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zdf_80Das hat nicht lange gedauert! Montag haben wir hier über Uli Gacks Gratwanderung in Syrien berichtet: „Gack befindet sich im Zwiespalt, seinen Namen nicht für terroristische Verbrechen und Propaganda hergeben zu wollen, weil diese eines Tages sehr wahr­schein­lich aufgeklärt werden und andererseits muss er sich sorgen, nicht an einer Heimatfront erdolcht zu werden, die seit Jahren mit Hilfe eben jener Terroristen an einem Putsch und/oder wahlweise der Zerstörung des Landes arbeitet.“ Gestern, kaum 24 Stunden später, wird Gack vom FOCUS als „Ver­schwö­rungs­theoretiker“ diffamiert.

Wie man das von der transatlantischen Journaille kennt, wird also wieder mal das, was der westlichen Erzählung widerspricht, als „Verschwörungs­theorie“ gebrandmarkt. Dabei hatte Gack nichts anderes gemacht, als mit Geflüchteten aus Douma in einem Flüchtlingslager wenige Kilometer entfernt vom vermeintlichen „Giftgasangriff“ zu sprechen und deren Aussagen am 20.04.2018 in „heute“ zu schildern.

Was es mit der „Qualität“ des „Journalismus“ der Frau Willner auf sich hat, zeigt sich bereits im zweiten Satz ihres Schmierenartikels. Dort behauptet sie kurzerhand: „Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Armee des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hinter dem Angriff steckt.“ Welche und was für „Experten“ das sein sollen, erfährt der für dumm verkaufte Leser genauso wenig, wie die Art und Weise, auf der diese ungenannten „Experten“ zu ihrer Erkenntnis gelangt sein könnten, die ja nicht nur unterstellt, dass überhaupt ein Giftgasangriff stattgefunden hat, sondern dass die „Experten“ auch Beweise oder Indizien haben, dass der syrische Präsident diesen angeordnet hat.

Die Fakten sind hingegen so, dass es einzig und allein den Terroristen nahestehende Quellen sind, die behaupten, dass eine Attacke dieser Art stattgefunden hat – was von der syrischen Regierung selbstverständlich umgehend dementiert wurde. Dass die FOCUS-Schmierenjournalistin über diese Fakten genauso wenig berichtet, wie über die bereits zuvor von anderen Medien veröffentlichten Recherchen von Robert Fisk, OAN und anderen, die Zeugen gefunden haben, die den Giftgasvorwürfen widersprachen, versteht sich von selbst.

Hier das Gack-Interview vom vergangenen Freitag, dem 20.April:

Dass Gack – sicherlich versehentlich – vom IS sprach, geschenkt! Die islamistischen Kämpfer von Jaysh al-Islam verfolgen prinzipiell die gleichen Ziele, haben allerdings in den vergangenen Jahren aus strategischen Gründen „moderate“ Kreide gefressen, um weiterhin aus Saudi-Arabien finanziert und von westlicher Propaganda unterstützt zu werden. Dass die Terroristen und Militanten nun nach Idlib abgezogen sind, wo die al-Kaida-Filiale al-Nusra dominiert, sagt alles über die politische Heimat dieser selbsternannten „Armee des Islam“ (sic!).

Als nächstes stellt Willner die Glaubwürdigkeit der von Gack befragten aus Douma geflüchteten Ortsansässigen infrage. Das kann man natürlich machen. Nur warum macht Willner das nicht bei ihren ungenannten „Experten“ oder bei jenen, die die Giftgasmärchen aus strategischen Gründen als Erste in die Welt gesetzt haben? Was die FOCUS-Schreibtischtäterin suggeriert, ist selbst eine veritable Verschwörungstheorie, die Grundlage ihres gesamten Pamphlets und ein wiederkehrendes Motiv westlicher Kriegspropaganda zu sein scheint: Das Flüchtlingslager, in dem die Zeugen interviewt wurden, ist „unter der Kontrolle von Assads Armee“ und deshalb haben die Menschen – wie überall im regierungskontrolllierten Syrien – Angst die (westliche) Wahrheit zu sagen – so lautet der westliche Spin, mit dem das Land dämonisiert und die westliche Unterstützung für Terroristen gerechtfertigt werden soll.

Warum die von Gack befragten Menschen aber überhaupt unter den Schutz der syrischen Armee geflohen sind und nicht ins ach-so-freie Idlib, ist eine Frage, die Frau Willner sicherlich überfordern würde.

Tatsächlich – jeder kann es oben sehen und hören – hatte Gack sich immer wieder von den Aussagen distanziert „die Leute sagen“ und auch die Inhalte der Aussagen infrage gestellt: „Ich würde meine Hand nicht unbedingt für jeden Satz ins Feuer legen, aber irgendwie scheint da schon was dran zu sein.“ Mehr journalistische Distanzierung geht nicht, ohne die eigenen Recherchen und von ihm geführten Interviews selbst als kompletten Bullshit darzustellen.

Der dritte an den Haaren herbeigezogene Vorwurf, mit dem Gacks Recherchen diffamiert werden sollen, lautet, warum er denn nur diese eine Theorie verbreiten würde. („Warum nennt Gack nur eine Theorie?“) Das ist insofern absurd, als dass es sich erstens nicht um eine Dokumentation, sondern um eine kurze Schalte zu einem Ereignis handelt, über das man bereits mehrfach – und mehrheitlich im Sinne der westlichen Propaganda – berichtet hatte und zum anderen, dass es in diesen knapp 2 Minuten eben um jene Aussagen geht, die Gack im Flüchtlingslager gesammelt hatte. Wenn dort niemand war, der die Propaganda der Weißhelme bestätigen wollte, dann kann man das nicht Gack oder dem ZDF anlasten, die in den Wochen zuvor ausgiebig die Giftgasvorwürfe verbreitet hatten.

Jetzt wird es richtig schmierig

Richtig schmierig und entlarvend wird es aber erst, als Willner skandalisieren will, dass russische Medien Gacks Recherchen aufgegriffen hatten. „Für staatliche russische Auslandsmedien wie „Sputnik“ und den deutschen Ableger von „RT“ war der Beitrag ein gefundenes Fressen.“, weiß das FOCUS-Flittchen, das sich mit diesem Satz ganz schambefreit als NATO-Trompete zu erkennen gibt, der es nicht – wie echten Journalisten – um die Wahrheit geht, bei der es vollkommen unbedeutend ist, aus welcher Quelle sie kommt, sondern um Feindbildung, Diffamierung und Wahrung einer einheitlichen Propagandafront.

Wie unangenehm für Uli Gack! „Der russische Propagandasender“ beruft sich auf ZDF-Recherchen.

Auch das ZDF entlarvt sich

Dankbar müssen wir Willner für den folgenden Absatz sein, in dem deutlich wird, dass seitens des Staatssenders ZDF Druck auf Gack ausgeübt wurde:

Auf Nachfrage von FOCUS Online teilte ein ZDF-Sprecher mit, dass die Liveschalte „auch in unserem Haus selbstkritisch diskutiert“ worden sei… Der Sprecher wies auch darauf hin, dass Live-Schaltungen aus einem Krisengebiet mit „besonders viel Druck“ für die Korrespondenten verbunden seien. Dennoch kommt der Sender zu dem Ergebnis: „Unter diesen Bedingungen ging die Wertung des Korrespondenten in dieser Sendung zu weit.“ Gack habe seine Einschätzung in allen nachfolgenden Sendungen korrigiert.

Muss man mehr wissen?

Zwei Tage später: Gacks Interview mit Ärzten der betroffenen Klinik

Was zwei Tage später an gleicher Stelle im ZDF gesendet wird, ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert und wurde deshalb hier im Blog bereits thematisiert. Uli Gack lässt sich von Kritik und Druck aus dem eigenen Haus und den schmierigen Verleumdungen, er würde Propaganda „für die Russen“ machen, nur mäßig beeindrucken. Auf der Suche nach der Wahrheit, die ihm nach sieben Jahren Kriegspropaganda für islamistische Terroristen doch noch am Herzen zu liegen scheint, spricht er mit jenen Ärzten der Klinik, in der die Weißhelme einen Hauptbestandteil ihrer „Giftgas!“-Show inszeniert hatten.

Hier Gacks Bericht vom vergangenen Sonntag, dem 22.April:


Rückblick: Das Bemerkenswerte an Gacks neuem Bericht sind nicht die ja bereits aus den russischen Medien bekannten Aussagen der Zeugen, sondern die zahlreichen Versuche des ZDF-Mannes seine eigenen Recherchen und die Zeugenaussagen zu relativieren, um eben nicht als „Assad-“ oder „Putinversteher“ angegriffen werden zu können. Gack befindet sich im Zwiespalt, seinen Namen nicht für terroristische Verbrechen und Propaganda hergeben zu wollen, weil diese eines Tages sehr wahrscheinlich aufgeklärt werden und andererseits muss er sich sorgen, nicht an einer Heimatfront erdolcht zu werden, die seit Jahren mit Hilfe eben jener Terroristen an einem Putsch und/oder wahlweise der Zerstörung des Landes arbeitet.

In diesem Zwiespalt gefangen, packt Uli Gack seine syrische Bombenentschärfung in zahlreiche Formulierungen, die die Heimatfront milde stimmen sollen:

Die Region ist vom Assad-Regime besetzt

Sicherlich einer der dümmsten Sprüche des Monats, handelt es sich doch um eine Region, die genauso zu Syrien gehört, wie der vom ZDF besetzte Lerchenberg zu Deutschland. In Wahrheit war Douma offensichtlich von islamistischen Terroristen besetzt, die nun endlich vertrieben werden konnten. Der einzige Grund, warum Gack so einen Unsinn einflechtet, liegt in der Beschwichtigung seiner Auftraggeber, denen er ja im Folgenden einiges zumuten muss.

Alles inszeniert, sagt das Regime und schickt uns Mediziner des Krankenhauses…

Die allmächtige syrische Regierung, die eine Sitzung einberufen hat, um dem deutschen Journalisten Mediziner zu schicken… das will Gack mit seiner Darstellung suggerieren. Das ist natürlich kompletter Quatsch. Entweder Gack hat selbst herumgefragt, um die Zeugen sprechen zu können oder jemand hat ihm eine Telefonnummer gegeben, über die er den Kontakt herstellen konnte. Gut möglich, dass es sich um jemanden handelte, der die syrische Regierung unterstützt, einfach deshalb, weil das bei der Mehrheit der Menschen in Damaskus der Fall ist.

Dass die syrische Regierung deutschen Staatsjournalisten nachläuft, um ihnen Zeugen aufzudrängen, kann man ins Reich der diffamierenden Fabeln verweisen. Mit diesem Schmarrn soll das diffamierende Bild einer allmächtigen und alles überwachenden Diktatur in die Köpfe der Zuschauer gemalt werden. Dass dem nicht so ist, dass sich auch westliche Journalisten in Douma frei bewegen und Interviews führen können, wissen wir nicht erst seit Robert Fisk oder Pearson Sharp.

… sie schildern uns den Abend aus ihrer Sicht, wohl auch so, wie es die Regierung erwartet

Auch hier bedient Gack das Narrativ von der totalitären, alles kontrollierenden Herrschaft und verbreitet damit seine eigenen Hirngespinste und Projektionen anstatt es bei Fakten und Zeugenaussagen zu belassen.

Die stärkste Relativierung, fast schon eine Negierung, der offensichtlich glaubhaften Zeugen, deren Aussagen zu dem passen, was andere Zeugen ebenfalls berichteten, folgt am Ende:

 

Die Aussagen der Mediziner sollen das Regime entlasten, nur deshalb hat man sie zu uns gebracht. Was immer auch geschehen ist, wir wissen es nicht.

Mit diesem absurden Stunt – im späteren heute-journal wurde der Beitrag mit „Giftgas“-Bildern aus terroristennahen Quellen angereichert – versucht es Gack allen Seiten recht zu machen. Einerseits kann er später sagen, er habe doch wahrheitsgemäß recherchiert und berichtet, andererseits kann er seinen Auftraggebern „gerecht“ werden, indem er die von ihm selbst recherchierten, unbequemen Fakten in Zweifel zieht. Ein peinlicher, ein beschämender Auftritt, aber nicht überraschend.


So weit der Rückblick. Die ins Absurde getriebene Distanzierung von glaubwürdigen Zeugen gefällt jetzt – wenig erstaunlich – dem NATO-Propagandaflittchen Willner:

Tatsächlich äußert sich der Korrespondent zum Beispiel in einem längeren Beitrag, der am Sonntagabend im „heute journal“ ausgestrahlt wurde, deutlich differenzierter… Der Korrespondent merkt aber gleichzeitig an, dass die Mitarbeiter vermutlich Ärger mit dem Assad-Regime bekämen, wenn sie sich anders äußerten. Er legt auch offen, dass das Regime die Klinikmitarbeiter geschickt habe, um mit ihm zu sprechen. Gack betont, dass diese „Zeugenaussagen“ kein Beweis dafür seien, dass der Giftgasangriff inszeniert gewesen sein könnte.

Das ist nur noch lachhaft und erbärmlich! Willner verbreitet hier offensichtlich selbst eine krude Verschwörungstheorie, die suggeriert, die Ärzte, die ja zum Zeitpunkt des Angriffs in einer Klinik arbeiteten, die nicht unter der Kontrolle der syrischen Regierung stand, „würden vermutlich Ärger mit dem Assad-Regime bekommen, wenn sie sich anders äußerten.“ Dafür gibt es selbstverständlich nicht den geringsten Anhaltspunkt und schon gar keinen Beweis in Form von Drohungen.

Einen Beweis, dass „das Regime die Klinikmitarbeiter geschickt“ hätte, wie es Gack darstellt, gibt es selbstverständlich auch nicht. Hingegen gibt es Beweise von anderen Journalisten, dass sie sich frei in Douma bewegen und jederzeit mit Zeugen sprechen können, ohne dass eine „Assad-Gestapo“, die in Willners Kleinhirn herumzuspuken scheint, zugegen wäre.

Die Attacke von Anja Willner vom FOCUS-Schreibtisch auf den ZDF-Korrespondenten vor Ort hat mit echtem Journalismus oder begründeter Medienkritik offenkundig nichts zu tun. Es geht um inhaltliche Gleichschaltung und das Durchhalten eines von der Regierung und ihren westlichen Verbündeten vorgegebenen Narrativs. Schlimmer noch: Die Verleumderin, die Gack großspurig die Verbreitung einer „Verschwörungstheorie“ anhängen will, obwohl dieser sich eindeutig von den Inhalten distanziert und nur berichtet, was ihm erzählt wurde, verbreitet ihrerseits Verschwörungstheorien, die nahtlos in die westliche Agenda passen. Ihre Attacke auf Gack war dennoch äußerst aufschlussreich und wir sollten hoffen, dass wie mehr davon zu sehen bekommen. Popcorn!