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Die von der WaPo verbreitete anonyme Schwarze Liste hat offensichtlich Verbindungen zum ukrainischen Faschismus und zu CIA-Spionage

Tiefe Einblicke in den PropOrNot-Streit.

washingotnpost

von Mark Ames                      Leicht gekürzte Übersetzung: FritztheCat

Letzten Monat hat die Washington Post einer anonymen schwarzen Online-Liste auf ihrer ersten Seite eine Bühne bereitet. Es ging um Hunderte amerikanischer Webseiten, von grenzwertigen Verschwörungsseiten bis zu den Flaggschiffen libertärer und progressiver Publikationen.

Max Blumenthal hatte für AlterNet bereits darüber berichtet, dass die anonyme Webseite dafür plädierte, dass sie alle von Bundesbehörden durchleuchtet und eventuell nach dem Spionage-Gesetz als russische Spione verurteilt werden sollten, wegen absichtlicher oder unabsichtlicher Verbreitung russischer Propaganda.

Der Kreml hat 2008 mein eigenes Satiremagazin durchsuchen und schließen lassen, die Anklage lautete auf „Extremismus“ – so ähnlich wie Terrorismus – damit war nicht zu spaßen und ich machte mich auf den Nachhauseweg. Was die WaPo mit dem Aufblasen einer anonymen Schwarzen Liste vollbracht hat und der Anschuldigung, amerikanische Journalisten würden Verrat begehen, das ist eines der schäbigsten und verstörendsten (sehr verwandt mit dem Vorgehen des Kremls) Dinge, die ich seit der Flucht in meine Heimat erleben musste. Die WaPo ist im Grunde der verlängerte Arm des Tiefen Staats in Amerika; Ihr Besitzer Jeff Bezos ist einer der drei reichsten Leute in Amerika, $67 Milliarden schwer, und seine Melkkuh Amazon ist ein Hauptpartner der Central Intelligence Agency. Mit anderen Worten: Näher sind wir noch nie an eine offizielle Schwarze Liste der US-Regierung über Journalisten herangekommen – eine finstere und verdächtige Warnung bevor die nächsten Schritte kommen.

Jetzt sind ein paar Tage vergangen, und der Schock und die Empörung weicht der Frage, wie wir dagegen ankämpfen sollen – und gegen wen wir kämpfen sollen. Wer war noch mal die Quelle der Washington Post für diese schwarze Journalistenliste?

Wie man ein Aushängeschild des progressiven Journalismus beschmutzt

Das WaPo-Geschmiere stammt von dem Techie-Reporter Craig Timberg, vormals Redakteur für die nationalen Sicherheitsangelegenheiten, der bei dem Kopf der weltweit größten privaten Überwachungsoperation, dem Milliardär Eric Schmidt, eine ekelerregende Ehrerbietigkeit an den Tag legte – ganz im Gegensatz dazu wie er seine journalistischen Kollegen behandelt. In der Vita Timbergs gibt es wenig Hinweise darauf, dass er eine der hässlichsten Schmierenkampagnen seit Jahrzehnten gegen seine Kollegen fahren würde. Timbergs Vater, ein erfolgreicher, vor kurzem verstorbener Journalist in den Massenmedien, verfasste Heldenschriften über seine Kameraden von der Marineakademie. Darunter John McCain, der führende russophobe Falke im Senat, und drei Iran-Contra-Verschwörer – Oliver North, John Pointdexter und Robert McFarlane. Deren Verbrechen rechtfertigt Timberg mit ihrer Liebe zur Nation und den Opfern in Vietnam.

Die Hauptquelle der WaPo war eine anonyme Online-Gruppe namens ProOrNot („Propaganda oder nicht“). Dort wurde die Schwarze Liste über angeblich mit dem Kreml zusammenarbeitende amerikanische Journalisten veröffentlicht. Die Washington Post nannte PropOrNot eine glaubwürdige Quelle und gestattete ihr, große amerikanische Nachrichtenseiten anonym des Verrats zu beschuldigen und zu empfehlen, dass die Regierung sie doch nach dem Espionage Act vernehmen und anklagen solle, wegen der Verbreitung russischer Propaganda.

Unter den von PropOrNot anonym angeklagten Seiten befindet sich auch Truthdig. Diese Nachrichten und Meinungsseite wurde zusammen von Zuade Kaufman und dem erfahrenen Journalisten Robert Scheer gegründet, der Professor an der USC Annenberg School for Communication and Journalism ist und ein früherer Kolumnist für die LA Times. Das wäre nicht das erste Mal, dass Scheer von den Dunklen Mächten angegriffen wird. Mitte der 1960er wurde Scheer als Herausgeber und Reporter von Ramparts berühmt, dieses furchtlose Investigativmagazin hat den amerikanischen Journalismus verändert. Einer der größten Treffer war, dass Scheers Magazin enthüllt hat, dass die CIA die National Students Organisation heimlich finanzierte, damals Amerikas größte Studentenorganisation, mit Vertretungen an 400 Universitäten und mit einer starken internationalen Präsenz.

Die CIA war über die Arbeit von Scheers Magazin nicht begeistert und begann eine streng geheime und illegale inländische Spionageaktion gegen Scheer und Ramparts. Das musste doch eine Front der russischen Kommunisten sein. Ein Geheimteam aus CIA-Mitarbeitern – es wurde sogar vor dem Rest von Langley geheimgehalten, so krass illegal war diese Aktion – hat Scheer und seine Kollegen von Ramparts ausspioniert, haben in den Finanzquellen von Ramparts gewühlt und einige dazu gebracht, das Magazin zu verlassen. Aber bei der ganzen Aktion konnten sie nicht einen Beweis für eine Verbindung von Scheers Magazin zum Kreml finden. Diese geheime und illegale CIA-Untersuchung über Scheers Magazin weitete sich zu einem einheimischen Spionageprojekt aus, der Codename lautete MH-CHAOS. Das ist zu einem Monster geworden, das Hunderttausende Amerikaner auf dem Kieker hatte, was erst Ende 1974 von Seymour Hersh enthüllt wurde und der Einsetzung der Church-Kommission führte, was zu den Anhörungen führte und Rufe aus dem Kongress laut wurden, die CIA abzuschaffen.

Es ist eine der düsteren und hässlichen Ironien, dass Scheer 50 Jahre später anonym beschuldigt wird, er würde für russische Agent arbeiten. Nur dass dieses Mal die Ankläger die volle Rückendeckung der Titelseite der Washington Post haben.

ProPornOTs ukrainisch-faschistischer Gruß

Immer noch stellt sich die Frage: Wer steckt hinter PropOrNot? Wer sind sie? Vielleicht müssen wir die Verleumdungsklagen abwarten, die mit Sicherheit von einigen der von der Post und PropOrNot beschmierten Seiten kommen werden. Ihre Beschreibung sieht genau so aus wie wenn man bei einer der Washingtoner Organisationen auf „About“ klickt, etwas das Journalisten und Forscher für gewöhnlich tun:

„PropOrNot ist ein unabhängiges Team aus besorgten amerikanischen Bürgern mit einem breitgefächerten Hintergrund und viel Erfahrung, darunter professionelle Experten in Computerwissenschaft, Statistik, öffentlicher Politik und nationalen Sicherheitsfragen.“

Den einzige konkrete Hinweis gibt das Eingeständnis von mindestens einem Mitglied mit Zugang zum Twitteraccount, er sei „ukrainisch-amerikanisch“. Das haben sie gleich zu Beginn in einer Handvoll ukrainischsprachiger Tweets mitgeteilt und dabei ultranationale ukrainische Parolen geplappert, bevor die Gruppe bekannt wurde.

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Ein PropOrNot-Tweet vom 17. November erinnert an den faschistischen ukrainischen Gruß „Heroiam Slava!“. Man bejubelte eine Nachricht über ukrainische Hacker gegen die Russen. Der Ausdruck bedeutet „Ruhm den Helden“ und wurde formell von der faschistischen Organisation der Ukrainischen Nationalisten (OUN) eingeführt. Es war im März/April 1941 bei ihrem Kongress im von Nazis besetzten Krakau und sie bereiteten sich auf ihren Dienst als Nazi-Hilfstruppen bei der Operation Barbarossa vor. So erklärt es der Historiker Grzgorz Rossolinski-Liebe, Autor der maßgebenden Biographie über den faschistischen Führer in der Ukraine der Kriegszeit, den Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera:

„Die OUN-B führte bei ihrem Zweiten Kongress der Ukrainischen Nationalisten in Krakau im März und April 1941 einen weiteren faschistischen ukrainischen Gruß ein. Es war der beliebteste faschistische ukrainische Gruß und musste nach den Vorschriften der OUN-B Führung durch das Heben des rechten Arms ausgeführt werden, ‚etwas nach rechts, etwas über Kopfhöhe, und dabei ‚Ruhm der Ukraine!‘ (Slava Ukraini!) rufen und mit ‚Ruhm den Helden!‘ (Heroiam Slava!) zu antworten.“

Zwei Monate nach der Einführung des Grußes erlaubten Nazi-Kräfte den ukrainischen Faschisten Banderas, die Kontrolle über Lviv (Lemberg) zu übernehmen, damals vorwiegend eine jüdisch und polnische Stadt – daraufhin haben die ukrainischen „Patrioten“ Tausende von Juden ermordet, gefoltert und vergewaltigt. Es war eines der barbarischsten und blutigsten Pogrome überhaupt.

Nachdem nach der Maidan-Revolution 2014 ukrainische Neofaschisten in die höchsten Machtämter aufstiegen, wurden ukrainische Nazi-Kollaborateure und Kriegsfaschisten als Helden rehabilitiert, große Autobahnen und Straßen wurden nach ihnen benannt und öffentliche Ehrungen. Der Sprecher des ukrainischen Parlaments, Andrey Parubiy, gründete die Neo-Nazi „Sozial-Nationalistische Partei der Ukraine“ und veröffentlichte ein weißes Rassen-Manifest, „Ein Blick von Rechts“, vorne das Foto des Parlamentssprechers in voller Neo-Nazi-Uniform vor faschistischen Flaggen mit dem Symbol der Wolfsangel. Der mächtige Innenminister der Ukraine, Arsen Avakov, finanziert mehrere ultranationalistische und Neo-Nazi Milizen, Gruppen wie das Azov Bataillon. Letzten Monat hat er er einen weiteren Neo-Nazi, Vadym Troyan, zum Chef der ukrainischen Nationalpolizei ernannt. (Zuvor wurdeTroyan als Polizeichef der Hauptstadt Kiew von mehreren Seiten beschuldigt, eine illegale Überwachungsaktion gegen den Investigativjournalisten Pavel Sheremet angeordnet zu haben, kurz vor dessen Ermordung durch eine Autobombe.)

Eine Schwarze Liste des ukrainischen Geheimdienstes als PropOrNot-Vorbild

Seit seiner Machtübernahme bei der Maidan-Revolution 2014 führt das US-gestützte Regime in der Ukraine einen zunehmend surrealen Krieg gegen Journalisten, die nicht auf der ultranationalistischen ukrainischen Propagandalinie liegen. Und gegen verräterische Kreml-Propagandisten, echte oder eingebildete. Vor zwei Jahren hat die Ukraine ein „Ministerium für Wahrheit“ eingeführt. In diesem Jahr hat sich der Krieg von surrealer Paranoia zu einer zunehmend tödlichen Art von „Terror“ entwickelt.

Eine der furchterregendsten Vorgehensweisen des gegenwärtigen oligarchisch-nationalistischen Regimes in Kiew ist eine Schwarze Online-Liste mit Journalisten, die der Zusammenarbeit mit pro-russischen „Terroristen“ beschuldigt werden. Die Webseite „Myrotvorets“ oder „Friedensstifter“ – wurde von ukrainischen Hackern aufgebaut, die mit dem staatlichen Geheimdienst und der Polizei zusammenarbeiten. Sie alle teilen anscheinend die selbe ultranationalistische Ideologie wie Parubiy und der neu ernannte Neo-Nazi-Chef der Nationalen Polizei.

Die Schwarze Online-Liste wurde vom Committee to Protect Journalists und zahlreichen anderen Nachrichtenorganisationen im Westen und in der Ukraine verurteilt und enthält die Namen und persönliche private Informationen von etwa 4.500 Journalisten, darunter etliche westliche Journalisten und Ukrainer die für westliche Medien arbeiten. Die Webseite soll Journalisten einschüchtern und zum Schweigen bringen, so dass sie nur die pro-nationalistische Parteilinie berichten. Das Ganze hat die Unterstützung der Regierungsvertreter, der Agenten und der Polizei – einschließlich der SBU (dem ukrainischen Nachfolger des KGB) des mächtigen Innenministers Avakov und seines berüchtigten rechtsextremen Stellvertreters Anton Geraschenko.

Die Webseite mit der Schwarzen Liste der ukrainischen Journalisten – betrieben von ukrainischen Hackern die mit dem Nachrichtendienst zusammenarbeiten – hat zu einer Menge von Todesdrohungen gegen verleumdete Journalisten geführt, deren E-Mail-Adressen, Telefonnummern und andere private Informationen anonym auf der Webseite veröffentlicht wurden. Viele dieser Drohungen kamen mit dem kriegerischen ukrainischen faschistischen Gruß „Slava Ukraini!“ (Ruhm der Ukraine!). Wnn also die anonymen „Forscher“ von PropOrNot nur ihre ukrainische Identität enthüllen, dann denkt man unwillkürlich an die Spionage-Hacker, die die tödliche „Myrotvorets“-Liste der „verräterischen“ Journalisten veröffentlicht haben.

Die ukrainischen ultra-nationalistischen Forscher der Demokratischen Partei schreien Verrat

Da die Schwarze Liste von ProPornOT über amerikanische Journalisten-“Verräter“ anonym ist und die WaPo in ihrer Titelstory ihre Anonymität schützt, können wir nur über ihre Identität spekulieren, und sie haben uns wenige Informationen gegeben. Und diese wenigen Informationen enthalten nur eine ukrainisch ultra-nationalistische Verbindung – den Gruß, die selbe besessene, gewalttätige Paranoia gegenüber Russland, und gegen Journalisten, die in den Augen der ukrainischen Nationalisten schon immer Handlanger und Helfer, wenn nicht direkte Kollaborateure des bösen Russlands waren.

Eine der Hauptquellen der Medien, die Russland die Schuld an den DNC-Hacks (die WikiLeaks E-Mail-Veröffentlichungen der Demokratischen Partei) gaben, und die Furcht vor einer krypto-putinistischen Infiltration anheizten, ist eine ukrainisch.amerikanische Lobbyistin der Demokratischen Partei. Es ist Alexandra Chalupa – sie wird als die Verantwortliche in der DNC für die Oppositionsforschung zu Russland und Trump beschrieben, und als Gründerin und Präsidentin der ukrainischen Lobbygruppe „US United With Ukraine Coalition“, die hat 2014 hart daran mitgearbeitet, dass ein Gesetz zur Erhöhung der finanziellen und militärische Hilfe für die Ukraine zustande kommt. Zur Sanktionierung Russlands und damit die geostrategischen Interessen der USA und der Ukraine zusammenkommen.

Im Oktober hat Yahoo News Chalupa zu den „16 wichtigste Personen im Wahlkampf 2016“ ernannt, für ihre Rolle, die DNC-Leaks russischen Hackern anzuhängen. Und dafür dass sie den Trump-Wahlkampf als unter der Kontrolle des Kremls bezeichnete.
„Alexandra Chalupa ist eine Beraterin der Demokratischen Partei und eine stolze ukrainische Amerikanerin, und sie war im letzten Frühling außer sich als Donald Trump Paul Manafort zu seinem Wahlkampfmanager machte“ schreibt Yahoo. „Ihrer Ansicht nach ist Manafort eine Schlüsselfigur bei der Umsetzung der Pläne des russischen Präsidenten Wladimir Putin in ihrem ursprünglichen Heimatland – und das wollte sie unbedingt aufdecken.“

Also ich sage nicht, dass Chalupa hinter PropOrNot steckt. Aber man sollte schon einen Zusammenhang herstellen, wenn PropOrNot mit seinen ukrainischen nationalistischen Verbindungen prahlt – und mit der weiteren Verwandtschaft von Clintons Anti-Kreml-Hysterie. Das fiel immer wieder in die fremdenfeindlichen Zeiten des Kalten Kriegs zurück, und das eine anti-russische Fremdenfeindlichkeit, die von Clintons nationalistisch-ukrainischen Alliierten geteilt wird. Ich finde das ist ein klassischer Fall von Rückschlag: Das ist eine hyper-nationalistische Gruppe, deren Extremismus zufällig für die geopolitischen Ambitionen Amerikas nützlich ist, und daher gepäppelt wird um unserem Konkurrenten zu schaden.In Wahrheit haben die USA die extremen ukrainischen Nationalisten schon seit Jahrzehnten als Handlanger gezüchtet, seit der Kalte Krieg begann.

Der Investigativ-Journalist Russ Bellant hat es in seinem klassischen Entwurf „Old Nazis, New Right“ dokumentiert. Ukrainische Nazi-Kollaborateure wurden in die USA gebracht und als Waffen gegen Russland im Kalten Krieg verwendet. Ungeachtet der möglichen Rolle, die sie beim Holocaust oder bei den Massenexekutionen polnischer Ukrainer gespielt haben. Nachdem man die extremistischen ukrainischen Nationalisten so lange gepäppelt hat, da ist es kein Wunder dass die ganze Politik langsam zurückschlägt.

Die andere Quelle der WaPo: Ein durchgeknallter, extrem rechter eugenischer Think Tank

Neben PropOrNot verlässt sich Craig Timberg von der Washington Post nur noch auf eine Quelle, um den Einfluss der russischen Propaganda zu beweisen: Das „Foreign Policy Research Institute“ (FPRI). Ein „Fellow“ wird beim Namen genannt, Clint Watts, zusammen mit einem Bericht den er mitverfasst hat: „Das Trolling für Trump: Wie Russland unsere Demokratie zerstören will“.

Irgendwie ist in dem ganzen Geschrei und Ärger über die Schwarze Liste der WaPo das FPRI aus dem Blickwinkel geraten. Dabei hat Matthew Ingram vom Fortune das FPRI korrekt als „Befürworter des Kalten Kriegs“ beschrieben. Danach musste er eine Klarstellung herausgeben und hat seine Beschreibung geändert: „Ein konservativer Denkpanzer, der für seine harte Haltung zu den Beziehungen zwischen den USA und Russland bekannt ist.“

Das Foreign Policy Research Institute wurde von Robert Strasz-Hupe gegründet und hat seinen Sitz an der University of Pennsylvania. Unterstützt von der Chemiefirma Vick, die seit dem 2. WK zahlreiche reaktionäre rechtsextreme Organisationen gefördert hat. Und die NYT berichtete damals, das FPRI werde heimlich von der CIA finanziert. Eine Enthüllung, die zu Studentenprotesten führte und die FPRI 1970 dazu zwang, sich aus dem Campus der Penn zurückzuziehen.

Strausz-Hupe, der Gründer des FPRI, emigrierte in den 1920ern aus Österreich in die USA. Zu Beginn des Kalten Kriegs wurde er als Befürworter einer aggressiven Konfrontation mit der Sowjetunion bekannt, er warb offen für einen totalen Atomkrieg anstelle einer Kapitulation oder Kohabitation. In einem Traktat von 1961, „A Forward Strategy for America“, die Strasusz-Hupe zusammen mit einem engen Mitarbeiter des FPRI verfasste, mit den vormaligen faschistischen österreichischen Beamten und Befürworter der Rasseneugenik, Stefan Possony, schreibt er:

„Selbst in einem Augenblick, in dem die USA einer Niederlage gegenüberstehen, weil beispielsweise Europa, Asien und Afrika unter kommunistische Herrschaft gelangt sind, könnte ein plötzlicher nuklearer Angriff gegen die Sowjetunion zumindest die Katastrophe rächen und den Gegner des endgültigen Triumphs berauben. Während ein solcher Schlag zu schweren amerikanischen Verlusten führen würde, so könnte das doch alle früheren sowjetischen Eroberungen auslöschen.“

Was Strausz-Hupe und sein FPRI jedoch am meisten beunruhigte war die russische Propaganda. 1959 veröffentlichte er in der New York Times einen langen Artikel mit dem Titel „Warum uns Russland in der Propaganda voraus ist“. Und das klingt sehr nach dem paranoiden Artikel der WaPo vom letzten Monat: Eine breite Verschwörung amerikanischer Journalisten, die insgeheim die öffentliche Meinung mit russischer Propaganda vergiften wollen. Der Artikel behauptet, wie so viele heute, dass Amerika und der Westen im Propaganda-Waffenkampf gefährlich hinter den Russen her hinkt – und unsere offene und freie Gesellschaft sei dabei gefährlich im Nachteil, wo doch die Propaganda von unserer allzeit wachsamen und furchtlosen Presse angeblich sogleich entdeckt wird.

Amerika könne sich nur auf eine Weise vor der russischen Propaganda schützen, schrieb er. Man müsse den Haushalt für die Kriegspropaganda massiv erhöhen und die angebliche „Propaganda-Lücke“ schließen – das klingt schon wieder wie die Lösungen, wie sie heute in Washington und London unters Volk gebracht werden:

„Im Rahmen unserer Gesellschaft können wir Schritte zur Ausweitung und Verbesserung unserer bestehenden Programme unternehmen.“

Diese Programme waren unterfinanziert. Es wurde z. B. geschätzt, dass die Kommunisten allein mit einer Propagandaoffensive – der Kampagne gegen biologische Kriegsführung während des Korea-Konflikts – nahezu so viel ausgaben wie der gesamte Jahresetat für die United States Information Agency. Wir sollten das dürftige Budget der USIA erhöhen. Wir sollten unseren Informations-Spezialisten in den entscheidenden Politzirkeln mehr Gewicht verleihen. Wir sollte versuchen, die Propaganda-Programme der westlichen Allianz stärker und wirkungsvoller zu koordinieren.“

Ein paar Jahre später veröffentlichte Strausz-Hupes FPRI in der NYT eine schräge Attacke gegen Stanley Kubricks Film Dr. Strangelove. Man nannte es „den bisher bösartigsten Angriff auf unser amerikanisches Militär, mit Hilfe der Massenmedien.“ Der Gründungsdirektor des FPRI ging noch weiter und beschuldigte Kubrick, er sei, wenn schon kein bewusst russischer Propaganda-Agent, so doch ein sowjetisches Werkzeug zur Untergrabung der amerikanischen Demokratie und Stabilität – die gleichen paranoiden Anschuldigungen wie sie das FPRI heute vorbringt. Nochmal Strausz-Hupe:

„Jeder der es sich antut, die sowjetische und die kommunistische Presse anderer Länder zu durchforsten, wird bemerken, dass es ein wichtiges kommunistisches Ziel ist, einen Keil zwischen das amerikanische Volk und seine militärische Führung zu treiben. Das Machwerk Kubricks dient eindeutig diesem Zweck.“

Hat man das gelesen, und weiß man, wie die Sowjetunion schließlich zusammenbrach ohne einen Schuss abzufeuern – und wenn man die gleichen paranoiden und schäbigen Lügen liest die heute verbreitet werden, dann ist man über den Stillstand unserer intellektuellen Kultur sprachlos; immer noch sind wir in den gleichen Strukturen gefangen, die diesen Irrsinn nähren. Zu viele Karrieren und Gehälter hängen davon ab…

Aber Strausz-Hupe war im Vergleich zu Stefan Possony, seinem Haupt-Kollaborateur und Mitautor am FPRI, eine Stimme der Vernunft. Auch er ein österreichischer Emigrant, aber er verließ seine Heimat erst 1938. Zuvor diente er in den austrofaschistischen Regierungen von Dollfuss und Schuschnigg. Aber nachdem der Nazi-Anschluss die einheimischen Faschisten abgesetzt und Hitlers Marionetten eingesetzt hatte, da ging er.

Possony war Direktor und Fellow am Foreign Policy Research Institute und er hat nahezu alle politischen Forschungsstudien des FPRI mitverfasst (so der Historiker Robert Vitali in seinem neuesten Buch „White World Power“), danach ging er 1961 zum Hoover Institute in Stanford und half bei der Koordination der beiden Institute. Possony schrieb während der 1960er und darüber hinaus weiter für das FPRI-Journal „Orbis“. Damals war er auch ein fleißiger Mitarbeiter für Mankind Quarterly, das führende Journal für Rasseneugenik in den Tagen vor „The Bell Curve“ – und Ko-Autor rasseneugenischer Bücher mit dem weißen Rassisten Nathaniel Weyl.

Während er also für das FPRI aggressive Kalter Krieg-Propaganda veröffentlichte, hat er gleichzeitig woanders geschrieben, dass der „durchschnittliche afrikanische Neger wie ein Europäer nach einer Leukotomie funktioniert (präfrontale Lobotomie)“. In einem anderen Artikel beschreibt Possony die Menschen „des Nahen Ostens, Lateinamerikas und Südostasiens“ als „genetisch aussichtslos“, denn ihnen „fehlt es an der angeborenen Fähigkeit des Gehirns, die für die Beherrschung und den Betrieb der Werkzeuge der modernen Zivilisation nötig sind. …“ Aus diesem Grund waren er und Strausz-Hupe gegen die Entkolonisierung im frühen Kalten Krieg: „Die Anhäufung tödlicher Macht in den Händen von Nationalstaaten, die von Bevölkerungen beherrscht werden, die des rationalen Denkens unfähig sind, das könnte ein Vorbote der totalen Katastrophe sein.“ Stattdessen argumentierten sie, der weiße Kolonialismus wäre für die Eingeborenen von Nutzen und würde sie voranbringen; Westliche Kritiker des Kolonialismus, so argumentierten sie, seien nichts weiter als „modische“ Werkzeuge, die für einen „Völkermord“ an den ansässigen Weißen verantwortlich wären.

Noch 1974 verteidigt Possony in einem Artikel für Mankind Quarterly die Theorien des rasseneugenischen Knallkopfs William Shockley, über die Unterlegenheit der dunkelhäutigen Rasse. Er argumentiert, das würde beweisen, dass die Ausgabe von Sozialhilfe eine „Verschwendung“ sei, denn es gäbe keinen Weg um genetisch unterlegene Rassen voranzubringen. Etwa zur selben Zeit erschien Possony als der erste und wirkungsvollste Advokat für das antiballistische Raketenprogramm „Star Wars“ von Ronald Reagan. Possony sah die Star Wars-Waffe als rein offensiv. Sie sollte den USA eine Erstschlags-Fähigkeit verleihen um einen Atomkrieg gegen Russland zu gewinnen.

Aufgrund dieser Geschichte, und nach einem NYT-Artikel 1967 über die geheime Finanzierung des Foreign Policy Research Institute durch die CIA, hat der US-Senator Fulbright 1969 Nixons Nominierung von Strausz-Hupe als Botschafter in Marokko verweigert. Fulbright beschimpfte Strausz-Hupe als einen extremistischen Kalten Krieger und eine Bedrohung für den Weltfrieden: „die Verkörperung der harten Linie, der Kompromisslosigkeit.“ Zwei Jahre später hat er jedoch nachgegeben, als Nixon ihn zum Botschafter in Sri Lanka ernannte.

Heute hält das Foreign Policy Institute seinen Gründervater Strausz-Hupe in Ehren und ehrt sein Vermächtnis mit einer Schwarzen Liste aus angeblich verräterischen Journalisten und angeblich allmächtigen russischen Propagandabedrohungen gegen unsere Freiheit.

Das ist die Welt, die die Washington Post auf die Titelseiten zurückbringt. Und das Timing ist fantastisch – als würde Bezos Schmierpapier allein für die amerikanischen Medien kämpfen, bevor Trump kommt und alles tötet. Und all das geschieht im Namen des Kampfes gegen „Fake News“ … und Faschismus.