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Peter Scholl-Latour hat der „Stimme Russlands“ ein längeres Interview über die jüngsten globalen Konflikte gegeben, in dem er auch die westliche Desinformation und gezielte Propaganda kritisierte. Das besonders lesenswerte Interview erschien diese Woche in 3 Teilen und bietet Einblicke in die Sicht des deutsch-französischen Jahrhundertjournalisten auf die aktuelle globalen politischen Entwicklungen.

Einige ausgewählte Zitate:

Teil 1 des Interviews:

„Ich sage das jetzt ganz bewusst gegenüber der Stimme Russlands, man redet ja immer von einer russischen Beeinflussung der Medien oder der Journalisten. Ich habe davon noch gar nichts bemerkt. Von amerikanischer Seite, auch von israelischer Seite sehen wir das sehr intensiv. Da gibt es regelrechte Desinformationszentralen, die beschreibe ich in meinem nächsten Buch auch sehr genau. Und ich sage es überall, die sind mindestens so gefährlich wie die Machenschaften der NSA. Von der, wenn man wirklich informiert war und keine Illusionen hatte, jedermann wissen konnte.“

Teil 2 des Interviews:

„Europa vollzieht ja im Moment eine Unterwerfungspolitik gegenüber den USA, die es unter Helmut Kohl so nicht gegeben hätte und unter Schröder sowieso nicht. Ich weiß auch nicht, was Frau Merkel da vorhat, die dauernd als Predigerin von Demokratie und Freiheiten auftritt. Die Deutschen sollten mal bedenken, dass sie die grässlichsten Verbrechen begangenen haben, die Europa in der Geschichte gekannt hat, und das als hochzivilisiertes Volk. Und dann sollte man mal ein bisschen die Schnauze halten. Das werde ich in meinem nächsten Buch übrigens auch schreiben.“

Teil 3 des Interviews:

Wie konnten Sie Ihre Unabhängigkeit bewahren in all den Jahren?

Das ist wirklich erstaunlich. Ich habe in meinem Leben niemals Zensur erlebt. Ich habe einmal einen Versuch erlebt, als der amerikanische Vietnamkrieg begann. Und da hatte ich aus meiner Erfahrung des französischen Indochinakrieges, die ja sehr intensiv waren gesagt, das Ding kann schief gehen und wird auch schief gehen. Und da hat der deutsche Außenminister, der damals auch Gerhard Schröder hieß, dann beim Westdeutschen Rundfunk, das war mein Sender, interveniert und gesagt, der Scholl-Latour in allen Ehren, aber der verdirbt uns die Beziehungen zu Amerika. Und dann hat mich mein Intendant gesagt, einbestellt, das war ein Eichenlaubträger an der Ostfront, und hat mich zwei Stunden lang befragt und hat dann kurz und preußisch gesagt: „Machen sie weiter“. Das würde heute nicht mehr stattfinden. Und damals, im ZDF, hat ja der Intendant Herr Stolte mich völlig gegen jede Kritik von außen und insofern war ich in meiner Fernsehtätigkeit frei. Als dann die Bücher kamen, war es auch kein Thema: die Verlage schauen auf die Auflage. Heute ist das nicht mehr der Fall. Das ist ja keine neue Erkenntnis, Paul Sethe, der ja ein ungemein konservativer Leitartikler war, und für die Welt und für die FAZ schrieb, hat mal vor vielen Jahren geschrieben: „Die Freiheit der Presse im Westen ist die Freiheit von 200 Reichen Leuten, ihre Meinung zu publizieren“, inzwischen sind es keine 200 mehr, inzwischen sind es nur noch 4 oder 5 Leute.“