Schlagwörter
ARD, Demokratie, Desinformation, Propaganda, Staatsmedien, Verschweigen, Verzerren, ZDF
Eine vorrangige Aufgabe von Staatsmedien, egal ob in der DDR, BRD, Nordkorea oder Deutschland, ist die Verbreitung und Verfestigung sinn- und gemeinschaftsstiftender Mythen und Geschichten, die den inneren Konsens und die Einheit des nationalen Gebildes begründen und stabilisieren sollen.
Im Deutschland von ARD und ZDF wird der wirtschaftlich und politische Bankrott, die Abwicklung und Übernahme der ehemaligen DDR durch die BRD, zu einem propagandistischen und realitätsfremden Märchen von „Freiheit“ und „Demokratie“ umgedeutet, die angeblich durch eine „Revolution“ erkämpft wurden.
Die Antagonisten dieser eindimensionalen Mär sind gute Bürgerrechtler und böse Staatsschergen, die sich einst auf den Straßen eines „Unrechtsstaates“ gegenüberstanden. Aktueller Held ist ein so pathetisch wie reaktionär salbadender Pfaffe, der sich ernsthaft einbildet, am Untergang des Unrechtsstaates mitgewirkt zu haben und es sichtlich genießt, sich für seinen Wahn von den Gläubigen feiern zu lassen.
Gauck erinnert dabei an eine Witzfigur aus einem Comic: Das unbedarfte kleine Schweinchen, das sich einbildet, durch sein Klopfen an das längst von Termiten zerfressene Tor der finsteren Burg, deren Einsturz verursacht zu haben.
Ohne den ehemaligen DDR-Bürgern, die tatsächlich ernsthaft gegen Unrecht und Unterdrückung gekämpft haben, die zweifellos auch mehr Freiheit wollten, nahetreten zu wollen, muss man – um die Ereignisse tatsächlich richtig zu verstehen – erst einmal konstatieren, dass es die relativ großen Proteste auf den Straßen nicht gegeben hätte, wenn die wirtschaftlichen Zustände in der BRD noch schlechter gewesen wären, als die in der DDR. Das ist Fakt und mit keinerlei Verunglimpfung verbunden.
Der Mensch misst sein eigenes Wohlergehen immer am Mitmenschen und vor der Moral kommt immer und überall das Fressen. Die DDR-Bürger der 80er Jahre unterscheiden sich in dieser Frage nicht vom Rest der Menschheit. Vor die Wahl gestellt, ob sie im Wohlstand eines totalitären Unrechtsregimes oder in Armut und Freiheit leben wollten, würde sich weltweit die Mehrheit für Ersteres entscheiden. So viel Realismus und Einsicht in die eigene Natur muss sein – wenn man die Welt wirklich verstehen will.
Hätte den DDR-Bürgern also nicht das vermeintliche Schlaraffenland BRD vor Augen gestanden, sondern vielleicht ein demokratischeres, aber wirtschaftlich prekäreres System im Westen, es wären in der DDR vielleicht Hunderte auf die Straße gegangen, aber sicher nicht Tausende oder gar Zehntausende. Und sie hätten ganz sicher nicht versucht, unter Lebensgefahr und über Drittländer oder eine tödliche Grenze in diese Armut zu flüchten. Tatsächlich wäre es dann wahrscheinlich, dass Republikflüchtlinge vornehmlich in umgekehrte Richtung, von West nach Ost migriert wären – mit der hehren Begründung, den Sozialismus aufbauen zu wollen selbstverständlich.
Eine zweite geschichtliche Wahrheit wurde gerade erst sogar vom „Kanzler der Einheit“ höchstpersönlich bestätigt, dass es nämlich nicht die tausenden Bürger auf den Straßen waren, die den Systemzusammenbruch herbeiführten, sondern dass dieser längst an anderer Stelle entschieden worden war. Von einer Revolution zu sprechen ist also nicht nur vom Ende her betrachtet, sondern in jeder Hinsicht irreführende Propaganda und Volksverdummung. Das ideologische Ziel ist, wie eingangs gesagt, der Aufbau eines sinn- und gemeinschaftsstiftenden Mythos.
Die Gefahr dieser geschichtsrevisionistischen Lügen liegt auf der Hand. Zunächst einmal kann ein Volk seine eigene Geschichte weder richtig beurteilen, noch selbst zielgerichtet in die Hand nehmen, wenn es über seine eigene Vergangenheit belogen und in die Irre geführt wird. Die Bürger leben in einer politischen Illusion und einer Blase inkonsistenter Geschichten – anstatt echter Geschichte – die sie zur Unmündigkeit über das eigene Schicksal verdammt. Wer eines Tages vielleicht denkt, das mit den Demonstrationen hat doch in Leipzig geklappt, das muss dann auch in Berlin funktionieren – wenn nur genug mitmachen – ist das erste Opfer dieser Propaganda und wird womöglich ein böses Erwachen erleben.
Wie es sich aber für lupenreine Staatssender wie ARD und ZDF gehört, treiben diese die Mär von der friedlichen Revolution der Bürgerrechtler nachdrücklich in die Köpfe der infantilisierten Zuschauer. Hat die deutsche Gesellschaft eine derartige Hirnwäsche wirklich nötig? Es wäre schlimm, wenn es so wäre.
In der heute-Sendung vom 9.10.2014 heißt es (ab 11:09 min) in einer „Geschichte für Dummies“-Variante:
Christian Sievers: „Dann der 9. Oktober, also heute vor 25 Jahren. 70.000 mutige Bürger auf der Straße – so viele, wie nie. Es war der Durchbruch für die friedliche Revolution in der DDR. Nur einen Monat später fiel die Berliner Mauer.“
Joachim Gauck: „Tausende überwanden ihre Angst vor den Unterdrückern, weil ihre Sehnsucht nach Freiheit größer war, als ihre Furcht.“
Anja Charlet: „Die DDR war ein Unrechtsstaat, sagt Gauck, wo ein Klima der Angst und der Ohnmacht herrschte“
Die Tagesschau vom 9.10. verbreitet den gleichen holzschnittartigen Unsinn mit notdürftig abgewandelten Worten und dem selben suggerierten Kausalzusammenhang, wie die heute-Sendung eine Stunde zuvor:
Judith Rakers: „Am 9.Oktober 1989 waren in Leipzig mehr als 70.000 Menschen für Demokratie und Freiheit auf die Straße gegangen. Einen Monat später fiel die Berliner Mauer.“
Im heute-journal des ZDF am selben Tag wird dann ausführlich und schamlos in einem primitiven Beitrag von Andreas Weise emotionalisiert, um auch nicht die kleinste rationale Frage, nach den tatsächlichen Hintergründen aufkeimen zu lassen. Immerhin erscheint in einem weiteren Bericht über den Bürgerrechtler Rainer Müller plötzlich anstatt des zuvor eingeblendeten, reklameerprobten Slogans „25 Jahre friedliche Revolution“ oben rechts in der Ecke das Logo „Kollaps DDR„. Leider ist auch Müller von tieferer Reflektion über die Vorgänge weit entfernt und gefällt sich in der Rolle des erfolgreichen, friedlichen Revoluzzers und Freiheitskämpfers.
Rainer Müller: „Wir haben gewonnen. Also letztendlich ein Sieg der Freiheit über die Unfreiheit. Damals den Sieg der organisierten Opposition mit den 70.000 hier auf den Leipziger Straßen.“
Zurecht erinnert Müller an die Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten (vom ZDF ausführlich mit Bildern unterfüttert), nur wem möchte er denn weismachen, dass es derartige Übergriffe nach der sogenannten „Revolution“ im vereinten Deutschland nicht mehr gibt? Vielleicht sollte er sich mal in Dresden einer Nazi-Demonstration in den Weg stellen, um zu erfahren, wie es ist, am Zottelbart von freiheitlich-demokratischen Polizisten von der Straße gezerrt und anschließend mit Prozessen überzogen zu werden.
Auch die Tagesthemen setzen auf Holzschnitt und Emotionalisierung.
Caren Miosga: „Heute Abend leuchtete Leipzig, weil heute vor 25 Jahren mehr als 70.000 Menschen durch diese Stadt strömten und „Wir sind das Volk“ riefen. Hundertschaften von Volkspolizisten und NVA-Soldaten standen ihnen entgegen [das ist eine freche Lüge, denn die „Sicherheitskräfte“ hatten an diesem Abend nur den Befehl zur Eigensicherung und haben die Demonstranten ungehindert marschieren lassen] und es ist bis heute unglaublich, dass damals kein Blut vergossen wurde und diese Massendemonstration gewaltlos blieb, wie die gesamte Revolution, die die DDR schließlich zum Einsturz brachte.“
Fazit: Staatstragende Propaganda und die Festigung eines eindimensionalen, märchenhaften Narrativs vom friedlichen Umsturz durch ein paar Zehntausend demonstrierende Bürger. Die tatsächlichen historischen Hintergründe werden verschwiegen oder ihre Bedeutung herunter geredet. Am Ende müsste man ja noch Russen dankbar sein – geht ja gar nicht! Die negativen Folgen des Anschlusses, der Zerschlagung und Aufteilung wirtschaftlicher Strukturen unter westlichen Konzernen wird ausgeblendet. Die politische Desillusionierung weiter Teile der Bevölkerung, die das Angebot der Pseudodemokratie, für die sie angeblich gekämpft haben, gar nicht annehmen, wird genauso totgeschwiegen, wie die Kaperung der Protestbewegung durch nationalistische Elemente. Die DDR wird pauschal als Unrechtsstaat dargestellt, deren Bürger nun froh sein können, „frei“ und „glücklich“ im ach-so-demokratischen vereinten Deutschland zu leben.
Und was, wenn der Hegemon im Westen wirtschaftlich genauso kollabiert, wie vor 25 Jahren der Hegemon im Osten? Dann werden wir zumindest sehr schnell feststellen, dass deutsche Polizei und Bundeswehr nicht so zögerlich zur Sache gehen werden, wie seinerzeit Vopos und NVA. Und dass dann in Washington ein amerikanischer Gorbatschow an der Macht sein wird, der die Deutschen großzügig in ihre Freiheit entlässt, das ist so wahrscheinlich wie eine echte friedliche, demokratische Revolution durch die in Unmündigkeit gehaltenen Deutschen in den nächsten 100 Jahren.
text030text030 sagte:
Und so gehen die Verantwortlichen vom „Wiedervereinigungsmärchen“ mit ehemaligen Flüchtlingen um. Bitte auch Links am Ende des Beitrages lesen.
http://text030.wordpress.com/2014/11/05/veranstaltung-der-cdu-25-jahre-nach-dem-mauerfall-wie-erinnern-wir-berlin-04-november-2014-heiligenschein-uber-und-freude-im-adenauer-haus-in-berlin-nur-nicht-bei-den-ddr-fluchtlingen/
Dirk sagte:
@ mueding
Mit Deinen Elegien auf Kohl hast Du Dich hier nun endgültig als spießiger Kleinbürger geoutet. Der warst Du in der DDR und der bist Du bis heute geblieben. Genau wegen der Masse solcher Leute ist der Sozialismus nicht nur in der DDR gescheitert, sie saßen und arbeiteten in den Behörden oder auf dem Bau, waren Funktionäre, Lehrer, Genossen oder bei der Stasi. Genau wie Du konnten sie sich eine wirklich freie Gesellschaft nie wirklich vorstellen, es ging und geht immer nur um den eigenen Vorteil.
Zu Deiner Entschuldigung sei aber gesagt, dass es der „sozialistische“ Staat selbst war, der die Menschen in diesem Sinne erzogen hat. Anstatt auf die freie Entfaltung des Geistes und der kreativen Kräfte der Menschen zu setzen, wurden Schönfärberei und und Propaganda im großen Stil betrieben. Zu keinem Zeitpunkt wurde das „Volk“ beim Experiment Sozialismus mit eingebunden, aus Engstirnigkeit und Angst des Großteils der Herrschenden. Lieber setzte man von Anfang an auf Mitläufertum und vorauseilendem Gehorsam der vielen kleinen und großen Rädchen. So entsteht und entwickelt sich jedoch keine sozialistische Gesellschaft, sondern lediglich ein miefiges System, in dem sich die Menschen einrichten, sich aber kaum engagieren und in welchem es nach wie vor ein Unten und ein Oben gibt. Das hat aber mit Sozialismus im Marx’schen Sinne rein gar nichts zu tun.
mueding sagte:
Du unterscheidest also zwischen den „wahren Kommunisten“ in einer vorkommunistischen Gesellschaft und den „spießigen Kleinbürgern“, die es in der DDR nach Deiner Meinung massenhaft gegeben hat und die schuldig daran sind, dass das Experiment interessanter Weise überall auf der Welt scheiterte?
Dazwischen gibt es für Dich scheinbar nichts, nur schwarz und weiß?
Nun, das ist Dein gutes Recht, denn zum Glück dürfen wir alle auch dank solcher Politiker wie Kohl heute immer noch in einer zwar kritikwürdigen aber relativ freien Gesellschaft leben, einer Gesellschaft, an der übrigens auch ich eine ganze Menge auszusetzen habe.
Als die DDR zusammengebrochen war, hatte ich beruflich mit einem der führenden CDU-Leute Schleswig-Holsteins zu tun.
Er gab mir und meinen Begleitern mit auf den Weg, dass wir in der DDR uns zwar entschieden hätten, nun auch in der gleichen Gesellschaftsordnung wie er zu leben. dass wir uns aber nicht einzubilden bräuchten nun plötzlich in eine wirklich in der breiten Masse wohlhabenden und für alle und jeden absolut gerechte Gesellschaft gewechselt zu sein.
Der Mann sprach davon, dass die soziale Marktwirtschaft lediglich den Versuch eines menschlichen Kapitalismus darstelle, den die Menschen immer wieder und immer weiter zu verbessern versuchen müssten. Allerdings sagte er auch, dass dies sicher nicht beste Gesellschaft sei, die man sich erträumen könne und auch nicht für jeden goldene Eier bereithalte … aber es sei immerhin eine Gesellschaft, die es ermögliche, dass es so vielen Menschen gut bis sehr gut gehe, wie noch nie und noch nirgendwo auf deutschem Boden vorher. Dem schließe ich mich heute auf Grund meiner Lebenserfahrung immer noch an.
Darf ich raten? Du gehörst vermutlich zu den Wessis, die selbst in einer Freiheit und einem Wohlstand leben durften, die sie immer bekämpft aber nie hergegeben hätten. Uns DDR-Bürgern dagegen haben genau diese Leute trotzdem immer scheinheilig darum „beneideten“, doch unter viele besseren Bedingungen als sie im besseren Teil Deutschlands zu leben – oder Du bist ein Nachkommen solcher Leute, die Dich mit einer solchen Einstellung geprägt haben.
Solltest Du selber die DDR als einer ihrer Bürger allerdings noch erlebt haben, warst Du zur Wende vermutlich viel zu jung, unter 25, um die DDR und die Umstände dort realistisch beurteilen zu können, oder stammst aus einer Familie, die zu den Eliten gehörten, die sich einen Fantasie-Sozialismus erträumten, den es auf der Erde nirgendwo, nicht einmal in Ansätzen gab, weil es für einen solchen Sozialismus Menschen bedurft hätte, die sich nicht mehr wie normale Menschen verhielten sondern zu 99% Idealisten ohne persönliche Ansprüche ans Leben hätten sein müssen.
Ich habe auch solche Menschen kennengelernt – so hatte ich eine Zeit einen Chef, der nach seiner Dienstzeit als Offizier der Volksmarine stolz darauf war, für den Rest seines Lebens keine Oberbekleidung mehr zu benötigen, weil seine, von militärischen Elementen befreiten Jopen und Hosen. die übrigens einen Latz statt einem Hosenschlitz besaßen, völlig ausreichend für den Rest seines Lebens wären.
Der Mann war tatsächlich ernsthaft der Meinung, dass der Sozialismus siegen würde, sobald sich erst einmal alle Menschen auf dem gleichen Niveau der Anspruchslosigkeit wie er befinden würden. Das Einzige, worauf dieser Mann niemals hätte verzichten wollen, waren reichlich Alkohol und Zigaretten, aber von dem Zeug gab es ja sogar in der Sowjetunion bis Gorbatschow immer ausreichend und das dann auch noch billig.
Ich habe aber auch noch echte Kommunisten kennengelernt, die das KZ überlebt hatten und die mir auf meinen Lebensweg mitgaben, dass Thälmann sich im Grab umgedreht hätte, wenn er noch erleben müßte, wie sich die DDR-Führung und die Funktionäre darunter bis auf Kreisebene dem eigenen Volk gegenüber verhielt und dass Thälmann mit Sicherheit in den Westen abgehauen wäre, um von dort aus eine menschliche Gesellschaft anzustreben, die diese ehemaligen KZler für die DDR ausschlossen.
Diese Leute haben sich dafür geschämt, dass es in den SED-Kreisleitungen, in den Gewerkschaftszentralen all die Dinge gab, deren Versorgung man für den Rest der Bevölkerung nicht einmal annähern sichern konnte. Dort gab es z.B. bis zum Ende der DDR noch die Waren zu günstigen „normalen“ Preise, die für den Normalbürger längst in den Delikat-Laden umgelagert worden und dort zu Horrorpreisen verkauft wurden.
Eine Studienkameradin von, mir deren Eltern zum Kreis der Parteieliten auf Kreisebene gehörte, konnte überhaupt nicht verstehen, dass wir anderen darüber klagten, dass es jetzt nicht einmal mehr zu Weihnachten vernünftige essbare sondern fast nur noch versaftbar Apfelsinen gab.
Ihre Eltern hatten fast ganzjährig Apfelsinen und Bananen zu Hause. Die Familie fuhr jedes Jahr in den Urlaub in eines der Partei- oder FDGB-Objekte. Als ich nach dem Studium in meinem Betrieb nach einem Ferienplatz während der Sommerferien meiner Tochter nachfragte, wurde mir geantwortet, dass es leider – dass war Ende der 70er Jahre – schon rein rechnerisch maximal alle 10 Jahre einen solchen Platz für normale Gewerkschaftsmitglieder gäbe.
So kam es dann auch, ich war 22 Jahre FDGB-Mitglied und hatte alleine bzw. mit meiner Familie insgesamt dreimal das Glück eines Ferienplatzes.
Aber noch ein anderes Thema: Als ich mein Studium beendet hatte und bei meinem delegierenden Betrieb nach einer Wohnung nachfragte, ich hatte inzwischen Frau und Kind, wurde mir eine Wartezeit auf eine eigene Wohnung in diesem schon bevorzugten Betrieb, immerhin einer der großen Werften, von immerhin 10-12 Jahren avisiert, vergleichbar mit der Wartezeit auf einen PKW für normale Bürger, nicht für die priviligierten. Solange müßten wir schon bei unseren Eltern wohnen bleiben – meine Schwiegereltern hatten ein 40 m² große Zweizimmerwohnung, in der wir während meines Studiums „mitwohnten“; meine Eltern hatten eine rund 65 m² große 4-Zimmerwohnung, in der auch meine beiden jüngeren Geschwister noch wohnten.
Als meine Tochter dann 5 Jahre alt wurde, hatten wir endlich eine eigene Wohnung, allerdings weder am Heimatort meiner Frau und auch nicht in meiner Heimat.
Ich hatte mich umgehört, wo denn ein neuer Betrieb gegründet worden war, der für neu anzusiedelnde Mitarbeiter zusätzliche Wohnungskontingente bekam.
… und wenn man mit solchen Umstände für den Rest seines Lebens, für die eigenen Kinder und Enkel unzufrieden war, wenn man die Einheit als einen kurzzeitig möglichen Glücksfall ansieht, der dazu führte dass heute z.B. nicht mehr MIllionen Wohnung fehlen sondern Leerstand existiert, wenn heute sich selbst Studenten Autos und Auslandsreisen leisten können, wenn selbst Langzeitarbeitslose heute oft einen höheren Lebensstandard besitzen als man ihn in der DDR einem Gärtner in einer GPG zugebilligt wurde, wenn sich heute auch eine alleinstehende Bibliothekarin, selbst wenn sie arbeitslos ist, eine kleine eigene Wohnung leisten kann, die in der DDR noch im Alter von 40 Jahren damit abgespeist wurde, dass sie ja bei ihren Eltern über ein eigenes Zimmer verfüge und deshalb keinen Anspruch auf eine eigene Wohnung habe und von der deshalb nicht einmal eine Antrag auf Zuweisung einer solchen Wohnung entgegengenommen wurde, wenn man also solche Zustände furchtbar und unmenschlich findet – dann ist man ein spießiger Kleinbürger und mitschuldig am Untergang einer Gesellschaftsordnung, die es innerhalb von 40 Jahren nicht hinbekam, die Mehrheit ihrer Bürger für sich einzunehmen, die eine Mauer errichten musste, damit nicht so viele ihrer Bürger wegliefen?
O.K.. wenn das alles Ausdrücke für Spießigkeit sind, dann hast Du mir jetzt beigebogen, dass Spießigkeit eine sehr positive Eigenschaft von Menschen ist.
Dirk sagte:
@ mueding
Du hast meine Einschätzung über Dich mit fast jedem Satz Deiner Antwort nochmals bestätigt, danke. Verstanden hast Du meinen Beitrag jedenfalls nicht ansatzweise. Aber Du lebst ja auch scheinbar auf Wolke Sieben, sonst hättest Du bspw. so einen hanebüchenen Unsinn wie in der Frage der aktuellen Wohnungssituation nicht geschrieben.
Wurzelzwerg sagte:
@ Dirk
Ich schließe mich deiner Einschätzung vollinhaltlich an. Es gibt eben Leute, die werden alt wie Methusalem und haben immer noch nichts begriffen, sondern immer nur zugegriffen, wo es was zu greifen gab. Dem Herrn Mueding hätte es sicher sehr gefallen, wenn auf eine Wohnungsannonce hin sich früh um fünf hinter eine Schlange von 200 Leuten anstellen müsste, statt auf dem Wohnungsamt herumzusitzen – das wäre für ihn demokratisch und gerecht gewesen. Sicher, die Wohnungssituation war bis in die siebziger Jahre nicht sonderlich rosig, aber das DDR-Wohnungsbauprogramm hat viele Wohnungsprobleme gelöst. Ja, und dass es in der DDR nicht ganzjährig Südfrüchte gab, hängt vielleicht damit zusammen, dass sie für teure Devisen eingeführt werden mussten, die für lebenswichtigere Dinge gebraucht wurden. Aber er hat recht, es gab Leute, die hatten ihre Beziehungen und wussten, wo die DDR-Bananen wachsen. Das waren übrigens zumeist die Leute, die am meisten über die DDR gemeckert hatten. Dass dazu auch DDR-Kader gehörten, ist nicht abzustreiten, heute sitzen davon einige im Bundestag und in sonstigen bundesdeutschen Gremien, wo sie sich von den Eingeborenen mit keinem Deut mehr unterscheiden. Herr Mueding hat Pech gehabt mit seinem Alter, 1990 war er Ende der Vierziger, und er durfte sicher erst mal die Vorzüge des bundesdeutschen Arbeitsamtes aus vollen Zügen genießen.
Rahnert, Manfred sagte:
Hallo, mein guter Freund,
ich bin gestern, 71 Jahre jung geworden.
Denke bitte, an die alten Siox (Ureinwohner) der kapitallischen U S A..
Geld kann man nicht essen.
Ein schöner Spruch, von dem leider verstorbenen Joachim Fuchsberger.
Im Alter, kann man das sagen, mass man in der Jungend, nicht sagen durfte
Ich grüße Dich
Manni, für Deutschland !!!!!!!
E-Mail: rahnert-manfred@t-online.de
framereport sagte:
… also ich kann ja nur aus meinen eigenen Erfahrungen schlussfolgern.
Ich war 89 auch dabei – zwar nicht bei den ganz großen Aktionen denn bei uns in Mecklenburg ist eben alles etwas verhaltener abgelaufen.
Am Anfang wußte ich und viele andere auch, nicht, worum es eigentlich so richtig ging – es gab ja nur die Mundpropaganda. Vom „Neuen Forum“ und den „Montagsdemos“ hatten wir gehört. Natürlich hatte jeder „im Hinterkopf“ so eine Art Liste, was man anders oder besser haben möchte – an erster Stelle stand da wohl eine bessere Versorgung mit Konsumgütern und dass die Bevormundung von „Oben“ aufhört, ein weiterer Punkt war, dass wir (ich war damals ja noch jung) nicht von solchen alten Männern regiert werden wollen. das mit den freien reisen stand bei mir so ziemlich weit unten auf der Liste, ich bin nicht solch ein Reisejunkiy, ich hatte Haus und Hof und dann noch dort wo andere viel Geld bezahlen, um dort Urlaub zu machen, von daher war die Reisefreiheit für mich persönlich nicht ein Punkt, wofür ich eine Revolution angezettelt hätte. Denn was nützt mir diese Möglichkeit, wenn ich sie mir nicht leisten kann.
So, wie war das – ich muss erst mal nachsinnen, wie ich auf die Straße gekommen bin – ich hatte kein „Kampfprogramm“ oder einen „Marschplan“, ich hatte einfach einen guten Kumpel, der sagte: „Du da in Rostock ist was los, wollen wir mal hin und kugen was da los ist?“
Gesagt – getan. Wir hin – auf dem Neuen Markt in Rostock ein große Menschenansammlung, eine Traube von Menschen um die Petrikirche, wegen Überfüllung kein Reinkommen mehr. Von den Leuten erfuhren wir, da in der Kirche ist irgend ne Veranstaltung, da hält einer ne Rede. Erst Jahre später, wurde mir klar, was da an diesem Tag los war – unser Bundespastor hat da seinen ersten Auftritt gehabt. Keiner kannte ihn – er tauchte mit einem mal, wie von Außen eingesetzt auf.
Die Leute, die auf den Montagsdemos in meinem Heimatort sprachen, die kannten die Meisten – aber den Gauk, den kannte keiner, nur einige wenige Evershagener kannten ihn, weil er dort der Gemeindepastor war.
Nach diesem Demodebüt von mir war ich natürlich jeden Montag bei mir in meinem heimatort mit dabei. So langsam kam man in die Materie hinein und man wußte, worum es ging. Es ging um eine generelle Veränderung und Verbesserung der Gesammtsituation in der DDR – um Reformen in allen Bereichen.
Aber nirgends ging es um die Auflösung der DDR und dem Anschluss an die BRD!
Jetzt – heute habe ich immer mehr das Gefühl, dass unser Wunsch nach Veränderung mißbraucht wurde, um einen kompletten Umsturz durchzuführen. Das alles ist nicht vom normalen Bürger ausgegangen – alles wurde von und über die „Kirchen“ organisiert. da hatten „Kräfte“ von Außen ihre Finger drin und Gauk war ein Teil davon.
Im gesamten Ostblock lief ähnliches ab, siehe China
http://framereport.wordpress.com/2014/10/02/es-gab-kein-massaker-auf-dem-tiananmen/
– nur da ist der Umsturzversuch in die Hose gegangen – nur in den Ländern, die direkt am „Eisernen Vorhang“ lagen, da hat der von Außen gelenkte Umsturz geklappt.
Das was jetzt ist, dafür bin ich damals nicht auf die Straße gegangen. Keiner hat uns gefragt, ob wir uns der BRD anschließen wollen – keiner hat uns gefragt, ob wir einverstanden sind, dass das DDR-Vermögen, was ja den 17 Millionen Bürgern der DDR gehörte, in private Taschen in den „Westen“ abfließt.
Vom Regen, an der Traufe vorbei, direkt in die Scheiße!
Belogen, betrogen und bestohlen hat man uns!
Ruth sagte:
So und nicht anders war es. Und wer nicht migemacht hat, wurde an die Wand gestellt.
Spitz passt auf! sagte:
1/4 der Menschen arbeitet im „Niedriglohnsektor“. Viele werden „aufgestockt“. Die realen Renten sinken von Jahr zu Jahr. Die Mieten steigen. Der Graben zwischen Arm und Reich wird jedes Jahr größer. Von den Fernsehmachern ist es wahnsinnig mutig die DDR als üblen Sozialismus darzustellen. Oder ist es der Mut zum Wahnsinn?
mueding sagte:
Nein, denn beides hat in diesem Sinne nichts direkt miteinander zu tun.
Wenn die DDR als Alternative neben der DDR hätte bestehen bleiben sollen, wäre auch die DDR ohne die Partner im Naturalhandel, denn der Ostblock wäre beginnend mit dem Haupthandelspartner Sowjetunion wäre trotzdem den Bach runtergegangen, zur Modernisierung der Wirtschaft gezwungen gewesen und dies hätte zur gleichen Arbeitslosigkeit geführt, wie wir sie in der DDR nach dem Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft zu verzeichnen hatten und von der heute zum Glück nicht mehr viel übrig geblieben ist.
Mit der modernen Industrie des Westens auf dem Weltmarkt erfolgreich zu konkurrieren hätte bedeutet, mit den Kosten letztlich unter denen des Westens ggf. bei sogar besseren Produkten zu bleiben. Im Bereich des Schiffbaus, der Metallindustrie, der Elektrotechnik lagen die Kosten aber mindestens beim drei- teilweise sogar beim vierfachen der westlichen Wirtschaft, was nicht nur dem technologischen Standard in der DDR sondern natürlich auch der, nur durch diesen technologischen Standard ermöglichten Vollbeschäftigung geschuldet war.
Darüber hinaus hätte es in der DDR auch die enormen Mittel für den Sozialstaat, beginnend bei den subventionierten Mieten über den subventionierten ÖPNV aber auch für die hoch subventionierten Grundnahrungsmittel nicht mehr geben können, denn auch dieses Geld wurde nicht verdient sondern sozusagen auf Vorschuss genommen.
Die DDR war nicht deshalb übler Sozialismus, weil ihrer Führung dies so wollte, sondern weil ein solcher sich aus dem Widerspruch der hohen Ansprüche und der katastrophalen wirtschaftlichen Situation zwangsläufig ergab. Kein Staat der Welt kann auf Dauer über seine Verhältnisse leben, auch wenn die Menschen sich dies wünschen – man konnte es am bankrotten Griechenland genauso sehen, wie an Spanien. Mal sehen, wann die Bundesrepublik an ihren Schulden zu Grunde gehen wird, weil niemand, weder in der DDR noch in der BRD getraut, den Bürgern reinen Wein einzuschenken und den Lebensstandard mal so um eine Drittel abzusenken, denn ein solcher wäre maximal gerechtfertigt. Während man heute die Zeit dadurch noch hinauszögern könnte, indem man die Millionäre und Milliardäre härter besteuern würde, bis sie sich denn ein neues Zuhaus in einem günstigeren Umfeld geschaffen hätten, gab es in der DDR nicht einmal jemanden, den man volkswirtschaftlich wirksam hätte mehr Geld aus der Tasche ziehen können – obwohl niemand wirklich hätte ausrücken können. So tat man es denn in gewissen Maßen mit dem einfachen Volk, indem man bestimmte Waren des täglichen Bedarfs genauso exorbitant verteuerte, wie Lebensmittel. Selbst Bücher wurden immer teurer.
Es stimmt, der Abstand zwischen Arm und Reich wurde nicht größer, denn reich konnten kaum noch jemand werden – so waren alle gleich „arm“ und wären über die weitere Entwicklung immer ärmer geworden.
Kritik an den Zuständen im heutigen Deutschland ist in vielen Dingen angebracht, allerdings war und ist ein System a la DDR nicht wirklich keine Alternative, jedenfalls keine, mit der es den Menschen wirklich besser gehen würde.
Spitz passt auf! sagte:
Arbeitest du, „mueding“, im Bundeskanzleramt oder möchtest du dich mit deinen vielen Kommentaren dort bewerben?
Unsere Millionäre und Milliardäre werden zu hart besteuert? – Wahrscheinlich sind sie deshalb reich geworden und werden immer schneller reicher.
Wegen der Staatsverschuldung muss der Lebensstandart der Bevölkerung um ein Drittel gesenkt werden? – Man könnte auch die vielen Steuersenkungen wieder rückgängig machen. (Laut letztem Armut- und Reichtumsbericht besitzen die unteren 50 % der Bevölkerung nur noch 1 % des deutschen Vermögens.)
In der DDR waren alle gleich arm? – Der Versuch immer reicher zu werden kommt uns alle teuer zu stehen. Das Klima der Erde wird besonders durch die Gier der Reichen verändert. – 7 Milliarden IDIOTEN verträgt die Erde nicht!
Du solltest unbedingt die „Nachdenkseiten“ besuchen! Du hast das Nachdenken ganz besonders nötig! http://www.nachdenkseiten.de/?cat=13
mueding sagte:
Weder arbeite ich im Bundeskanzleramt noch habe ich vor, mich in meinem Alter überhaupt noch einmal um eine Arbeitsstelle zu bewerben. Auch behaupte ich an keiner einzigen Stelle in diesem Forum, dass die Reichen, nicht nur in diesem Land, zu hart besteuert würden – Gewinne aus dem Besitz von Anteilen an Unternehmen sollten aus meiner Sicht sogar wesentliche höher besteuert werden, als dies heute der Fall ist. Ich bin auch ein Anhänger einer Vermögenssteuer.
Es bleibt aber dabei, dass es aus meiner Sicht nie richtig gewesen ist, dass alle Menschen in der DDR eher gleich arm warm, als dass weitgehend alle auf einem wenigstens akzeptablen und trotzdem für jeden leistungsanreizenden Wohlstand leben konnten. Zwischen dem Zustand derer, die für die Ausplünderung dieses Planeten die Verantwortung tragen und vorrangig davon profitieren und dem Zustand, in dem sich die Bürger der DDR bewegen mußten, nämlich auf einem von Parteitag zu Parteitag unbefriedigenderen, gibt es eine sehr große Spanne.
Außerdem ist es mehr als arrogant von Ihnen, einerseits die Gier bestimmter Kreise nach immer mehr berechtigt zu kritisieren und gleichzeitig die bislang 7 Milliarden Menschen auf dieser Erde als IDIOTEN zu bezeichnen – also auch mich und all die anderen, die sich hier im Forum engagieren. Genau dies zeigt, wes Geistes Kind Sie sind – aber ich bin trotzdem dafür, dass auch Sie die Möglichkeit haben, Ihren Unsinn in die Welt zu tragen. Die Menschen sind nämlich nicht die IDIOTEN, zu denen Sie sie abstempeln möchten. Die meisten sind schlau genug, sich von Rattenfängern wie Ihnen, auf den falschen Weg locken zu lassen. Genau deshalb haben Linke, von den Maoisten über die Kommunisten der KPD und der DKP bis hin zum SED-Erben auch keine Chance auf Bundesebene.
Aber solche Typen wie Sie, die haben einerseits zwar das DDR-System durch Ausblenden der Realität und Nachplappern der lediglich mit heißer Luft gefüllten Propagandablasen des Politbüros und seiner ausführenden Organe viel zu lange am Leben gehalten, andererseits aber ungewollt auf diese Art zum Zusammenbruch dieser DDR mit ihrer inhumanen realsozialistischen Gesellschaft beigetragen – leider viel zu spät.
Ich schreibe ausdrücklich „solche“, denn ich kann mir bei dem Unsinn, den Sie schreiben, nicht einmal vorstellen, dass Sie überhaupt ein paar Jahrzehnte DDR erlebt haben und sich deshalb überhaupt ein Urteil anmaßen können.
Spitz passt auf! sagte:
Mir als „Rattenfänger“ wird übel, wenn ich ihren geistigen Dünnschiss lese.
Wie wird man zum Milliardär? „Durch eigene Hände Arbeit ist noch keiner reich geworden.“ Das weiß jeder, der schon mal richtig gearbeitet hat.
Ich bezeichne Menschen nicht als Idioten. Menschen, die an grenzenloses Wachstum glauben, sind Idioten. Die Ressourcen sind begrenzt. Es können 7 Milliarden Menschen auf der Erde leben, aber keine 7 Milliarden IDIOTEN. Haben sie es jetzt kapiert, blöder Demagoge?
Sie HABEN gesagt „Milliardäre härter besteuern“! Um jemand HÄRTER besteuern zu können, muss er vorher HART besteuert worden sein. Aber Milliardäre werden leider nicht hat besteuert, deshalb werden sie täglich viel reicher. Während die unteren 50 % nur noch 1 % des deutschen Vermögens haben.
„mehr Geld aus der Tasche ziehen“ Man will den armen Milliardären ihr sauer verdientes Geld aus der Tasche ziehen? Mutter, Sohn und Tochter Quandt bekommen jeweils eine Million Euro AM TAG, also Geld, dass von den Arbeitskräften bei BMW erwirtschaftet wurde.
Sie verstehen die primitivsten wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht, deshalb empfehle ich ihnen noch einmal die „Nachdenkseiten“ zu lesen. Übrigens, ich habe an keiner Stelle die DDR verteidigt, sondern ausschließlich die BRD kritisiert.
mueding sagte:
Zitat: „7 Milliarden IDIOTEN verträgt die Erde nicht!“ – das dürfte sich ja wohl auf alle Bewohner dieser Erde beziehen, denn viel mehr Bewohner hat sie derzeit nun einmal, zum Glück, nicht.
Übrigens sind Sie es, der mir das Wort im Munde umzudrehen versucht.
Natürlich können Sie auch den Quandts das Geld nehmen – ich weiß nur nicht ob es sehr sinnvoll ist, Unternehmen ihre finanzielle Basis zu nehmen.
Das Geld der Quandts wird von diesen ja nur zu einem, im Verhältnis zur Gesamtsumme unbedeutenden Teil für den eigenen Bedarf konsumiert, im Luxus verschwendet. Fast all dieses Geld wird irgendwo auf dieser Erde wieder investiert und ermöglicht dort, Menschen zu beschäften, Material und Investitionsgüter zu finanzieren.
Vielleicht sollten Sie sich einmal mit den Grundlagen der Ökonomie auseinandersetzen und sich nicht nur auf Propagandaseiten der Linken den Kopf verdrehen lassen. Diese „Nachdenkseiten“ kenne ich natürliche auch, allerdings stellen reflektieren sie weniger die Realität als die verdrehte Weltsicht verkalkter westdeutscher Altkommunisten und Intellektueller, denen mit dem Ostblock eine Heimat verloren ging, in die es aber gerade sie nie gezogen hat. Warum wohl blieben sie alle im Westen und zogen nicht zu tausenden in die DDR oder ein anderes beliebiges Land im Ostblock um? Warum wohl haben sie sich auf gutbezahlten Professorenstühlen niedergelassen und gut versorgt die Revolution gegen die Gesellschaft gepredigt, von der sie sich aushalten liessen?
Ob ausgerechnet Linke in der Lage sind, eine Wirtschaft zu organisieren und Menschen zu maximaler Leistung zu motivieren, diese Frage hat sich doch mit dem Zusammenbruch des Wirtschaftssystem im Ostblock alleine beantwortet … und nun bitte nicht dieses alberne Pseudoargument von dem Sozialismus der angeblich keiner war und von den Kommunisten die angeblich keine gewesen sein sollen.
Ich hab inzwischen oft genug anhören müssen, dass wir jetzt aber ganz bestimmt mit dem richtigen Sozialismus beglückt würden … nachdem dies noch nirgendwo auf der Welt geschehen sei. Wir müßten nur die Richtigen wählen, diejenigen, die sich als Erben der SED betrachten und auch deren materielles Erbe für sich beansprucht haben.
Ich warte förmlich darauf, dass irgendwann einmal Neoliberale die Probleme der heutigen deformierten Marktwirtschaft damit entschuldigen, dass es sich ja um keinen wirklichen Kapitalismus handele und die Menschen genau deshalb so unzufrieden mit der Marktwirtschaft seien. Wenn wir erst einmal richtigen Manchesterkapitalismus hätten, würde alles gut.
Wissen Sie, mehr als 40 Jahre realer Sozialismus mit seinen immer schlechter werdenden Lebensbedingungen haben mir persönlich gereicht und auf ein weiteres solches Experiment hat in meiner Familie, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis niemand Bock gehabt. Deshalb waren alle froh. dass Kohl den Anschluss der DDR an die alte BRD tatsächlich nicht nur in Sonntagsreden beschworen hatte sondern sogar ernsthaft wollte und durchgesetzt hat.
Meine Eltern haben die DDR mit aufgebaut, aber erst die „verfaulende“ kapitalistische Gesellschaft hat es ihnen, die kurz vor der Einheit in Rente gingen und Angst davor hatten, mit der damals üblichen Hungerrente bei immer weiter steigenden Preisen den Rest ihres Lebens fristen zu müssen, ermöglicht, ein Leben auf einem Standard zu führen, wie es ihnen die DDR nie ermöglicht hat und wie sie es sich selbst für den Lebensabend gar nicht erhoffen konnten.
Auch ich kritisiere die inhumanen Entgleisungen der heutigen Gesellschaft, allerdings sind Ihre Rezepte der Enteignung bzw. Vertreibung des Kapitals keine Lösung – oder sie müssen eine Mauer um ganz Deutschland errichten, bevor Sie diesen Leuten tief in die Tasche greifen.
Schaum vorm Maul, wie Sie ihn vor sich hertragen, hat jedenfalls noch nie zu Problemlösungen geführt.
Spitz passt auf! sagte:
Das mit den 7 Milliarden IDIOTEN ist für Sie zu hoch.
Warum quatschen Sie nicht irgendjemand voll, der die DDR verteidigt hat? Ach, das haben Sie ja schon reichlich. Die sind wahrscheinlich immer noch am Kotzen.
Die Nachdenkseiten kennen Sie mit Sicherheit nicht, oder Sie haben kein Wort verstanden.
Sie sind also in der DDR aufgewachsen. Bei BMW-Leipzig lassen die Quandts „Ossis“ für 950 Euro im Monat schuften, laut der „linken“ Sendung Monitor (ARD).
mueding sagte:
Stimmt, ich bin nach dem Krieg im Osten geboren, aufgewachsen und lebe bis heute dort. Ich gehöre also zu denen, die um sich herum die angekündigten blühenden Landschaften sehen können und sie nicht verdrängen.
Die Nachdenkseiten, die im Wesentlichen nichts weiter als linke Propaganda darstellen und keinerlei wirkliche Lösungen für heute unstrittig vorhandene Probleme anzubieten haben, kenne ich. Sie erinnern mich sehr an den Unsinn, der seinerzeit im Neuen Deutschland verbreitet wurde.
Dass bei BMW in Leipzig nicht alle Menschen zu Traumlöhnen arbeiten, auch das ist mir nicht neu – es trifft auch auf Menschen zu, die im Westen unseres Landes z.B. im Friesischen arbeiten. Übrigens handelt es sich im Netto-Beträge und dann auch noch in Euro. Mein letztes Gehalt in der DDR hätte heute einen Gegenwert von rund 80 Euro und die Rente meiner Eltern würden heute bei noch nicht einmal dieser Summe liegen. Ich weiß, dafür waren die subventionierten Mieten für Wohnungen extrem niedrig im Vergleich zu den Mieten, die heute zu zahlen sind. Das ist nicht zu bestreiten – wiegt die Differenz aber bei Weitem nicht auf … und wie war das mit den Lebensmitteln, die aus den Kaufhalle in den Delikatladen verschwanden?
Was half es mit 1988, dass die Fleischwaren billiger waren als heute, wenn man in der normalen DDR-Provinz an viele diese Dinge nur mit Beziehungen herankam oder sich früh um 6 Uhr danach anstellte, ggf. abwechselnd mit anderen Kollegen oder Familienmitgliedern? Ich behaupte nicht, dass die benannten Niedriglohnempfänger bei BMW-Leipzig sonderlich gut leben und zufrieden sein können. Aber sie leben selbst mit einem solchen Lohn nicht schlechter, als sie es heute in einer DDR der zweiten Version könnten.
So und mit diesem Statement verabschiede ich mich aus diesem Thema und bedaure sehr, dass dieses Forum inzwischen von solchen Leuten wie Dir übernommen werden konnte. Sie könnten Ihre konfusen Meinungen übrigens in jeder deutschen Tageszeitung veröffentlichen, denn dort hat man lediglich vor Leuten Schiss, die wirklich denken und Schlussfolgerungen ziehen können. Solche Typen wie Sie sind dort willkommen, stellen sie doch keinerlei Gefahr für den Bestand einer Gesellschaft dar, die dringend einer Erneuerung bedarf, aber eben einer intelligenten Erneuerung und nicht einem Chaos, welches Sie offensichtlich anstreben.
Spitz passt auf! sagte:
Gut gebrüllt, Schoßhündchen! Aber deine „dringende Erneuerung“ beschert noch mehr Geld an Susanne Klatten und Paris Hilton. Warum muss der Lebensstandart der Bevölkerung um ein Drittel gesenkt werden, obwohl das BIP jedes Jahr wächst? – Ich bin mir sicher, die edlen Quandts schaffen neue Arbeitsplätze in Bangladesh, für 30 Euro im Monat.
Aber wahrscheinlich hast du recht: Ich wurde von den Nachdenkseiten zu stark verblendet.
Ruth sagte:
Zitat Dok:“Ohne den ehemaligen DDR-Bürgern, die tatsächlich ernsthaft gegen Unrecht und Unterdrückung gekämpft haben, die zweifellos auch mehr Freiheit wollten, nahetreten zu wollen, muss man – um die Ereignisse tatsächlich richtig zu verstehen – erst einmal konstatieren, dass es die relativ großen Proteste auf den Straßen nicht gegeben hätte, wenn die wirtschaftlichen Zustände in der BRD noch schlechter gewesen wären, als die in der DDR. Das ist Fakt und mit keinerlei Verunglimpfung verbunden.“
Warum so zögerlich umherschweifend? JA-es war eine Bananen“revolution“, ich bevorzuge den Begriff Konterrevolution.
Die Tausenden, die anfänglich auf die Straße gingen, wollten eine bessere DDR. Erst als sich Kohl und Konsorten durch die Straßen Dresdens und anderer Orte wälzte und der Ruf „Wir sind das Volk“ plötzlich (westlich dirigiert) zu „Wir sind EIN Volk“ wurde, da war klar, daß die Karten im Hinterzimmer schon längst gemischt und verteilt waren.
Und dieses unselige Gesülze von totalitärem Unrechtsstaat, lieber Dok, ist nichts Anderes, als ARD, ZDF, Spiegel, Welt, Bild und wie diese Schmuddelsender und -blätter alle heißen. Mann, hab ich es satt, immer und immerwieder von Wessis erklärt zu kriegen, wie beschissen es mir ging. Und NEIN-ich gehörte nicht zu irgendwelchen hochpriviligierten Leuten, sondern habe gelernt, gelebt und geliebt wie viele andere Millionen in der DDR. In Leipzig waren 70.000 auf der Straße, noch paar Tausend in anderen Städten, einige Tausend, die in den Botschaften in Prag und Ungarn rumgammelten. Gehen wir also großzügig von 170.000 aus. Wahnsinn! Das waren ja ganze 1% der DDR-Bevölkerung…
Und was die Pleite anbelangt…mal „Beutezug Ost“ anschauen. Genügend Bücher mit harten Fakten und Zahlen gibts ja inzwischen auch ausreichend auf dem Markt.
Ansonsten gibts hier für Besserwessis bzgl. der Befindlichkeiten vieler Ossis (damals und heute) auch noch nen recht interessanten Blog. Sollen ja bis heute nicht allzuviel Wessis ihren zarten Fuß auf kontaminiertes Ossiland gesetzt haben, um von Angesicht zu Angesicht mit den Hinterwäldlern zu reden, es sei denn, sie hatten sich ne Immobilie zurückzuerobern.
https://ossiblock.wordpress.com/
Jörgen sagte:
Danke, Ruth, danke und nochmals danke!!!
Dok sagte:
Es war weder eine Bananenrevolution, noch eine freiheitliche Revolution – es war überhaupt keine Revolution. Es war ein wirtschaftlicher und moralischer Bankrott eines reformunfähigen Vasallenstaates, dessen Hegemon aufgrund eigener Probleme die DDR in die Unabhängigkeit entlassen hat.
Darauf war das System DDR und dessen Bürger genauso wenig vorbereitet, wie die unmündigen Deutschen heute auf eine echte staatliche Souveränität vorbereitet wären, wenn die USA physisch und politisch dieses Land endlich in Ruhe lassen würden.
Bei jeder systemischen Umwälzung gibt es unterschiedliche Kräfte und Interessen. 1989 hat sich in der DDR die Mehrheit durchgesetzt, die – vom Westen aus unterstützt – Reisefreiheit und Bananen gegen eine echte staatliche Unabhängigkeit eingetauscht hat. Schuld daran war die DDR-Elite, die das Volk so unmündig erzogen hat, wie das hier im Westen mit anderen Vorzeichen auch der Fall war und ist. Wenn du heute in deutschen Regionen, wo die US-Militärs und Geheimdienste Arbeitgeber sind, fragen würdest, wer die los werden will, weil sie hier ein Orwellsches Überwachungssystem aufgebaut haben und von Deutschland aus Verbrechen in aller Welt begehen, wird die große Mehrheit sich dafür aussprechen, dass die netten Amis im Land bleiben.
Wenn ich von einem totalitären Unrechtsstaat schreibe, ist damit nicht die DDR gemeint, sondern ein fiktiver Staat. Die Mehrheit der Menschen würde das Leben in einem fiktiven Wohlstand eines solchen totalitären Staates, dem Leben in Armut in einem fiktiven freiheitlichen Staat vorziehen. Kurz gesagt: die Masse ist lieber reich und versklavt, als arm und frei. Diese Erkenntnis kann man graduell auf die Ereignisse von ’89 übertragen und sie erklärt auch, warum die Deutschen heute nicht gegen Totalüberwachung und Ausbeutung durch Konzerne auf die Straße gehen. Ganz einfach weil sie das Leid in anderen Ländern rundherum sehen und Angst haben, dass es hier noch schlechter würde. Dazu kommt eine gewisse Saturiertheit, Konsumwahn und die von Eliten und Medien forcierte Unmündigkeit.
Diese Unmündigkeit kann nur durch wahrheitsgemäße Information und offene Diskurse zurückgedrängt werden. Nur wer bestmöglich über seine Vergangenheit und Gegenwart informiert ist, kann die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen. Dazu gehört auch der Mut, sich – aufgrund der richtigen Informationen – seines eigenen Verstandes zu bedienen und sich für die richtigen politischen Ziele aktiv einzusetzen. Deshalb gibt es diesen Blog. Weil wir mit den ÖR ein mächtiges Werkzeug haben, mit dem Bürger wahrheitsgemäß und umfassend informiert werden können. Dieses Werkzeug ist nur eben nicht in den Händen der Bürger, sondern in denen einer kleinen Elite, die es zu ihrem eigenen Vorteil missbraucht. Dies zu ändern, ist der erste Schritt hin zu einer echten Demokratie mündiger Bürger.
Ruth sagte:
„Es war ein wirtschaftlicher und moralischer Bankrott eines reformunfähigen Vasallenstaates, dessen Hegemon aufgrund eigener Probleme die DDR in die Unabhängigkeit entlassen hat.“
Lügen werden durch Wiederholung nicht war. Darauf wird doch eigentlich auch bei der PS immer wieder hingewiesen. Dem Volk der DDR wurde gar nicht die Chance/Zeit gegeben, Reformen anzugehen. Die DDR samt Volk, Grund und Boden und gesamten VOLKSeigentum wurde in einer Nacht-und Nebelaktion eiskalt einkassiert. Die „Wahlen“ am 18.März 1990 waren nur noch Kleister für die Blindgänger, die bis heute nix kapiert haben. Mal nach Wahlunterstützung für CDU-Ost, Demokratischer Aufbruch und wie diese plötzlich auftauchenden Ekelvereine damals hießen, googeln…
mueding sagte:
Dieses Volkseigentum … es bestand vorrangig aus den Bruchbuden, aus denen die DDR-Wirtschaft nun einmal vorrangig bestand. Wer gegenteiliges behauptet, lügt entweder oder er ist niemals in der DDR in einem normalen Industriebetrieb gewesen.
Reformen waren notwendig aber „Reformen“ – das klingt immer toll.
Machen wir es doch einmal praktisch.
Der Betrieb, in dem ich tätig war, den hatte man auf die grüne Wiese gesetzt und zu dem Zeitpunkt war er relativ modern gewesen. Aber von da an musste von der Substanz gelebt werden und 1989 regnet es an vielen Stelle durch, die Maschinen waren inzwischen weitgehend veraltet. Eine Elektronik-Betrieb, der nach fast 20 Jahren immer noch im Wesentlichen auf den gleichen technisch-technologischen Voraussetzung basiert, wie zu seiner Gründung, hat theoretisch keine Chance – und trotzdem haben wir ins NSW exportiert. Allerdings ging dies nur, weil die Produktivität des Herstellungsprozesses unserer Produkte ungefähr bei rund 25-30% der Konkurrenten im Westen lag, die dadurch bedingten Mehrkosten aber durch den Staat ausgeglichen wurden – der Vorteil einer nichtkonvertiblen reinen Binnenwährung.
Ich machs mal an einem Beispiel: So exportierten die DDR, wir als Betrieb durften ja nicht selbst handeln, für 1 Mio. Ostmark unsere Produkte nach Griechenland oder Mexiko oder den Yemen, bekam dafür im Verhältnis zum Weltmarktpreis unserer Produkte Naturalien, Zitronen u.ä., im Werte von 250.000 Dollar. Diese importierten Waren wurden dann über den DDR-Handel verkauft und mussten auf dem DDR-Markt dann die ungefähr 1 Mio. Ostmark erlösen, die am Anfang gestanden hatten.
Ja, so trivial war es und so sind viele der als extrem überhöht bewerteten Preise für importierte Waren zu erklären gewesen.
Der Ruf der Menschen nach der DM, mit der man im Intershop sonst nicht oder oft nicht erhältliche Waren einkaufen wollte und die man benötigte, um die Chancen einer Reisefreiheit (eines der Reformziele) nutzen zu können, führte dazu, dass die Westmark so schnell als nur möglich eingeführt wurde. Daran war die DDR, viele Menschen dachten nach der Einführung der DM nicht mehr an´s weggehen, genauso wie die Bundesrepublik interessiert, es kamen sofort weniger Menschen.
Ich habe es an meinem Wohnort gemerkt, wäre die DM nicht gekommen, wären noch viel viel mehr Menschen zur DM gegangen.
Wenn jetzt mein Betrieb, unter den Bedingungen der Entlohnung in DM hätte also weiter exportieren wollen, hätte jemand die zu niedrigen Erlöse daraus in DM ausgleichen müssen – die Möglichkeit des Ausgleichs über höher Verkaufspreise der importierten Waren in Ostmark wäre nicht gegeben und ein höherer Preis in DM für diese Waren wäre ohne eine Mauer zum Westen nie durchsetzbar gewesen. Eine Preiserhöhung dem Kunden gegenüber wäre ebenfalls nicht durchsetzbar gewesen, wir hätten das mit dem Produkt aus Westdeutschland vergleichbare Erzeugnis doch niemals für den 3 bis 4fache Preis absetzen können, dann hätte der Kunde das gleichwertige Produkt zu einen viel niedrigeren Preis in Westdeutschland gekauft.
Einziger Weg wäre gewesen, innerhalb weniger Wochen bis Monate meinen Betrieb auf das technologische Niveau unseres Konkurrenten und das Produkt auf einen wettbewerbsfähigen Preis zu bringen. Dazu aber wären Millionenivestitionen in DM notwendig gewesen, Geld das von niemandem bereitgestellt worden wäre.
…. und was noch dazu kommt, bei den damals ca. 2.500 Beschäften hätte eine solche Modernisierung für ca. 2.000 Menschen die Arbeitslosigkeit bedeutet. Also auch eine Reform mit dem Ziel der Weltmarktfähigkeit hätte genau das gleiche Problem mit sich gebracht, den der dann eingeschlagene Weg der Abwicklung der meisten Großbetriebe und ihr Ersatz durch eine mittelständisch geprägte Wirtschaft brachte: Massenarbeitslosigkeit, die zum Glück heute weitgehend wieder beseitigt ist.
Immerhin haben heute 90% der Menschen bei uns wieder Arbeit und „nur“ 9% sind Arbeitslos.
Aber zurück: Die Reformer in meinem Betrieb, die Vertreter des Neuen Forum z.B. wollten diesen privatisieren, reales Volkseigentum daraus machen, indem jeder Mitarbeiter einen Anteilsschein erhalten hätte – niemand dachte daran, dass der Status des Besitzers kaum Hoffnung auf Gewinn aber auf Haftung für Verluste bringen würde.
Außerdem wollte man unseren Konkurrenten in Westdeutschland zur Zusammenarbeit gewinnen und ihn die Kosten für die Modernisierung übernehmen lassen – Ausbau Ost als Unterstützung des Konkurrenten zur Erreichung von dessen Weltmarktfähigkeit mit dem Ziel der Ruinierung des eigenen Absatzes? Wie krank ist denn das?
Nein, ohne großzügige finanzielle Mittel aus dem Westen, war kein Reformieren der DDR-Wirtschaft möglich. Das Engagement von Unternehmen aus dem Westen aber war nur denkbar, wenn deren eigenes Geschäft dabei nicht negativ beeinflusst wurde bzw. wenn die Investition in einen eigenen Zweigbetrieb erfolgte.
Wurzelzwerg sagte:
@ Dok
Sie haben insofern recht, als es keine Revolution war, sondern eine Konterrevolution. Ich bin hier bei Westlinken, da ist es kein Wunder, dass ich solchen Schund ausgerechnet hier lesen muss, denn die Westlinken hatten keinen schlimmeren Feind als die DDR. Und Stalin, klar, selbstverständlich. Dabei bleiben sie auch – treu, wie sie sind, hinzugekommen sind natürlich Kuba, Nordkorea, Venezuela und Assad der soundsovielte Hitler. Als ich das erste Mal in meinem Leben mit einem Westlinken konfrontiert wurde und der den Mund aufmachte, dachte ich so bei mir: Darf man so ahnungslos sein, wenn man sich für erwachsen hält? Ich wette, hätte ich auch nur irgendeine Andeutung gemacht, was ich von seinem Geschwätz halte – der gute Mann hätte absolut nichts verstanden und mich gar für einen Stasi gehalten, der „seiner DDR“ nachtrauert. Glaub mir, Dok, Merkel und Co. können beruhigt schlafen, diese Westlinken werden ihnen keine schlaflosen Nächte bereiten. Solange er nicht begreift, was für ein Menschheitsprojekt, für das Millionen Menschen ihr Leben gegeben haben, mit der DDR geradezu weggeworfen wurde, so lange darf
sich kein Linker seines Linksseins rühmen, dann hat er eine gegenteilige Weltsicht, und die befindet sich ganz rechts.
Ruth sagte:
Danke, dem ist Nichts hinzuzufügen. Ich denke genauso. Das Problem der West“linken“ ist, daß sie sich niemals an die Systemfrage trauten und wohl auch in Zukunft nicht trauen werden. Wahrscheinlich verstehen sie nicht mal, worum es bei der Systemfrage geht…Hauptsache das Feindbild stimmt…
Wachsamer Bürger sagte:
Was man ebenfalls oft hört aber eigentlich gar nicht stimmt, ist, dass die DDR pleite war. Hierzu hatte ich mal vor Jahren eine schöne Quelle gefunden:
Klicke, um auf m2706b.pdf zuzugreifen
(falls es jemanden interessiert…)
mueding sagte:
Natürlich war die DDR pleite – dieser Zustand hängt nämlich weniger von der Größe der geschuldeten Summe als von Zahlungsfähigkeit ab. Bestes Beispiel ist Griechenland auf dem Höhepunkt seiner Krise und heute sowie im Verhältnis zu den Schulden der Bundesrepublik.
2010 hatte Griechenland „nur“ 330 Milliarden Staatsschulden und war im Prinzip trotzdem Pleite, denn der Staat konnte zu vertretbaren Zinsen auf dem Kapitalmarkt keine weiteren Schulden mehr machen.
Ein Staat aber, der über seine Verhältnisse lebt, wie dies die DDR tat, und bei Bedarf keine Schulden mehr machen kann, ist nun einmal binnen kürzester Zeit gezwungen, seine Zahlungsunfähigkeit zu erklären.
Zum gleichen Zeitpunkt hatte die BRD rund 2.012 Milliarden Schulden und wird nach wie vor trotzdem nicht als Pleite angesehen, kann, wenn sie will, auch weiter Schulden machen, soviel es will. Kein Geldgeber hat Angst um sein Geld, was 1989 bezüglich der DDR eindeutig der Fall war, wie 2010 im Fall Griechenland.
Nun geht es Griechenland wieder besser, denn es kann wieder Schulden machen, bekommt wieder Geld geliehen – weil sich Anleger keine Sorgen um ihre Anlagen machen brauchen, die Steuerzahler der Euro-Staaten ja bieten die entsprechenden Sicherheiten.
Na toll – Griechenland bekam zwar inzwischen von den großzügigen Partnerstaaten auf Kosten von deren Steuerzahler bereits einen Schuldenerlass in Höhe von 107 der 330 Milliarden, hat aber inzwischen seine Verschuldung schon wieder auf über 300 Milliarden steigen lassen, weil man als sicheres Anlageland gilt und Politiker nie genug Geld zum Ausgeben haben können, jedenfalls solange dies nicht den eigenen Bürgern zu Gute kommt.
Insofern waren die DDR mit ihren Auslandsverpflichtungen in Höhe von rund 170 Milliarden Euro 1989 in ungefähr der gleichen Lage wie Griechenland, denn es gab kaum noch Chancen, die überbordenden Ausgaben einer ausgeglichenen Einnahmeseite gegenüberzustellen … und dass der Westen wieder einmal durch Bürgschaften in die Bresche springen würde, war bei der politischen und der wirtschaftlichen Gesamtsituation des Ostblocks insgesamt nicht mehr zu erwarten.
Schon einmal hatte ein Franz Josef Strauß in Abstimmung mit Kohl die DDR vor dem finanziellen Kollaps mit einem Milliardenkredit gerettet, einem Kredit den die DDR nie in Anspruch nahm ihn aber benutzte, um die eigene Kreditwürdigkeit anderen Geldgebern gegenüber belegen zu können.
Die DDR war pleite … das ist ein Fakt.
voland45 sagte:
Was mich auch stört, abgesehen von den vielen richtigen Hinweisen anderer hier zu diesem Thema, ist die aktuelle Unrechtsstaat-Debatte. Ausgerechnet soll der ersten Rot-Rot-Grünen Koalition im Wege stehen? Hieran sollen heutzutage Koalitionsgespräche demokratisch legitimierter Parteien scheitern? Ist das seriös?
Und woher kommt der stetige Drang, in einer bunten Welt immerzu Schwarz-Weiß zu malen? Warum sollen alle Schattierungen und Widersprüche aufgelöst werden, warum nur noch in absoluten Kategorien denken?
Die heutige BRD wird von unseren Politikern als demokratisch, freiheitlich, fortschrittlich und den Menschenrechten verpflichtet gepriesen. Tatsächlich aber gibt es in diesem Land, diesem System sehr viele Zustände, die kritikwürdig sind und der Lobhudelei zuwider laufen. Und in der DDR war es insofern ähnlich, als dass es auch dort Misstände und Unrecht gab, aber eben auch positive Zustände. Schwarz und Weiß und jede Menge Grautöne. Nur arbeiten Politiker (abgesehen von der Linken) als auch Medien konsequent daran, jeden Verdacht auf positive Aspekte im „Unrechtsstaat“ DDR zu leugnen und zwangsläufig vergessen zu machen. Wer dieser Ausrichtung zuwider handelt, wird isoliert und mit rhetorischem Krawall zurecht gestutzt. Es darf schlich keine andere Ansicht mehr geben als jene des „siegreichen“ Systems. Die Überlegenheit des eigenen Systems MUSS absolut sein, jedes Zugeständnis an Mängeln scheint ein Zugeständnis, zu dem man nicht bereit ist und nicht bereit sein darf.
Und dieser einseitige, schwarz-weiße Absolutismus spiegelt sich in diversen Problematiken wieder, aktuell u.a. bei der Ukraine-Krise; auch hier keinerlei Grautöne, Geschichtsrevisionismus in Echtzeit, die Erhöhung des eigenen „Systems“ und die permanente Herabsetzung eines anderen Systems. Immer absolut, vor allem absoluter Unsinn.
Ruth sagte:
Das absolut Lächerliche an dieser Schmierenkomödie in Erfurt ist, daß der Linke-Chef Ramelow ein waschechter Wessi ist, also gar nicht in der DDR gelebt hat. Und Bausewein (SPD) war ganze 16 Jahre Bürger der DDR. Wahrscheinlich hat ihn sein Unrechtstaatstraume schon beim auf dem Topf sitzen in der Krippe ereilt…
Am Ende landet die SPD sowieso wieder mit der CDU im Bett.
voland45 sagte:
„Schmierenkomödie“ trifft es ganz gut; man ist ja bei möglichen Koalition mit der Linken immer darauf bedacht, irgendeinen albernen Ablehnungsgrund zu finden, der eine gemeinsame Zusammenarbeit unmöglich macht. Was zuletzt immer greift, oder zumindest glauben sie das, ist die „SED-Nachfolgepartei“. Ein Totschlagargument, vor allem heute, 25 Jahre nach dem Mauerfall. Vielleicht lassen sie sich zum 50-jährigen etwas neues einfallen. Gewiss aber nicht weniger albern.
Ansonsten wünsche ich mir fast eine GroKo in Thüringen, dann schafft es die SPD bei der nächsten Wahl evtl. nicht mal mehr in den Landtag. Das wäre doch auch was.
mueding sagte:
Bislang hat die Linke in keinem Bundesland die Wünsche und Träume der Menschen erfüllen können, denn sie ist in die gleichen Rahmenbedingungen eingebettet, wie jede andere Partei auch. Die Linke sollte sich an den Grünen und ihrem Schicksal ein Beispiel nehmen. Beide Parteien, die Grüne und die Linke können im Interesse ihrer Parteiraison nur wirken, wenn sie in der Opposition bleiben. Auch unter einem Arbeitsminister Holter blieb die Arbeitslosigkeit in Meck-Pomm extrem hoch, höher als in den meisten anderen Bundesländern. Es galten die gleichen Gesetzt wie in Bayern, aber das half überhaupt nicht.
Die Grünen wurde Teil der deutschen Regierung und ausgerechnet diese Grünen führten zusammen mit den Sozialdemokraten die ersten Angriffskriege gegen Länder, die weder Deutschland oder einen seiner Natopartner angegriffen hatten bzw. einen solchen Angriff planten. Wer hätte das ein Jahr vorher von den Grünen erwartet?
Inzwischen haben die Grünen soviele ihrer Positionen geräumt, dass man sie oft mit der SPD verwechseln könnte – andererseits bewegen sie sich gerade darauf zu, zu einem FDP-Ersatz zu werden, so liberal ist manche Idee inzwischen.
Genau das wird auch das Schicksal der Linken werden, wenn sie sich immer weiter in die Verantwortung für die Landespolitik und irgendwann sogar für die Bundespolitik einbinden läßt. Ich sage Ihnen, dieses Rezept, die Linke auszuschalten, wird genauso funktionieren, wie man inzwischen die Grünen ausgeschaltet hat.
radikaldemokrat sagte:
Wer die Demonstrationen vom September und Oktober in Leipzig und anderen Städten miterlebt – und nicht vom Westfernsehen gefiltert angesehen – hat, wird sich erinnern, daß es Ende Oktober einen erstaunlichen Austausch sowohl des Personals, als auch der Parolen und Transparente gab. Bis dahin bestand die Mehrzahl der Demonstranten aus 25-35 Jahre alten, oft gutausgebildeten Leuten – anderswo wäre das vielleicht die künftige Elite gewesen. Die meisten von uns gaben sich keinen Illusionen über den Westen hin, übereinstimmender Tenor war: Marx‘ Analyse stimmt, nur der Weg zur Überwindung des Kapitalismus ist strittig. Wir maßen das DDR-Regime an seinen selbstverkündeten Idealen: das „Volkseigentum“ war nur nominell und eigentlich in Händen der SED-Funktionärselite – wir wollten daraus tatsächliches Volkseigentum machen, selbstverwaltet, genossenschaftlich. (Stattdessen enteignete uns die Treuhand.) Unsere Vorstellung von gesellschaftlicher Freiheit bestand darin, die Standards der bürgerlichen Demokratie so zu erweitern, daß sie kein Instrument der Mächtigen mehr sein konnte usw. usf. Angesichts dessen, was kam, sicher sehr utopisch. „Neues Forum“, „Keine Gewalt“, „WIR sind das Volk“ – letzteres der wichtigste Slogan gegenüber dem Regime, das immer behauptete, den Volkswillen zu verkörpern.
Nach Kohls Frauenkirchen-Rede schlug die Stimmung um. Plötzlich tauchten Deutschlandfahnen auf, unser wichtigster, schlagkräftigster Ruf wurde entstellt zu „Wir sind ein Volk“. Jetzt trauten sich auch alle diejenigen hervor, die es in der DDR recht kommod fanden, die die Unfreiheit bisher nicht gestört hatte, die jetzt aber die Möglichkeit sahen, ihren bescheidenen Wohlstand auf „Westniveau“ zu heben. ARD und ZDF haben mit ihren Berichten aus Leipzig getreulich diese Tendenz verstäkt – bald wurde aus Leipzig nur noch das „Meer“ der Deutschlandfahnen gezeigt. Was sonst noch an kreativen Ideen und Forderungen erhoben wurde, ging demgegenüber unter. Viele der „Erstdemonstranten“ blieben enttäuscht zuhause (ganz sicher ein Fehler!) – dies sei nicht mehr „ihre Demo“, erklärten mir viele dieser Freiheitsfreunde, sie sei zum nationalistischen Volksfest verkommen. „Deutschland“ war uns ziemlich egal und ist es mir immer noch. Es gibt Ausnahmen, in denen Nationalismus progressive Züge tragen kann (z.B. Schottland vs. England) – damals war es jedenfalls der entscheidende Dreh, der aus einer pazifistischen Revolution für die Freiheit einen nationalistischen Rückfall ins alt“bewährte“ Schlechte machte. Die BRD hat damals die Chance verpaßt, sich zusammen mit der DDR zu reformieren! Und für diesen Verrat an der Freiheit war damals Kohl genau der richtige Mann.
BRDDRistundemokratisch sagte:
Volle Zustimmung, trifft es genau!
Mischa sagte:
Wir werden nicht zu einer fairen Bewertung der Ereignisse von damals kommen, solange die Profiteure von damals noch in Amt und Würden sind. Damit meine ich die DDR-Bürgerrechtler und Blockparteiler, die es in die Institutionen der BRD geschafft haben und ihre Legitimation bis heute aus der Wende beziehen. Aber auch die Westdeutschen, deren schon stockende oder sogar schon beendete berufliche und politische Karriere durch den „Umweg Ost“ neue Fahrt aufnahm. Ob es nun Professorenstellen an ostdeutschen Unis, der gehobene Dienst als Beamter mit Buschzulage oder die ganz private Immobilienspekulation mit 50% steuerlicher Absetzbarkeit waren.
Mister Minit sagte:
Wie kann man einen Staat pauschal als Unrecht verurteilen? Das ist hahnebüchener Unsinn und blendet die Tatsache aus, dass die DDR wie auch die BRD eine logische Folge des Zusammenbruchs des Nazi-Regimes und des Ringens der Systemblöcke um EInfluss in Europa waren. Ergo kann die DDR für Menschen im Osten genauso wenig Unrecht gewesen sein wie die BRD für Menschen im Westen. Tatsächlich klingt in den ganzen Reden dieser Tage die typische Siegermentalität des neoliberal geprägten und “vergewaltigten“ Westens durch. Wer tatsächlich glaubt, dass er in die Freiheit entlassen wurde, wer glaubt, dass er in der lobbygeschwängerten Finanzoligarchie BRD FREI ist, also unabhängig, unbewacht und niemandem verpflichtet, der sollte jetzt aber schnell seine Pillen nehmen!
In diesem unseren Land stinkt es an allen Ecken, wird jeden Tag aufs neue Recht gebrochen, geheuchelt und kaschiert, dass sich die Balken biegen. Tagtäglich wird Menschen das Grundrecht auf Selbstverwirklichung genommen, werden Existenzen, Hoffnungen und Lebensentwürfe zerstört. Das geschieht natürlich nicht mit dem Gummiknüppel, sondern weitaus subtiler und gemeiner – nämlich über die Verweigerung von Anerkennung und Teilhabe sowie über Angst. Das hat dann die BRD GmbH der DDR doch schon voraus. Im Übrigen: den Demonstranten von 89 ging es vorrangig um eine reformierte DDR, denn die Wirtschaft war de facto am Boden. Von einer totalen Einverleibung in das westliche System war zunächst gar keine Rede und rückblickend sollte man es den Russen wirklich danken, dass sie ihre Panzer in den Kasernen liessen.
Und heute? Die Russen sind abgezogen. Sie strecken uns die Hand aus um eine neue Ära der Freundschaft einzuleiten. Was machen wir? Wir leisten uns solche Knallschoten wie Merkel, Steinmeier und Gabriel, die auf diese ausgestreckte Hand spucken! Und wir sitzen immer noch auf Atombomben des Kriegsnobelpreisträgers…
Quizfrage: wie werden die Menschen in einem zukünftigen wie auch immer aussehenden System, sagen wir in 40 oder 50 Jahren, rückblickend auf die BRD blicken? Werden sie vielleicht sagen: mein Gott, was war das damals für ein Lügensystem, das die Menschen so hinterhältig um ihre Zukunft betrogen und sie ausgeplündert hat….
Merkt ihr was?
Marionetta Slomka sagte:
„… den Demonstranten von 89 ging es vorrangig um eine reformierte DDR, denn die Wirtschaft war de facto am Boden. Von einer totalen Einverleibung in das westliche System war zunächst gar keine Rede …“
Korrekt – als sich die Möglichkeit aber abzeichnete und der Dicke in Dresden blühende Landschaften versprach, waren es die gleichen Menschen – zumindest zum übergroßen Teil – die aus dem Vorwende-Slogan „Wir sind das Volk!“ die Losung „Wir sind EIN Volk!“ machten.
Und damit hatten sie recht, ungeachtet der Tatsache, daß sich ebenfalls der übergroße Teil des Volkes der Tragweite und der negativen Folgen einer Wiedervereinigung nicht bewußt waren.
“ …Tatsächlich klingt in den ganzen Reden dieser Tage die typische Siegermentalität des neoliberal geprägten und ”vergewaltigten” Westens durch…“
Zum Thema Siegermentalität empfehle ich Folgendes:
http://news.dkp.de/2013/08/gedenken-an-erich-honecker-seine-politische-erklaerung-vor-dem-berliner-landgericht/
Man kann von ihm Halten, was man will. Er war einer dieser Betonköppe, ABER,
mit Abstand und abgekühltem Gemüth betrachtet, viel Wahres drin.
mueding sagte:
Ja, auch Staaten kann man ihrem Charakter nach als Rechtsstaaten oder als Unrechtsstaaten charakterisieren. Warum soll mit der DDR nicht das Gleiche geschehen wie mit Nazideutschland?
Auch in Nazideutschland wurde nicht nur Unrecht gesprochen und getan, auch dort wurde über richtige Verbrecher Recht gesprochen. War der Bau von veralteten Wasserwerken falsch, war das heute noch geltende Jagdgesetz während der Nazizeit unrecht, nur weil es von Göring stammte? Trotzdem wird Nazideutschland heute als Unrechtsstaat bewertet und das nach der heutigen Werteskala zu recht..
Da es in der DDR aber ebenfalls aus der Sicht der westlichen Welt, sehr viel Unrecht gab wie die Verweigerung vieler bürgerlicher Rechte aber auch so mancher Menschenrechte, kann man auch die DDR als Unrechtsstaat zu bewerten.
Warum nicht, niemand muss sich doch diesem Urteil bezüglich der DDR anschließen nur bezüglich Nazideutschlands könnte man mit dem Bezweifeln seines Charakters als Unrechtsstaat mit dem aktuellen Strafrecht in Konflikt geraten.
Ronni D. sagte:
Es gab mal eine Zeit, da hab ich mich immer über die „offizielle“ Darstellung der Geschichte, die Geschichtsverklärung in der die Ostdeutschen angeblich den Kommunismus zum Einsturz gebracht hätten maßlos aufgeregt, inzwischen finde ich es nur noch putzig, und hab damit meinen Frieden geschlossen.
Immerhin ist das das wirklich einzige, ernstzunehmende Freiheitsereigniss der Deutschen. Warum sollte man es also nicht glorifizieren ?
Dass die Menschen nicht so ganz das bekommen haben, was sie sich vielleicht gewünscht haben und anstatt in einer sozialen Marktwirtschaft, im real existierendem Kapitalismus aufgewacht sind, ist nochmal eine andere Geschichte. Was aber bleibt ist: sie sind in Massen auf die Straße gegangen, trotz zum Teil auch großer Angst. Soetwas würde man sich öfter wünschen !
Auch wenn natürlich Fakt ist:
Die einzigen, die sich wirklich was getraut haben, über Jahre hinweg mit zivilem Ungehorsam und Generalstreiks, unterstüzt von der Kirche und der CIA, überzeugt gottes Werk zu vollbringen und sich seines unmittelbaren Beistands in der Person des Papstes sicher, das System kontinuierlich an den Rand des Kollaps brachten waren die Polen.
Das der Bundeswehrmachtspräsident Supergau-ck dies anerkennt und immer wieder zu Sprache bringt, ist das einzige, was ich ihm positiv anrechne.
Die zweite insbesonders in Deutschland gern verbreitete Geschichtsverklärung ist im Zusammenhang mit der Rolle Gorbatschows zu sehen.
Gorbatschow war nichts weiter als die Verzweifelte antwort des ZK der KPDSU auf den polnischen Papst und die Solidarnosc auf der einen und den katastrophalen Kriegsverlauf in Afghanistan und den Wirtschafts-, Technologie-, Rüstungs- und vor allem Ölkrieg der USA auf der andern Seite. Er war nur eine Reaktion auf bereits vollendete Tatsachen, und das war der Grund warum sich alles unaufhaltsam und stetig seiner Kontrolle entzog. Er konnte die Fliehkräfte nicht mehr bändigen. Alles was er tat, waren nur RE-AKTIONEN, selbst die Abrüstungsverträge hat er nur unterzeichnet, um die Finanzpleite abzuwenden, und in der naiven Hoffnung die USA würden den Ölkrieg gegen die SU beenden. Pustekuchen. Seine einzige Aktion, war dem Alkoholismus in der SU den Kampf zu erklären, womit er auch noch die letzten Sympathien verspielte.
Der Mann wird in der BRD massiv überschätzt. Seine Rolle war viel mehr die eines wirtschaftlichen, politischen, moralischen und ideologischen Insolvenzverwalters. Sein eiziger Verdienst lag darin, dass er zumindest außerhalb der UdSSR auf Gewalteinsatz verzichtet hat, aus guten Gründen, denn es hätte am unabwendbarem Zusammenbruch nichts geändert. Anders innerhalb der UdSSR, da hat er Truppen u.a. nach Georgien und Litauen geschickt und sich so seine ansonsten einigermaßen weisse Weste ordentlich mit Blut verschmiert.
Die Afghanen haben dem Sowjetischen Bären eine schwere blutende Wunde zugesetzt, die USA haben ihn ausgehungert, die Polen haben ihm die Zähne eingeschlagen, die Ungarn haben ihn gefesselt und die Ossis, als er so blutend, zahnlos, ausgehungert und gefesselt herumtorkelte, ihn mit einem Fingerschubs umgeschmissen und sich auf dem Kadaver in Siegerposen fotografieren lassen.
Marionetta Slomka sagte:
Und dennoch war Gorbatschow DER Hoffnungsträger des ostdeutschen Volkes, und vieler SED-Mitglieder.
Da fällt mir im Zusammenhang mit Propaganda und Steuerung der Medien noch ein, daß in der Vorwendezeit 1988 das deutssprachige Magazin „Sputnik“ nicht mehr erhältlich war, weil dort Gorbatschows Peretroika thematisiert wurde. Ein Magazin, welches vorher ein absoluter Ladenhüter war, wurde plötzlich zur „Bückware“
mueding sagte:
Das stimmt nicht ganz. Man war mit dem Sputnik und dessen unverhohlener Werbung natürlich nicht sehr glücklich, konnte ihn aber mit dieser Begründung nicht verbieten. Dies gelang erst, als der Sputnik sich in einem Artikel mit der Verantwortung Stalins und HItlers für den Weltkrieg beschäftigte und darin die Verantwortung Stalin thematisierte. Damit war eine Grenze überschritten, denn wie auch heute wurde ein der DDR eine Relativierung der Alleinschuld der Nazis nicht hingenommen, und eine Schuld oder Mitschuld eines sowjetischen Führer, auch wenn es sich um Stalin handelte, schon gar nicht.
Darüber hinaus hatte der Sputnik auch noch den stalinhörigen Charakter der deutschen KPD in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts kritisiert und das war´s dann, damit war´s vorbei mit dem Sputnik in der DDR, er galt als revisionistisches Machwerk.
Übrigens, der Sputnik war zu keiner Zeit ein Ladenhüter, denn er griff schon vor Gorbatschow viele Themen, bis hin zum Umweltschutz und zur Kritik an der staatlichen Kinderbetreuung auf, die in der DDR nicht behandelt wurde.
Oft genug war er deshalb bei etlichen Ausgaben zur Bückware geworden und einfach so abonieren ging auch nicht, man kam auf eine Warteliste und erhielt ein Abo erst, wenn jemand seines aufgab und man in der Warteliste weit genug aufgerückt war.
Als der Sputnik dann verboten war, konnte er nicht mehr Bückware sein, denn es gab ihn in der DDR überhaupt nicht mehr, auch nicht in Bibliotheken.
Ossiblock sagte:
Das kann ich nicht so unterschreiben. Ich habe zu Gorbatschows Zeiten in Leipzig studiert. Die meisten fanden ihn nicht so wahnsinnig überzeugend.
Eher füllte damals ein Jürgen Kuczynski die Hörsäle.
Gorbatschow war ein Zerstörer – vergleichbar mit Obama.
Menschen wollen Lösungen.
mueding sagte:
Sie wollen während Ihres Studiums in Leipzig schon gewusst haben, dass es sich bei Gorbatschow um einen Zerstörer gehandelt habe? Das halte ich für ein Märchen, denn Gorbatschow hatte gerade bei sehr vielen jüngeren Genossen Anklang mit seinen Ideen gefunden, weniger bei den alten noch vom Stalinismus geprägten.
Wo wir gleicher Meinung sind, ist die Beurteilung von Jürgen Kuczynski, den wir ob seiner, mit viel Fantasie und auf hohem geistigen Niveau betriebenen Löcken wider des Stachels angehimmelt haben. Aber der Mann war in seinem Horizont ncith so begrenzt, wie die Kommunisten, die man sonst so kannte. Er war zutiefst unzufrieden mit der Gesellschaft, wie sie im Osten auf- und ausgebaut wurde.
Nur weil er Jude und Weltbürger mit viel Verwandschaft im westlichen Ausland war, weil er als Philosoph eine international anerkannte Persönlichkeit war, konnte und dürfte er sich seinen dicken Kopf leisten – ein Kuczynski wäre ansonsten auch mal nicht in die DDR zurückgekehrt. Das konnte und wollte man sich nicht leisten, deshalb musste eine Honecker selbst eine Neuauflage seiner Gespräche mit dem Enkel anweisen.
Aber ich kann ihnen versichern, der Mann sprach unsere Träume aus und war einer „der Väter“ Gorbatschows, denn eine Realisierung von Kuczynskis Träumen hatte genauso das Ende der sozialistischen Welt bedeutet, wie die Politik Gorbatschows,
Freiheit des Denkens und Öffentlichkeit gehen nicht mit Sozialismus zusammen, sie sind sein Untergang, wie es sich bislang in der Geschichte an allen Stellen auf dieser Erde bewiesen hat.
mueding sagte:
Prima formuliert, insbesondere die treffenden Passagen, die traurige Figur des Michael Gorbatschow und seine völlig überschätzte Rolle betreffend.
Mal Kohl lesen, der genau dies sehr gut beschreibt – allerdings müssen sie dazu das neueste „Werk“ des Schreiberlings Schwan und seine Compagnons Jens aufschlagen.
Gorbatschow war nie Kohls Freund, auch wenn dies medial so aufbereitet wurde. Gorbatschow war der, der sich benutzen ließ, weil ihm nichts weiter übrig blieb.
Kohl hat ihm lediglich die Chance gegeben, sein Gesicht zu wahren – Frau Kohl war sowas von erschrocken, als sie erkannte, um was für eine bekennende Erzkommunistin es sich bei Gorbatschows Frau Raissa handelte, als diese bei ihr zu Gast war.
Dass dies Gorbatschow zu Hause nicht geholfen hat, dass er dort als derjenige in die Geschichte einging, der das Land dem Trinker Jelzin und dem Ausverkauf an die späteren Oligarchen überlassen hatte, das kling für deutsche Ohren seltsam, ist aber aus der Sicht vieler Sowjetbürger, die durch Gorbatschow alles verloren und aus bitterster Armut und Elend erst durch Putin wieder herausgeholt wurden, verständlich.
BRDDRistundemokratisch sagte:
Dass der Sturz des SED-Regimes jetzt vom Westen, was offensichtlich ist, propagandistisch ausgeschlachtet und zur westlichen Selbstbeweihräucherung benutzt wird, heißt noch lange nicht, dass der Westen ihn herbeigeführt hätte. Anscheinend ist die Propagandaschau der Propaganda auf den Leim gegangen. Der Westen hat doch überhaupt nicht mitbekommen, was lief, selbst am 9. 11. hat er noch geschlafen. Kohl ist zu Kopfe gestiegen, dass er 1989 zufällig Kanzler war.
Ach ja, letzter Absatz des Artikels: Proteste bringen ja nichts. Gut, trete ich in die SPD ein, pachte eine Parzelle und züchte Kaninchen. Dieserr Artikel ist systemstützender als alle dumme Propaganda, die – ungewollt – immerhin vermittelt, dass Proteste etwas bringen.
Marionetta Slomka sagte:
Unrechts-Staat hin oder her – ich verstehe die Verklärung der DDR (von einigen hier) genauso wenig wie die der BRD in unseren Medien.
Beide Staaten hatten zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung ihre Stärken und ihre Schwächen. DAS ist Fakt. Und daß bei direktem Vergleich des Lebensstandards eines Arbeiters Ost mit dem Arbeiter West eindeutig das Pendel nach Westen ausgeschlagen ist, ist ebenfalls FAKT!
Und nun? Ist es nicht verständlich, das sich Arbeiter Ost gefragt hat, warum sein Cousin aus Herne eine Opel Ascona oder Golf fahren konnte, eine schicke Mietswohnung hatte während er selbst mit dem Trabbi durch die Gegend schipperte und im AWG-Block wohnte?
Ist es nicht verständlich, daß der DDR-Student oder Ingenieur absoluten Frust schob, wenn er realisiertenihre, daß sein Klassenkameraden, Abschluß 8. Klasse, strohdoofer Maurer (bitte, ich hab‘ absolut nichts gegen Maurer), durch schawerken (für Nicht-Ossis: Schwarzarbeit nach Feieraben) das dicke Westgeld verdiente, wenn er in der Disko den fetten Maxen markierte, Schnaps aus Flaschen soff, wo der Student nur Geld für ein paar Glas Bier hatte?
Die DDR war marode, wirtschaftlich und VOR ALLEM moralisch – da gibt es für mich keinen Zweifel. Und hätte man damals Reisen in die BRD erlaubt – ohne Restriktionen, ganze Familien, nicht nur einzelne Familienangehörige – der Großteil wäre NICHT zurückgekommen. So einfach ist der Mensch nun mal gestrikt.
Daß man aus diesem Staat etwas Besseres hätte machen können – völlig klar. Aber nicht mit den Betonköppen, die damals an der Macht waren. Als sich ein Wandel anbahnte, war bereits alles zu spät und das Fell längst versoffen. Ich trauere diesem Staat nicht hinterher. Er ist Geschichte. Ein Experiment, daß schief gegangen ist.
Ich lebe im hier und jetzt, und muß mich mit den Zuständen rumärgern, wie sie heute sind. Ich bin froh, daß dieses Land, was immer zusammengehörte, nun wieder eins ist. Die Teilung war wiedersinnig, weil die Mentalithät der Menschen im Kern die gleiche ist. Und glaubt mir – ich kenne in meinem Verwandtenkreis im Osten keinen, der – bei allen Mißständen heute – die DDR wieder zurückwill. Und sie sind ALLE dortgeblieben!
hjkessel sagte:
ja, Werte Marionetta, in meinem Lieblings Bratkartoffelhäuschen steht ein Spruch “ Es könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht. Da steckt viel dahinter.
Suzi sagte:
Ja und Nein.
Natürlich war die DDR am Ende und viele haben so gedacht, wie Sie es schreiben. Aber es gab auch immer noch die Hoffnung, das Land reformieren zu können.
Ende der 80er Jahre durften ja erstaunlich viele Menschen „ihre Verwandten“ im westen besuchen (ich nicht) und kamen zurück (und das nicht nur weil Sie Verwandte zurückgelassen haben). Man könnte ja mal den Gauckler fragen, warum er immer wieder zurück kam und warum er immer so tut, als hätte er zu den „Eingesperrten“ gehört.
Ich persönlich hätte mir eine reformierte DDR nicht vorstellen können und bin auch froh über den Beitritt der DDR. Leider erinnert mich vieles, was ich hier und heute erlebe an DDR-Zeiten (z.B. der Zustand der Medien) und das macht mir Angst.
mueding sagte:
So erstaunlich viele Menschen waren es nun auch wieder nicht, die neben den Rentnern in den Westen fahren durften. Die genannten Zahlen beziehen sich immer auf Grenzübertritte und da es z.B. viele Rentner gab, die ihre genehmigte Aufenthaltszeit auf mehrere Aufenthalte verteilten, um an Geburtstagen, zu Taufen, zu Hochzeiten, zu Weihnachten und zu Ostern bei den Verwandten sein zu können, relativiert sich diese Zahl natürlich gewaltig. So wurden im 1. Halbjahr 1989 nicht ganz 1,2 Millionen Reisen (nicht Personen) von der DDR in die BRD verzeichnet. Was ist das schon, wenn doch schon die Zahl der grundsätzlich reiseberechtigten Rentner wesentlich höher war?
Eine wirklich Hoffnung zur Reformierung der DDR hat es wirklich nur bei einigen Traumtänzern, bei Intellektuellen, unter Künstlern, bei einigen Politikern gegeben,
Spätestens aber, als sich der Zusammenbruch des sozialistischen Wirtschaftsgebietes abzeichnete, als der RGW 1990 in seine Krise kam, 1991 aufgelöst wurde, war klar, dass eine DDR keine Überlebenschance haben würde. Keine Wirtschaft kann ohne ihre Märkte überleben und auch die DDR-Wirtschaft war auf Ex- und Import angewiesen, ihre Märkte und Rohstofflieferanten aber lagen im am Boden liegenden Osteuropa und in der der Sowjetunion. Mindestens 90% der Waren hatten auf westlichen Märkten keine Chance, waren ihre Herstellungskosten doch viel zu hoch und ihre Standard, gemessen an der Konkurrenz, viel zu niedrig. So war vorprogrammiert, dass die meisten Betrieb ihr Personal nicht würde halten können.
Das hätte zu Millionen an Arbeitslosen geführt und der Staat hätte nicht über die Mittel verfügt, woher denn, um diesen ihr Überleben zu sichern und gleichzeitig mit brachialer Gewalt und hohen finanziellen Aufwendungen die Modernisierung der Produkte und ihrer Produktionsstätten auf Weltniveau zu treiben.
Eine DDR II. war also reines Wunschdenken.
Die Fragen an den Gauckler sollten sie ihm schon selbst stellen und seine Antworten wohl bedenken. Nicht umsonst hält man von diesem Mann in seiner alten Heimat nicht allzuviel und nicht umsonst hat seine Frau (seine wirkliche) ihn auf dem Rostocker Bahnhof gefragt, als ein Sohn die DDR mit Familie für immer verließ, was er an der Stelle trage, an der anderen Menschen ihr Herz hätten.
mueding sagte:
Ich kann Ihnen in jeder Zeile zustimmen. Bei aller notwendigen Kritik am heutigen Gesellschaftssystem und seinen Repräsentanten in Politik und Wirtschaft – die DDR, deren gesellschaftliches System inkl, ihrer maroden Wirtschaft wie auch ihre damaligen Repräsentanten wären keine akzeptable Alternativ und all die jungen Leute, die hier mitlesen und die DDR nicht selbst wirklich erlebt haben, zum Mauerfall also nicht mindesten 20 – 25 Jahre alt waren, sollten vorsichtig sein, solchen Rattenfängern, wie dem Wurzelzwerg, die hier unverholen Propaganda für ein untergegangenes unmenschliches und mörderisches System betreiben, nicht auf den Leim zu gehen.
Damit wir uns richtig verstehen, ich bin froh, dass dieser Typ hier seine Ansichten so offen veröffentlichen kann, denn ein solches Forum wie dieses wäre in der DDR unmöglich gewesen. Aber ich bin auch erschreckt, dass noch heute so platte Entstellungen der DDR-Realität aus Köpfen kommen, die 25 Jahre Zeit hatten, die DDR, das misslungene Sozialismus-Experiment und seine schrecklichen Auswirkungen für fast alle betroffenen Menschen zu reflektieren.
Ich kann mir nur vorstellen, dass der Wurzelzwerg nicht aus der DDR stammt, sondern eher linksintellektuellen Kreisen der alten Bundesrepublik nahe steht, denen mit der DDR ein alternatives Modell entflogen ist, an dem sie sich selbst aber nie wirklich beteiligt haben,
Einmal wollte mir ein solcher Typ, mit dem ich in Rostock während der dortigen Ostseewoche 1973 oder 1974 zu tun hatte, erklären, wie glücklich ich doch sein müsse, in der DDR leben zu können, wo doch alles so toll wäre.
Dann erklärte er mir auch gleich noch, dass in Hamburg seine Familie schon auf ihn warten würde, denn sie wollten nach seiner Rückkehr aus Rostock mit dem Auto nach Jugoslawien in den verdienten Urlaub fahren und er müsse deshalb noch in irgendeinen Intershop, um den für den Urlaub erforderlichen Schnaps und die Zigaretten einzukaufen, denn davon hätte man bei den Yugos nix Vernünftiges im Angebot
Dann beschwerte er sich noch, wie schwer es doch wäre, den westdeutschen Zoll auszutrixen, der immer häufiger nach zu verzollender Intershopware suchen würde.
Toll, dachte ich könnte ich doch mitkommen, ich würde glatt auf die Vorzüge des Sozialismus verzichten. Aber er hatte ein Argument, warum er auf das Genießen der Vorzüge des Sozialismus in der DDR verzichte. Es müsse doch auch Menschen geben, die dem gerade im verfaulenden begriffenen Kapitalismus den Todesstoß versetzen würden und zu denen würde er sich zählen. Ich habe ihm dann sicherheitshalber nicht angeboten, völlig uneigennützig mit ihm zu seinen Gunsten zu tauschen und mich an seiner Statt aufopfern zu wollen. Der Mann hätte mich glatt bei seinem Stasibetreuer angezeigt.
An diesen Typen erinnert mich der Wurzelzwerg.
Spitz passt auf! sagte:
Den Film „Beutezug Ost – Die Treuhand und die Abwicklung der DDR“ sollte jeder mündige Bürger sehen. (Film von Frontal21, gibt es noch bei YouTube.)
Beispiel: „Die westdeutsche DG Bank erwarb für nur 106 MILLIONEN DM die ‚Genossenschaftsbank der DDR‘ die über 15,5 MILLIARDEN DM Altkredite verfügte und der Bund garantierte für die Rückzahlung der Kredite. Ein Milliardengeschenk an die Bank!“
Suzi sagte:
Ich glaube, dass ist der Film zu dem Buch „Der deutsche Goldrausch“ Das ist auch absolut lesenswert.
Wurzelzwerg sagte:
Ja, die „friedliche Revolution“ – wenn es nicht so zum Lachen wäre. Bereits 1987, zwei Jahre ehe die Schreihälse in Leipzig die von westlichen „Demonstranten“ vorgegebene Parole intonierten „Wir sind ein Volk“, hatte Gorbatschow die DDR bereits dem „Einheitskanzler“ gegen ein paar Milliarden angeboten. Ich nehme an, das war der DDR-Führung und auch etlichen Dissidentenkreisen bekannt, weshalb Honecker auch sagte: „Das will ich nicht für die DDR!“ Und wenn man sich die Entwicklung der Sowjetunion in dieser Zeit rückschauend ansieht, weiß man auch, warum: Gorbatschow, „der den Kommunismus schon immer hasste“. Weshalb er die Sowjetunion gleich ganz den Jordan runtergehen ließ, und was die westlichen Besucher dann dort erlebten, hatte mit der Sowjetunion bereits nichts mehr zu tun.
Ich als DDR-Bürger wurde nie gefragt, ob ich mit dem Westen Deutschlands ‚“wiedervereinigt“ werden wollte (so als ob die noch nicht existenten DDR und BRD mal vereinigt waren und nur durch den Krieg getrennt wurden). Später wurde gesagt, die Wahlen am 18. März 1990 waren eine Volksbefragung und das Wahlergebnis wäre die Antwort gewesen. Apropos Wahlen: So unfrei, wie diese Wahlen waren, sind sie nur noch vergleichbar mit Wahlen in Haiti oder in El Salvador. Ich glaube, am Tage der Wahl befanden sich mehr BRD-Bürger als DDR-Bürger auf dem Boden der DDR. Und was dann folgte, lag nur noch in der Konsequenz unserer „ersten freien Wahlen“. Jeder, der halbwegs politisch denken konnte, musste spätestens nach der Einführung der D-Mark-Währung in der DDR gewusst haben, wohin die Reise geht.
Und wenn sich das Schwatzmaul Gauck jetzt hinstellt und seinen Salm von friedlich erkämpfter Freiheit ablässt, dann ist das mehr als Heuchelei – Gauck, der die besten Beziehungen zum Ministerium für Staatssicherheit hatte, die ihm als befreundetem Pfarrer verschiedene Privilegien verschaffte, die andere DDR-Bürger keinesfalls hatten! Und dafür noch vom Westen belohnt wurde mit der Oberaufsicht über die Akten! Jetzt hat er es sogar bis zum Bundespräsidenten geschafft! Muss man eigentlich mehr über den Charakter dieses Staates BRD wissen?
Ja, die DDR, in der ich zwar nicht reich wurde, aber in der ich mein Auskommen hatte und ein Leben in Würde und Unbehelligtheit führte, gibt es nicht mehr. Für mich ist die DDR kein untergegangenes, sondern ein verlorenes Land, um das ich weine. Und vorausgesetzt, wie uns die Medien in die Ohren blasen wollen, dass die DDR mausetot ist, warum – so frage ich mich – lässt man sie nicht mausetot sein? Warum bringt das Fernsehen beinahe täglich eine Hetzsendung gegen die DDR? Und warum lese ich überall, auch hier in diesem Blog, wenn irgendwas verglichen wird, dann immer im negativen Sinne die DDR als Beispiel vorgeführt wird? Ich kann diesen Leuten nur raten, sich von dem eingeimpften Antikommunismus zu lösen und gerade die jetzigen Anti-DDR-Sendungen des Fernsehens sehr, sehr skeptisch zu betrachten. Vergessen sollte man dabei auch nicht, dass gerade die BRD mit den erprobtesten schmutzigsten Methoden alles tat, um die DDR zu Fall zu bringen, und dabei vor den primitivsten Lügen nicht zurückschreckte – ein Abbild dessen sind die heutigen Hetzsendungen gegen die DDR mit dem „aufklärerischen“ Gestus.
Ach ja, ehe ich es vergessen. Zuerst sind die DDR-Bürger auf die Straße gegangen, um bestimmte Missstände, die es durchaus gab, zum Beispiel in der Versorgung oder auch auf ideologischem Gebiet, abzustellen, vorrangig aber, weil die Regierung der DDR sich wegen Honeckers Krankheit nicht rührte, als so viele Leute über Ungarn und die CSSR in den Westen wollten. Da spielte auch viel Traumtänzerei bei den Demonstranten eine Rolle, denn der DDR-Sozialismus konnte eben kein „vollendeter“ Sozialismus sein, denn der Sozialismus ist erst eine Übergangsformation der Gesellschaft zum Kommunismus und weist noch viele Haken und Ösen auf. Und unsere Traumtänzer auf den Straßen haben, wenn ich die Parolen richtig verstanden habe, eben einen „perfekten“ Sozialismus erwartet und wurden von der DDR bis ins Mark enttäuscht. Dass sie aber den Anstoß dafür gaben, dass die Konterrevolution sich auf den Straßen tummeln konnte, dessen waren sie sich gar nicht bewusst, das weiß ich aus vielen Gesprächen mit Leuten, die dabei waren. Hinzu kam Krenz mit seiner Palastrevolution, als sie Honecker absetzten. Und da war die DDR reif für das Eingreifen des Westens. Aber, und auch das weiß ich aus Gesprächen, an eine „Wiedervereinigung“ mit dem Westen hatte da niemand in der DDR gedacht, außer bestimmte Dissidentenkreise und bestimmte Fraktionen innerhalb der SED, die mit westlichen Geheimdiensten kooperierten, um es mal so wertfrei zu benennen. Man kann also guten Gewissen behaupten, dass die Einverleibung der DDR ein nichtkriegerischer Überfall, eine Invasion des Westens war: Die DDR ist vom Westen überfallen, besetzt und ausgeplündert worden. So deutlich muss man es sagen.
Werner Runkel sagte:
Ich gebe ihnen da völlig recht ! Zur sog. „Wiedervereinigung“ ist es sehr interessant, einmal die „Plünderland Verschwörung“ zu lesen, ein modernes „Märchen“, in dem sie viel von dem, was sie hier geschrieben haben, wohl wiedererkennen werden.
hjkessel sagte:
@ Wurzelzwerg, natürlich ist diese Geschichte facettenreicher als man sie hier mit zwanzig oder zehn Zeilen beschreiben kann.Wenn man das von mir angeführte Zitat etwas näher betrachtet kommt man schon hinter die Triebkräfte die im Inneren der DDR wirkten. Wenn man sich die „Bürgerrechtler“ etwas näher anschaut so waren es überwiegend Menschen die eine hohe Bildung in renommiertesten Bildungseinrichtungen der DDR erlangten. Mir fallen aus dem stegreif zwei Personen ein, Vera Lengsfeld/Wollenberg, Absolventin der Karl Marx Universität Leipzig Und der Humboldt Universität, jetzt Mitglied der CDU und Stammautorin der Preußischen Allgemeinen Zeitung.Werner Schulz sitzt für die Bündnis Grünen im Europaparlament, Absolvent der Humboldt Universität.
Das sind die Leute, die Valentin Falin meint wenn er sagt, „Die neigen eher dazu, ihre Interessen durchzusetzen, als mit anderen abzustimmen”. Es sind , bei näherem hinsehen absolute Egoisten. Nehmen wir Pfarrer Eppelmann, den letzten Verteidigungsminister der DDR. Er war seit Anfang der achtziger Jahre regelmäßiger Gast in der US Botschaft in der Nähe des Bahnhofes Friedrichstraße. Glaubt jemand im ernst er hat dort nur die Bibel in der Englischen Ausgabe gelesen ?.
Wurzelzwerg sagte:
@ hjkessel
Erstens schützt hohe Bildung vor nichts, weder vor Dummheit noch vor Irrtum, im Westen noch nicht mal vor Arbeitslosigkeit, und zweitens: Auf wessen Kosten haben diese Leute ihre hohe Bildung erworben? In der DDR gab es kein Bafög, das man ein Leben lang später zurückzahlen musste, das Studium und die Berufsausbildung waren kostenlos für jeden Bürger. Wenn man die so erworbene hohe Bildung benutzt, um seinen „Wohltäter“ einen Tritt in den Hintern zu geben – wie nennt man das? Und wenn man dann sieht, was diese Leute mit der „hohen Bildung“ heute machen, dann wird einem nur noch übel.
Von Eppelmann weiß ich, dass er als Pfarrer junge, ahnungslose Leute für seine Gruppe rekrutiert hatte, die er dann zu Dissidenten umformte, und die wussten gar nicht, wie ihnen geschieht. Dass sich für ihn und sein Treiben das Ministerium für Staatssicherheit interessierte – ist das ein Wunder? Diese jungen Leute waren dann auf der Straße, bei der Parade am 7. Oktober 89 „Gorbi! Gorbi!“ skandierend. Revolution – ich lach mich krank.
Und dann quatscht der unsägliche Gauck was von Diktatur. Für mich ist realistischerweise immer noch entscheidend, wer über wen die Diktatur ausübt, wer also der Nutznießer der Diktatur ist. Und in der DDR war das die Arbeiterklasse, die die Diktatur über das Kapital ausübte, und das war gut so. Und dass das der Dreh- und Angelpunkt für den Westen war, dürfte selbst dem Dümmsten nicht entgangen sein.
Nein, Marietta Slomka, ich bin der Meinung, wenn die DDR allen DDR-Bürgern gestattet hätte, sich den Westen genauer anzusehen, dann wären sicher einige dort geblieben, weil sie in ihrer Ahnungslosigkeit sich einige Chancen ausrechneten. Der Großteil aber wäre zurückgekommen, denn jeder wusste, die DDR ließ keinen einzigen Menschen verkommen, so wie das heute geschieht. Sie hätten doch die Obdachlosen gesehen, es gab in den achtziger Jahren mehr als zwei Millionen Arbeitslose, sie hätten Preise verglichen, besonders die Mietpreise,
sie hätten gesehen, was ein Brot in der BRD kostet, und den Preis mit dem Brotpreis der DDR verglichen usw. usw. – nein, glaub mir, es wäre kein Exodus aus der DDR geworden. Aber die DDR war nicht sicher, wie weit die Propaganda des Westens über Radio und Fernsehen schon gegangen war, zudem gab es viele Dummerchen in der DDR, die sich vom Werbefernsehen beeindrucken ließen. Und so konnten nur die Rentner rüber und oder ausgesuchte „Kader“, die natürlich an ihrem Privileg festhalten wollten, sie konnten ja jederzeit zurück und haben uns in der DDR das Blaue vom Himmel heruntergelogen, um sich interessant zu machen. „Die Schaufenster! Ein paar Nylons kosten nur eine Mark bei Aldi!“ – brrh.
Für die DDR-Bürger, die gern in der DDR gelebt hatten, spielte Geld nur insofern eine Rolle, als man es brauchte, um zu essen, zu wohnen, sich zu kleiden, an der Kultur teilzunehmen und auch zu reisen, und das nicht nur innerhalb der DDR auf FDGB-Tickett. Man war wer, auch wenn man nicht reich war. Heute ist man nur wer, wenn man „Vermögen“ hat, egal, auf welche unsaubere Weise es zusammengekommen ist, danach fragt niemand, man liegt im Staub vor dem Geld, die primitivsten Instinkte triumphieren. Wer vor 89 in den Westen ging, ging deshalb dorthin, weil er auch mal Nylons für eine Mark bei Aldi kaufen wollte, das gibt so ein Gefühl der Überlegenheit, das unbeschreiblich ist. Aus solchen und ähnlichen Gründen sind die meisten DDR-Bürger in den Westen gegangen. Worauf sie verzichten, das haben sie alle gewusst.
hjkessel sagte:
… das ist so, bei mir rennen Sie offene Türen ein,Bester Wurzelzwerg. Deshalb auch das Zitat aus Valentin Falins Buch. Hier die ISBN 97-3-86789-834-8 “ Konflikte im Kreml, Der Untergang der Sowjetunion. Darin sagt er einige Hintergründe zur damaligen Politik in Bezug auf beide deutsche Staaten. ( http://www.buchredaktion.de )
mueding sagte:
Es ist richtig, dass die Bürger der DDR die Kosten aufbringen mussten, um den Töchtern und Söhnen, den Enkeln eine Studium zu ermöglichen – es gab keine Studiengebühren. Dafür der DDR als Staat oder gar deren führenden Partei, der SED, Dank zu schulden, wäre übertrieben, denn dann müsste man auch den Bundesländern, in denen man auch heute ohne Studiengebühren studieren kann, was immer noch der Normalfall ist, den gleichen Dank schulden und auf die Idee würden sie ja wohl nicht kommen.
Das Studium in der DDR ist genauso umsonst gewesen wie es heute im Normalfall in der Bundesrepublik ist. Aber um es mir finanziell zu ermöglichen, mussten meine Eltern mich über diese Zeit hinweg „aushalten“,
Auch heute sind die Eltern für den Unterhalt zuständig.
Den Unterschied sehe ich nur in den Ansprüchen an das Leben, die wir damals in den 60er Jahren hatten und den Ansprüchen, die Studenten heute haben.
Heute ist das Auto, die eigene Wohnung, der jährliche Auslandsurlaub, die schicken Mode-Klamotten für die meisten normal und ich neide es ihnen nicht.
Richtig ist auch, dass es heute die Möglichkeit des Bafög gibt, eine Möglichkeit, die es in der DDR nicht gab. Auch damals konnten die Eltern sich das Studium ihrer Sprößlinge entweder leisten oder nicht, denn das geringe Stipendium reichte natürlich alleine nicht, um davon existieren zu können – oder nur auf einem extrem niedrigen Niveau. Auch ich habe deshalb nachts häufig gearbeitet, im Hafen oder der Spirituosenfabrik am Eierlikörabfüller.
Heute gibt es zwar kein Stipendium für jeden in dem Sinne, aber dafür ein Bafög,von dem wir geträumt hätten. Dieses Bafög und seine Rückzahlung hat übrigens noch niemanden umgebracht. Es ist ja nur in bestimmten Fällen in voller Höhe rückzahlungspflichtig, und dieses kann man beeinflussen.
Einer der großen Lacher in Beitrag ist der vom Nutznießer der Diktatur in der DDR, der Arbeiterklasse. Dieser Schwachsinn führte zum Beispiel dazu, dass ich als junger Facharbeiter immerhin im ersten Monat meiner Berufstätigkeit rund 800 Ost-Mark ausgezahlt bekam. Als ich mein Studium beendet hatte, lag mein erstes Nettogehalt als Konstrukteur bei etwas unter 500 Ost-Mark und ich brauchte gut 10 Jahre, bis ich bei dem Gehalt angekommen war, welches ich als Facharbeiter-Lohn vom ersten Tag an hatte und das ebenfalls weiter gestiegen wäre.
So hat der Staat DDR bei den Studenten nach ihrer Ausbildung das Stipendium, von dem ich innerhalb von 3 Jahren insgesamt 5.920 Ost-Mark, also durchschnittlich 164 Ost-Mark/Monat, mehr als wieder zurückgeholt, Aber die Arbeiterklasse war ebenfalls kein „Nutznießer“ der Diktatur, sie war politisch genauso unterdrückt wie ich als Ingenieur, wurde genauso schlecht mit Waren versorgt, durfte genauso wie ich nur unter bestimmten Bedingungen in bestimmte Länder in Urlaub fahren usw.
Bis auf die oft schlechtere Entlohnung der normalen „Studierten“ wurden eigentlich alle Bevölkerungsschichten gleich behandelt außer Funktionären im Partei- und im Staatsapparat und bei manchen gesellschaftlichen Organisationen, Lehrern im Bildungswesen, Offizieren der Volksarmee, Mitarbeitern der Polizei und der Staatssicherheit – ich hoffe, ich habe nicht so viele vergessen.
Vielleicht noch eine Bemerkung zu Ihrer Annahme, dass nach dem Zugestehen von Reisefreiheit nur wenige im Westen geblieben, die meisten aber wieder in die DDR zurückgekehrt währen. So schlecht konnte es einem in der Bundesrepublik zumindest bis zum Jahre 1990 gar nicht gehen, dass es einem dort schlechter gegangen wäre, wie in der DDR. Sie haben recht – es gab keine Arbeitslosigkeit weil jeder einen Arbeitsplatz haben konnte, der einen solchen wollte.
In der DDR wurde aber eigentlich auch dort mit Einzug des wissenschaftlich-technischen Fortschritts erst einmal unvermeidbare Arbeitslosigkeit dadurch kaschiert, dass man jedem einen mehr oder weniger schlecht bezahlten Arbeitsplatz gab, was so ganz nebenbei zu einer fürchterlichen Kostenbelastung und zu der katastrophalen Rentabilität der Gesamtwirtschaft führte, die einer der Sargnägel der DDR-Wirtschaft wurde.
Alle unsere Servicekräfte aus dem Kundendienst, die dienstlich in den Westen fuhren und dort blieben, dachten nie daran, wieder in die DDR zurückzukehren. Ich persönlich kenne überhaupt niemanden, der je in den Westen abgehauen war, der wieder in die DDR zurückgekehrt wäre.
Auch ich habe in der DDR gelebt, meine Familie gegründet, studiert und bin sehr glücklich gewesen … aber nicht wegen der DDR sonder trotz der DDR. Und ich kann aus der eigenen Erfahrung von heute nachvollziehen, warum die vielen Menschen um mich herum, die nach 1961 oft unter Lebensgefahr die DDR verließen, selbst in schlechten Zeiten nicht wieder zurück wollten. Ich habe an der jetzigen Bundesrepublik, die seit Schröder und Merkel nichts mehr mit der Bundesrepublik von vor 1990 gemein hat, sehr viel auszusetzen, ob es um die Krieg geht, um den Sozialabbau, die Schaffung des Niedriglohnsektors, der Ermöglichung der Zeitarbeit, der Veruntreuung unserer Steuergelder für die Rettung von Banken und der Zinsen von Anleger, die offensichtlich zuviel Geld hatten und zu risikoreich spekulierten – trotzdem möchte ich für kein Geld der Welt in die alte DDR zurück und in die DDR, die sich nach dem Wegfall all ihrer Absatzmärkte im Ostblock zwangsläufig daraus entwickelt hätte schon gar nicht.
Ruth sagte:
Ach, Wurzelzwerg, ich wußte schon lange seitdem ich hier lese (und manchmal schreibe), daß Du mein Freund im Geiste bist…Danke für Deine Beiträge! :-).
mueding sagte:
Grauslig, was sie da so ablassen.
Die Wahlen 1990 sollen gefälscht gewesen sein, indem man Bundesbürger wählen ließ? Das kann nur einem sehr kranken Hirn entspringen, denn ich habe schon damals in der DDR gelebt, habe die Wahlen miterlebt und auch auf der Straße spätesten seit Dezember gemerkt, dass die Menschen Angst davor hatten, dass die offene Mauer nur eine Episode bleiben könnte. So viele Kollegen verließen uns damals, weil sie der Entwicklung absolut nicht getraut haben.
Man wollte kein weiteres Sozialismus-Experiment, man wollte vom Rest des Lebens auch einmal etwas haben.
Ja, es gab auch einige, die sich eine reformierte DDR als Pendant zur BRD vorstellten, aber dann kam das aber…
Man erwartete ernsthaft, dass die BRD dieses neue Experiment letztlich finanzieren sollte, da sollte die BRD z.B. die Valuta bereitstellen, damit die DDR-Bürger endlich die weite Welt kennenlernen könnten, da erwartete man, dass die westliche Industrie Partnerbetrieben in der DDR finanziell unter die Arme greifen würden, damit diese sich als ernsthafte Konkurrenten auf dem Weltmarkt entwickeln könnten, usw.
Ich kann nur immer wieder betonen, dass diese Vorstellungen mehr als unrealistisch waren – warum hätte der Staat BRD dies Wünsche erfüllen sollen? Warum hätten die Konzerne im Westen, die selbst dringend neue Absatzmärkte suchten, sich ihre eigene Konkurrenz subventionieren sollen?
Die DDR war spätestens mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Gesellschaftssystems in den ehemaligen Bruderstaaten am Ende – sie hatte für die viel zu teuer produzierten und international in den seltensten Fälle wirklich konkurrenzfähigen Produkten keine Absatzmärkte mehr. Die Werften, die im Wesentlichen für die Sowjetunion gearbeitet haben, wären genauso erledigt gewesen wie die chemische Industrie und der gesamte Elektro-elektronische Bereich, die Eisen- und.Stahlindustrie, die Metallverarbeitung usw. Womit hätte man den wohl all die Menschen beschäftigen wollen, die vorher für den Export in den Ostblock tätig waren? Sie wären arbeitslos geworden und auf eine Staat angewiesen, der niemals aus dem übriggebliebenen Wirtschaftsbereich hätte all diese Menschen durchfüttern können. Genau das, was nach dem Anschluss an die Bundesrepublik mit der DDR-Wirtschaft geschah, wäre dann im Wesentlichen unter Verantwortung der DDR-Regierung geschehen und um dem aus dem Weg zu gehen, hat die gesamte Führung der DDR den Laden aufgegeben, und zwar aus gutem Grund ohne jegliche Gegenwehr.
Ich gebe Ihnen völlig recht, ohne den von der DDR nicht zu beeinflussenden und auch nicht abzuwehrenden Zusammenbruch des sozialistischen Wirtschaftssystem hätte die Welt vermutlich anders ausgesehen, aber es wäre auch viel Blut geflossen, es w#re die angebliche „Konterrevolution“ vermutlich blutig zusammengeschossen worden. Ihrer Verschwörungstheorie von der Bundesrepublik, die die DDR sei im Rahmen eines nichtkriegerische Überfalls, einer Invasion des Westens besetzt und ausgeplündert worden, kann ich mich nicht anschließen und hoffe, das es auchin diesem Forum nach immer genug klar denken Menschen gibt, die in Ihrem Beitrag das erkennen, was er ist – Geschichtsklitterung zur Verteidigung eines menschenverachtenden mörderischen Systems und seiner Repräsentanten.
Das so zu beschreiben, wie sie es tun, würde sich nicht einmal Gysi trauen.
„So deutlich muss man es sagen.“ – der einzig vernünftige Satz in ihrem Elaborat.
Eardwulf sagte:
Zu dem Thema sollte man mal einen gewissen Herrn Alexander Schalck-Golodkowski befragen.
mueding sagte:
Dieser Mann wäre eine tolle Quelle, wenn er denn reden dürfte.
Aber er weiß zuviel von dem. was auch den Westen belasten würde. Er war immerhin nicht nur Honeckers wichtigster Devisenbeschaffer, er war auch Duzbruder von Franz Josef Strauß und hat sicher über seine Verbindungen in die Sowjetunion, den Nahen Osten und nach Afrika auch für den Bayern so manches Geschäft eingefädelt.
Eardwulf sagte:
Und im gegensatz zu manch anderen ehe. Politikern der DDR vergammelt er nicht in einem Plattenbau bei Minderrente sondern lässt sich sein Lebensabend-Bäuchlein am Tegernsee bräunen.
mueding sagte:
Ihm geht es halt gut, so wie wenigen Bonzen aus der DDR.
Einige stiegen ja vom Stuhl in einer SED-Kreisleitung direkt auf einen Posten auf Landesebene eines Bundeslandes, wie ein Helmut Holter in Meck-Pomm.
Man darf eben die DDR und ihre Führungseliten nicht einfach auf die alten Herren aus dem Politbüro und die Stasi verengen und den riesigen Rest des Apparates aus den Augen verlieren. Es gab da noch ganz andere, so den Stasi-Mann und langjährigen Direktor des Neptun-Hotels in Rostock Warnemünde, der diesem Haus noch bis 2007 vorstand. Es gab die Stasi-Offiziere in der Gauck-Behörde, es gab die ganzen Mitarbeiter aus DDR-Ministerien, die als Mitarbeiter in der Treuhand ihre Insider-Wissen verkauften. Dort haben nämlich nicht nur Wessis gesessen und die DDR-Wirtschaft verramscht, wie dies so gerne kolportiert wird. In dieser Treuhand konnte man sehr viele alte Wirtschaftsfunktionäre der DDR finden, die ganz geil darauf waren, die alten Betriebe an den Mann zu bringen und sich für günstige Verhandlungsergebnise die eine und die andere Mark zustecken zu lassen.
Beschaffen Sie sich einmal die Mitarbeiterliste der Treuhand und ihrer Nachfolgeeinrichtungen – sie werden, wenn sie sich mit der Materie und den in der DDR handelnden Personen nur ein wenig auskennen, auf erstaunlich viele Bekannte treffen, die dort meist sehr reich geworden sind.
Es gab die ganzen SED-Funktionäre auf Bezirks- und Kreisebene, die plötzlich das Geld hatten, nach der Wende riesige Immobilien aufzukaufen, Autohäuser zu gründen und Firmen, z.B. Einfamilienhaus-Anbieter, aus dem Boden zu stampfen.
Also, Der Schalck war doch nur einer von vielen, wenn auch ein besonders erfolgreicher Wanderer zwischen den Welten.
Eardwulf sagte:
@mueding, das mag stimmen, der olle Schalck ist aber dennoch einer meiner Favoriten wenn es um die Klärung, auf, geht.
Lugnich sagte:
Manch einer wird sich ueber eingespielte „Dokumentations“videosequenzen in HD Qualitaet,gemischt mit nicht HD Sequenzen, in den Oeffentlich Rechtlichen, beispielsweise gestern im Mittagsmagazin der ARD, wundern, wo sich schon 1990 Menschen nach der Wende teils in HD Bildqualitaet in die Arme fallen.
Ja hat man damals etwa schon in HD gefilmt?
Nein hat man nicht.
Da es aber einen Mangel an Dokumentationsmaterial gibt, wo sich aeltere mit Freudentraenen in die Arme fallen, werden solche Szenen nachgedreht und dem betagten Zuschauer soll es dann zusammen mit den Schauspielern im teilweise gefakten Dokumentationsbeitrag, warm ums Herz werden.
…oder andere Instrumentalisierungen.
„Tut doch was“,
lies man neulich einen aelteren Herren in so einem pseudo 1990 dokumentarischen HD Einspieler im Morgenmagazin in die Kamera sagen, um direkt passend danach ueber die aktuelle Ukraine Krise, deren „Freiheitskampf“ und unsere Unterstuetzung zu ueberfuehren.
Dem Zuschauer wurde hier in beiden Faellen keinerlei Hinweise gegeben, dass es sich teilweise nicht um Original Bildmaterial gehandelt hat und er konnte das auch aus der Art der Sendung heraus nicht vermuten.
heintirol sagte:
Hat dies auf HeinTirol's Blog rebloggt und kommentierte:
Ich bin heute nach wie vor der Meinung, dass man uns die DDR überlassen wollte, Um so vom Osten ein Stück näher dem Westen zu sein. Die in Regierungsverantwortung stehenden Bundespolitiker der Ex-DDR geben täglich Zeugnis davon. Aber eine zweite Überlegung kommt mir, dass der UDSSR die DDR einfach zu teuer wurde und sie die abschrieben – So nach dem Schema: Sollen doch andere dieses Land weiter finanzieren.
mueding sagte:
Dem ersten Teil Ihrer Aussage kann man sich anschließen, allerdings wurde die DDR aufgegeben und dem Westen erst einmal zum Anschluss und zur weiteren Finanzierung übergeben.
Dass der Sowjetunion die DDR allerdings zu teuer geworden sei, ist absoluter Unsinn, denn die DDR hat der Sowjetunion zu keiner Zeit Kosten verursacht. Eher im Gegenteil, erst hat man die DDR die Reparationen an die Ostblockstaaten im Zusammenhang mit dem Weltkrieg für ganz Deutschland zahlen lassen und zwar in voller Höhe. Dann durfte die DDR die Kosten für die Stationierung der Sowjetarmee bis 1990 zahlen, immerhin das zusammenhängend größte Truppenkontingent, dass eine Besatzungsmacht je in einem besetzten Land stationiert hat. Weiterhin verkaufte die DDR ihre Produkte an die Sowjetunion zu vergünstigten Preise und die Sowjetunion war der wichtigste Handelspartner der DDR. Allerdings floss im Prinzip nie oder sehr selten Geld, sondern Waren wurden gegen Waren verrechnet. Dazu kam, dass die DDR ihren Kunden in der Sowjetunion immer wieder sehr kulant entgegen kommen musste. Ich selbst habe es erlebt, dass ein Schiff nach den abgestimmten Bauplänen fertiggestellt wurde, der übernehmende sowjetischen Kapitän aber Vorhänge nicht mochte. Ein solcher besonders dicker Vorhang sollte aber den Kartenraum der Brücke abschließen. Er wurde installiert und der Kapitän forderte stattdessen eine Schiebetür. Schnell, es war kaum noch Zeit bis zum Auslaufen, wurde der Vorhang durch eine Standard- und deshalb vorrätige Schiebetür ersetzt. Der Kapitän war aber bei einer nochmaligen Begehung immer noch nicht zufrieden. Er war ein körperlich extrem kleine Mann und forderte nun, dass die Türklinke auf sein persönliches Maß geändert werden müsse. Dies ging aber nicht so ohne weiteres und unsere Tischler mussten in einer zusätzlichen Nachtschicht extra eine neue Tür nach den Maßen des Kapitän anfertigen – und all das ohne die Berechnung von Zusatzkosten. Immer, wenn sich die Werft-Leitung zu wehren anfing, denn es galt noch viele viele andere „kleine“ Änderungen auf Grund der Forderungen des Kapitäns am fertigen Schiff vorzunehmen, hörte man ihn immer wieder nur grummeln „Faschist“ und schon war jeglicher Widerstand auf DDR-Seite gebrochen. Ein Mittel, dass ja nicht nur sowjetische Kapitäne damals eingesetzt haben, ein Mittel dass als Keule heute noch berühmt ist und von vielen Seiten Deutschland gegenüber zur Anwendung kommt.
Also vergessen Sie mal ganz schnell, dass der Sowjetunion die DDR zu teuer kam – allerdings hoffte Gorbatschow darauf, für diese DDR im Westen erhebliche Zugeständnisse, auch finanzieller Art zu erhalten – und das sollte sich bewahrheiten, wenn auch nicht in dem von ihm erhofften Umfang. Die Sowjetunion aber war inzwischen in einem wirtschaftlichen Zustand, dass sie die DDR vermutlich sogar für 10 Dollar verkauft hätte, Gorbatschow bekam aber wesentlich mehr.
Habnix sagte:
Verwechseln wir bitte nicht unseren vom Kapital erlaubten Freiaum nicht mit Freiheit.Denn der erlaubte Freiraum ist nur ein Knast ohne Gitter der mit Freiheit nichts zu tun hat aber die Kunst zu beherrschen sich Unabhängig zu versorgen ist die wahre Freiheit.
Marcus Junge sagte:
„Die Gefahr dieser geschichtsrevisionistischen Lügen liegt auf der Hand.“
Propaganda und Unsinn im Stile der Propagandaschau. Die offizielle Geschichtslüge war und ist die, die hier beschrieben wurde im Artikel, friedliche Demonstranten haben den Umsturz herbeigeführt. Revisionismus wäre es also, wenn die offizielle Darstellung sich geändert hätte. Die Propagandaschau verdreht hier also alles, da es eine solche Revision nicht gab und die PS selber die Revision des gefälschten Geschichtsbildes betreibt.
Mal davon abgesehen, es ist Agitpropgedröhn, wenn auf „Revisionismus“ eingedroschen wird. Der steht am Anfang jeder Erkenntnis und wissenschaftlicher Alltag, nur wenn es um die Siegergeschichtsschreibung des 2. Weltkrieges geht, da ist es böse und genau in dem Geiste agiert hier die PS und betreibt damit selber Propaganda.
Was dann nahtlos hier anschließt: „treiben diese die Mär von der friedlichen Revolution der Bürgerrechtler nachdrücklich in die Köpfe der infantilisierten Zuschauer. Hat die deutsche Gesellschaft eine derartige Hirnwäsche wirklich nötig? Es wäre schlimm, wenn es so wäre.“ Da ist diese viel größere Hirnwäsche seit 1945, die Reeducation. Die läuft täglich, fast rund um die Uhr, man kann beliebig eine Dokumödie über den 2. Wk anschalten und wird gewaschen oder die Nachrichten, Politmagazine, Dummschwatzrunden. Aber wer meint „nationalistische Elemente“ zu erkennen, wird das kaum verstehen und im Zweifelsfall auch gar nicht erst erkennen.
M sagte:
Es ist sicherlicherlich richtig das die Ereignisse um 1990 romantisch verklärt und politisch missbraucht werden. Wem das nützt und wer dahinter steckt ist eine komplexe Frage. Aber andereseits ist es auch prekär da die Hoffnung schwindet das sich die Gemeinschaft von selbst aus diesem Dilemma erhoben und befreien kann. die BRD und die DDR wurden als Besatzungsinstrumente 1990 beide aufgelöst. Die politische Kaste in der BRD hat aber aus Machtgier dem Volk vorgelogen das die BRD weiter besteht. Das Besatzungsgrundgesetz der westalliierten konnte seinen Wirkungsbereich nicht auf die sowjetische Besatzungszone ausweiten. Anderenfalls würden die neuen Bundesländer heute im Artikel 23 stehen, zusammen mit den alten Bundesländern. Da jedoch der dümmste Trottel dies bemerken würde wurde der Artikel 23 komplett entfernt und damit dem Besatzungsgrundgesetz der Geltungsbereich komplett entzogen. Um dem einfältigen Deutschen aber trotzdem weiß zu machen es gelte noch hat man dies in die Präambel expediert und mit der dicken Lüge von der Verfassung garniert. Der Volkskonvent zu dieser s.g. „Verfassung“ muß in einem landesweiten Delirium geschehen sein, denn niemand kann sich daran erinnern. Außer einem Pfarrer, der mit seinen Mätressen im Konkubinat lebt und scheinbar das edelste und reinste ist was die BRD aufbieten kann, weswegen man ihn zum Präsidenten selbiger gemacht hat. Da das Besatzungsgrundgesetz mangels Geltungsbereich nicht mehr gültig ist und die BRD ihre gesamte Existenz von selbigem ableitet, ebenso alle Gesetze in der BRD, unterwerfen wir uns freiwillig diesem Besatzungsgrundgesetz und damit der BRD als Gewalthaber. Als Dummheit kann man diese Handlungsweise kaum noch bezeichnen, das geht weit darüber hinaus. Es ist pure Verblödung.
Thorsten Schmidt sagte:
Ich war zwar zur Wende erst fünfzehn, habe aber in meinen Kindheitsjahren in der DDR mitbekommen, dass man als relativ „normaler“ Mensch in diesem „Unrechtsstaat“ nichts zu befürchten hatte. Es war ein sorgloses Leben ohne nennenswerte Kriminalität, ohne Drogen, ohne Gewalt auf dem Schulhof, ohne Existenzängste. Man konnte auch nachts um zwölf noch ohne Angst durch die Straßen laufen. Jeder hatte Arbeit und ein geregeltes Einkommen. Klar, man konnte sich nicht viel dafür leisten aber es hat gereicht um ein normales Leben zu führen.
Dolph sagte:
Ja, spitze, so war es im dritten Reich auch. Damals war alles besser!!!
mueding sagte:
Richtig, natürlich konnte man in der DDR, sofern man anspruchslos war und die Klappe hielt, überleben. Das konnten übrigens die meisten Menschen unter Saddam Hussein im Irak, und Assad in Syrien, unter Gadaffi in Libyen, unter Mubarak in Ägypten ebenfalls und das können auch die Menschen unter Putin in Russland, wie es die normalen anpassungsfähigen Menschen auch im Deutschland unter den Nationalsozialisten konnten.
Genau das können Sie zum Beispiel immer noch haben, wenn sie auf den relativen Wohlstand und die relativ gering eingeschränkten Freiheiten im heutigen Deutschland verzichten wollen – bewerben Sie sich einfach um die Staatsbürgerschaft von Kuba oder von Nordkorea.
Verstehen Sie, es ist immer und überall das Gleiche: erst sind die Menschen zufrieden, wenn sie, wie 1945, einen Krieg überlebt haben und irgendwann sogar satt werden, egal wovon. Dann hat man sich daran gewöhnt und stellt fest, dass es darüber hinaus noch mehr gibt und entwickelt entsprechende Wünsche. Diese will man dann irgendwann auch erfüllt sehen.
In der DDR war das aber nicht so. Sie sind, wenn sie zur Wende erst 15 Jahre alt waren, vermutlich zu jung, um die Entwicklung in der DDR, was die Versorgung anbelangt, beurteilen zu können. Es gab bis in die 70er Jahre eine positive Entwicklung, wenn sie auch nicht jeden zufrieden stellte. Dann kam die Phase, in der die Partei feststellte, dass durch die Vollbeschäftigung und die auch damit im Zusammenhang stehende unbefriedigende Produktivität die Schere zwischen zur Konsumtion Verfügung stehenden Waren und dem Geldbeutel der Menschen immer größer wurde – Versorgungsengpässe nahmen zu. So entschied man sich, immer mehr Produkte aus den normalen Regalen zu nehmen, sie etwas zu „überarbeiten“ und dann in Luxusläden der Delikat- (Lebensmittel) und Exquisit-Ketten (Bekleidung/Schuhe) zu verkaufen. Man wartete nicht nur immer länger auf ein Auto, es wurde auch wesentlich teurer. Ich verdiente als Ingenieur recht gut und wir hatten in meiner Familie, zwei Erwachsene und ein Kind, ca, 1200 Mark netto zur Verfügung.
Ein Farbfernsehgerät kostete ca. 4 solche kompletten Netto-Gehälter, eine Trabant fast 10 Netto-Gehälter, eine Damenstrumpfhose ca. 10 Mark, ein 250gr. Päckchen Kaffee 8,75 Mark, ein Kinderanorak rund 50 Mark, ein Wintermantel für meine Oma rund 200 Mark (übrigens fast ihre komplette Monatsrente), eine paar Winterstiefel ca. 100 Mark.
Jetzt die Frage an Sie – was verstehen sie unter einem normalen Leben?
Ich verdiente übrigens zu der Zeit gut – als ich nach 10 Jahren Schule, nach meiner 2jährigen Lehre und mein 3jährigen Ingenieurstudium mein erstes Gehalt bekam, waren dies weniger als 500 Mark und meine Frau bekam rund 300 Mark als Krippenerziehrin. Ach ja, Kindergeld gab es auch – waren, glaube ich, 20 Mark im Monat. Weihnachts- oder Urlaubsgeld gab es nie.
Na klar konnte man in der DDR leben, aber es war für die meisten, jedenfalls die ohne Westpakete im Normalfall ein Leben auf Sparflamme. Das war den meisten zu wenig, sie wollten einfach mehr und im Westen, das meinte man zu wissen, lebten die Menschen wesentlich besser – dort fuhren sogar Arbeitslose Auto, was sich in der DDR viele Arbeitende nicht einmal leisten konnten. So war das Bild in den Köpfen und deshalb kam irgendwann der Punkt und größere Mengen brachen aus – Stichwort 1989, Prager Botschaft und Ungarn. Dann kam ein Selbstlauf und im Dezember war die DDR im Prinzip schon erledigt.
Dass viele Menschen völlig unrealistische Vorstellungen hatten, das würde ich nie bestreiten. Ich kenne Menschen, die dachten ernsthaft, dass man dann zukünftig mit DM einkaufen würde und jede Kaufhalle plötzlich ein Intershop wäre, ansonsten aber im Prinzip alles beim Alten bliebe. Das war ein Irrtum, wer das eine wollte, mußte auch das andere, nämlich einen Haufen Unanehmlichkeiten, in Kauf nehmen. Ich weiß noch, wie man sich in meinem Umfeld über die Umstellung der Mieten aufregte. Man hatte sich wirklich eingebildet, dass man zwar den Lohn in Westmark bekommen könne, die Miete aber natürlich weiter zum überwiegenden Teil durch den Staat übernommen würde, wie dies in der DDR der Fall war. Auch das ein grandioser Irrtum.
Aber fragen sie die heute angeblich so armen Menschen, ob sie denn die alte DDR mit ihren niedrigen Mieten unter dem Preis der alten Löhne ìn Ostmark und der eingeschränkten Reisemöglichkeiten inkl.der alten Versorgungssituation zurückhaben möchten?
Obo sagte:
Ich geb euch ein Beispiel:
20 Jahre lang war ich Bauprüfer im Tiefbauamt, vor der Wende hieß sie Straßenverkehrsbehörde. Die Stadtkarten waren damals eingemessen und standen unter Geheimhaltung. Wir kamen nur durch Genehmigung da ran.
Gleich nach der Wende kamen aus dem Westen die ersten Heuschrecken und legten uns eingemessene, in Farbe gedruckte Bauauszüge vor. Woher hatten sie die? Hier kann nunr eine steuernde Hand im Hintergrund gewesen sein. Die neuen Nummernschilder lagen ebenfalls sofort bereit. Wer hat hier die Jahre vorher schon Vorarbeit geleistet.
Und noch was; im philosophischen Sinn geht „Revolution“ immer mit Kampfhandlungen einher. Was in der DDR passierte, ist nur ein Popanz, dem das Volk vorgegaukelt wurde, es hätte was bewirkt.
Nein, die Handlung war von steuernder Hand schon vorbestimmt.
Nun hat die Herde Schafe was sie wollte, ihr „irgendwohinn reisen“ wenn sie es bezahlen können..
Und was haben sie dafür alles aufgegeben?
Obo
mueding sagte:
Na, was hat sie denn dafür aufgegeben und wie würde es wohl in einer DDR ohne Absatzmärkte und ohne eine konvertible Währung heute aussehen?
In welcher Stadt der DDR waren Sie den in einer Straßenverkehrsbehörde waren Sie denn beschäftigt? In Ost-Berlin, der damaligen Insel der Glückseligen etwa? Dort, wo es von allem doppelt soviel gab, wie im Rest der DDR. Oder habe sie auch in so einem Ort gelebt, in dem es im Sommer nur Brause für Familien mit Kindern gab?
Wo es eine Dose Sassnitzer Ölsardinen zum normalen Preis vor Weihnachten nur für zwei Personen gab und meine Oma keine kaufen durfte, weil sie inzwischen als Witwe alleine lebte?
Natürlich hatte man nach dem Anschluss der DDR an die Bundesrepublik Nummernschilder bereit, weil man diese ja nicht erst in einem 5-Jahresplan vorplanen sondern mit Rohlingen und der entsprechenden Prägemaschine live nach Bedarf herstellen konnte. Wie albern ist denn dieses Beispiel für den angeblichen Generalplan zur Eroberung der DDR gegen den Willen der dortigen Bevölkerung?
Auch die Bauauszüge sind kein Problem gewesen, konnte man solche doch mit der im Westen zur Verfügung stehenden Technik irre schnell aus den Unterlagen erstellen, die man in der DDR gegen bare Münze von den Beschäftigten der jeweiligen Ämter „ausgeliehen“ bekam.
Nein, es gibt genügend Belege dafür und ich selbst habe an verschiedensten erleben müssen, wie die westdeutsche Seite von der Situation selbst überfahren worden war.
Nicht erst heute beweisen bundesdeutsche Geheimdienste ihre Unfähigkeit, auch damals war dies nicht anders. Man hatte ernsthaft an moderne Werften gedacht. Meinen Betrieb hatte Siemens, der nach der Wende als Investor umworbene Partner, als moderne Produktionsstätte erwartet und war schier erstaunt, unter welch primitiven Methoden bei uns die bei Ihnen von der Stasi weitgehend gekupferte Technik gefertigt wurde. Bundeswehroffiziere fragten uns später, dass sie nicht mehr wüßten, wovor sie denn so eine Angst gehabt hätten – von den modernen Panzer einer Einheit in Schwerin-Stern-Bucholz wäre nicht einmal die Hälfte für einen Kampfeinsatz vom Hof gekommen … und Sie schwafeln von einer steuernden Hand? Es wäre die Hand eines Blinden in einem unbekannten Land gewesen und damit wenig hilfreich.
Martin sagte:
danke, ich wäre sehr froh, wenn mir aus dem Forum jemand weitere links zu dieser für mich plausibleren Version der Geschichte posten könnte; danke;
tomr sagte:
„dass es die relativ großen Proteste auf den Straßen nicht gegeben hätte, wenn die wirtschaftlichen Zustände in der BRD noch schlechter gewesen wären, als die in der DDR. Das ist Fakt und mit keinerlei Verunglimpfung verbunden.“
Liebe PS, das ist nicht Fakt, sondern reine Spekulation.
kuckkuck sagte:
fakt ist sind aber die ereignisse vom 14.11.1990 in der mainzer strasse – als die „hochverehrte und gefeierte bürgerbewegung“ seine neuen „freiheiten“ leben wollte und daran mit wasserwerfern von stoßtrupps der polizei gehindert wurde
Mischa sagte:
In guter Erinnerung habe ich auch noch die große Demo „Halt’s Maul Deutschland“ auf dem Alexanderplatz, etwa zur selben Zeit. Das erste Mal mit bundesdeutscher Polizeigewalt konfrontiert, Greiftrupps, Tränengas, das volle Programm. So was hatte ich die ganze „Wendezeit“ nicht erlebt.
kuckkuck sagte:
genau – mir war ganz übel – ich hatte noch nie so eiskalte augen gesehen, wie unter den helmen und wußte, dass ich völlig falsch bin und es auch kein zurück gibt
mueding sagte:
Das ist Fakt und keine Spekulation, denn die Menschen sind in erster Linie nun einmal daran interessiert möglichst gut zu leben … dann kommt eine ganze Zeit gar nichts und dann komme die Ideale, weil man sie sich leisten kann.
Warum wohl haben wir ein Problem mit der Unterbringung von Flüchtlingen in Deutschland? Wenn all die, die die großen Klappe haben von wegen „menschlich Unterbringung“ sich bereit erklären würden, ihre eigenen Wohnungen nach dem Belegungsschlüssel der DDR neben der eigenen Familie mit Flüchtlingen zu belegen, gäbe es kein Unterbringungsproblem. Also auch in dem Fall, selbst für eine Claudia Roth und einen Cem Özdemir kommt das gute Leben vor den Idealen, denn mir ist nicht bekann, dass beide in ihren Wohnung Flüchtlinge aus dem Irak oder Syrien beherbergen und für deren Lebenshaltungskosten aufkommen.
Dass auch die Bundesrepublik mit der Staatsgewalt gegen diejenigen vorgeht, die keine Staatsgewalt respektieren, das ist doch völlig in Ordnung. Und dass man in der DDR keine Greiftrupps bei den Demonstranten kannte, dass soll wohl eine neue Legende werden? Natürlich gab es diese – es hätte auch Tränengas gegeben, wenn man in der DDR nicht so arm gewesen wäre.
Lassen Sie diese Märchen vom humanen Polizeistaat DDR und den brutalen Polizisten der Bundesrepublik mal ruhig in der Kiste. Ich habe von Mitte der 60er Jahre in der DDR zusammen mit meinen Freunden allein wegen unserer längeren Haare regelmäßig Prügel von der Polizei mit ihren Holzknüppeln bekommen. Aber nicht nur von der, denn man war da viel einfallsreicher. Zu uns kamen Propaganda-Trupps der kommunistischen Jugendorganisation der FDJ, die uns aufforderten, uns sofort von mitgebrachten zwangsverpflichteten Friseuren die Haare schneiden zu lassen. Haben wir uns geweigert, was wir taten, hat man uns festgehalten und so versucht, die Haare mit Gewalt zu schneiden. Funtionierte auch dies nicht, riefen sie die um die Ecke in Bereitschaft stehende Volkspolizei, die uns dann mit Knüppeln zusammentrieb und für eine Nacht inhaftierten. Begründung: Angriff auf friedliche FDJler in Verbindung mit Körperverletzung. Zu Anklagen aber kam es nie, denn diese wurden wegen der „Geringfügigkeit unserer Vergehen“ nie eröffnet – allerdings wurden wir mit der Warnung entlassen, uns endlich zu nützlichen Bürgern des Staates zu entwickeln und nie wieder FDJler anzugreifen.
Trotzdem hat auch diese wesentliche Einschränkung unserer Freiheit nicht dazu geführt, dass es zu einer revolutionären Entwicklung kam. Dazu führte erst die immer schlechter werdende Versorgungslage. An meinem Wohnort war eine riesige Gewächshausanlage für Tomaten und Gurken entstanden – allerdings gab es davon nichts für uns zu kaufen, alles ging nach Berlin oder in den Export.
Wenn wir für das Wochenende, die Woche über aß man im Betrieb, Fleisch wollte, standen die ersten am Freitag wegen Rouladen oder Schnitzel schon morgens um 5 Uhr an und wechselten sich mit Freunden oder Kollegen ab. Schlaue kommen jetzt und sagen, dass man ja hätte schon Mittwoch einkaufen können. Tja, dumm gelaufen, denn Mittwochs war so etwas gar nicht im Angebot, jedenfalls nicht überall.
Es gab bei uns eine Kaufhalle, in der bot man all diese Dinge an – abends nach 18 Uhr und nur für die, die über einen Betriebsausweis des in der Nähe entstehenden Kernkraftwerkes verfügten. Da stand man dann, drückte sich die Nase an einer Kaufhalle breit, als wäre es ein Intershop.
Das und die Angst davor, dass es noch schlechter werden würde, hatte die meisten Menschen von je her dazu gebracht, der DDR den Rücken zu kehren. Natürlich gab es auch einige, die die DDR aus politischen Gründen wegen der Freiheit und der Demokratie verließen, so wie mein Schulfreund. Aber der dachte ans Reisen, weil er in der DDR alles hatte. Seine Eltern, verfügten über die erforderlichen Beziehungen, selbst Samstags noch fast jedes Stück Fleisch kaufen zu können, welches sie haben wollten, und den Rest, der kam mit dem monatlichen Paket aus dem Westen von der Tante.
Erst kommt das Fressen und dann die Moral, das steckte auch hinter dem Sturz der Mächtigen in der DDR – on das nun einige wahrhaben wollen oder nicht.
voland45 sagte:
Es ist insofern Fakt, zumindest für die große Masse der Bevölkerung, da dem Wesen Menschen gewisse Eigenschaften zugrunde liegen; d.h., jedem Menschen, denn mag auch jeder Mensch „einzigartig“ sein, so sind es seine Bedürfnisse und Anforderungen ans Leben eben nicht: das höchste Ziel, nach welchem der Mensch in all seinen Handlungen strebt, ist bekanntlich die Glückseligkeit. Und hiervon lässt sich alles Handeln ableiten.
Warum wiederholt sich die Geschichte beständig, warum scheint der Mensch nichts zu lernen? Man werfe einen Blick auf die aktuelle Welt: die Konflikte, Kriege, Tode, Armut, Hunger, Elend, Neid, Hass, etc. – hätte all das nach Jahrtausenden nicht überwunden worden sein müssen? Man werfe einen Blick auf die Welt vor 100 Jahren, oder 500, oder 5000? Übersetzt auf die jeweilige zivilisatorische Entwicklungsleistung wird man keine wesentlichen Unterschiede feststellen können, denn die verbindende Komponente, der alle Entwicklungen zugrunde liegen, ist nun mal der Mensch, und der verändert sich nicht.
Insofern ist DOK’s Anmerkung korrekt, und zwar historischer Fakt, da es immer nur eine historische Wahrheit gibt; aber Spekulation auch nicht, da die Bürger der damaligen DDR keine anderen Bedürfnisse, Träume und Wünsche hatten als die Bürger der BRD, oder Asiens, oder Afrikas, usw. usw…
hjkessel sagte:
“ Eine vorrangige Aufgabe von Staatsmedien, egal ob in der DDR, BRD, Nordkorea oder Deutschland, ist die Verbreitung und Verfestigung sinn- und gemeinschaftsstiftender Mythen und Geschichten, die den inneren Konsens und die Einheit des nationalen Gebildes begründen und stabilisieren sollen „. Mythen und Geschichten muss man durch Doktrin ersetzen, denn diese legen den Anspruch an die Gesellschaft fest.
Es gibt inzwischen eine ganze Menge Publikationen, die sich mit den Inneren und Äußeren Problemen der DDR ( den RGW und die SU eingeschlossen ) beschäftigen.
Leider haben diese Verlage keine Lobby wie ihre bürgerlichen Konkurrenten, deshalb ist die Verbreitung nicht besonders groß und das ist durchaus so gewollt. Im Gegenzug darf sich ein riesiger Propagandaapparat, natürlich über Stiftungen, auf immense Mittel freuen die die Geschichte der DDR aufarbeiten. Die Geschichte wird bekanntlich von den Siegern geschrieben und so sieht sie dann aus.
Geschichtsrevision und Geschichtsklitterung von teilweise selbst ernannten Historikern haben Hochkonjunktur. Das dies nach dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus geschieht ist wohl kein Zufall.
Ein Satz aus den Memoiren eines Sowjetisch- Russischen Spitzendiplomaten und vor allem eines Deutschland Kenners ( damit meine ich beide deutsche Staaten und die heutige Bundesrepublik ).
“ Die Menschen, die im Prinzip gleich geboren werden, suchen fast immer nach Möglichkeiten, sich in Ungleichheit zu verwirklichen. Die neigen eher dazu, ihre Interessen durchzusetzen, als mit anderen abzustimmen“.
Heideltal sagte:
Ich kann diesem Beitrag zu 100 Prozent zustimmen. Es waren nicht die „Bürgerrechtler“ die die Veränderung herbei gebracht haben. Mich regt diese Darstellung schon seit Jahren auf. Ich empfand die Bäbel Bohleys immer eher als kontraproduktiv. Die sogenannten „Bürgerrechtler“ haben nur fürs „Westfernsehen“ provoziert aber überhaupt nichts bewegt und schon gar nicht die Wende eingeleitet. Die DDR-Staatsorgane hatten diese Leute bis zum Schluss immer unter Kontrolle. Was die Veränderung gebracht hat, waren die kleinen Schritte der Massen, die Einsicht, daß es so nicht mehr weitergehen konnte. Diese Einsicht war auch bei den führenden Politikern und Managern der DDR vorhanden, deshalb gab es keinen Widerstand gegen Reformen. Den Ausgang der Entwicklung haben die wenigsten gewollt. Wenn ich mir die heutige Verschuldung einiger Länder anschaue, dann war die DDR nicht bankrott. Die Wahlbeteiligung in Ostdeutschland ist doch ein Indiz für die Frustration über die Pseudodemokratie nach den Erwartungen der Wende. Es gibt aber auch andere Beispiele, wie eine Reformbewegung außer Kontrolle geraten ist. Als im Iran der Schah Reza Pahlavi vertrieben wurde, wollte die Mehrheit ihn nicht durch das Khomeini Regime ersetzen und ich glaube auch nicht, daß die Mehrheit im Osten entindustrialisiert werden wollte, aber das „alternativlos“ Gequatsche gab es schon damals. Die Aussagen von unserem Gauckler (IM Larve) sind doch immer nur peinlich oder gelogen, wie kann so jemand Bundespräsident werden?
mueding sagte:
Das ist doch das Interessante. Diese Bürgerbewegungen von damals kann man sehr gut mit den rechtsradikalen Bewegungen heute vergleichen. Beide stellten/stellen ein Ventil dar und standen/stehen zu jeder Zeit unter der absoluten Kontrolle des Staates.
Wenn man in der DDR keinen Demokratischen Aufbruch, kein Neues Forum hätte haben wollen, wäre dies doch kein Problem gewesen – beide und noch weitere Gruppierungen wie die Kirche waren doch komplett von der Stasi unterwandert.
Die Stasi und deren übergeordnete Führungen in der SED waren doch über jeden Schritt dieser Opposition informiert und hätten jederzeit gegen unerwünschte Aktionen einschreiten können. Warum das nicht erfolgte?
Weil man sich in der SED und unter den führenden Mitarbeitern in der Wirtschaft längs darüber im Klaren war, dass es zu Ende gehen würde, dass man ökonomisch nur mit Hilfe der wirtschaftlich übermächtigen Westens würde überleben können. So ließ man eine Opposition zu, die es bis zu einem bestimmten Punkt treiben würde und dann, dachte man, könnte man mit denen im Westen ein Agreement schließen – mehr Reisefreiheit, die der Westen finanziert; mehr Demokratie, aber die führende Rolle der SED nicht antasten lassen, und und und…
Darüber war man sich mit der SPD doch längst einig und hatte auch Frankreich wie Großbritannien auf seiner Seite, die ebenfalls darauf beharrten, dass es ein großes einheitliches und damit wirtschaftlich starkes Deutschland nie wieder geben dürfe.
Aber es kam anders und dies eigentlich nur durch den Druck der Straßen in der DDR, auf denen es plötzlich nicht mehr hieß: „Wir sind das Volk“ sondern „wir sind ein Volk.
Dieser Druck kam im Westen jemanden entgegen, der als einer der wenigen diesen Traum nicht nur in Sonntagsreden beschworen hatte, sondern jede sich bietende Chance nutzen wollte, ihn auch zu verwirklichen – das war Helmut Kohl.
Übrigens scheinen sie zu jung zu sein, um den Zustand der DDR-Wirtschaft und ihre Abhängigkeit von der Tauschwirtschaft zwischen den Staaten des Ostblocks einschätzen zu können. Der Osten wurde nicht „entindustrialisiert“ – von niemandem, nicht einmal von der Treuhand, die sich über jeden wirtschaftlich führbaren Betrieb ob der Kostenersparnis gefreut hätte..
Die Wirtschaft im Osten hatte „nur“ plötzlich durch den kompletten Zusammenbruch des Ostblocks keine Kunden mehr.
Selbst die Menschen bei uns in der DDR forderten doch die DM und damit die Westware. Sie waren es doch, die sich wünschten, dass sich jede Kaufhalle, jedes Kaufhaus möglichst schnell in einen Intershop verwandelte.
Ich jedenfalls kenne z.B. niemanden, der 1990 nach Einführung der Westmark noch einen Trabant oder einen Wartburg gekauft hätte.
Die Westmark aber musste sehr schnell kommen, denn die Menschen machten ihre Drohung „Kommt die Westmark nicht zu uns, gehen wir zu ihr!“ schon seit dem Sommer 1989 massenhaft wahr. Den Betrieben fehlten oft nicht nur die Arbeitskräfte, es fehlten ganz besonders die hochqualifizierten, ohne die es nicht ging. Sie nahmen lieber im Westen Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe als in der DDR einen miesen Lohn, der ihnen nicht einmal den Lebensstandard eines Arbeitslosen im Westen erlaubte,
In der DDR fehlten diese Menschen und im Westen wußte schon niemand mehr, wohin mit ihnen.
Dass für unsere Produkte, bis auf sehr wenige Ausnahmen, für deren Herstellungskosten, und diese dann auch noch 1:1 in DM, weder im Westen noch im Osten Käufer finden würde, war den Denkfähigen unter uns doch klar.
Natürlich hatte Neckermann aus der DDR Kinderwagen, Nähmaschinen und Bekleidung importiert. Aber zu Preisen, die durch den DDR-Staat subventioniert wurden. Wenn man diese Preise hätte unter den Bedingungen der Entlohnung in DM beibehalten wollen, wären die Löhne auf das Niveau von Dritte-Welt-Ländern gesunken und noch viel mehr Menschen in Richtung Westen zu den besseren Löhnen durch die offene Mauer abgewandert.
Die Ost-Wirtschaft war nicht deshalb nicht zu retten, weil böse Wessis sie platt machen wollten, sondern weil sie einfach keine Kundschaft mehr hatte und selbst für Niedrigspreise zu uneffektiv war.
Das Geld für Modernisierung konnte aber nur aus dem Westen kommen. Wer aber sollte dort wohl sein gutes Geld investieren, um zusätzlich zu seinen sowieso schon vorhandenen Überkapazitäten weitere Überkapazitäten aufzubauen. Das ist doch auch der Grund, warum es heute im Osten nach wie vor keine wirklich breit aufgestellte Industrialisierung durch Großkonzerne gibt. Jeden Arbeitsplatz, den man im Osten geschaffen hätte, hätte man im Westen abbauen müssen., so wie man dies später getan hat, als es darum ging Arbeitsplätze in die wirklichen Billiglohnländern nach Osteuropa und Asien zu exportieren. Dies hätte innerhalb Deutschlands politisch zu eine Katastrophe geführt.
Im Osten ist es aber zum Glück gelungen, nachdem fast 100% der Wirtschaft den Bach runtergegangen war, die verlorenen Arbeitsplätze inzwischen zu über 90% durch neue Arbeitsplätze in einer komplett neu aufgebaute mittelständischen Wirtschaft entstehen zu lassen.
Es gibt im Prinzip im Osten so gut wie keinen der Arbeitsplätze aus der Zeit von vor 1990 mehr – so wurden fast alle durch neue Arbeitsplätze ersetzt und das ist eine gewaltige Aufbauleistung.
Wurzelzwerg sagte:
@ Heideltal
Nein, der ganze Zauber der „Bürgerrechtler“ spielte doch überhaupt keine Rolle, das sah nur vordergründig so aus, und das war auch gewollt, dass es so aussah. Das hatte sich ja dann bei den Wahlen auch herausgestellt.
Das Spiel lief hinter den Kulissen. Stark involviert die USA und die BRD mit ihrem neuen „Freund“ Gorbatschow, der vor allem Geld brauchte, dass ihn die Russen nicht zum Teufel jagen. Und das holte er sich von der BRD. War aber wohl zuwenig für das Ländle DDR und die damals noch große Sowjetunion.
Was von den Bürgerrechtlern kam, jedenfalls von denen, die reinen Herzens eine wirkliche „Erneuerung“ der DDR wollten, war so abgehoben, dass sie doch kein Mensch mit Verstand ernst nehmen konnte. Am meisten versagt aber hatte die SED, und zwar an allen Fronten. Krenz gestand vor einiger Zeit, er habe wohl doch zu lange Gorbatschow vertraut. Gorbatschow, der die DDR schnöde verkaufte wie einen Sack grüne Bohnen. Da liegt der Hund begraben. Ob die Bürgerrechtler nun dieses oder jenes wollten – interessierte das den Bush oder Kohl oder Gorbatschow? Der Gorbatschow war hochzufrieden, weil sich die Dinge nach seinen Vorstellungen entwickelten. Und sein Geblödel „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ zeigt doch schon, in welche Richtung sein Zeiger ausschlug: in Zerschlagung der DDR.
Die DDR wurde nicht von den Demonstranten zerstört, für die das Signal auf Grün stand nach dem Scheitern der Perestroika – das geschah an höherer Stelle nach einem Deal zwischen USA, BRD und Gorbatschow. Erinnerlich ist vielleicht noch, dass Mitterand und Thatcher gar nicht erfreut waren, als sich der Anschluss der DDR an die BRD abzeichnete. Und dass die Legende von der „friedlichen Revolution“ heute wieder aufgewärmt wird, dient der BRD-eigenen Erhöhung angesichts von Millionen Arbeitslosen und dem Niedergang Europas durch die Merkelsche Austeritätspolitik. Ich warte auf den Tag, an dem Merkel ihre Siebensachen packt und verschwindet nach Templin in das väterliche Pfarrerhäuschen.
Zensursula sagte:
„dass es die relativ großen Proteste auf den Straßen nicht gegeben hätte, wenn die wirtschaftlichen Zustände in der BRD noch schlechter gewesen wären, als die in der DDR. Das ist Fakt und mit keinerlei Verunglimpfung verbunden.“
Stimmt. Hätte der Westen sich keine Bananen leisten können, keinen Passat kaufen können, keinen Dallmayer Prodomo Spitzenkaffee leisten können, hätten die Ostbürger davon natürlich erfahren und hätten auch somit die Wiedervereinigung sicherlich nicht mehr so sehr gewollt.
Daran habe ich noch garnicht gedacht, wenn immer von „Freheit“ bei den Demos von 89 gesprochen wird.
kuckkuck sagte:
marshall-plan oder reparationszahlungen >>> beides hatte seinen „preis“
mueding sagte:
Ich war bei so mancher Demo dabei und auf diesen wurde 1989 bis zur Kohl-Rede in Dresden jedenfalls die Frage einer Vereinigung so gut wie nie thematisiert.
Es ging um die DDR und es ging darum, wie man die absolute Herrschaft der SED, wie man die Macht der Stasi brechen könnte, wie man Demokratie in die DDR bringen könnte. Der andere Teil der Menschen, der in einem Land wie der BRD leben wollte, der hoffte nicht auf eine Vereinigung, der traute nicht einmal der Maueröffnung – der macht nach dem Mauerfall den ganz schnelle Abflug in Richtung Westen. Erst nach der Rede Kohls im Dezember 89 an der Dresdner Frauenkirche, da tauchte bei mir und meinem Umfeld die Hoffnung auf, dass es nicht nur eine bessere DDR, ein weiteres Sozialismus-Experiment auf demokratischerer Grundlage sondern sogar eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten geben könnte.
Dieser Prozess, der unter einem ergeblichen Zeitdruck stand, der dann plötzlich durch die Menschen erzeugt wurde und der sich aus der Unsicherheit ergab, ob denn die Sowjetunion nicht doch wieder umschwenken würde, nahm rasend an Fahrt auf.
Der Mut zu den Demonstrationen auf den Straße entstand, weil man die Starre der Führung im Zusammenhang mit den Massenfluchten über die CSSR und Ungarn erkannte. Sie war von einem auf den anderen Tag handlungs- und entscheidungsunfähig geworden. Den Westen wollten die, die in den Westen gingen, die meisten anderen trauten sich erst nur, etwas mehr Freiheit in der DDR einzufordern.
Allein der Wille, etwas in der DDR zu verändern, hätte nichts gebracht – allein diejenigen, die auch endlich Bananen, einen Passat und Dallmeyer Prodomo und eine Urlaub in Italien wollten, und deshalb die DDR in Scharen verließen, haben den entscheidenden Druck erzeugt und in ihrem Gefolge die Demos in der DDR, den Umsturz in der SED, die Maueröffnung und letztlich auch den Anschlussprozess ermöglicht. Ohne die geeigneten Umfeldbedingungen allerdings, ohne die ökonomischen Probleme des gesamten Ostblocks, ohne das zwangsläufig daraus resultierende Einknicken Gorbatschows wäre allerdings wie 1953 alles irgendwie wieder im Sande verlaufen,
Insofern ist es korrekt, wenn die Bundesrepublik den schlechteren Lebensstandard und der Osten die stärkere Wirtschaft gehabt hätte, hätte es keine Massenfluchten und ohne diese auch keinen Ruf auf den Straßen nach einem Sozialismus mit menschlichem Antlitz und schon gar keine Bestrebungen zu einer Vereinigung der DDR mit einer schwächeren BRD gegeben.
Dem weit überwiegenden Teil der Menschen ist der Kaiser egal, unter dem sie leben, solange er sie gut leben lässt. So ist es auch mit der Gesellschaftsordnung.
Freiheit? Ja, wenn sie Vorteile bringt! Wer HartzIV hat und von Rostock aus nicht einmal seine Enkel in Thüringen oder an der Seenplatte besuchen kann, den wird wenige interessieren, dass er theoretisch sogar nach Brasilien fliegen könnte … wenn er denn genug Geld hätte. So ist das Stückchen Erde, welches er erkunden kann, nicht einmal so groß, wie es zu Zeiten der DDR war.
Charlie sagte:
Bin selbst Ossi und kann dem nur zustimmen. Was aber vergessen wird: der „normale“ Pöbel braucht das! Der Pöbel braucht etwas auf was sie stolz sind – ob West (wir haben diese Republik aufgebaut – muaaaaahhh) oder Ost (wir waren die guten Revoluzer – muaaah) ….. wir sind Pabst ….. wir sidn Weltmeister….
kuckkuck sagte:
es gibt immer viele ganz persönliche sichtweisen auf ein und dieselbe situation, da die erwartungen der menschen von einem „gelungenem leben“ sehr unterschiedlich sind – ich war damals „mittendrin“ – jedoch auch „nur“ in der berliner „volksbühne“ – die war den ganzen tag als offenes podium geöffnet >>> theater fand im richtigen leben statt <<>> viele „bürgerbewegte“ starteten schon profilierungsversuche für die neue herrschaft <<>> und die moral … brauchen wir nicht >>> nur immer mehr zu fressen vor die nase halten … verhungern dürfen nur die mit moral heißt die lektion … selber schuld …
FernDerHeimat sagte:
Erstaunlich dass man bei der Gelegenheit nicht auch noch Wolf Biermann vor die Kamera gezerrt hat, um seinen Hass auf diesen „Unrechtsstaat“ ein weiteres Mal auskotzen zu dürfen. Aber vermutlich kennt den seit dem Ende der DDR schon keiner mehr.
mueding sagte:
Wissen Sie, Rolf Biermann war und ist mir nur unsympatisch, hat aber viele Menschen in der DDR zum Umdenken gebracht und dadurch seinen Anteil an der Entwicklung, den man ihm nicht bestreiten sollte.
Außerdem hat er mit seiner Definition der DDR als Unrechtsstaat doch völlig recht!
In Bezug auf die Rechtsordnung war die DDR von einem Rechtsstaat weit entfernt.
Ich habe es selbst erlebt, dass ein angestellter Gärtner aus einem Dorf mit extrem niedrigem Einkommen, der sich eine neue, besser bezahlte Arbeit gesucht und in der Industrie im Nachbarort fand, von dort wieder entlassen werden mußte, da er nicht das Recht hatte, sich ohne Genehmigung der zuständigen staatlichen Stellen einen anderen Arbeitsplatz zu suchen.
Ich habe es selbst erlebt, dass mir die erforderliche Genehmigung für eine Besuchsreise nach Ungarn, ich war dort von Freunden zu ihrer Hochzeit eingeladen, verweigert und auf Nachfrage erklärt wurde, dass man diese Entscheidung nicht begründen oder erklären müssen und dass es auch keine Einspruchsmöglichkeit gäbe.
Ich habe es selbst erlebt, dass wir einen Weihnachtsbesuch bei Freunden im polnischen Stettin im Jahre 1988 nicht durchführen konnten, weil wir an der Grenze vor die Wahl gestellt wurden, dass entweder nur meine oder ich die Grenze für diesen Tagesbesuch überschreiten und der andere in der DDR verbleiben müsse.
Ich habe es selbst erlebt, dass ein Kommilitone der Hochschule verwiesen wurde, weil seine Schwester der Planung des ungesetzlichen Verlassens der DDR verdächtigt wurde.
All diese Dinge zeigen, dass es sich bei der DDR nicht um einen Rechtsstaat gehandelt hat, ein bisschen Unrechtsstaat aber geht nicht, das wäre wie ein bisschen schwanger.
Männer wie Gauck oder dieser Schorlemmer sind mir gegenüber dem unsympatischen Biermann aber regelrecht zuwider.
Der eine war Pastor, lebt als Bundespräsident in wilder Ehe obwohl er nach wie vor verheiratet ist und predigt als erster Mann im Staat den Krieg.
Der zweite, Schorlemmer, bezeichnet sich als Mann Gottes und ist nichts weiter als ein verkappter Kommunist, der lieber ein zweites Sozialismusexperiment statt der deutschen Vereinigung gehabt hätte, denn er trat noch im November 1989 als einer der Erstunterzeichner des Pamphlets „Für unser Land“ gegen eine Vereinigung und für eine eigenständige DDR mit einer sozialistischen Gesellschaftsordnung ein.
Von Biermann redet kaum noch jemand, Gauck aber wurde inzwischen Bundespräsident und Schorlemmer, der erklärte Gegner der bundesrepublikanischen Gesellschaft, wurde von diesem Land mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Geht´s noch?
FernDerHeimat sagte:
Was mich an Biermann stört ist nicht der Umstand, dass er früher – vollauf berechtigte – Kritik an der DDR geübt hat und diesen Staat dadurch zum Besseren ändern wollte und man ihn schliesslich dort rausgeekelt hat.
Nein, was mich stört sind die Leute, mit denen er heute meint auf „derselben“ Seite zu stehen, wenn er gegen die DDR wettert und alles was damit zu tun hat in Bausch und Bogen verdammt. Denn diese Leute waren schon immer die Feinde ALLER anderen Ideologien und Ideale – ausser zu ihrem eigenen Vorteil und zum Schaden der Allgemeinheit. Diese Leute haben uns in zwei Weltkriege getrieben und sich daran bereichert und sind für ihre Verbrechen bis heute niemals (wirklich) zur Verantwortung gezogen worden.
Und AUSGERECHNET denen biedert sich Biermann an.
Andererseits, Alice Schwarzer schreibt heute ja auch für das Blatt, das damals am lautstärksten Lynchjustiz gegen Feminismus und Emanzipation gefordert hat.
Die Kritiker von einst sind scheint’s alle auf der „anderen“ Seite angekommen.
Spitz passt auf! sagte:
Unrechtstaat: Uli Hoeneß hat den Staat um mindestens 30 Millionen betrogen. Er wurde deshalb zu 3,5 Jahre Haft verurteilt. Kanzlerin Merkel zollte ihm Respekt, weil er das Urteil annahm. Kaum war Hoeneß hinter Gittern, wurde gefordert, dass er wegen guter Führung tagsüber aus dem Knast darf.
Einer Kassiererin im Supermarkt wurde gekündigt, weil sie einen einzigen Getränkebon nahm. Zwei Frauen, verloren ihren Job, weil sie ein Wurstbrötchen nach der Feier vom Buffet aßen.
Wurzelzwerg sagte:
@ mueding
Ich bezweifle überhaupt nicht, was du anführst, nämlich dass man dich nicht nach Ungarn gelassen hat oder nach Polen. Du bist aber nicht aufrichtig genug, denn du schreibst nicht, zu welchem Zeitpunkt das war. Dass die DDR-Behörden gerade bei Ungarn zumindest ab Oktober 1989 sehr vorsichtig waren, ist doch verständlich, wie dann die weitere Entwicklung zeigte. Du schreibst auch nicht, zu welchem Zeitpunkt du 500 Mark als Anfängergehalt erhieltest, sondern stellst es so dar, als ob du in der DDR trotz Studium am Hungertuch nagen musstest. Du wirst deine Gründe haben für diese Verfälschung der Tatsachen, halbe Informationen sind nämlich ganze Lügen, aber ich will sie gar nicht wissen.
Noch nie etwas vom Ost-Verbot der BRD und anderer westlicher Staaten gehört?
Ist also die BRD auch kein „Rechtsstaat“? Wohlgemeint, im bürgerlichen Sinne, nicht im Sinne des sozialistischen Rechtes. In letzterem Sinne ist sie nämlich ein Unrechtsstaat reinsten Wassers. Bitte immer beachten, wem Unrecht in einem Staat geschieht – denen oben oder denen unten.
Apropos Bafög: Ich habe zwei Studenten mit Bafög. Sie sind jetzt bis über beide Ohren verschuldet, beide arbeitslos trotz West-Studium und wissen nicht die Bohne, wie sie jemals ihre Schulden abzahlen können. Hast du jemals von diesen immensen Summen in der DDR gehört? Natürlich, große Sprünge konnten die Studenten mit dem Studiengeld der DDR nicht machen, aber mit zusätzlich ein paar Mark von zu Hause kamen sie immer über die Runden. Und Schwierigkeiten mit der Unterbringung gab es überhaupt nicht, sie wohnten im Studentenwohnheim, wo sie eine lächerliche Summe für das Zimmer bezahlten. Spuck du große Töne, wie schön das Bafög ist, das passt ins Bild, das ich mir von dir mache. Und was glaubst du, wie lange es noch Länder gibt, die keine Studiengebühren verlangen? Bei dem Geldmangel, in dem man die Unis hält?
Und was die Nutznießer der Diktatur der DDR angeht, dass es nicht die Arbeiterklasse gewesen sein soll, wie du behauptest: Das ist eine Lüge, die sich gewaschen hat! Das wusste man im Westen sehr gut, das war, wie ich schon schrieb, der Dreh- und Angelpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Ost und West! Und wenn diese Information nicht bis zu dir gelangt ist, dann kann ich mir sehr gut die Ofenbank vorstellen, auf der du dich in der DDR gewälzt und gegen die DDR gemosert und gemeckert hast. Ich kenne Typen wie dich bis zum Erbrechen: Nutzen, was ihnen die DDR bot, hinterher meckern, weil es angeblich nicht ausreichte, um den großen Macker zu markieren.
Nein, mueding, du hast eine Vorstellung von der Welt, mit der du immer der Dumme bleiben wirst, egal, wie du auch versuchst, dich anzubiedern und denen nach dem Munde zu reden, die es hören wollen.
Ruth sagte:
Leute wie mueding sind der typische Opportunist. In der Schule haben wir diese Schleimscheißer im Buch „Der Untertan“ von Heinrich Mann kennengelernt. Ich habe mir den Film vor einiger Zeit mal wieder angeschaut…ist heute aktueller denn je…
Flutlicht sagte:
Also, ich hab mir jetzt die Mühe gemacht und alle Ausführungen von @mueding durchstudiert. Und ich finde, ihr macht es euch etwas zu einfach ihn nur zu beschimpfen.
mueding sagte:
Meine Gehaltsangabe stammt aus der Zeit von 1971-1974 und die Reiseverweigerung ohne die Pflicht eine solche wenigstens zu begründen, stammt für die Reise nach Ungarn aus dem Anfang des Jahres 1988 – also weit vor der Zeit der Fluchtbewegung über Ungarn und die für Polen aus der Zeit, als in Polen dieser General die Macht übernommen hatte und keinerlei Gefahr bestand, dass man vom Stettiner Weihnachtsmarkt über die Ostsee hätte nach Schweden abdampfen können.
Wenn Deine beiden Bafög-Empfänger arbeitslos sind, brauchen sie das Bafog natürlich nicht abzuzahlen. Wir hatten vor ein paar Jahren bei uns eine jungen Frau im Haus, die als Alleinerziehende ein Studium allein deshalb begann, um Bafög zu beziehen. Sie hatte nie vor, dieses Studium zu beenden, geschweige denn in einem, zum Studium passenden Beruf zu arbeiten. Beides führte dazu, dass sie dieses Bafög niemals wird zurückzahlen – tolle Sache das.
Und dass man mir ein gewährtes Stipendium (1967-1970) faktisch bei der Gehaltszahlung als Konstrukteur gleich wieder abzog, denn ich verdiente als Ingenieur (Elektro) ja nur ungefähr die Hälfte meines letzten Facharbeiterlohnes (Elektriker), sagt eigentlich auch nur, dass es sich real nur um eine Art Bafög gehandelt hat, das auf Grund unseres Lebensstils damals nicht so hoch sein mußte wie heute, wo Studenten bereits meinen, so leben zu müssen, wie wir es bis weit in die Berufstätigkeit es uns haben leisten können.
Sorry, aber ihr Stil der Beleidigung eines Andersdenkenden zeigt mir nur, dass ihr Geist noch aus der Zeit von vor 1989 stammt, allerdings hätten sie mich damals noch in den Knast bringen können und vermutlich sogar gebracht, was heute etwas schwierig geworden sein dürfte. Im Gegensatz zu damals können sie nämlich ihre krude Weltsicht öffentlich publizieren, damals wäre man für so einen Widerspruch gegen die offizielle Meinung sehr schnell im Bau gewesen.
Ich bedaure sehr. dass dieses bislang sehr gute Forum nun scheinbar durch verknöcherte Anhänger der DDR, die Altkommunisten gekapert wurde und kann nur hoffen, dass diese sich hieraus bald wieder zurückziehen.
hjkessel sagte:
@mueding und @Flutlicht, nein, ich glaube nicht, dass Jemand der ernsthaft Probleme diskutiert, die mit einer verklärenden oder gar mit einer verlogenen Propaganda einhergehen beschimpft werden. Das Problem, welches ich mit Leuten wie muedig habe ist, dass sie Zusammenhänge verwischen. Bei seinen Aufzählungen lässt er bewusst oder unbewusst Teile die unbedingt zum Leben gehörten einfach weg, Preise,nicht die für Konsumgüter allgemein sondern die am wichtigsten für das Leben sind. Abgesehen von den Grundnahrungsmitteln ein Vergleich der heute aktueller denn je ist, Miete. Eine 4- Raum- Wohnung ( Patte natürlich, an deren Bau ich altersbedingt etwas über zwanzig Jahre mitwirken durfte ) kostete bis 1989 warm 153, Mark und Pfennige. Bei einem Nettoeinkommen von 1700,- M der Familie sind das unter 10% des Einkommens. Wenn ich meine Rente und das mini Einkommen meiner früheren Verlobten nehme, komme ich auf 29%. Die Fixkosten, Wohnen, sind jedoch je nach Region um ein vielfaches höher als im Vergleich zu DDR Preisen. ( mit Fixkosten Wohnen, meine ich alle Kosten die nicht in der reinen Warmmiete enthalten sind ). Von “ Marktwirtschaftlichen “ Erscheinungen auf dem heutigen Wohnungsmarkt mag man gar nicht reden, das ist ein Thema für sich.
hjkessel sagte:
Nachtrag: ich habe noch zwei wichtige hinzu zu fügen; eine 4- Raum Wohnung mit Hobby Raum hatte 94 Quadratmeter, die als Vergleich hinzugezogene Wohnung, heute hat 58 Quadratmeter.
mueding sagte:
Wie bekam man denn zu welcher Zeit in der DDR eine 4-Raum-Wohnung mit Hobbyraum in einer Größe von 94 m². Als ich meine erste und einzige Wohnung in der DDR bekam, bestand diese aus 2 und einem sogenannten halben Zimmer und hatte die wahnsinnige Größe von 62 m². Eine größere stand uns nach der geltenden Belegungsnorm nie zu, da wir nur ein Kind hatten. Diese Wohnung erhielten wir großzügiger Weise, weil unsere Tochter ein halbes Jahr später die erforderlichen 6 JAhre alt wurde, wäre sie auch nur einen Monat jünger gewesen, hätte wir nur eine 2-Zimmer-Wohnung erhalten und ein „Upgrade“ auf eine größere Wohnung hätte mindesten 5 – 6 Jahre gedauert, da wir als Familie mit einer Wohnung natürlich im der Liste der Wohnungsverwaltungsabteilung, die bei der Gewerkschaftsleitung meines Betriebes angesiedelt war, hinter denen, die noch überhaupt keine Wohnung hatten – und das waren mehrere hundert, eingereiht worden wären. Glück gehabt.
Richtig ist natürlich, dass die Mieten per Subvention extrem niedrig waren und das das Leitungswasser bereits in der Miete enthalten war. Dafür tauschte man aber ein oft extrem niedriges Wohnniveau ein und niedrigste Einkommen, bei denen man die Subvention der Miete abgezogen hatte. Ich war Konstrukteur und bekam als Einstiegsgehalt nicht ganz 500 Mark. Da meine Frau als Krippenerzieherin noch weit weniger verdiente, waren die knapp 100 Mark Miete schon eine ganz schöne Hausnummer in den Kosten. Ein Anorak für unsere Tochter kostete damals so bei 50 Mark und davon brauchte man im Verlauf des Jahres mindestens zwei Stück. Nicht anders war es bei den Preise für die Bekleidung für meine Frau und mich und zwar nicht nur bei ihren Strumpfhosen, die wohl so um die 10 Mark kosteten.
Ich jedenfalls habe gemeinsam, trotz der Miete heute (450 Euro warm) monatlich mehr Rente zum Leben zur Verfügung, als ich zu DDR-Zeiten zum Leben hatte – trotz der niedrigen Preise für Grundnahrungsmittel.
Dass es heute nicht billiger ist, wie damals, gebe ich ihnen problemlos zu. Bestimmte lebensnotwendige Dinge wurden erheblich teurer, dafür gehen andere DInge lange nicht so ins Geld wie damals. Wenn ich da so an Haushaltsgroßgeräte denken, an die Haushaltselektronik …
Jetzt erzählen Sie mir mal, wo ich da Zusammenhänge verwische?
Wir können uns heute jedenfalls ein paar neue Winterschuhe und einen Wintermantel leisten, was meiner Großmutter in der DDR nicht vergönnt war – da mußte immer die ganze Familie zusammenlegen. Wissen Sie, ich habe da noch ein paar DDR-Versandhauskataloge rumliegen, so dass ich die Preis in der DDR noch immer zumindest für diese Zeit nachvollziehen kann. Allein von den Grundnahrungsmitteln Brot, Sonja und Rübensaft wollten wir auch damals nicht leben, leider blieb aber selbst Schweinefleisch immer teurer, als es teilweise heute im Angebot kaufen kann, von Rindfleisch, wenn man es denn überhaupt bekam, ganz zu schweigen.
Habe gerade, weil wir in Dresden waren, mal nachgeschaut, was 1976 ein Ausstellungskatalog vom Grünen Gewölbe kostete: 15 Mark steht in dem Büchlein drin. Oder ein Reiseatlas mit wahnsinnigen 60(!) Autorouten durch die DDR, er kostete 1981 tatsächlich 12,50 Mark. In meinem großen Bildatlas des Menschen in der Vorzeit vom Artia-Verlag steht drin, dass er 1980 mein Budget mit 32,70 Mark belastet hat.
Damit will ich nicht behaupten, dass man in der DDR nicht überleben konnte – ich bin ja ein Beweis dafür. Aber ich bin auch der Beweis dafür, dass man heute in dieser, auch aus meiner Sicht sehr kritikwürdigen BRD, materiell mindestens ebenso gut leben kann.
teleherzog sagte:
hier im westen waren die jahre nur so fett um den osten rüberzuziehen… die kapitalistischen „wohltäter“ haben das nicht aus fürsorge getan, sondern um den ostblock aufzuweichen, zu „überzeugen“ :-D nach der wiedervereinigung war diese horror-eu ja schon abgemachte sache und es ging bergab.. damit man alles „nationale“ erstickt entstanden plötzlich diese brennpunkte wie hoyerswerda etc. das dann was passiert was man im „kampf gegen rechts“ nutze..(treib die schafe in die eu) > wer weiss, man sollte diese progrome mal ganz genau nachbeleuchten .. mir kommt da ein verdacht… seit nsu sowieso.. ganz früher gab es die raf 1+2+3 , ich halte nur 1 für echt.. die linke war damals anti-usa… dann wollte man einen eu-zentralstaat, da stört alles nationale (das wort ist negativ eingebrannt, man kann auch „regional“ nehmen) — da braucht man dann eine raf von der anderen seite.. ziel ist und bleibt die auflösung der nationalstaaten und erschaffung eines frankenstein-zentralstaat eu, besser zu kontrollieren, siehe anti-russland-sanktionen
mueding sagte:
Damit haben Sie völlig recht: Der Kapitalismus hatte Kreide gefressen und dies nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nicht mehr nötig. Er konnte ab 1990 vor dem Schaufenster in Richtung Osten die Jalousien herunterlassen und die Menschen mit der Realität eines Raubtierkapitalismus konfrontieren.
Auch dass es das Ziel dieser Vereinigten Staaten von Europa gibt, gegen das kein deutscher Politiker auftreten kann, weil dieses Land, wie von Schäuble bestätigt, seit 1945 keine Minute wirklich ein souveränes war – stimmt.
Nur hat dies mit dem Thema nicht direkt etwas zu tun, denn hier ging es um den Mythos von der freiheitlichen Revolution. Es gab eine solche Revolution und es gab sie aus meiner Sicht zum Glück. Lieber lebe ich heute in einem verfaulenden Raubtierkapitalismus unter Bedingungen, von denen die Mehrheit der Menschen auf dieser Erde nicht einmal träumen kann. als weiter in einem real existierenden Sozialismus, ob es sich dabei um die erste oder zweite oder die dritte Version handelt.
Wir sollten auch diese Gesellschaft zu verbessern suchen, der Sozialismus jedenfalls war schlimmer und vor allem, er war nicht reformierbar.
Siggi sagte:
Bei aller Zustimmung zu vielen hier gezogenen Schlüssen muss ich doch auf etwas hinzuweisen versuchen: Den aus meiner Sicht bewussten Verrat Gorbatschows an seinen Völkern haben Teile derselben Völker, streng genommen, autorisiert.
Mit anderen Worten, die Mauer/die SU (zer)fiel nicht, weil eine Menschenmasse auf die Straße ging, und auch nicht, weil dies a priori extern so entschieden wurde. Sie (zer)fiel, weil eine Menschenmasse diese Entscheidung rechtzeitig legitimiert hat.
Maidan, Arabischer Frühling usw. ist nichts anderes.
Ich möchte damit sagen, dass die DDRler, wie auch die BRDler, sehr wohl am Prozess mitgewirkt haben, im Teilsystem „Deutschland“ sogar maßgeblich. Allerdings nicht aus den in Leitmedien genannten Gründen, versteht sich.
mueding sagte:
Ich gebe Ihnen völlig recht, dass all die gesellschaftlichen Umbrüche der damaligen Zeit nicht möglich gewesen wären, ohne den Mut einer relativ kleinen Gruppe von Menschen, sich gegen die menschenverachtenden Regime in Osteuropa inkl. der DDR aufgelehnt hatten. Vor diesen, zu denen ich z.B., wie die meisten Rostocker, den ehemalige Pastor und heutigen Bundespräsidenten Gauck nicht zähle, auch nicht solche Männer wie Stolpe, sondern die vielen, die schon auf der Straße waren bzw. von den Kanzeln die Freiheit gepredigt haben, als es noch gefährlich war, habe ich nach wie vor einen hohen Respekt.
Aber ohne bestimmte zusätzliche Rahmenbedingungen wäre diese Auflehnung, wie schon vorher immer wieder, doch erneut ohne Erfolg geblieben.
Dazu zähle ich den inzwischen erreichten ökonomischen Zustand des gesamten Ostblocks genauso wie die Tatsache, dass in der Sowjetunion ein Mann an die Macht gekommen war, der meinte, mit extremen politischen Zugeständnissen an die westliche Welt, das Überleben der Welt des realen existierenden Sozialismus doch noch retten zu können und, zum Glück für uns alle, damit scheiterte.
In Polen hatten mutige Werftarbeiter zum wiederholten Male bislang im Sozialismus nicht denkbare Freiheiten eingefordert, DDR-Bürger fassten den Mut und erzwangen über Botschaften der BRD in der CSSR und Ungarn aber auch in Polen ihre Ausreise in den „Westen“, ungarische Politiker und Militärs öffneten den Eisernen Vorhang und öffneten damit ein Ventil, das niemand mehr hätte schließen können.
Ja und dann gab es ja auch noch diesen, bis heute immer wieder verhöhnten Kanzler Kohl, dem speziell wir Deutschen den Anschluss der damaligen DDR an die alte BRD zu verdanken haben, die er gegen den Willen führender Politiker in SPD und bei den Grünen aber auch gegen den Willen seiner Kollegen in Frankreich und Großbritannien durchzusetzen verstand. Wenige Monate später wäre dieses Fenster der Geschichte in Moskau schon wieder geschlossen gewesen und Mitterrand wie auch Thatcher hätten eine Freudenfeuerwerk abgeschossen. Ja, und wir verdanken ihm die blühenden Landschaften im Osten, die sich nur dem nicht zeigen, der sie einfach nicht sehen will. Wir verdanken ihm auch, dass sich nach dem Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft, der vorrangig die Konsequenz aus dem Zusammenbruch des wichtigsten Marktes, des in den „Bruderländern“ war, eine neue wirtschaftliche Infrastruktur unter schweren Geburtswehen entwickeln und die der SED-Führung zu verdankende Arbeitslosigkeit von eigentlich fast 100% bis heute auf unter 10% sinken konnte.
Für mich haben die Politiker in Ost und West jedenfalls eine grandiose Leistung vollbracht; sie hatten zwar eine Vorstellung davon, wie es gelungen sein könnte, in der Zeit von 1945 bis 1989 im Osten aus schrumpligen Äpfeln ganz triviales Apfelmus zu machen – aber sie hatten kein Rezept, wie man aus diesem Mus wieder Äpfel und zwar geschmackvolle und ohne Stellen nach den EU-Vorschriften machen sollte … und sie haben es hinbekommen, wenn auch nicht ganz ohne faulige und säuerliche Stellen.
Ja, und warum blieb das alles nun unblutig?
Weil auch die Machthaber erkannt hatten, dass sie im Wettbewerb der Systeme nichts mehr hatten, um zuzulegen, um die Menschen doch noch bei der Stange zu halten … und weil ihnen ein massenhafter Tod auf den Straße auch gegen die eigenen Überzeugungen gegangen wäre.
Sie erkannten zum Glück für uns alle, die wir auf den Strassen waren, noch rechtzeitig, dass sie gescheitert waren und erwiesen sich als „faire“ Verlierer, was ihnen ja anschließend auch gedankt wurde, denn wirklich gebüßt hat für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, für die Toten seit 1945 an Mauer und Stacheldraht quer durch Europa doch niemand.
Wenn es z.B. nach dem Willen so mancher kleiner Genossen gegangen wäre, z.B. nach dem Willen des Kampfgruppen-Kommandeurs an meiner Arbeitsstelle (geäußert auf einer Betriebsversammlung vor der Belegschaft), dann wäre Blut geflossen.
Was aber wäre mit der DDR ohne den Anschluss an die alte BRD geschehen?
Ich fasse es kurz: Wir, d.h. diejenigen, die nicht rechtzeitig durch eine nur kurzzeitig offene Mauer in den Westen gelangt wären, würden heute vermutlich in Erdhütten oder Ruinen wohnen und sich weitgehend als Selbstversorger ernähren müssen.
Die DDR-Wirtschaft würde keinen Absatzmarkt mehr besitzen, denn der Ostblock wäre trotzdem zusammengebrochen und hätte keinen Bedarf an den alten, auf dem Weltmarkt bis auf wenige Ausnahmen nicht konkurrenzfähigen Produkten gehabt.
Ergebnis: dauerhafte Arbeitslosigkeit bei mehr als 75% und keine staatlichen Mittel, um eine Sozialhilfe zu zahlen.
Für die Modernisierung der DDR-Wirtschaft, für die schnelle Entwicklung konkurrenzfähiger Produkte aber wäre ebenfalls kein Geld und das dafür erforderliche qualifizierte Personal wäre weitgehend verschwunden gewesen.
Auch die medizinische Versorgung hätte am Boden gelegen, denn in meiner Heimatstadt brach schon Anfang 1990 der medizinische Notstand aus, konnte man eine zahnärztliche Versorgung mangels vor Ort noch praktizierender Ärzte nicht mehr sichern, weil tatsächlich fast alle innerhalb weniger Wochen für immer „ausgereist“ waren.
Eine souveräne DDR mit einer eigenen, natürlich weiterhin nicht konvertierbaren Währung, hätte keine Überlebenschance gehabt und die neue Mauer, die hätte dieses Mal der Westen bauen müssen, um nicht vom Osten aus überrannt und ruiniert zu werden.
hannsenn sagte:
ich LIEBE diesen beitrag. „liken“ ist nicht genug!