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zdf_80Was geht wohl im Kopf eines Can Dündar vor, wenn er – um nach seiner Flucht/Vertreibung aus der Türkei Öffentlichkeit zu bekommen – gezwungen ist, deutschen Staatssendern Inter­views zu geben, die exakt so regierungsnah und gleichgeschaltet sind, wie sich Erdogan das für seine türkischen Medien nun mit Gewalt durchsetzen möchte?

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Can Dündar im Interview mit Claus Kleber

Sehr wahrscheinlich kennt Dündar die deutsche Medienlandschaft nur oberflächlich. In Interviews spricht er Türkisch. Er wird also kaum wissen, dass der Moderator des heute-journals, von dem er gestern interviewt wurde, Mitglied der Atlantik-Brücke ist und Dündars Recherchen zu türkischen Waffenlieferungen an syrische Terrorgruppen in den vergangenen Monaten so gut es ging totgeschwiegen hat, um für die deutsche Öffentlichkeit das Märchen vom heroischen Kampf unterdrückter Demokraten gegen eine syrische Diktatur lebendig zu halten.

canduendar_lebenslangDündar wurde im November vergangenen Jahres nach seinen brisanten Veröffentlichungen inhaftiert und hat im Gefängnis ein Buch mit dem schön doppeldeutigen Titel „Lebenslang für die Wahrheit“ geschrieben. Er steht für viele Journalisten in der Türkei, die mit regierungskritischer Berichterstattung Freiheit und Leben riskieren, während die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auf Linie getrimmte Main­stream­journaille weitenteils aus rückgratlosen Konformisten und Vorteilsnehmern besteht, die die Schandtaten der Regierung nicht nur mittragen, sondern schamlos rechtfertigen, totschweigen oder propagieren.

Claus Kleber ist unter allen schmierigen Staatspropagandisten der Ölprinz. Er, der im Leben nie etwas recherchiert hat, was man ansatzweise als „kritisch“ bezeichnen könnte, sondern dessen Aufgabe es ist, die Realität im Sinne von Regierung und Besatzungsmacht USA so lange zurechtzubiegen, bis geopolitische Massenmörder, Folterer, Erpresser und Spitzel als freiheitliche Humanisten dastehen und durchschnittliche Bürger die Welt nicht mehr verstehen, der sich die Taschen voller Geld stopft, während echte Journalisten in der Türkei für Hungerlöhne und Idealismus arbeiten, interviewt also Dündar im heute-journal und hat anschließend einen altväterlichen Ratschlag für seine deutschen Kollegen.

ZDF 08.09.2016 heute-journal

Bild anklicken, ZDF-Mediathek!

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Claus Kleber: „Can Dündar hat im Gefängnis auf winzigen Papierschnipseln ein Buch aufgeschrieben, das heute auf Deutsch erscheint. ‚Lebenslang für die Wahrheit‘, heißt es. Ein erstaunlicher Text. Auch deutschen Journalisten empfohlen, die sich für mutig halten, wenn sie mal was Freches bringen gegen die Kanzlerin oder – noch viel gefährlicher – gegen den Landrat.“

Dass Kleber jemals was „Freches“ gegen die Regierung vorbrachte, ist nicht bekannt. Von unbequemen Wahrheiten ganz zu schweigen. Im Gegenteil: Klebers Metier ist PR- und Propaganda im Auftrag der Regierung und dazu werden auch regelmäßig Informationen echter Journalisten wie Can Dündar oder Seymour Hersh unterdrückt, wenn sie der Kriegspropaganda Washingtons nicht ins Konzept passen. So musste sich erst kürzlich ein Staatssekretär vor dem ZDF rechtfertigen, weil politisch unangenehme Einschätzungen des BND zur Türkei an die Öffentlichkeit gelangt waren. Das sind Staatsmedien, wie sie Erdogan auch gerne hätte.

Dündar landete im Knast, weil er mutig für die Wahrheit eintritt und es in seinem Land mit einem Herrscher zu tun hat, der keinen Widerspruch duldet. Wenn Kleber eines Tages im Knast aufwacht, dann wegen Beihilfe zu Massenmord, Kriegsverbrechen und Rückgratlosigkeit. Der Titel seines Buches könnte dann lauten: „Lebenslang für mich“.