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gchq-logo240Westliche Lügenmedien bemühen sich nach Kräften, unglaubwürdige und teils absurde Geschichten über russische Trolle in die Welt zu setzen. Diese Propaganda hat mehrere Gründe und Ziele: Zum einen soll die Berichterstattung russischer Medien diskreditiert werden. Gleiches gilt für Kritik und Kritiker im Westen an den hiesigen Mainstreammedien – auch diese sollen als unglaubwürdig und vermeintlich aus Moskau bezahlt und gesteuert dargestellt werden. Zum anderen sollen verschärfte eigene Propaganda-Maßnahmen des Westens legitimiert werden, wie sie die EU derzeit in einem Entwurf erarbeitet hat. Es ist „Zeit die Handschuhe auszuziehen“, meint der ehemalige NATO-Sprecher in Moskau und wir wissen nur zu gut, was das letzte Mal geschah, als der Westen die Handschuhe auszog.

Ein aktueller Artikel von Glenn Greenwald – auf Basis von Dokumente der britischen GCHQ – gibt einen tiefen und erschreckenden Einblick mit welchen Methoden westliche Geheimdienste im Internet unterwegs sind. Auch wenn die hier geschilderten Maßnahmen zum Zeitpunkt der Entstehung der Dokumente (2009/2011) logischerweise noch nicht die „russische Propaganda“ thematisieren, muss man davon ausgehen, dass genau diese Maßnahmen auch im Propagandakrieg gegen Russland eingesetzt werden. Alles andere wäre naiv und unplausibel.

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BY GLENN GREENWALD AND ANDREW FISHMAN
Übersetzung von FritzTheCat

Umstrittene GCHQ-Einheit im Einsatz gegen Inlandskriminalität, Online-Propaganda, psychologische Forschung

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Die Spionage-Einheit JTRIG, verantwortlich für einige der umstrittensten Methoden der Überwachung, Online-Propaganda und Täuschung, konzentriert sich verstärkt auf Inlandsaktiviäten und traditionelle Strafverfolgung – obwohl die Behörden regelmäßig deren Arbeit mit ausländischer Aufklärung und Antiterror-Operationen rechtfertigen.

Von „The Intercept“ veröffentlichte Dokumente belegen, dass eine Signal-Intelligence-Abteilung (SIGINT) des Government Communications Headquarters (GCHQ), die „Joint Threat Research Intelligence Group“ (JTRIG) (Anm.d.Ü.: eine „Nachrichtenabteilung zur Erforschung gemeinsamer Bedrohungen“), in folgende Tätigkeiten gegen politische Gruppen, die sie als „extremistisch“ einstuft, verwickelt ist: islamistische Aktivitäten in Schulen, Drogenhandel, Internet-Betrug und Finanzskandale. Obwohl ihre Existenz bis letztes Jahr unbekannt war, entwickelte die JTRIG schnell ein unverwechselbares Profil in der öffentlichen Wahrnehmung, nachdem Dokumente des NSA-Whistleblower Edward Snowden enthüllten, dass die „schmutzigen Tricks“ der Abteilung, wie z.B. Sexfallen für Zielpersonen, DoS-Angriffe um Chatrooms lahmzulegen, verschleierte Propaganda in soziale Netzwerke einzuschleusen und den Diskurs im Internet allgemein zu stören.

Erste offizielle Behauptungen versuchten den Eindruck zu erwecken, dass sich JTRIG vor allem um Ziele wie Iran, Afghanistan und Argentinien kümmert. Am nächsten kam die Abteilung der Heimatfront mit der Verfolgung der Hackergruppe Anonymous.

Neben den Tätigkeiten der Abteilung auf diesen Gebieten hat JTRIG anscheinend auch stark mit der eher traditionellen Strafverfolgung und inländischen Aktivitäten zu tun, wie zuvor unveröffentlichte Dokumente zeigen. Ein JTRIG-Memo vom August 2009 mit dem Titel „Operationelle Höhepunkte“, rühmt  „GCHQs erste wichtige Operation gegen kriminelle Auswirkungen“ einer Webseite, die Polizeiinformanten und Mitglieder eines Zeugenschutzprogramms identifizierte. Eine weitere Aktion zielte auf ein Internetforum, das angeblich „zur Vereinfachung und Ausführung von Internet-Betrug benutzt wurde“. Dieses Dokument beschreibt auch die „Unterstützung des britischen Verhandlungsteams zum Klimawandel“ mit Ratschlägen des GCHQ.

Besonders entlarvend ist ein faszinierendes 42-seitiges Dokument von 2011, das die Aktivitäten von JTRIG detailliert beschreibt. Darin wird auf leicht verständliche und umfassende Weise Einblick in den Aufgabenbereich und die extremen Methoden dieser Abteilung gewährt. Unter der Überschrift: „Verhaltenswissenschaftliche Absicherung von JTRIG-Aktivitäten und online-HUMINT (Human Intelligence)-Aktionen“. Darin werden die bevorzugten Ziele der Abteilung beschrieben, die Methoden der Psychologie und Verhaltensforschung, die sie bereitstellen und benutzen, sowie ihre zukünftigen organisatorischen Ziele. Autor ist der Psychologe Mandeep K. Dhami.

Unter anderem beschreibt das Dokument die Taktiken der Behörde zur Manipulation der öffentlichen Meinung und wie mittels wissenschaftlicher und psychologischer Forschung das menschliche Denken und Verhalten beeinflusst werden kann. Und es zeigt die breite Streuung der Ziele, mit denen sich eigentlich traditionell die Strafverfolgungsbehörden und nicht Geheimdienste beschäftigen.

JTRIGs inländische Operationen zur Strafverfolgung werden deutlich. Der Bericht zeigt „die gegenwärtige Zusammenarbeit mit anderen Behörden“ einschließlich Metropolitan Police, dem Geheimdienst MI5, der Behörde für schwere organisierte Kriminalität (SOCA), den Grenzbehörden, den Zollbehörden und Finanzämtern und einer Einheit für nationale öffentliche Ordnung und Aufklärung (NPOIU). Das Dokument betont die Hauptziele von JTRIG: „Beweise für gerichtliche Verfahren zu liefern“, die Überwachung „einheimischer extremistischer Gruppen wie English Defence League mittels online-HUMINT“, Kriminelle oder Hacker bei ihren Vorhaben zu behindern, abzuschrecken oder davon abzubringen, sowie die „Behinderung, Abschreckung oder Verhinderung des Online-Handels mit gestohlenen Daten oder Kinderpornografie“.

Man brüstet sich damit, dass die Abteilung „weltweit eingesetzt werden kann“. Genauer gesagt „richten sich die Aktionen zur Zeit“ gegen eine Vielzahl von Ländern und Regionen, einschließlich Argentinien, Osteuropa und Großbritannien.

Die Inlandsaktionen von JTRIG passen in das Gesamtmuster des auf Großbritannien und seine traditionelle Strafverfolgung ausgerichteten GCHQ.

Viele GCHQ-Dokumente beschreiben die „Aufträge“ ihrer „Kunden“, und darin wird deutlich, dass die Behörde Befugnisse besitzt, die weit über die nationale Sicherheit hinausgehen. Darunter:

  • nachrichtendienstliche Hilfe für die Bank of England.
  • Für das Ministerium für Kinder, Schule und Familie bezüglich „Radikalisierung“
  • Von Agrarministerium bis zum Walfang
  • Abteilungen im Finanzministerium bei Investitionsentscheidungen Vorteile zu verschaffen
  • Den Polizeibehörden beim Aufspüren betrügerischer Call-Center zu helfen
  • Strafverfolgungsbehörden, um „das Zivil- und das Familienrecht“ zu verbessern

Frühere Berichte über den Geheimdienst konzentrierten sich auf das, was man dort als „politischen Radikalismus“ ansah. Außer dem Angriff von JTRIG auf Anonymous kümmerten sich andere Abteilungen von GCHQ um politische Aktivisten die als „radikal“ angesehen wurden. Das ging bis zur virtuellen Überwachung von Personen welche die Wikileaks-Webseite aufsuchten. GCHQ berichtet in einem Memo auch über seine Untersuchung und das Hacken beliebter Softwareprogramme („um Polizeiaktionen zu ermöglichen“) und gibt zwei Beispiele für das Knacken von Verschlüsselungssoftware im Auftrag des „National Technical Assistance Centre“. Einmal in einem „hochrangigen Kriminalfall“ und einmal in einer Untersuchung wegen Kindesmissbrauch.

Die JTRIG-Abteilung im GCHQ zeichnet sich durch eine hohen Einsatz an Propagandamethoden und anderen Internettaktiken zur Täuschung und Manipulation aus. Der Bericht von 2011 über die Tätigkeiten der Organisation, der heute hier veröffentlicht wurde, fasst nur ein paar dieser Taktiken zusammen:

2.5 Vorgehensweisen und Techniken. Alle Operationen JTRIGs werden mittels Cyber-Technologie ausgeführt. Die Mitarbeiter haben ein breites Spektrum an Vorgehensweisen und Techniken beschrieben, die derzeit für erfolgreiche Operationen verwendet werden. Diese beinhalten:

  • das Hochladen von YouTube-Videos mit „überzeugendem“ Inhalt (zur Diskreditierung, um Misstrauen zu schüren, Zweifel zu säen, abzulenken, zu bremsen oder zu stören)
  • das Einrichten von Facebook-Gruppen, Foren, Blogs und Twitterkonten. Diese dienen der Ermunterung zur Diskussionsteilnahme zur Diskreditierung (um Misstrauen zu schüren, Zweifel zu säen, abzulenken, zu bremsen oder zu stören)
  • das Anlegen falscher Identitäten/Personen. Diese unterstützen den Dialog und die Botschaft auf YouTube, Facebook-Gruppen, Foren, Blogs etc.
  • das Anlegen falscher Identitäten/Personen die weitere falsche Identitäten unterstützen.
  • Scherzmails und blödsinnige Textnachrichten unter einer gefälschten Person oder dem Abbild einer echten Person zu versenden (um Misstrauen zu schüren, Zweifel zu säen, abzulenken, zu beleidigen oder zu stören)
  • das Bereitstellen von unzensiertem Material (um zu stören)
  • Instant messaging an bestimmte Personen mit Hinweisen zum Öffnen unzensierter Webseiten
  • Das Anlegen von Tausch-(oder Verkaufs-)börsen, die Überweisungen der Kunden behalten und/oder minderwertige oder untaugliche Ware verkaufen (um Misstrauen zu schüren, Zweifel zu säen, abzulenken, zu beleidigen oder zu stören)
  • Kommunikationsstörung (z.B. Filtern, Löschen, Neuschaffen oder Verändern) echter Kunden und Händler (um Misstrauen zu schüren, Zweifel zu säen, abzulenken, zu täuschen oder zu stören)
  • die Kontrolle von Webseiten zu übernehmen (zur Verzögerung, Rufschädigung, Störung oder Verhinderung)
  • die Ablehnung von Telefon- und Computerdiensten (zur Verzögerung, Störung oder Verhinderung)
  • Die Kommunikation/Webseiten von Zielpersonen hosten, um Kommunikationsdaten zu sammeln SIGINT (Signal Intelligence) durch Sammeln der Kommunikationsdaten der Zielperson (zum Unterbrechen, Verzögern, Abschrecken, Verhindern)
  • Webseiten-Hoster aufzufordern, bestimmtes Material zu löschen (zum Unterbrechen, Verzögern, Abschrecken, Abbringen, Verhindern)

JTRIGs starke Betonung der Bedeutung von Verhaltensforschung (sowie Psychologie) und deren Wichtigkeit für die Operationen zieht sich durch den ganzen Bericht. Das beinhaltet detaillierte Diskussionen wie man „Gehorsam“ und „Konformität“ fördert:

2.18 Notwendigkeit der Verhaltensforschung. Die Mitarbeiter nennen verschiedene nützliche Bereiche der Verhaltensforschung für HUMINT-Operationen, von denen sie profitieren können. Die meisten darunter stammen aus der Sozialpsychologie, darunter:

  • Psychologie der Beziehungen (einschl. der sozialen Online-Interaktionen)
  • kulturelle Auswirkungen der sozialen Interaktionen
  • die Psychologie des Vertrauens und Misstrauens
  • die Erstellung psychologischer Profile
  • die Entwicklung realistischer gefälschter Identitäten/Personen
  • die Psychologie der Überzeugung
  • Verbreitung von Massenbotschaften
  • das Bewerben von YouTube-Videos
  • glaubwürdige Entschuldigungen, dass man nicht mit der Zielperson kommunizieren kann (auch nicht von Angesicht zu Angesicht)
  • wirksame Verzögerungstaktiken und „Haken“ für online-Kunden
  • kriminelles Verhalten online (z.B. Kinderarbeit, Betrug)
  • das Online-Verhalten von Jugendlichen
  • Geschäftsvorgänge im Internet

Auf Psychologie basierende Beeinflussungsmethoden

3.2 Theorien und Forschungen auf dem Gebiet der Sozialpsychologie können für die Bewertung der Auswirkungen von JTRIG und der online-HUMINT-Operationen besonders wertvoll sein. Folgende Themen wären für die soziale Beeinflussung von besonderem Interesse:

  • die soziale Wahrnehmung
  • die Gesinnung
  • Überredungskünste
  • Gleichförmigkeit
  • Gehorsam
  • zwischenmenschliche Beziehungen
  • Vertrauen und Misstrauens
  • die Erstellung psychologischer Profile

Darüberhinaus wäre die Anwendung sozialpsychologischer Ideen aus Marketing und Werbung wünschenswert.

3.6 Gehorsam ist eine direkte Form sozialen Einflusses, bei der ein Individuum sich einer Autorität unterwirft oder einwilligt. Gehorsam kann durch Faktoren wie die Streuung von Verantwortung, die Wahrnehmung der Autorität als legitim, und Sozialisation (einschließlich der sozialen Rolle) erklärt werden. Zustimmung kann durch verschiedene Techniken erreicht werden, einschließlich: Die Vermittlung der Norm der Gegenseitigkeit; Zuneigung entwickeln (zB über Anbiederung oder Attraktivität); die Bedeutung der sozialen Zustimmung (zB über Hervorhebung, dass andere auch zustimmen); den Eindruck von Mangel oder Geheimhaltung erwecken; den Eindruck erwecken, den "Fuß-in-der-Tür" zu haben (zB. Zustimmung sichern, indem man ersten Zugriff auf etwas bekommt); und die "Tür-vor-der-Nase-zu" oder "Unterschätzen" Taktik (das heißt:vorher Zustimmung zu einer Sache einholen und dann Kleingedrucktes nachschieben, wenn er bereits zugestimmt hat) . Umgekehrt kann man Gehorsam effektiv reduzieren, indem man die Menschen über die negativen Auswirkungen des Gehorsams aufklärt, sie ermutigt, Autorität in Frage stellen; und ihnen Beispiele für Ungehorsam gibt.

GCHQ hat in einer Stellungnahme dazu nur auf die altbekannte Leier von der „Gesetzmäßigkeit“ seiner Aktivitäten verwiesen.


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