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schweizer_radio_und_fernsehen_logo-svgNun durfte also auch das Schweizer Staatsfernsehen SRF den syrischen Präsidenten Assad befragen und der „Höhepunkt“ des 20 Minuten dauernden Gesprächs war ein denkwürdiger Augenblick der Mediengeschichte, als sich Interviewer Sandro Brotz zum Hanswurst einer „humanitären“ Propaganda machte, die das Gemetzel in Syrien überhaupt erst möglich macht.

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„You know this picture?“ – SRF-„Shownalist“ Sandro Brotz fragt den syrischen Präsidenten, ob er das Foto des kleinen Omran kenne.
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Wer genau hinhört wird bemerken, dass das Interview an dieser Stelle von der Redaktion falsch übersetzt wurde. Und zwar nicht zufällig sondern vorsätzlich. Brotz fragt den syrischen Präsidenten auf Englisch allen Ernstes, ob er das Bild kenne. „You know this picture?“ (8:51 Min.) Ein Foto, das von westlich finanzierten und instruierten Terroristen produziert und tausendfach auf den Frontseiten westlicher Kriegspropaganda verbreitet wurde.

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Offenbar hat man später in der Redaktion bemerkt, dass die Frage, ob Assad das Bild kenne, nicht nur selten dämlich ist, sondern vor allem eine rotzfreche Unverschämheit, da sie unterstellt, Assad wüsste womöglich nicht, was in seinem eigenen Land vorgeht. Aus der korrekten Übersetzung: „Kennen Sie dieses Bild?“ hat man also nachträglich die Feststellung: „Ich denke, dass Sie dieses Bild kennen.“ gemacht. Der Fall verdeutlicht, mit welcher Frechheit auch der SRF Interviews verfälscht. Glaube niemand, auch nur irgendein Mainstreammedium hätte auf diese Manipulation hingewiesen!

Bei weitem schlimmer aber ist einmal mehr die Tatsache, dass sich erneut ein vermeintlicher westlicher „Journalist“ zum Ankläger in Sachen Humanität macht. Was wir hier in der Fratze des Sandro Brotz sehen, ist die Inkarnation der Heuchelei. Brotz steht exemplarisch für die Verdummung und Kriegspropaganda, die den Krieg in Syrien überhaupt erst möglich gemacht hat, weil die Strategen in Washington, London, Paris und Berlin, die diesen „Regime-Change“ lange planten und dann mit ihren arabischen, türkischen und israelischen Verbündeten umsetzten, genau wussten, dass man Syrien nicht einfach zerschlagen kann ohne die Heimatfront nachhaltig in die Irre zu führen.

Wer sich nicht von dieser Propaganda für dumm verkaufen lässt, der weiß längst aus anderen Interviews, dass Assad nicht nur ein kluger und besonnener Politiker ist, sondern auch, dass die Mehrheit der Syrer ihn nach wie vor unterstützt. Deshalb verwundert es nicht, dass Assad die schmierige und verlogene Anklage des SRF-Agitators problemlos kontern kann.

Assad: „Zunächst möchte ich Ihnen etwas sagen, weil ich will, dass Sie nach dem Interview mit mir im Internet dasselbe Bild desselben Kindes anschauen, mit seiner Schwester. Beide wurden gerettet von den «White Helmets», wie Sie sie im Westen nennen. Damit wollte al-Nusra in Aleppo ihr Image aufpolieren. Sie wurden zweimal gerettet, jeder in einem anderen Vorfall, und nur als Teil der Propaganda dieser «White Helmets». Keine dieser Vorfälle war echt. Man kann es manipulieren und es ist manipuliert. Ich werde Ihnen diese zwei Bilder schicken, und sie sind im Internet, nur damit Sie sehen, dass dies ein gefälschtes Bild ist, kein echtes. Wir haben echte Bilder von Kindern, die verletzt werden, aber dieses spezifische Bild ist gefälscht.“ (Transkript des SRF; PDF)

Wer den alles andere als komplizierten Zusammenhang von Propaganda und Krieg zu Ende denken kann, dem wird klar, dass Brotz selbst – als Teil der westlichen Propaganda – mehr Blut an den Händen hat, als Baschar al-Assad, der letztlich nichts anderes macht, als die Mehrheit der Syrer mit Gewalt vor jener Gewalt zu schützen, die westliche und arabische Staaten in sein Land getragen haben.

Assad hat diesbezüglich kaum eine Wahl und er handelt, wie jeder westliche Politiker handeln würde, wenn Militante ganze Stadtteile und Regierungsgebäude besetzen und zerstören würden. Er hat sicherlich Fehler gemacht, die er auch eingesteht. Im Krieg sterben immer Unschuldige, aber Hauptverantwortlich sind ganz unzweifelhaft jene, die diesen Krieg aus geopolitischen Interessen begonnen haben und aus dem Ausland bezahlte, bewaffnete und oftmals eingeschleuste Terroristen benutzen, um ihre Ziele durchzusetzen.

Brotz und die anderen westlichen Mainstreammedien waren und sind die Vorhut und Hauptverantwortliche des Gemetzels. Anders als Assad hätten sie durchaus anders reagieren können. Sie hätten von Beginn an die Gewalt beider Seiten verurteilen und mit wahrheitsgemäßer Berichterstattung Druck auf westliche Politiker ausüben können, etwa indem sie die menschenverachtenden Pläne zur Zerschlagung Syriens öffentlich gemacht hätten.

Stattdessen sehen wir eine eingebettete Kriegspropaganda, die den Konflikt seit über 5 Jahren im Auftrag der westlichen Brandstifter befeuert, Terrorismus als legitimen „Widerstand“ verharmlost oder heroisiert und das Leid von Kindern benutzt, um die eigenen Kriegsziele – zu verhindern, dass Ost-Aleppo von Terroristen befreit wird – voranzutreiben. Wenn Brotz das von der Nusra-Front, von al-Kaida in Syrien, inszenierte Foto in die Kamera hält, um den syrischen Präsidenten anzuklagen, dann ist damit ein neuer Höhepunkt medialer Verkommenheit und Realitätsverdrehung erreicht, der nicht so schnell zu überbieten sein wird.