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Ein Brief von Anja Böttcher an die VertreterInnen der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin, den die Publikumskonferenz gestern veröffentlichte und dem sich die Propagandaschau inhaltlich vollumfänglich anschließt:
Sehr geehrte Vertreterinnen & Vertreter der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin,
seit Beginn der Ukraine-Krise haben die deutschen Leser von führenden Printorganen und die Zuschauer/Hörer der audiovisuellen Medien, darunter vor allem des zwangsweise von der gesamten Bevölkerung finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks & – Fernsehens, in einem bislang ungekannten Maße gegen die offensichtlich russophobe Ausrichtung ihres öffentlichen Diskurses heftig & nachhaltig protestiert. Zu einsichtig war es, dass die mediale Darstellung Ihres Landes & unseres großen Nachbarlandes von Beginn an darauf ausgerichtet war, in der Bevölkerung eine feindselige und aggressive Einstellung gegenüber Russland zu verbreiten und tief zu verankern.
Dies ist bislang nicht gelungen; stattdessen hat die Befremdung der Bevölkerung gegenüber ihrer medialen & politischen Repräsentation in einem Maße zugenommen, das den Zusammenhalt der deutschen Gesellschaft auf Dauer ernsthaft gefährden könnte.
Martin sagte:
Ich wünsche der Propagandaschau alles gute zum Geburtstag, ein langes digitales Leben und vor allem den wunderbaren Menschen dahinter weiterhin viel Ausdauer, Energie und Mut.
Ich hege Respekt und Bewunderung für das was Sie hier machen.
Martin
leo sagte:
Zu Ukraine Konflikt hat gestern WDR Chefredakteur Jörg Schönenborn folgendes gesagt:
„Ich habe Druck erlebt in vergangenen Jahr bei Ukraine Berichterstattung, da habe ich wirklich erlebt wie organisierte und Interessen geleitete Gruppen Druck auf unsere Berichterstattung machen.“
http://www.ardmediathek.de/tv/Hart-aber-fair/Der-Gender-Streit-Was-darf-zu-Mann-und-/Das-Erste/Video?documentId=30455534&bcastId=561146
8:30 Minute
Es wäre schön zu erfahren wer diese Gruppen waren, und wie genau der Druck aussah. Aber das es so lief, habe ich schon geahnt.
Rene A sagte:
Erstens, ist Anja Böttchers offener Brief viel zu langatmig. Botschaftsmitarbeiter haben dafür vermutlich nicht die Zeit.
Zweitens, wird ihr eigentliches Anliegen – „warum schreibt sie diesen Brief“ bzw. „was will sie der russischen Botschaft eigentlich sagen“ – nicht klar genug formuliert (und erst nach endlosem Wortschwall, siehe erstens).
Drittens, ist Anja Böttchers Kernaussage
„stattdessen hat die Befremdung der Bevölkerung gegenüber ihrer medialen & politischen Repräsentation“
„wird es höchste Zeit, dass die Anhänger der Eskalationspolitik einsehen, dass sie den Kampf um die „hearts and minds“ der Bevölkerung schon lange verloren haben“
leider falsch. Die mediale Propaganda wird in Deutschland keinesfalls von einer Mehrheit der Bevölkerung erkannt und abgelehnt. Wohl erkennt eine Mehrheit, dass hier Grund zur Sorge besteht, aber viele sehen noch immer in Russland den Verursacher. Der Anteil von Deutschen, die die mediale Propaganda erkennen, liegt definitiv weit(!) unter 50%. Meiner persönlichen Erfahrung mit Familie, Freunden, Kumpfels und Kollegen nach zu urteilen würde ich den Anteil von volljährigen Deutschen, die die Propaganda erkennen, auf ca. 5-10% schätzen.
Für diese 5-10% spricht Anja Böttcher. Aber damit überschätzt sie ihr eigenes Meinungsgewicht maßlos, wenn sie sich selbst so als „die Mehrheit repräsentierend“ aufführt. Und diskreditiert sie sich gleichzeitig aus Sicht ihrer Adressaten. Was soll die russische Botschaft von jemandem halten, der zwar einerseits die Zusammenhänge erkennen kann, andererseits aber sein eigenes Gewicht vollkommen falsch einschätzt.
5-10% … und nicht 50% … der Deutschen erkennen die Propaganda. Der Rest sind schweigende Lämmer. Dieses Zahlenverhältnis sollten wir immer im Hinterkopf behalten, um nicht größenwahnsinnig zu werden.
Spitz passt auf! sagte:
Die Familie kann man sich nicht aussuchen, aber die Freunde und Kumpels.
Nach einer repräsentativen Umfrage des Medienmagazins ZAPP misstrauen 63 Prozent der deutschen Bevölkerung die Berichte über Russland und der Ukraine. ZAPP hat außerdem berichtet, dass die Redakteure knietief in erbosten Leserbriefen stehen, wenn wieder über die Ukraine gelogen wurde. Die Leute sind so sauer, dass sie massenweise echte Briefe, also keine Emails, schicken und Emails selbstverständlich auch.
Aber ZAPP ist trotzdem eine antirussische Dreckschleuder. Bei ZAPP zappe ich deshalb weg.
Rene A sagte:
„Misstrauen“ bedeutet noch lange nicht, die Propaganda als solche zu durchsjchauen
jauhuchanam राम अवत कृष्ण יוחנן אליהו sagte:
Deine 5-10%-Schätzung: weit an der Realität vorbei. Wären auch nur 3% der Menschen von der Propaganda befreit in ihrem Denken, hätten wir innerhalb der nächsten fünf Jahre hier eine demokratische Gesellschaft.
Jörg sagte:
Äh, welche Art von Nachbarschaft hat Deutschland denn mit Rußland?
jauhuchanam राम अवत कृष्ण יוחנן אליהו sagte:
Oha! Noch nie etwas von Ostpreußen gehört?, das von Russland solange verwaltet wird, bis es in Deutschland eine mit Vernunft begabte Regierung gibt, welche die Demokratie pflegt und hütet.
Wurzelzwerg sagte:
Der Offene Brief verdient in seiner inhaltlichen Prämisse absolut Unterstützung.
Wir leben in einer ernsten Zeit, auch wenn das zu vielen Deutschen noch nicht klargeworden ist. Die NATO hält an der russischen Grenze Manöver mit Atombomben-Attrappen ab, aus den USA kommt ein sich ständig steigernder Geifer, die Friedensbewegung ist noch nicht aus ihrem ohnmachtsähnlichen Schlaf erwacht, und wir sitzen wie das Kaninchen vor der Schlange. Da kommt der Offene Brief gerade recht, er verdient in seiner inhaltlichen Prämisse absolut Unterstützung. Ich nehme an, er wurde auch als Reaktion auf die Koenenschen Sudeleien in „Das Parlament“ geschrieben, offensichtlich mit der Versicherung an Russland, dass nicht alle Deutschen so denken, wie in diesem Pamphlet zum Ausdruck gebracht wurde. Eine gutgemeinte Initiative von Anja Böttcher, der man allerdings ein wenig den Staub des kalten Kriegs von der Stirn wischen müsste, zumindest was das Vokabular angeht, zum Beispiel Eiserner Vorhang etc. Zum Blödsinn mit dem &, was wohl Jugendlichkeit der Schreiberin ausdrücken soll, haben sich ja schon mehrere hier geäußert. Der Brief erscheint mir etwas zu lang, zuwenig komprimiert die Gedanken, ein Wortschwall, der vermeidbar gewesen wäre. Aber er ist der guten Sache des Friedens dienlich, was mich die paar Peinlichkeiten übersehen lässt.
Hase sagte:
Das gewisse Kreise nun überall „Querfront“ sehen liegt daran, dass sich Teile des Neoliberal-transatlantischen Bürgertums immer weiter radikalisieren. Von einem extremen Standpunkt aus erscheint dann alles, was davon abweicht näher beieinander als es objektiv der Fall ist.
Glaube auch gar nicht dass das nur rhetorisches Diffamieren ist. Teile der medialen Öffentlichkeit werden wahrhaftig daran glauben. In diesem Fall geht die Radikalisierung einher mit einem agressiven Realitätsverlust.
Rene A sagte:
Sehr gute Erklärung für das Querfront-Phänomen. Klingt jedenfalls deutlich plausibler, als die Hypothese, damit sollten Kritiker flächendeckend stigmatisiert werden. Letzteres erfordert nämlich die Annahme, dass die Querfront-Beschuldiger intelligent genug sind, zu begreifen was sie tun. Davon bin ich nicht (bei allen) überzeugt. Viele der Politiker und Journalisten sind vermutlich dumm genug, an den Schwachsinn zu glauben, den sie von sich geben. Und für diese Leute liefern Sie die wahrscheinlichste Erklärung: Die haben sich so weit in die neoliberal-konservativ-transatlantische Ecke radikalisiert, dass von dort weit draußen aus gesehen das gesamte restliche politische Spektrum nicht mehr unterschieden werden kann.
Hase sagte:
Liebe Grüße Alphabetta!
Ich vermisse die klugen Kommentare im Freitag.
alfa-russia sagte:
Und ich vermisse euch @ alfa russia aka anja boettcher
Anja Böttcher sagte:
Danke. Darüber, warum die FC zu so weiten Teilen gelichtet wurde, hat die Propagandaschau ja auch ausgiebig berichtet.
brain freeze sagte:
Inhalt sehr gut. Ein wenig umständlich formuliert; die armen Übersetzer … Aber die Botschaft zählt: Das deutsche Volk lehnt mehrheitlich die russlandfeindliche Medienpolitik der BRD-Eliten ab – NOCH IMMER, trotz langanhaltender, aggressiver Nato-Propaganda und Meinungsmache.
Anonymous sagte:
Danke an Anja Böttcher für diesen hervorragenden Brief!
ML sagte:
Das gibt verbales Aua. Es ist eine Sache, einen Zweifel intern zu äußern und eine andere, diesen einem internationalen Partner zu präsentieren. Wenn das Teil ernst genommen wird, ist die Bundesregierung nahezu gezwungen zu dementieren, was alles noch schlimmer machen könnte.
K. sagte:
Das würde ja voraussetzen, dass die Bimbesregierung ernst genommen werden würde.
Tust Du das denn noch? :-D
federleichtes sagte:
Vermutlich wird der russische Blick auf Deutschland nicht geblendet von Stimmen, die gegen den Frieden, die gegen die Solidarität und gegen eine vernünftige Kooperation von Völkern und, vor allem, mit Nachbarn sprechen. Stimmen, die aus gepanzerten Limousinen ertönen und zu Menschen gehören, die zu feige sind, ihre Kriege persönlich auszutragen.
Im Gegensatz zu politischen Stimmen aus einem besetzten und ökonomisch erpressten Deutschland, sprechen Stimmen der nicht erpressbaren und nicht manipulierten Menschen in Deutschland eine andere Sprache. Nicht aus Angst vor den Russen, und auch nicht aus Angst vor den Folgen, sich gegen eine Bündnispolitik zu stellen, die Deutschland, die den Menschen in Deutschland lebenden Menschen aufgezwungen wurde.
Vor ein paar Wochen kam mir die Idee, nach Moskau zu reisen und mit Herrn Putin zu sprechen. Als überzeugtes Mitglied der Packkaste, beschimpft als Lügner und der Pfaffenschaft verdächtigt, meinte ich eine wenn auch kleine Portion Gemeinsamkeit mit ihm entdeckt zu haben.
(Als ich 1997 die KGB-Villa in Potsdam betrat, war er nicht mehr da – Glück gehabt, da wäre ich ganz sicher kein guter Gesprächspartner für ihn gewesen.)
Den russischen Präsidenten zu begrüßen, die russische Politik des Friedens zu unterstützen und den – sicher nicht auf Rosen gebetteten – russischen Völkern Freundlichkeit von Mensch zu Mensch zu versichern, kann sich nicht verstehen als Kontrapunkt zu einem Geist des Größenwahns. Der offene Geist der Freundschaft ist ja etwas völlig anderes, als ein von Hass verknechteter Geist.
Schauen wir mal.
Dank an Anja Böttcher und Dank an die Propagandaschau für ihre Unterschrift – ich unterschreibe auch.
Die Bilder waren eigentlich für den Geburtstag gedacht, hier passen sie auch.
http://federleicht-in-bochum.de/projekt-null-zeit/galerie-null-zeit/propagandaschau/16-zwei-jahre-ps/index.html
Wolfgang Jensen
Vereinsamte Staaten sagte:
Der Brief ist viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeel zu laaaaaaaaaaaang!
Es ist die Version für Buchwürmer und Marx-Engels-StudentInnen im 131. Semester.
)
Ginge das auch kurz und bündig?
invernale sagte:
Und bitte bitte mit „und“ statt „&“, oder ist das ein Markenzeichen?
nanuk sagte:
Hallo Dok es ist schön zu wissen dass es sie gibt
Jens E sagte:
Ich hoffe der Text ist in dieser Form in Russisch übersetzbar ?! Ich möchte das der einfache Russe genau versteht, was wir zb. in diesem Brief sagen und ausdrücken möchten.
Lulu sagte:
Der versteht das schon. Ist schließlich dort zur Schule gegangen. Da gilt die IQ-Grenze 90 nicht.
Gut, daß auch hier auf diesen Brief hingewiesen wird.
Severa Snape sagte:
Unsere kluge Gasttochter liest das im Original, versteht es und transportiert das dann in ihrer Muttersprache weiter.
Platonist sagte:
Nun geht es wieder los.
Die Transatlantiker entfachen den nächsten Schritt zur Maidanisierung Europas :
http://www.welt.de/politik/ausland/article146101197/Rebellion-in-Moldau-Bring-die-Milliarde-zurueck.html#disqus_thread
Wiener Zeitung: USA wollen auch den Balkan von Russland-Freunden „säubern“
http://de.sputniknews.com/politik/20150521/302432444.html#ixzz3ktJ8FJZx
Auch hinter dem KriegsChaos und Elend im Nahen Osten steht ein globaler US-Plan.“Greater Middle East“.
Schon unter G.W. Bush 2005 wurde dieses Programm forciert:
http://www.heise.de/tp/artikel/19/19379/1.html
James sagte:
Abgesehen vom hust unkonventionellen Firmennamen-Stil bei der Und-Schreibung trage ich den offenen Brief der Frau Böttcher voll und ganz mit!
Danke an DOK für die Wiederveröffentlichung — und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag an die Propagandaschau. Wir werden sie wohl noch viele Jahre brauchen, denn nichts ist hartnäckiger, hinterlistiger und gefährlicher als ein wankender Zyklop, der zu seinem Ende hin am liebsten den ganzen Planeten mit ins Verderben reißen würde.