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ARD, Demokratie, Desinformation, Gekaufte Journalisten, Mediendiskurs, Neoliberalismus, Propaganda, Staatsmedien, Verzerren, ZDF
ARD & Co. – Wie Medien manipulieren
Wir werden hier in loser Folge kurze prägnante Ausschnitte aus dem Buch „ARD & Co. Wie Medien manipulieren“ präsentieren, die zum einen Appetit auf mehr machen und zum anderen dem besseren Verständnis der Methoden und Machenschaften der Staats- und Konzernmedien dienen sollen. Ein Kauf des Buches wird nachdrücklich empfohlen. Nicht nur zum Selberlesen, sondern auch, um es an Freunde und Verwandte auszuleihen oder zu verschenken. Bald ist Weihnachten und was gibt es Wertvolleres zu verschenken, als kluge und wahrhaftige Erkenntnisse?
Heute soll Eckart Spoo zu Wort kommen, der sich detailliert und faktenreich mit der Meinungsmache durch „Wording“ auseinandergesetzt hat. Politische Manipulationen durch Wording können wir tagtäglich in den Medien beobachten. Begriffe werden okkupiert, als Knüppel benutzt oder tabuisiert, wenn sie unbequeme Inhalte transportieren.
Es beginnt aber viel subtiler. Man muss nur einmal darauf achten, wie oft in den deutschen Medien davon die Rede ist, dass US-Präsident Obama „besorgt“ sei! Man wird sich schwer tun, in der deutschen Propaganda einen „besorgten“ Putin, Assad, Rohani oder Orban zu finden.
Eckart Spoo:
Wording
Anmerkungen zum Sprachgebrauch
Es kommt auf das richtige Wort an. Richtiger gesagt: auf das falsche.
Das richtig falsche. So funktioniert Propaganda: verwirrend. Propaganda muss ihre Adressaten verwirren, das ist ihr Auftrag. Sie muss das Offensichtliche vernebeln und uns zu blindem Glauben und Gehorsam erziehen – zu dem Glauben, das Unwahre sei wahr, das Richtige falsch, das Gute böse, das Böse gut.
In der Propaganda, der wir viel öfter ausgesetzt sind, als wir ahnen, nämlich fast immer, allemal in Kriegszeiten, sind Aufklärung und Propaganda ein Begriffspaar, ähnlich wie Freiheitskämpfer und Terroristen. Die Guten, nämlich die Unsrigen, warnen, die Bösen, das heißt die Feinde, drohen. Gemeint ist ein und dasselbe Verhalten: Man verknüpft Forderungen an die Gegenseite mit der Ankündigung, ihr empfindlich zu schaden, falls sie nicht nachgibt. Auch Sanktionen werden als Warnungen ausgegeben, die bis zur Hungerblockade reichen dürfen – vorausgesetzt, dass wir Guten sie verhängen.
In früheren Zeiten, als noch NATO und Warschauer Pakt einander gegenüberstanden, war es in der westlichen Propagandasprache immer die NATO, die warnte, der Warschauer Pakt, der drohte. Je nachdem, ob nach Darstellung der von uns konsumierten Medien jemand warnt oder droht, wissen wir, was wir von ihm zu halten haben, denn Warnen, das wissen wir, ist ein freundliches, Drohen hingegen ein feindliches Verhalten. So inszeniert die Propaganda das Welttheater und macht uns zu vermeintlich Wissenden, ohne dass wir einen Beweis erhalten und ohne dass wir uns dieser Indienstnahme unserer Köpfe bewusst werden, denn die beiden Wörter warnen und drohen sind so unscheinbar, dass sie uns beim Lesen oder Hören gewöhnlich nicht auffallen. Sie wirken unterschwellig.
Freiheitskämpfer sind gut, Terroristen böse. Wer auf unserer Seite kämpft – genau gesagt: auf der Seite unserer Obrigkeit -, ist Freiheitskämpfer. Im Kampf gegen den Terror sind ihm, weil er ein Unsriger ist, auch unerlaubte Mittel erlaubt. Anti-Terror-Methoden werden durch ihren Zweck zu guten Methoden, während die Mittel der Bösen nur böse Mittel sein können.
Weil 1999 die albanisch-islamisch-separatistisehen UCK-Kämpfer im Kosovo gegen die Serben kämpften – also gegen Deutschlands Feinde schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg – und weil sie Jugoslawien zerschlagen wollten, das nach den in Deutschland vorherrschenden Interessen ein unerwünschtes Überbleibsel des von Deutschland verlorenen Zweiten Weltkrieges war, sollten sie uns als Freiheitskämpfer erscheinen. Ihre Überfälle, Brandstiftungen, Morde dienten der angeblich guten Sache. Was die jugoslawischen Sicherheitskräfte dagegen unternahmen, war selbstverständlich Terror.
1m Zweiten Weltkrieg war laut Nazi-Propaganda jeglicher Widerstand gegen die deutsche Besatzung Terror – auf dem Balkan wie in Frankreich, Polen und der Sowjetunion. Später galt den tonangebenden bundesdeutschen Politikern und Publizisten beispielsweise auch die Nationale Befreiungsfront in Vietnam, die für die Befreiung ihres Landes erst von französischer und dann von US-amerikanischer Herrschaft kämpfte, als terroristisch. Nachdem die FLN militärisch gesiegt hatte, wurde sie bald weniger als Feind, sondern als möglicher Handelspartner gesehen und galt nicht mehr als terroristisch. Die Propagandasprache richtet sich eben nach den jeweiligen Interessen und Machtverhältnissen. In diesem Sinne sortiert sie, was gut und was böse ist. Gut ist vor allem die hierzulande herrschende Obrigkeit, der die Propaganda als Mittel der Herrschaftssicherung dient.
Propaganda ist ursprünglich ein kirchlicher Begriff. Gemeint war die Ausbreitung des christlichen Glaubens. Nichtgläubige sollten zu Gläubigen gemacht werden. Unter Aufklärung hingegen – in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes – war und ist die geistige Bewegung zu verstehen, die sich gegen das Gottesgnadentum des Absolutismus richtete und die Menschenrechte einforderte, darunter das Recht der freien Meinungsäußerung, Freiheit von staatlicher Zensur und klerikaler Bevormundung. Eine herrschaftskritische Bewegung.
Joseph Goebbels nannte sich nicht nur ,,Reichsminister für Propaganda“, sondern eignete sich für seine Amtsbezeichnung auch das Wort Aufklärung an: Reichsminister für Aufklärung und Propaganda. Die Herrschenden versuchen immer – mehr oder weniger frech, mehr oder weniger erfolgreich – sich alles anzueignen, was das Volk hervorbringt, auch und gerade die geistigen Waffen, die es gegen die Herrschaft schmiedet; sie wenden sie dann gegen das Volk selber. In der heutigen Propagandasprache ist Propaganda ein böses Mittel der anderen, der Bösen. Die Propaganda, die man selber betreibt, nennt man Aufklärung.
…
Eckart Spoo (* 19. Dezember 1936 in Mönchengladbach) ist ein deutscher Journalist und Publizist.
Spoo besuchte das Stiftisch-Humanistische Gymnasium in Mönchengladbach bis zum Abitur 1956. Von 1962 bis 1997 war er Redakteur der Frankfurter Rundschau (FR), wo er oft gesellschaftskritische Reportagen aus linkssozialistischer Perspektive veröffentlichte. 1972 hatte ihn FR-Herausgeber Karl Gerold entlassen, Spoo klagte erfolgreich auf seine Wiedereinstellung.[1] 1997 schied er aus der Redaktion der FR aus, gründete gemeinsam mit anderen Journalisten die Zeitschrift Ossietzky und wurde deren Herausgeber und verantwortlicher Redakteur.[2] Unter anderem forderte er darin 2006, die Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen zu schließen.[3] Er ist unter anderem Autor in der Tageszeitung Junge Welt.
Von 1970 bis 1986 war Spoo Vorsitzender der Deutschen Journalisten-Union (dju) in der IG Druck und Papier. Im Jahr 2003 hielt er zahlreiche Reden auf Demonstrationen gegen den Irak-Krieg. Von 2006 bis 2009 war er berufenes Mitglied im Stiftungsrat der Bewegungsstiftung. Er ist Vorstandsmitglied der Stiftung Deutsches Holocaust-Museum. Er lebt in Berlin.
ISBN 978-3-9816963-7-0
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Anonymous sagte:
Würde mich freuen, wenn der politische Witz (wieder) an Kraft gewinnt!
Damit erreicht man jeden Menschen.
Zum Beispiel Radio Jerewan/Eriwan:
Gibt es in Deutschland/EU/dem „Westen“ eine Meinungs-/Kommentarzensur in den (nicht nur) digitalen Massenmedien?
– Im Prinzip nein. Es ist uns aber leider nicht möglich, auf diese Frage näher einzugehen.
Hamsterzahn sagte:
Ist meine Befürchtung berechtigt, dass unbescholtene Bürger wie ich, durch die
Einführung der Vorratsdatenspeicherung unter Generalverdacht gestellt werden ?
Im Prinzip nein. Ihre Daten befinden sich zur Zeit noch in der Auswertung.
Anonymous sagte:
Stimmt es, dass die deutschen Massenmedien gleichgeschaltet sind?
Im Prinzip nein. Die deutschen Massenmedien schreiben nur das Gleiche und voneinander ab.
Hamsterzahn sagte:
Stimmt es, dass Thomas Roth ein Werwolf im Schafspelz ist ?
Im Prinzip nein. Es richtet sich bei ihm eher nach dem Gehaltsscheck, als nach der Mondphase.
Spitz passt auf! sagte:
Eckart Spoo ist gut! Ich empfehle deshalb zum gleichen Thema: Eckart Spoo: Aufklärung und Propaganda (Das YT-Video dauert 46 Minuten.)
Spoo: „Angriffskriege werden immer als Verteidigungskriege getarnt.“
Anonymous sagte:
als hintergrund leser der ersten stunde kenne ich die autoren und herausgeber. das buch kann nur gut sein :)
Alfredo Holz sagte:
Pluralismus erlaubt Meinungsvielfalt. Was ist die Begründung für dogmatischen Bildungszwang? Wie elitär ist das denn? Für „Wen“ oder „Was“ halten sich unsere offiziell verordneten Sender mit ihrer staatlich sanktionierten Verfügungsgewalt, wenn das Meinungsbild nicht mehr neutral ist und immer mehr zum Dogmatismus neigt?
Helge sagte:
„drohen“ vs. „warnen“ – der Klassiker
Das diese Art von propagandistischer Unterscheidung schon ins Blut eingegangen ist mag man an folgendem Beispiel verdeutlichen. Beides westliche Systempresse, aber aufgrund ideologischer Unterschiede wird derselbe Sachverhalt anders bewertet …und mit dem „Klassiker“ zum Ausdruck gebracht
SPON (ehemals links – gegen Flüchtlinge = „schlecht“)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/norwegen-will-fluechtlinge-an-russischer-grenze-stoppen-a-1061847.html
NZZ (konservativ – Schutz der Grenzen = „notwendig“)
http://www.nzz.ch/newsticker/strenge-asylregeln-auf-facebook-gestellt-norwegen-warnt-fluechtlinge-vor-falschen-hoffnungen-1.18643656
desperat sagte:
… am 31.10 gekauft – bin nicht durch, aber soviel: Karin Leukefeld – sehr empfehlenswert – über den Krieg in Syrien; Susann Witt-Stahl über die Antisemitismus-Keule gegen die Linke; Sabine Schiffer über Medien in Dtschland und wem sie gehören … wirklich lohnende Lektüre: Möge sie viele Leser_innen finden !
Hans mein Igel sagte:
Pervide bei diesem Wording ist ja auch, dass Obama und Co. tatsächlich besorgt sind, nämlich beim Lügen, Betrügen und Morden erwischt zu werden. Das macht dieser Kamarilla sogar ernsthafte Sorgen.
Um dieses eben zu vermeiden, wird stets und ständig ein ganzes Arsenal an Sündenböcken auf Vorrat angelegt und bei Bedarf hingehängt.
Durch diese Methodik wird schön vertuscht, dass die Sorgen von Obama und Co. Sorgen von Soziopathen also reine Selbstsüchtigkeiten sind.
Auf deutsch: die haben nur Angst um den eigenen Arsch, verbrämen diese Angst aber als Sorge um das Allgemeinwohl.
S. Tabus sagte:
Warum steht der Author Eckart Spoo eigentlich nicht auf dem Buchcover?
S. Tabus sagte:
Hat sich erledigt. Habe gerade festgestellt, dass es mehrere Authoren gibt.
marthahaari sagte:
Auszug aus dem Buch Versklavte Gehirne von Dipl.-Psych.
Heiner Gehring:Zehn Grundsätze, um eine Propagandakampagne zu erkennen.
(1) Probleme werden aufgebauscht oder verharmlost, unwichtige
Einzelaspekte herausgestellt oder wichtige Einzelheiten durch eine Flut nebensächlicher Information vernebelt;
(2) für ein Problem wird ein einziger Lösungsweg als richtig und alle Anderen als belanglos hingestellt;
(3) Nutzung von Generalisierungen wie z.B. „die Politiker“, „unsere Bürger“, „die Gewerkschaften“;
(4) es werden übertriebene Bewertungen genutzt wie z.B. „nach strengsten wissenschaftlichen Standards“ oder „das umfangreichste Reformvorhaben“;
(5) Nutzung von Polarisierungen und unzulässigen Vereinfachungen;
(6) als Argumente werden extreme Einzelfälle herangezogen;
(7) Erweckung des Eindrucks, etwas sei bereits weit verbreitet wie z.B. „immer mehr Menschen sind dafür“ oder „jeder zehnte Bürger“;
(8) an sich wertfreie Worte werden mit einer anrüchigen Färbung versehen wie z.B. „Sozialstaat“ oder „Frührentner“;
(9) Behauptungen werden beliebig und damit logisch falsch verbunden; und
(10) es wird mit Stimmungen gearbeitet wie z.B. Angst, Unsicherheit, oder Schuld.
Wurzelzwerg sagte:
Ich habe das Buch inzwischen auch gelesen. Sehr informativ, besonders hat mich der Beitrag von Volker Bräutigam „Rückschau und Kritik“ angesprochen. Unter anderem vertritt er, was die Publikumskonferenz angeht, in etwa dieselbe Ansicht wie ich, dass sie nämlich folgenlos agiert. Und Mediendemokratie in der BRD vorspiegelt – das schreibt er zwar nicht, aber man kann es zwischen den Zeilen lesen. Er unterbreitet Vorschläge, wie man die Publikumskonferenz effektiver machen kann. Das Buch enthält daneben viele Einsichten bekannter und weniger bekannter Publizisten in den Medienbetrieb. Ulfkotte ist jedenfalls nicht dabei.
Zu Eckart Spoo: Mir ist, als ob er zum Thema Wording schon mal diesen Vortrag gehalten hat, und zwar auf youtube.
Das Buch enthält auch einige wichtige Literaturhinweise, interessant der Hinweis auf den Film (auf youtube) „Desinformation – Ein Lehrstück über die gewünschte Geschichte“ von Gaby Weber. Die Doku wurde ihr übrigens vom deutschen Fernsehen nicht abgenommen.
Das Buch kostet 16,80 €, erhältlich im Selbrund Verlag.
Max L. sagte:
Ich habe das Buch inzwischen gelesen und kann es nur empfehlen – sehr geeignet als Weihnachtsgeschenk. Auch für den gut Informierten finden sich noch viele interessante Hintergründe, viele Quellen und jede Menge gute Argumentationen. Und das Buch selbst ist als Quellenangabe sehr geeignet, denn es dürfte ARD & Co sowie den Nato-Trollen, die dort in den Foren agieren, schwer fallen, die Autoren pauschal zu verunglimpfen und damit vom Inhalt abzulenken, wie dies bei Ulfkotte geschieht.
Das einleitende Kapitel von Eckart Spoo bringt die Dinge auf den Punkt, die uns alle ständig beschäftigen. „Freiheitskämpfer“ versus „Terroristen“ – das ist uns allen völlig bewusst. Die Nato „warnt“, die anderen „drohen“ – da wird es schon subtiler. Wir müssen unsere Sinne weiter schärfen – und bei jeder Gelegenheit die sogenannten Journalisten mit ihrer Propagandasprache konfrontieren. Aber nicht nur mit einem nicht näher belegten „Lügenpresse“-Vorwurf, sondern konkret anhand solcher Beispiele. Das wird am Getrolle der Trolle nichts ändern, aber so manch unvoreingenommener Leser wird wahrscheinlich aufmerken. Denn im Unterbewusstsein haben wir alle das längst aufgenommen, auch diejenigen, die noch an die „freie Presse“ glauben.