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Demokratie, Desinformation, Gekaufte Journalisten, Lügen, Mediendiskurs, Neoliberalismus, Propaganda, Staatsmedien
Die „einfache Welt“ der Leitmedien
von Paul Schreyer
Auch die Gebildeten wenden sich vom Mainstream ab, so ein neuer Spiegel-Bericht besorgt. Linke Medienkritik ignoriert das Magazin geflissentlich.
Isabell Hülsen (SPIEGEL): „Das ‚Lügenpresse‘-Gebrüll eines Marktplatz-Mobs, der keine Argumente kennt, nur Wut, ließe sich noch abtun. Doch die Verachtung von Bildungsbürgern nagt am Selbstbewusstsein (…) Was macht selbst Menschen, denen es nach objektiven Maßstäben in dieser Gesellschaft nicht schlecht geht, so wütend, dass sie derart drauflosschimpfen?“
Zwischen den Zeilen steckt hier einiges. So darf man fragen: Warum lässt sich laute Kritik von Menschen auf Marktplätzen leichter „abtun“, als Klagen von hochstehenden Personen? Sind Höherstehende, denen es gut geht, beachtenswerter als Leute, die es „nicht geschafft“ haben? Zu Ende gedacht scheint eine bösartige Logik auf: Der Anspruch auf politische Partizipation und Teilnahme an der öffentlichen Debatte bemisst sich am individuellen wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftlichen Ansehen…
Hülsens erstaunte Frage, was Menschen, „denen es nach objektiven Maßstäben in dieser Gesellschaft nicht schlecht geht“, so wütend auf die Medien mache, enthält eine weitere unausgesprochene Annahme: Wem es finanziell gut gehe, der habe doch eigentlich keinen Grund, das System in Frage zu stellen…
Jokerin sagte:
Zu dem Hülsen-Artikel gibt es einen Klasse, schön sarkastischen Kommentar von Axel B.C. Krauss:
https://ef-magazin.de/2018/02/27/12344-der-spiegel-ueber-die-vertrauenskrise-der-etablierten-medien-paepste-ratlos-warum-ist-unfehlbarkeit-so-unbeliebt
kostas sagte:
Es sind Leitmedien, weil die Menschen sich leiten lassen. Wer solche Leitmedien hat, braucht keine Feinde. Sie können getrost, als 5. Phalanx gelten. Sie sind ja hinter der Mauer. Die Tore wurden freiwillig von den geleiteten, mit Elan geöffnet. Offene Tore, offene Grenzen. Warum sollen sich die Feinde die mühe machen, die Mauern zu erklimmen. Kommt alle, Partytime. Wir bringen die Mädchen. Lasst und tanzen.
Karsten Braun sagte:
Hülsen erklärt, warum die Gebildeten frustriert sind:
Es rührt eben daher, dass die Leute das Gefühl haben „Ihr führt da Interviews mit dem Mächtigen aber unsere Lebensrealität kommt eigentlich nich mehr vor. Ihr tut euch leichter mit dem IWF Chef in Washington zu parlieren, oder dem amerikanischen Präsidenten oder nem französischen, als euch an die Stammtische zu setzen.“ Und das tut natürlich weh, sich so was erstmal anzuhören.
Mit diesem paar Sätzen füllt sich leicht die Politiker Bullshit Bingo (https://en.wikipedia.org/wiki/Buzzword_bingo) Karte.
Als ob den „Hochstehenden“ viel daran liegt mit nem Reporter am Stammtisch zu sitzen und zu quatschen. Wie kommt die Hülsen auf den hohlen Zweig, bei den Hochstehenden würde dieses Gefühl vorherrschen?
Der Spiegel braucht nicht an den Stammtisch zu kriechen, um sich einzuschleimen und kann gern mit „Gottesgestalten“ parlieren.
Wenn er nur ehrlich über alle! Themen berichtet, bekommt er den Respekt von allen Menschen automatisch.
Ob die Idioten vom Spiegel das jemals begreifen werden oder dürfen????
Günter sagte:
Du irrst hinsichtlich der Beschreibung der Spiegel Berichte.
Diese sind doch ehrlich, zumindest aus einer Gewissen warte. Da dabei nicht vergessen werden darf, das diese Blätter längst durch Themensetzer mit einer Agenda unterwandert sind, und der Rest in den täglichen Konferenzen ihre Meinung verlieren. Deren Wahrnehmung ist schon echt, nur, wie bei einem Bulemiker, verzerrt hinsichtlich eigen und Fremdwahrnehmung.
Karsten Braun sagte:
Ja und Nein.
Die beim Spiegel haben ihre Themensetzer, vertuschen dies aber bewusst vor dem Leser.
Ein Beispiel dazu anhand des Gesäusels von Hülsen. Sie erweckt den Eindruck die (MS)Journalisten würden mit dem amerikanischen Präsidenten (also Trump) „parlieren“ wollen und können. Dabei ist die von Mainstream-Alphas selbst ausgerufen Maxime Trump auf Amtszeit zu bashen. Spiegel vorne dabei:
So brieft (sic!) der Spiegel seine Leser:
„Seit rund zwei Wochen ist Donald Trump nun Präsident der Vereinigten Staaten, und es tut körperlich weh, die Erkenntnisse dieser ersten Tage hinzuschreiben: Der Präsident der USA ist ein pathologischer Lügner. Der Präsident der USA ist ein Rassist. Er versucht den Staatsstreich von oben, er will die illiberale Demokratie oder Übleres etablieren, er will die Gewaltenteilung aushöhlen.“
http://spiegel.de/politik/ausland/news-donald-trump-is-mossul-martin-schulz-a-1133091.html
Und die falsche Schlange Hülsen tut so als würden Spiegel Journalisten mit Trump öfters mal ein kleines Schwätzchen halten. Wie mit einem guten Freund…
Hintergrundbeleuchtungsassistent sagte:
Prof. Mausfeld soll ein „Fachmann mit linker Tendenz“ sein, soso.
Er dürfte wohl eher als der Analytiker gelten, der am Besten verständlich ausgedrückt eben die hintergrundelitengemachten Teile & Herrsche Richtungen auseinandernehmen kann. Das er nun selbst dieser sich unsichtbar gemachten Machtelite auf den Leim geht, indem er nun „links“ ist, dürfte wohl kaum zutreffen.
Was die Frau (Wort)Hülsen angeht: Diese Arroganz kann mal ganz schnell auf sie zurückkommen, da fanden sich nämlich schon Leute auf der B(itte)Seite am Hartz-IV Tresen wieder, die eben noch ganz obenauf waren. Mit ganz sicherem Job …………………sozusagen als „Wir sind Elite“ und so …….
Dok sagte:
Doch, doch, der Mausfeld ist ganz sicher ein Linker ;) Der wäre auch ziemlich sauer, wenn ihm das jemand absprechen würde. Dass er den Herrschaften nicht „auf den Leim geht“ hat übrigens damit zu tun, dass er ein Linker ist – und Professor für Psychologie. Eine derart profunde, analytische Medienkritik gibt es auch nicht von Rechts und aus der „Mitte“ eigentlich auch nicht, da wird bestenfalls ein bisschen rumgekrittelt.
Exprofi sagte:
Was Herr Mausfeld an Medienkritik zu bieten hat, ist gewiß profund und analytisch. Es ist halt bloß nicht besonders viel. Seine Deutung der „Gaukler“ von Hieronymus Bosch z.B. gefällt mit sehr. Allerdings hätte ich gerne mehr dergleichen gesehen. Bekanntlich soll man einem Professor nicht trauen, sobald er nur einen Zentimeter neben seinem Fachgebiet argumentiert. Und die eigentliche Agenda von Herrn Mausfeld ist nicht die Medienkritik, auch nicht das, was die Psychologie möglicherweise zu ihr beitragen könnte. Seine eigentliche Agenda ist die direkte Demokratie. In politischer Theorie ist der Mann freilich völlig inkompetent. Damit mag er womöglich als „Linker“ durchgehen, als profunder Analytiker jedoch nicht.
MarcoM sagte:
„Rechte äußern diese scharfe und an die Wurzel gehende Kritik an den Eliten nicht.“ ~~~ Ist das nicht auch etwas zu pauschal? Ich kann Rechte nennen, die genau diese „scharfe und an die Wurzel gehende Kritik an den Eliten“ äußern. (Sind das dann vielleicht linke Rechte?) Und ich kann Linke nennen, die „Alpha-Journalisten eine vermeintlich linke Agenda im Sinne einer informellen schwarz-rot-grünen Koalition“ unterstellen. (Die dann vielleicht rechte Linke sind?) Und vielleicht sollte man sich erst einmal klar machen, was man unter rechts und was man unter links versteht, und dann – was noch wichtiger ist – muss man sich klar machen, von WELCHEN BEREICHEN man spricht. So äußern Rechte (tatsächliche oder vermeintliche) häufiger, die CDU habe sich nach links bewegt. Aber ebenso häufig verneinen dieses Linke (tatsächliche oder vermeintliche) und äußern umgekehrt, die SPD & GRÜNEN haben sich nach rechts bewegt. Wer hat nun recht? Ich behaupte: beide! Wenigstens die tatsächlich Linken und Rechten (rechts bitte nicht mit Nazi gleichsetzen): Das was die tatsächlich Rechten an der CDU bemängeln ist eine Öffnung hin zu einem Kulturliberalismus. Während das, was die tatsächlich Linken an der SPD und den GRÜNEN bemängeln, die Neoliberalisierung dieser Parteien ist, d.h. die Öffnung dieser Parteien hin zu einem Wirtschaftsliberalismus. Und ein gewisser Teil dieser Rechten (das sind dann wohl die ominösen „bösen Querfrontler“) lehnt ebenso den (überzogenen, radikalen) Wirtschaftsliberalismus ab. (Weil diesen Rechten bewußt ist, dass der Kapitalismus in Hinblick auf das, was Konservative bewahren wollen, mindestens ebenso zerstörerisch ist wie der (überzogene, radikale) Kulturliberalismus.) Und ein gewisser Teil dieser Linken lehnt ebenso ab, dass andere (vermeintliche) Linke sich nur noch auf abgehobene Gender- und Diversity-Diskurse fokkusieren, anstatt das originär linke Themen, wie z.B. Arbeiterrechte oder Verteilungsgerechtigkeit, im Vordergrund stehen würden. (Das sind dann wohl ebenso welche dieser öminösen „bösen Querfrontler“. Diese angebliche ominöse Querfront besteht wohl darin, dass ein Teil der Rechten ebenso die Machtfrage stellt und ebenso die Herrschaft des Geldes ablehnt wie ein teil der Linken. Den tatsächlich Linken geht es dabei aber in erster Linie um soziale Gerechtigkeit, während bei den tatsächlich Rechten hier stärker das Primat der Politik über die Wirtschaft (eigentlich: über das Geld) im Vordergrund steht.)
MarcoM sagte:
Übrigens, zum: „Linke Medienkritiker hingegen (die im Artikel nicht vorkommen), meinen, dass der herrschende Mainstream keineswegs links sei, sondern oft auf Seiten der Reichen.“, und dass solche Kritik nur von links und nicht von rechts komme, dazu (um dem zu widersprechen) reicht es schon darauf hinzuweisen, was Oswald Spengler vor mehr als 100 Jahren in seinem Hauptwerk („Der Untergang des Abendlandes“) zur (abendländischen) Presse schrieb. Z.B.
„Zu den Standesidealen des Nichtstandes gehört […] auch die Freiheit der öffentlichen Meinung, vor allem die Pressefreiheit. Das sind Ideale, aber in Wirklichkeit gehört zur Freiheit der öffentlichen Meinung die Bearbeitung dieser Meinung, die Geld kostet, zur Pressefreiheit der Besitz der Presse, der eine Geldfrage ist, und zum Wahlrecht die Wahlagitation, die von den Wünschen des Geldgebers abhängig bleibt. Die Vertreter der Ideen erblicken nur die eine Seite, die Vertreter des Geldes arbeiten mit der andern.“
Oder
„Die Ausnützung der bürgerlichen Schlagworte für den politischen Erfolg setzt […] aber ebenso die rücksichtslose Anwendung des Geldes in der Politik [voraus], nicht jene Bestechung einzelner Persönlichkeiten von Rang, wie sie dem spanischen und venezianischen Stil geläufig war, sondern die Bearbeitung der demokratischen Mächte selbst. Hier [in England] sind während des 18. Jahrhunderts erst die Parlamentswahlen und dann die Entschließungen des Unterhauses planmäßig durch Geld geleitet worden, und hier hat man mit dem Ideal der Pressefreiheit zugleich auch die Tatsache entdeckt, daß die Presse dem dient, der sie besitzt. Sie verbreitet nicht, sondern sie erzeugt die ‚freie Meinung‘.“
teleherzog sagte:
Politik ist der gebildete Prof
genauso wie der Typ in der Kneipe
der dir auf den Rücken haut und
sich über Merkel rausrotzt
Der Spiegel entlarvt sich hier als
ANTIDEMOKRATISCHES Medium
Wenn wir jetzt einen ECHTEN
Verfassungsschutz hätten
(wegen dem ersten Absatz „..noch abtun“)
Anonymous sagte:
Dieses kleine Video belegt in eindrucksvoller Weise die Arroganz und Ignoranz der Journalisten, die für sich beanspruchen es nach oben geschafft zu haben, nur weil sie den Status eines Lokalreporters hinter sich lassen konnten. In keinem anderen zivilen Berufszweig konnte sich bisher über den gesamten Berufsstand hinweg ein solches Überlegenheitsdenken („Natürlich sind wir Elite“) etablieren, jedenfalls nicht in der jüngeren Geschichte. Wenn, dann betrifft es Einzelpersonen oder kleine Personenkreise. Im Zuge ihres autosuggestiven Verhaltens begreifen diese „Journalisten“ nicht mehr, dass die Lebensrealität (übrigens auch ihre eigene) nicht dem entspricht, was sie sich über die gesamte Karriere zusammengelogen haben. Sie wirken mit einem Mal verwundert und ratlos, wenn plötzlich Kritik nicht mehr nur von Bauarbeitern und Fensterputzern kommt, also Leute, auf deren Status sie herabschauen und die sie ihrer Ansicht nach meinungsbildend belehren müssen, weil sie vermeintlich nicht über die nötige Intelligenz verfügen „komplexe Zusammenhänge“ zu begreifen. Auf einmal kommt Kritik auch von denen, die auf anderem, möglicherweise ehrlicherem Weg beruflich erfolgreich oder sogar erfolgreicher sind als diese „Journalisten“, die sonst immer denken sie seien den Mächtigen am nächsten.
die runde stunde sagte:
Warum verwendet Rubikon den NLP-Begriff Leitmedien, wenn es über die Mafia-Medien spricht? Genau, so erbärmlich und impotent ist linke ‚Medienkritik‘.
Günter sagte:
Frau Hülsen behauptet ja, das der wütende Mob keine Argumente hat und es sich deshalb besser mit deren Gebrüll aushaltbar ist.
Nun Frau Hülsen, da kann ich Ihnen helfen; nur, weil #deren# Kernkompetenzen auf anderen Gebieten liegen und das ausfeilen von Sätzen nicht so schön gedrechselt wie bei Ihnen daherkommt, bedeutet ja nicht, das dieser Personenkreis nicht vielleicht sogar die besten Argumente hätte, diese nur nicht für Sie wahrnehmbar versteckt in Frust und Angst der betroffenen verborgen bleibt.
Die Tatsache, das dieser Gesellschaftsschicht mit ihren mannigfaltigen Problemen und Hürden in der Bewältigung des Alltags kaum Gehör geschenkt wird, hat diese Parallelgesellschaft entstehen lassen.
Mein Tip.: gehen Sie mal auf die Flure der argen und schauen Sie in die Unterlagen der betroffenen eines sozialdarwinistischen Systems, das Alleinerziehenden willkürlich und Grundgesetzwidrig die Lebensgrundlagen entzieht. Da geht Ihnen vielleicht ein Licht auf. Oder bei prekären Leiharbeitern, die 3, 4 Jahre stets nur Mindestlohn erhalten, um ihre Rechte betrogen werden und dann abends Frau Merkel im Fernsehen rumschwafeln hören.
Und, das sie in em Zusammenhang von abarbeiten an Politikern sprechen, entbehrt bei der Hofberichterstattung zur ewigen Kanzlerin oder dem steurrhinterzieheneen Finanzminister nicht einer gewissen Komik. Ist das eine Parodie auf Journalismus oder kann das wirklich weg? Ich tendiere zum zweiten und wünsche Ihnen auch ganz viel H4. Doch lassen Sie sich nicht einladen von Herrn Seehofer, dann kürzt man Ihnen Ihren Regelsatz.