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Eine neue Studie der Otto-Brenner-Stiftung stellt eine „Boulevardisierung“ von WDR und MDR fest. Angesichts dieser Verseichtung und Annäherung an das Niveau der Privaten, sowie einem hohen Maß an Wiederholungen, kommen Zweifel auf, ob WDR und MDR ihrem Programmauftrag gerecht werden.

Für die Studie wurden die Programminhalte des MDR und des WDR quantitativ analysiert und mit existierenden Daten für SWR, NDR, ARD und ZDF verglichen. Neben der all­ge­meinen Programmstruktur und Themen­auswahl wurden dabei die abendlichen Landesmagazine und Landesnachrichten ge­nau­er betrachtet. Zusätzlich wurde unter­sucht, welche Akteure im Programm zu Wort kommen und mit welchen Mitteln ein Bezug von Themen zum jeweiligen Sende­gebiet her­ge­stellt wird. Die vorliegende Studie be­stä­tigt wesentliche Ergebnisse der Vorgängerstudie:

Ähnlich wie NDR und SWR, können auch WDR und MDR ihren Sendebetrieb nur durch hohe Wiederholungsraten aufrechterhalten. Ihr Anteil am Gesamtprogramm liegt mit rund einem Drittel etwas niedriger als bei SWR und NDR. Anders als bei der privaten Konkurrenz handelt es sich dabei zu einem Großteil um Wiederholungen von fernsehpublizistischen Sendungen, die mehrfach innerhalb nur einer Woche gezeigt werden.

Die Boulevardisierung der Dritten, insbesondere des SWR, war ein wesentliches Ergebnis der Vorgängerstudie. Die aktuellen Ergebnisse bestätigen, dass Human-Touch-Berichterstattung in den Dritten Programmen inzwischen ein ähnliches Ausmaß wie bei der privaten Konkurrenz erreicht hat. Insgesamt liegt der Informationsanteil ohne kurzfristige Wiederholungen beim WDR – ähnlich wie bei SWR und NDR – mit rund 50 Prozent deutlich unter dem kolportierten Informationsanteil von bis zu 70 Prozent. Beim MDR beträgt er sogar nur 37 Prozent. Erreicht werden diese Werte nur durch einen durchgehend hohen Anteil an Ratgebersendungen. Legt man einen engeren Informationsbegriff (politische Information und Berichterstattung über gesellschaftlich kontrovers diskutierte Themen) an, so sinkt der Programmanteil bei WDR und MDR auf rund 15 Prozent – er liegt damit allerdings immer noch leicht über dem Vergleichswert von NDR und insbesondere SWR. Unter den untersuchten Sendern ist der MDR mit Abstand der unterhaltungsorientierteste.

Vergleichsweise große Unterschiede zwischen MDR und WDR bestehen beim Anteil regionalspezifischer Inhalte. Während diese beim WDR rund 42 Prozent der untersuchten Sendezeit ausmachen, sind es beim MDR lediglich 10 Prozent. Dieser Unterschied ist offensichtlich auch darin begründet, dass es sich beim MDR, im Gegensatz zum WDR, um eine Mehrländeranstalt handelt. Aus Sicht der OBS bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Gewerkschaften in der regionalen Berichterstattung des WDR deutlich häufiger vorkommen als beim MDR.

Die vorliegende Studie lässt Zweifel daran aufkommen, ob der WDR und insbesondere der MDR ihrem Programmauftrag in vollem Umfang gerecht werden. Mit ihrer Veröffentlichung will die OBS einen weiteren Beitrag zur Debatte über die Qualität der Dritten Programme und Denkanstöße für eine Veränderung liefern. Eine Diskussion, die vor dem Hintergrund der tief greifenden Veränderung der Rolle des Fernsehens in der Medienlandschaft dringend notwendig ist.

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