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AnimalFarm300Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Unser Gehirn ist in hohem Maße plastisch um sich der Umgebung anzupassen. Erregungspotentiale verflachen in der täglichen Aus­ein­an­der­setzung mit mörderischem Wahnsinn, dessen Ausmaß wir weder ansatzweise ermessen noch dauerhaft verkraften können.

In der realen Anschauung des Mordens sind wir schockiert, weil wir uns selbst im Opfer sehen und empathische Menschen dessen Leid nachempfinden. Mit der Zeit aber stumpfen wir ab, weil kein Zentralnervensystem eine ständige Erregung oder gar Todesfurcht aufrecht erhalten könnte ohne wahnsinnig zu werden. Wen heute der Gedanke gruselt, allein in einer Leichenhalle länger als wenige Minuten zu verbringen, der kann dennoch in wenigen Jahren zum erfolgreichen und routinierten Pathologen ausgebildet werden, der über seine früheren Ängste nur noch schmunzeln wird.

Auch die Kopfabschneider des IS, die Mörder und Folterknechte der US und die Massenmörder der SS waren einmal unbelastete Kinderseelen, aus denen Ärzte, Lehrer oder ehrbare Handwerker hätten werden können, wenn man ihnen nicht mit physischer und/oder psychischer Gewalt das Gehirn zur Quälerei und Ermordung ihresgleichen umformatiert hätte. Das wichtigste Werkzeug dieser Formatierung zu Hass und Gewalt ist Propaganda.

Propaganda erschafft Feindbilder, rechtfertigt Gewalt und Militanz und fördert oder fordert das Töten. Propaganda war die Grundlage des Massenmords im Irak, Libyen, Syrien, Jemen und der Ukraine – um nur die jüngsten Beispiele dieses über die Zukunft der Menschheit entscheidenden Jahrhunderts zu nennen. Die Täter in den Herrschaftsmedien, die diese Verbrechen medial vorbereitet haben, bis heute relativieren, rechtfertigen oder in einer perfiden Verdrehung der Realität die Schuld den Opfern in die Schuhe schieben, nennen sich Journalisten. Statt Gewalt und Krieg nachdrücklich und weltweit gleichermaßen zu verurteilen, schützen sie die Verbrecher hinter den Kulissen und verharmlosen oder fordern regelmäßig militärisches „Engagement“.

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Vom Westen legitimierte Gewalt auf dem Maidan in Kiew. Nachdem friedliche Proteste einer Minderheit nicht zum Ziel führten fliegen Molotow-Cocktails, dann fallen Schüsse

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… am Ende rollen Panzer, um der Bevölkerung im Osten die von USA und EU installierte Herrschaft aufzuzwingen. Ukrainer töten Ukrainer.

So, wie die westliche Propaganda in Kiew Gewalt gegen die legitime Regierung Janukowitsch bagatellisierte, um einen militanten Umsturz zu rechtfertigen, so wurde auch in Syrien Gewalt und Terror gegen die sich Washington widersetzende Regierung verschwiegen, relativiert oder gar angestachelt und bis heute mit Waffen und medialer Desinformation unterstützt.

Die skrupellosen, emotional verkrüppelten oder abgestumpften Täter in den Schreibstuben und Sendezentren der Staats- und Konzernmedien nähren sich und ihre Familien mit dem Blut und dem Elend von Millionen Opfern. Ihre Aufgabe ist es nicht nur, die öffentliche Meinungen so zu manipulieren, dass Ursachen und Wirkungen verschwimmen oder dermaßen auf den Kopf gestellt werden, dass die Mörder als „die Guten“ dastehen, sie sollen darüber hinaus langfristig Feindbilder in den Köpfen verankern, die weitere Eskalationsstufen ermöglichen, ohne dass die Massen überhaupt bemerken, wie sie manipuliert werden.

An dieses millionenfache Leid, das von der Propaganda aus leicht durchschaubaren Motiven verschwiegen oder dem zu erschaffenden Feindbild zugeschrieben wird, erinnerte auch Rainer Rothfuß in seinem Vortrag für die Gruppe42. Wer den Vortrag noch nicht gesehen hat, sollte sich ihn unbedingt anschauen, denn jeder einzelne, der heute nur Opfer von Propaganda ist, kann schon übermorgen Opfer eines Krieges sein, dem die Hetzer der Staats- und Konzernmedien seit Monaten an der neuen „Ostfront“ den Boden bereiten.

Gruppe42_Rothfuß

Rainer Rothfuß: „Ich freue mich, dass ich hier sein darf und zu Euch sprechen darf, über ein Thema, das sehr brisant ist und das – das bitte ich auch immer in Erinnerung zur rufen – sehr viel zu tun hat auch mit menschlichem Leid und deswegen auch eine besondere Bedeutung besitzt.

Wenn wir über Feindbilder sprechen, dann sprechen wir normalerweise über Diskurse, mediale Berichterstattung. Aber wir müssen immer in Erinnerung behalten, dass dies ein Teil von Eskalationsstrategien sein kann, die dazu führen, dass auch militärische Gewalt eingesetzt wird und darunter leiden immer Menschen wie wir hier.

Es gibt Tote. Es gibt viel Leid, das dadurch ausgelöst wird und wenn wir an unseren Bildschirmen sitzen und als Konsumenten diese Feindbilder, unkritisch, unreflektiert einsaugen und die Haltungen übernehmen, die uns damit injiziert werden sollen, dann werden wir mobilisiert als Unterstützung für solche Handlungen, die später dann tatsächlich konkretes Leid auslösen….“