältnis zwischen dem Rundfunkrat und dem Management eines öffentlich-rechtlichen Senders (beginnend bei ca. 28’) und dem Anstaltsumgang mit öffentlicher Kritik. Mit freundlichen Grüßen Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, ist Journalist. Er startete bei Tageszeitungen in Süddeutschland und landete schließlich beim NDR in Hamburg. 1975-84 war er Redakteur der Tagesschau, bis 1995 in der N3-Hauptabteilung Kultur. Von 1996 an Lehr-und Forschungsauftrag an der Fu Jen Catholic University, Taipeh.
Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, ist Jurist. Von 1975 bis 2008 war er festangestellt beim NDR. Er war Gesamtpersonalrats- und ver.di-Vorsitzender sowie zeitweise Arbeitnehmer-Vertreter im NDR-Rundfunk- und Verwaltungsrat.
(Quelle)
Hier ist das von Bräutigam & Klinkhammer in der Programmbeschwerde angesprochene Video:
Wem gehört der Rundfunk?
Dr. Werner Hahn: Nichts ist so einfach, wie diese Frage zu beantworten
Der ehemalige Justitiar des NDR spricht von der Gemeinwohlorientierung als Ziel des öffentlich-rechtlichen Rundfunk und über die Grundlagen der gesellschaftlichen Teilhabe.
Do 04.05.2017 42:46 min
Anonymous sagte:
Jetabschuß? Welcher Jetabschuß? Ach den https://heise.de/-3746838 das war „Kollektive Selbstverteidigung“. Und die Iraner haben Rache-Raketen und die Drecks-Nordkoreaner haben tatsächlich den Dünnbier, Warmbier, Sauerbier – also einen von Guten umgebracht da müssen wir ganz intensiv drüber berichten. Jetabschuß – ja da war mal was – siehe oben …
Cassandro sagte:
Ja dann wäre da noch der Videobeitrag des Herrn Dr. Hahn – Justiziar ehem. des NDR – also der bevorzugte Nistplatz der Gniffke-Brut. Wem gehört der Rundfunk? Diese Frage beantwortet er schnell: uns. Stimmt das tatsächlich? Der Gesichtsausdruck der Dame in der ersten Reihe dazu – genau von 03:15 – 3:35 – sagt wohl etwas ganz anderes.Und diese Dame im Fokus der Kamera kann von Haarfarbe, Gesicht und Alter ja nur jene sein, die auf Wiki als mdr-Intendantin firmieren darf. Das laue Lüftchen eines wie auch immer gearteten Lächelns, dass über ihre Wangen huscht, wird nur unterbrochen vom steten Kampf ihrer Hand mit dem Kugelschreiber. Was das schon wieder bedeuten mag? Immerhin hat die Gute nicht nur den schreibbereiten Kuli in der Hand, nein, da liegt auch ein blanker Schreibblock auf ihrem Knie. Die wird doch wohl nicht erwartet haben, dass sie noch etwas lernen, etwas erfahren kann, was sie als Intendantin nicht schon weiß. Alternativ könnte er für strittige Zitate zur Niederschrift vorgesehen sein. Nur wozu, der Mann ist längst im Ruhestand und seine Pension zu streichen, bei einem Justitiar, das dürfte schwierig werden. Aber nochmal: ihr Lächeln, auch nicht viel anders die fünf Sekunden von 5:55 an, für mich entlarvend. Die Dame denkt sich ihren Teil! Fast scheint es, als würde sie am liebsten laut hinausprusten.
Ansonsten der Vortrag, nun, für mich als ein Berufsleben lang mit Vorträgen Gelangweilter etwas nebulös das Ganze. Was ich aber sehr wohl verstanden habe, der ÖR – der öffentliche Rundfunk – eine einzige Blase – neudeutsch: bubble. Die Shareholder atomisiert und somit de facto nicht existent, shareholder-value an repräsentative Dunkelmänner delegiert. Ein einziges in sich geschlossenes, gut rechtlich abgeschottetes Konstrukt, eine Art Kokosnuss, deren Schale unzerbrüchlich , undurchdringlich ist und die Milch der frommen Denkungsart inmitten sowohl von der Konsistenz als auch vom Verbrauch nur den bereits genannten Dunkel- und deren HintermännerInnen zustehend.
hank sagte:
Klinkhammer und Bräutigam sind einfach top. Natürlich wird es wie immer keine Reaktion geben, vielleicht höchstens ne maschinelle Standardantwort.
Dok sagte:
Es gibt in der Regel schon Reaktionen. Die ÖR müssen auch reagieren. Allerdings bügeln sie quasi alle Beschwerden ab und ändern nichts an ihrer politisch-propagandistischen Linie. Das bedeutet aber nicht, dass die Beschwerden „sinnlos“ oder ohne Konsequenzen wären, denn sie dienen ja auch hier der Aufklärung.
Nachlesen kannst du die Reaktionen übrigens immer bei der Publikumskonferenz:
https://publikumskonferenz.de/forum/viewforum.php?f=44
Anonymous sagte:
Besonders gerne zitieren Gniffke und Co in ihren
AntwortenRechtfertigungen andere Mainstreammedien wie z.B. den „Spiegel“, nach dem Motto: Wenn die das auch so berichtet haben, dann muss es ja stimmen.tobibo sagte:
Weil ich das nicht als Programmbeschwerde formuliere aber dennoch mich mindestens jede Woche an ARD/ZDF oder einen von beiden Sendern wende,bekomme ich auch nicht immer Antwort. Ab und an aber schon.
Es kommt immer eines heraus: Der Sender hat Recht und ich habe Unrecht oder sie verteidigen solche Typen wie Schwenck oder Gack oder jetzt die „Sportreporter“ vehement. Einen einzigen Anflug von einem noch so kleinen Veränderungswillen habe ich jedenfalls noch nicht erkannt.
hank sagte:
Klar, Dok, sehe ich ganz genauso wie du.
Cassandro sagte:
Das Buch zu Waldorf&Stadler …äh…. Klinkhammer&Bräutigam gibt es ja schon, ein absolutes Muss für alle Gniffke-Opfer. Jetzt fehlt eigentlich nur noch das Wörterbuch dazu, Titelvorschlag: ‚Was will uns Dr. Gniffke damit sagen!‘ Klar, die gebräuchlichsten Ausdrücke kennen wir alle, das ‚Regime‘, der/die ‚Machthaber‘ (keinesfalls Machthaberinnen), ‚unstrittig‘ alternativ ’nicht unumstritten‘, ’so heißt es‘. Nur um das zu nennen, was hier ohne aufzutragen Platz findet. Der Trend geht – auch in diesem Falle – zum Zweitbuch. Und aus der Nennungshäufigkeit der einzelnen Begriffe dürften wir dann das Einkommen des Fälscherfähnleins hochrechnen können.
Cassandro sagte:
Das Ende besonders empfehlenswert: Gonzo zum Ersatz-Gniffke „Kann ich ihnen raus helfen?“ „Ja bitte tue das!“ Gonzo daraufhin „Wo sind sie denn rein gekommen!“
Letzteres frage ich mich bei Gniffke schon lange!
Anonymous sagte:
„Wie die Washington Post unter Berufung auf nicht namentlich genannte Geheimdienstquellen meldete, soll es gestern bei XY einen XY-Vorfall gegeben haben. In dem Gebiet haben die Truppen des Machthabers XY die Kontrolle. Die USA und ihre Verbündeten bekämpfen dort die Terrorgruppe XY. Russland unterstützt hingegen das Regime von XY. Die US-Botschftaerin bei den Vereinten Nationen zeigte sich empört – die freien und demokratischen Völker würden sich das nicht gefallen lassen. Moskau dementiert den Vorfall. Im Land hatte es bereits mehrere ähnliche Vorfälle gegeben, die dem Regime des Machthabers angelastet werden. Bundeskanzlerim Angela Merkel rief zur Besonnenheit auf. Es sei aber klar, dass notfalls weitere Sanktionen gegen Russland beschlossen würden, falls Moskau nicht zur Zusammenarbeit bereit sei.
Moskau: Der Kremlkritiker XY werde auch nach seiner Haft die Opposition gegen Präsident Putin anführen. Das sagte er heute dem Nachrichtensender CNN. Er könne dabei auch auf seine amerikanischen Freunde zählen. Das Verhältnis zwischen den USA und Russland ist derzeit wegen russischer Einmischungen in den US-Wahlkampf belastet.
Berlin: Der Bundestag beschloss heute mit den Stimmen der Opposition die Erhöung des Wehretats und ein Gesetz zur Überwachung privater Computer. Die Bundesregierung begrüßte das, es sei in Terrorzeiten alternativlos, die Bürger vor russischer Einmischung zu schützen. Innenminister DeMaiziere sagte im ARD-Morgenmagazin, dass nur CDU/CSU nach der Bundestagswahl für Sicherheit und Freiheit der deutschen Bürger sorgen könne. Die Zahl der Gefährder mit islamistischen Motiven sei dramatisch gestiegen, darauf müsse man reagieren. Die Union stehe für den Schutz der Bürger. Die größte Leistung der Kanzlerin in dieser Wahlperiode sei gewesen, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen. In der nächsten werde sie das Thema Sicherheit in den Vordergrund stellen. Das eine sei ohne das andere nicht denkbar. Das ganze Interview mit dem Innenminister können Sie heute Abend im ARD-Brennpunkt sehen und jederzeit bei tagesschau.de.“
ars77 sagte:
Sanktionen? Die tuen Russen gut, das russisches Volk hätte gern noch mehr Sanktionen! Eigene Landwirtschaft und andere Zweige stellen sich wiederher, keiner macht Dämping usw. Nur westlich orientierte russische Elite leidet unter Sanktionen, aber das wird eigentlich vom Volk in Rußland auch begrüßt.