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»Der Krieg seitens der Medien
und der Triumph der Propaganda«
Warum hat sich ein so großer Teil des Journalismus der Propaganda unterworfen? Warum sind Zensur und (Tatsachen-) Verdrehung Standardpraktiken? Warum ist die BBC so oft das Sprachrohr raubgieriger Macht? Warum betrügen die New York Times und die Washington Post ihre Leser?
Warum wird jungen Journalisten nicht beigebracht, die Zielsetzung der Medien zu verstehen und die behaupteten hohen Ansprüchen und die niedrigen Zwecke falscher Objektivität in Frage zu stellen? Und warum wird ihnen nicht beigebracht, dass das Wesen von so vielem, was „Mainstream Medien“ genannt wird, nicht Information sondern Macht ist?
Dies sind dringende Fragen. Die Welt steht vor der Aussicht auf einen großen Krieg, vielleicht ein Nuklearkrieg – mit der deutlichen Zielsetzung der USA , Russland und vermutlich auch China zu isolieren und zu provozieren. Diese Wahrheit wird von Journalisten auf den Kopf gestellt und ihr Innerstes nach Außen gekehrt – darunter sind auch diejenigen, welche die Lügen verbreiteten, die (seit) 2003 zum Blutbad im Iraq führten.
Die Zeiten, in denen wir leben, sind so gefährlich und in der öffentlichen Wahrnehmung so verdreht, dass Propaganda längst nicht mehr, wie Edward Bernays es nannte, eine „unsichtbare Regierung“ ist. Sie ist die Regierung. Sie herrscht direkt ohne Widerspruch fürchten zu müssen, und ihr vorrangigstes Ziel ist unsere Eroberung: Die Eroberung unserer Wahrnehmung der Welt, unserer Fähigkeit, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden.
Das Informationszeitlalter ist tatsächlich ein Medienzeitalter. Wir haben einen Krieg, der von den Medien geführt wird; Zensur durch die Medien; Dämonen(aber)glaube, der durch die Medien verbreitet wird; Vergeltung und Bestrafung durch die Medien – eine surreales, unwirkliches Fließband folgsamer Clichés und falscher Voraussetzungen.
Diese Macht, eine neue „Realität“ zu schaffen, hat sich über lange Zeit entwickelt. Vor 45 Jahren verursachte ein Buch mit dem Titel „The Greening of America“ [http:// en.wikipedia.org/wiki/The_Greening_of_America] eine Sensation. Auf dem Umschlag standen diese Worte: „Es kommt eine Revolution. Sie wird nicht wie die Revolutionen der Vergangenheit sein. Sie wird vom Individuum ausgehen.“ Ich war zu diesem Zeitpunkt Korrespondent in den Vereinigten Staaten und erinnere mich an die Erhebung des Autors Charles Reich – eines jungen Wissenschaftlers der Yale University – zum Guru, die quasi über Nacht erfolgte. Seine Botschaft war, dass das Aussprechen der Wahrheit und politische Aktion fehlgeschlagen seien und nur „Kultur“ und (individuelle) Einsicht / Einkehr / Besinnung die Welt verändern könnten.
Innerhalb weniger Jahre hatte die Kultur des „Ich-ismus“, getrieben von den Kräften des Profits, unser Verständnis / Vermögen, gemeinsam zu agieren, überwältigt – ebenso wie unseren Sinn für soziale Gerechtigkeit und Internationalismus. Klasse, Geschlecht und Rasse wurden voneinander getrennt. Das Persönliche war das Politische, und das Medium war die Botschaft. [Anspielung auf den berühmten Satz „The medium is the message“ von Marshall McLuhan. – B.K.]
Als Folge des Kalten Krieges vervollständigte die Herstellung immer neuer „Bedrohungen“ die politische Desorientierung / Verwirrung all jener, die 20 Jahre früher noch vehement Widerstand geleistet hätten.
2003 nahm ich in Washington ein Interview mit Charles Lewis auf, dem herausragenden amerikanischen investigativen Journalisten. Wir diskutierten die Invasion in den Iraq, die einige Monate zuvor begonnen hatte. Ich fragte ihn: „Was wäre geschehen, wenn die freiesten Medien der Welt ernsthaft George [W.] Bush und Donald Rumsfeld herausgefordert und ihre Behauptungen überprüft hätten, anstatt das weiter zu reichen, was sich als grobe Propaganda erweisen sollte?“ Er antwortete, wenn wir Journalisten unseren Job richtig gemacht hätten, hätte es „eine sehr sehr gute Chance gegeben hätte, dass wir nicht in den Iraq-Krieg gezogen wären.“
Das ist eine schockierende Feststellung, und zudem eine, die von führenden / berühmten Journalisten bestätigt wurde, denen ich ebenfalls dieselbe Frage stellte. Dan Rather, früher bei der CBS, gab mir dieselbe Antwort. David Rose vom Observer und leitende Journalisten und Produzenten in der BBC, die wünschen, anonym zu bleiben, gaben mir dieselbe Antwort.
Mit anderen Worten: Hätten Journalisten ihren Job gemacht, hätten sie die Propaganda-Behauptungen untersucht und in Frage gestellt, anstatt sie zu verstärken, dann könnten Hunderttausende Männer, Frauen und Kindern heute noch leben; und Millionen hätten nicht ihr Zuhause verlassen müssen; der Sektenkrieg zwischen Sunniten und Schiiten wäre nicht ausgebrochen, und der berüchtigte „Islamische Staat“ würde heute nicht existieren.
Sogar heute, trotz der Millionen, die wieder auf den Straßen protestieren, hat der größte Teil der Öffentlichkeit in den westlichen Ländern kaum eine Vorstellung von der schieren Größe des Verbrechens, das von unseren Regierungen im Iraq verübt wird. Noch weniger sind sich bewust, dass die Regierungen der USA und Großbritanniens in den 12 Jahren vor der Invasion einen Holocaust in Gang gesetzt hatten, indem sie der Zivilbevölkerung des Iraq die Lebensgrundlagen verweigerten.
Hier sind die Worte eines hohen britischen Beamten, der für die Sanktionen gegen den Iraq in den 1990ern verantwortlich war – eine mittelalterliche Belagerung, die den Tod von einer halben Million Kinder unter 5 Jahren verursachte, wie Unicef berichtete. Der Name dieses Beamten ist Carne Ross. Im
Londoner Außenministerium war er als „Mr. Iraq“ bekannt; er ist derjenige, der wahrheitsgemäß berichtet, wie Regierungen lügen und Journalisten diese Lügen willfährig verbreiten: „Wir versorgten Journalisten mit Halbwahrheiten aus ‚korrigierten‘ Geheimdiensterkenntnissen“, sagte er mir, „oder wir ließen sie erfrieren“ [Wohl ungefähr in der Bedeutung des umgangsprachlichen „am ausgestreckten Arm Verhungern lassen“? – B.K.]
Der wichtigste Whistleblower / Warner während dieser schrecklichen, schweigenden Periode war Denis Halliday. Damals Stellvertretender Generalsekretär der Vereinten Nationen und hoher UN-Beamter im Iraq, trat er lieber zurück als eine Politik durchzusetzen, die er als Völkermord beschrieb. Er schätzt, dass mehr als eine Million Iraqer durch die Sanktionen ermordet wurden.
Was dann mit Halliday geschah, ist lehrreich. Er wurde „weg retuschiert“. Oder er wurde verunglimpft. Im BBC Nachrichtenprogramm Newsnight schrie ihn der Sprecher Jeremy Paxman an: „Sind sie nicht einfach ein Verteidiger Saddam Husseins?“ Der „Guardian“ beschrieb dies kürzlich als einen von Paxmans „denkwürdigen Momenten“. Letzte Woche unterzeichntet Paxman einen Buchvertrag über 1 Million Pfund.
Die Diener der Unterdrückung haben ihren Job gut gemacht. Bedenken Sie die Auswirkungen. Im Jahre 2013 glaubte eine Mehrzahl der Briten einer Umfrage von ComRes zufolge, dass die Zahl der Toten im Iraq niedriger als 10,000 war – ein winziger Bruchteil der Wahrheit. Eine Blutspur, die sich vom Iraq nach London zieht, ist fast vollständig ausradiert worden.
Rupert Murdoch wird als der „Pate“ des Medien-Packs bezeichnet, und niemand sollte die ausgedehnte Macht seiner Zeitungen in Zweifel ziehen – aller 127, mit einer Gesamtauflage von 40 Millionen – oder die seines „Fox“-Sendernetzes. Aber der Einfluss von Murdochs Imperium reicht nicht weiter als dessen Widerspiegelung in den anderen Medien.
Die effektivste Propaganda ist nicht in der Sun oder den Fox News zu finden, sondern in der „liberalen“ Wolke, die sie umgibt. Als die New York Times Behauptungen publizierte, dass Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge, wurde ihren falschen Beweisen geglaubt, weil es eben nicht Fox News war, sondern die New York Times.
Dasselbe trifft auf die Washington Post und den Guardian zu, welche beide eine entscheidende Rolle in der Konditionierung ihrer Leser spielten, damit diese einen neuen und gefährlichen Kalten Krieg akzeptieren. Alle drei liberalen Zeitungen haben die Ereignisse in der Ukraine als einen böswilligen Akt Russlands falsch dargestellt – während tatsächlich der von Faschisten geführte Putsch in der Ukraine das Werk der Vereinigten Staaten mit Unterstützung Deutschlands und der NATO war.
Diese Umkehrung der Realität ist so vorherrschend, dass Washingtons militärische Einkreisung und Bedrohung Russlands gar nicht bewusst ist. Dies ist nicht einmal eine Nachricht, sondern eine unterdrückte Tatsache, die hinter einer Schmieren- und Schreckens-Kampagne verborgen ist, eine von der Art, mit der ich im ersten Kalten Krieg aufwuchs.
Nochmals: das Böse Imperium ist dabei, uns zu überwältigen – geführt von einem neuen Stalin, oder, perverser, einem neuen Hitler. Benennen Sie selbst Ihren Dämon und legen Sie los!
Die Unterdrückung der Wahrheit über die Ukraine ist einer der vollständigsten Blackouts [i.S.v. „eines der größten Versagen“ – B.K.] in den Nachrichten, an die ich mich erinnern kann. Die größte westliche Aufrüstung seit dem Zweiten Weltkrieg im Kaukasus und in Osteuropa wird vollständig verschwiegen. Washingtons heimliche Unterstützung für Kiev [Gemeint ist also die aktuelle ukrainische Putschisten-Regierung – B.K.] und seine Neo-Nazi-Brigaden, die für Kriegsverbrechen gegen die Bevölkerung der Ost-Ukraine verantwortlich sind, wird verschwiegen. Beweise, welche der Propaganda widersprechen, dass Russland für den Abschuss des Malaysischen Flugzeugs verantwortlich gewesen sei, werden verschwiegen.
Und nochmals: Medien, die man für liberal halten sollte, sind die Zensoren. Ohne Fakten oder Beweise zu zitieren, identifizierte ein Journalist den pro- russischen Anführer in der Ukraine als den Mann, der das Flugzeug abschoss. Dieser Mann, schrieb er, wäre als „der Dämon“ bekannt. Er war ein schrecklicher Mann, der dem Journalisten Angst machte: Das wer der [sein] Beweis. Viele in den westlichen Medien haben hart daran gearbeitet, die ethnisch russische Bevölkerung der Ost-Ukraine als Außenseiter in ihrem eigenen Land darzustellen, beinahe nie als Ukrainer, die eine Föderation innerhalb der Ukraine anstrebten, und als ukrainische Bürger, die gegen den vom Ausland orchestrierten Staatsstreich gegen ihre gewählte Regierung Widerstand leisten.
Was der russische Präsident zu sagen hat, hat keine Konsequenzen; er ist ein verbrecherischer Pantomime, den man ungestraft missbrauchen kann. [Gemeint ist wohl, dass man ihm falsche Aussagen in den Mund legen kann. – B.K.]
Ein amerikanischer General, der die NATO leitet und direkt aus „Dr. Seltsam“ [dem Film von Kubrick. – B.K.] kommt – ein General Breedlove [Das ist dessen richtiger Name. – B.K.] behauptet wiederholt / routinemäßig ohne den Hauch eines Beweises, es gäbe russische Invasionen. Seine Personifikation von Stanley Kubricks General Jack D. Ripper ist perfekt.
40.000 „Russkis“ versammelten sich laut Breedlove an der Grenze. Das war ausreichend für die New York Times, die Washington Post und den Observer – der letztere hatte sich zuvor mit Lügen und fabrizierten Meldungen hervor getan, die Blairs Iraq-Invasion rechtfertigten, wie der frühere Observer-Reporter David Rose enthüllt hat.
Es hat fast den Geist eines Klassentreffens. Die Trommler der Washington Post sind dieselben Schreiber der Editorials, welche die Existenz von Saddams Masenvernichtungswaffen als „harte Fakten“ darstellten. „Wenn Sie sich wundern“, schrieb Robert Parry, „wie die Welt in den Dritten Weltkrieg stolpern konnte – fast so wie in den Ersten vor einem Jahrhundert –, müssen sie sich nur den Wahnsinn anschauen, der praktisch die gesamte politische und Medien-Struktur der USA hinsichtlich der Ukraine erfasst hat, wo eine falsche Erzählung von Weißen Hüten gegen Schwarze Hüte (i.S.v. „Gute“ gegen „Böse“) sich schon früh etabliert hat – abgeschottet gegen Fakten oder Vernunft.“
Parry, der Journalist der die Iran-Contra-Affäre aufgedeckt hat, ist einer der wenigen, die die zentrale Rolle der Medien in diesem „Hühnerspiel“, wie es der russische Außenminister nannte, investigativ untersucht [„game of chicken“ = ungefähr „Gefangenendilemma“ – B.K.]. Aber ist es ein Spiel? Während ich dies schreibe, stimmt der US-Kongress über die Resolution 758 ab, welche, kurz zusammen gefasst, sagt: „Lasst uns uns bereit machen für den Krieg mit Russland!“
Im 19. Jahrhundert beschrieb der [russische – B.K.] Schriftsteller Alexander Herzen weltlichen Liberalismus als „die letzte Religion, obwohl ihre Kirche nicht von der jenseitigen Welt ist, sondern von dieser.“ Heute ist dieses göttliche Recht weit gewalttätiger und gefährlicher als alles, was die moslemische Welt hervorwürgen könnte, wobei ihr größter Triumph wohl die Illusion von freier und offener Information ist.
In den Nachrichten verschwinden ganze Länder. Saudi-Arabien, the Quelle des Extremismus und des vom Westen unterstützten Terrors, ist keine [berichtenswerte – B.K.] „Story“, es sei denn, es treibt den Ölpreis immer tiefer. Yemen leidet seit 12 Jahren unter amerikanischen Drohnenattacken. Wer weiß das? Wen kümmert das?
Im Jahre 2009 publizierte die Universitiy of West England die Ergebnisse einer zehnjährigen Studie zur Berichterstattung der BBC über Venezuela. Von 304 gesendeten Berichten erwähnten nur 3 die positive Politik, die von der Regierung unter Hugo Chavez betrieben wurde. Das größte Alphabetisierungsprogramm in der Geschichte der Menschheit wurde kaum im Nebensatz erwähnt.
In Europa und den Vereinigten Staaten wissen Millionen von Lesern praktisch nichts über die bemerkenswerten, lebensspendenden/-erhaltendenVeränderungen, die in Lateinamerika in Gang gesetzt wurden – viele davon auf Initiative von Hugo Chavez. Ebenso wie bei der BBC waren die Berichte der New York Times, der Washington Post, des Guardian und des Restes der „respektablen“ westlichen Medien durchgehend böswillig. Chavez wurde selbst auf seinem Totenbett noch verspottet. Ich frage mich: Wie wird dies in Journalisten-Schulen erklärt? Warum sind Millionen von Briten davon überzeugt, dass eine kollektive Bestrafung namens „Sparpolitik“ notwendig ist?
Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch 2008 wurde das verottete System sichtbar. Für den Bruchteil einer Sekunde wurden die Banken als die Ganoven aufgereiht, die mit Oblgationen die Öffentlichkeit betrogen hatten. Aber innerhalb weniger Monate – neben einigen kleineren Meldungen über die exzessiven „Boni“ – hat sich die Botschaft geändert: Die Verbrecherfotos der schuldigen Banker verschwanden aus den Boulevard-Blättern und etwas namens „Sparpolitik“ wurde zur Last für Millionen einfacher Leute. Gab es jemals einen schamloseren Taschenspielertrick?
Heutzutage werden viele Voraussetzungen eines zivilisierten Lebens in Großbritannien in der Absicht zerstört, eine betrügerische „Schuld“ zurück zu zahlen – die Schulden der Ganoven. Die Einschnitte für diese „Sparsamkeit“ werden auf 83 Milliarden Pfund geschätzt. Das ist fast genau die Höhe der Steuern, welche dieselben Banken und großen Firmen wie Amazon oder Murdochs News UK „vermeiden“. Darüber hinaus wird den Ganovenbanken eine jährliche Unterstützung von 100 Milliarden Pfund in Form von Gratis-Versicherung und Gratis-Garantien gegeben – eine Summe, die das gesamte Nationale Gesundheitssystem finanzieren würde.
Die ökonomische Krise ist pure Propaganda. Extreme Politik beherrscht heute Großbritannien, die Vereinigten Staaten, den größten Teil Europas, Kanada und Australien. Wer steht für die Mehrheit auf? Wer erzählt ihre Geschichte? Wer zeichnet alles genau auf? Ist es nicht das, was Journalisten tun sollten? 1977 enthüllte der für die Aufdeckung des Watergate-Skandals berühmte Carl Bernstein, dass mehr als 400 Journaiisten und Nachrichtenleute [in den USA – B.K.] für die CIA arbeiteten. Darunter waren Journalisten der New York Times, von Time und aus den Fernsehsendern. 1991 enthüllte Richard Norton Taylor vom Guardian ähnliches für dieses Land [Großbritannien – B.K.].
Nichts davon ist heute notwendig. Ich bezweifle, dass irgendjemand die Washington Post oder die vielen anderen Medien-Firmen dafür bezahlte, Edward Snowden zu bezichtigen, er unterstütze den Terrorismus. Ich bezweifle, dass irgend jemand diejenigen schmiert, die Julian Assange regelmäßig in den Schmutz ziehen – obwohl es reichlich andere Vergünstigen geben mag.
Für mich ist klar, dass der Hauptgrund für das Gift, die Gehässigkeit und die Eifersucht, welche Assange auf sich gezogen hat, darin liegt, dass WikiLeaks die Fassade der korrupten politischen Elite nieder gerissen hat, welche von Journalisten aufrecht gehalten wurde. Indem er eine außergewöhnliche Epoche der Enthüllung einleitete, machte sich Assange Feinde, weil er die Torwächter der Medien beleuchtete und bloßstellte, nicht zuletzt in der Zeitung, die seine großen Neuigkeiten publizierte und sie sich aneignete [wohl i.S.v.: sich daran bereicherte. – B.K.]. Er wurde nicht nur eine Zielscheibe, sondern auch eine Goldene Gans. Lukrative Buch- und Hollywood-Verträge wurden auf dem Rücken von WikiLeaks und seines Gründers abgeschlossen und Medien-Karrieren gestartet oder gefördert. Leute haben viel Geld gemacht – während WikiLeaks ums Überleben kämpft.
Nichts davon wurde am 1. Dezember in Stockholm erwähnt, als der Herausgeber des Guardian, Alan Rusbridger, den „Right Livelihood Award“ erhielt, der als Alternativer Nobelpreis bekannt ist. Was schockierend an diesem Ereignis war, ist die Tatsache, dass Assange und WikiLeaks verschwiegen wurden. Sie existierten nicht. Sie waren „Un-Leute“ [also solche, über die es vermeintlich nichts zu berichten gibt – B.K.] Niemand sprach sich für den Mann aus, der als Pionier des digitalen Whistleblowings agiert und dem Guardian den größten Nachrichten-Sccop der Geschichte übergab. Mehr noch: Es waren Assange und sein WikiLeaks-Team die letztendlich – und auf brilliante Weise – Edward Snowden in Hong Kong retteten und ihn in Sicherheit brachten. Nicht ein Wort.
Was diese Zensur durch Verschweigen so ironisch und schmerzlich schneidend und schändlich machte, war, dass die Zeremonie im Schwedischen Parlament stattfand – dessen feiges Schweigen über Assange zugleich zusammen spielt mit einem grotesken Fehlurteil der Justiz in Stockholm [gegen Assange, der deshalb in der Ekuadorianischen Botschaft in London lebt, um eine Auslieferung an Schweden – und damit vermutlich an die USA – zu vermeiden. – B.K.].
„Wenn die Wahrheit durch Schweigen ersetzt wird“, sagte der sowjetische Dissident Jewtuschenko, „ist Schweigen eine Lüge.“
Es ist diese Art Schweigen, die wir Journalisten brechen müssen. Wir müssen in den Spiegel schauen. Wir müssen unverantwortlich handelnde Medien zur Verantwortung ziehen, die der Macht und einem Wahnsinn dienen, welcher die Welt mit Krieg bedroht.
Im 18. Jahrhundert beschrieb Edmund Burke die Rolle der Presse als Vierte Gewalt, welche die Mächtigen kontrolliert. War das jemals wahr? Heute ist es dies sicherlich nicht mehr. Was wir brauchen, ist eine Fünfte Macht: ein Journalismus, der genau beobachtet, Propaganda entlarvt und dagegen hält und die Jungen lehrt, Agenten des Volkes und nicht der Macht zu sein. Wir brauchen das, was die Russen „Perestroika“ nannten – einen Aufstand des unterdrückten Wissens. Ich würde DAS wirklichen Journalismus nennen.
Es sind 100 Jahre seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs vergangen. Reporter wurden damals belohnt und geehrt für ihr Schweigen und ihre geheime Mitwirkung. Auf dem Gipfel des Schlachtens bekannte damals der britische Premierminister David Lloud George gegenüber C. P. Scott, Herausgeber des Manchester Guardian: „Wenn die Leute wirklich die Wahrheit wüssten, würde der Krieg morgen beendet sein, aber natürlich wissen sie sie nicht und sie können sie nicht wissen.“ Es ist Zeit, dass sie sie wissen.
Herzlichen Dank an Bernd Kulawik für die Übersetzung des Originals!
malcolmlarge sagte:
Vielen Dank an Bernd Kulawik für die hervorragende Übersetzung!!! Eine kleine Anmerkung dazu: Sie haben „game of chicken“ als „Gefangenendilemma“ erklärt – passender wäre jedoch zB „Feiglingsspiel“ bzw. „Wer ist der Feigling?“. Das geht zB so, dass zwei Autos aufeinanderzurasen, und der als ertses kurz vor dem Crash ausweicht, hat verloren… (bekannt durch den Film „Sie wissen nicht, was sie tun“ mit James Dean). Erscheint mir auch sonst passend, dieser Vergleich. Allerdings nicht beruhigend.
G. Reiher sagte:
Die Suche nach „spiegel ’nicht in unserem namen‘ “
bringt zwar nicht das erwartete, dafür aber ein sehr interessantes Ergebnis:
US-Promis gegen Irak-Krieg: „Nicht in unserem Namen“
http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-promis-gegen-irak-krieg-nicht-in-unserem-namen-a-214901.html
Die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Der US-Überfall auf den Irak fand ein Jahr nach dem Friedensappell der US-Promis statt.
Der Spiegel heut gibt die Speerspitze der US-Propaganda und unterschlägt den aktuellen Promi-Appell gleich ganz. Das gleiche Ergebnis für die Suche nach „tagesschau ’nicht in unserem namen‘ “ und nach „zdf heute ’nicht in unserem namen‘ „.
Angesichts derart dreister Manipulation durch Unterschlagung kann mir niemand mehr erzählen, dass dahinter kein koordiniertes Verhalten steckt!
NichtInUnseremNamen sagte:
Interessant! Ich hatte mich auch schon über die ungewöhnliche Formulierung „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen! gewundert. Das hört sich nämlich ein bisschen so an wie: „Das ist nicht UNSER Krieg“.
D.h. die Formulierung wurde bewusst in Anklang an die amerikanische „Not in our name“ – Protestnote gegen den Irak-Krieg gewählt. Adressat ist also auch die amerikanische (Wirtschafts)regierung unter Onkel Obama. Da hat der Transatlantische Freundeskreis (Atlantikbrücke) ja allen Grund, den Aufruf ´runterzuschreiben.
Solche Hintergrundinformationen hätte ich von einer funktionierenden Presse erwartet, aber die müssen ja den ganzen Tag Propaganda machen und Programmbeschwerden abwehren.
Geronimo Vergißesbloßnicht sagte:
Betrifft: liberale Medien und die Rolle der Grünen
>Empört reagierte die grüne Bundestagsfraktion: „Beunruhigend ist es, wenn nicht nur Putin zu den außenpolitischen Grundsätzen des 19. Jahrhunderts zurückkehrt, sondern diese auch in Deutschland formuliert werden“, sagte die Sprecherin für Osteuropapolitik, Marieluise Beck. Die Unterzeichner des Aufrufs seien „von einer erschreckenden Geschichtsvergessenheit, wenn sie die deutsch-russische Achse beschwören und dabei über die Interessen und das Schicksal der Länder zwischen Berlin und Moskau hinweggehen“.
In diesem Zusammenhang erinnerte Beck an den Molotow-Ribbentrop-Pakt: „Wer diesen dunklen Teil der deutschen Geschichte ausblendet und sich nicht an die Seite der Ukrainer stellt, die jetzt Opfer einer imperialen Aggression aus dem Kreml werden“, der zeige, „dass es in der historischen Erinnerung viele weiße Flecken gibt“, sagte sie.<<
Genau das war es was ich vor 3 Std. in meinem Komentar meinte – sie sind gefährlicher in der Propagandawirkung als bekannte Reaktionäre und die Kinder FAZ ist wieder voll auf Linie. Danke an G. Reiher für diese Info – wenn ich nicht die Möglichkeiten, die uns heute das Internet als Gegenöffentlichkeit gewährt, dann würde ich wieder wie früher in eine Depression reinrutschen, wo einem nichts anderes übrigbleibt als Nachrichten in Radio, TV und Zeitungen zu meiden – um nicht verrückt zu werden. Ich danke Euch, ihr grünen Gutmenschen, ihr seid so was von abscheulich – nicht das Allerletzte, sondern das Vorletzte und hoffentlich landet ihr bald in der Jauchegrube der Weltgeschichte!
waldemarmeyer sagte:
Hat dies auf Meyer´s Meinung rebloggt und kommentierte:
Eine Rede, die einem zeithistorischen Dokument gleicht. Weil sie nachfolgenden Generationen helfen kann teilweise zu verstehen, wie wir in den Irak- und in den 3. Weltkrieg „hineingeschlafwandelt“ sind…
G. Reiher sagte:
Die liberalen Medien…
Z.B. die Taz:
Der Friedensappell der 65 bürgerlichen Promis wurde am Freitag veröffentlicht. Heute, nach 2 Tagen, gibt es dazu eine Information in der Taz von Pascan Beucker. Der Appell wird nicht etwa abgedruckt, sondern lediglich verlinkt. Und, um gar keine Zweifel an der Position des Blattes aufkommen zu lassen, durch Hasstiraden der olivgrünen Bundestagsfraktion in Gestalt ihrer Sprecherin für Osteuropapolitik, Marieluise Beck, konterkarriert:
Den Kommentar des Ressortleiters Ausland der taz, Dominic Johnson, verkneife ich mir mal. Der betreibt schon seit Monaten aktive Kriegshetze gegen Russland.
Vielleicht sollten sich ehemalige Tazler aus der Zeit, da die Taz noch eine linke Zeitung war, mal zu einem ähnlichen Appell zusammenraufen. Mathias Bröckers wäre sicher eine gute Anlaufstelle…
Kriegspropaganda in der Taz? Dein Danke!
frank_meck sagte:
Zitat Frau Beck: „In diesem Zusammenhang erinnerte Beck an den Molotow-Ribbentrop-Pakt: „Wer diesen dunklen Teil der deutschen Geschichte ausblendet und sich nicht an die Seite der Ukrainer stellt, die jetzt Opfer einer imperialen Aggression aus dem Kreml werden“, der zeige, „dass es in der historischen Erinnerung viele weiße Flecken gibt“,
Na dann einmal voran Frau Beck, demnach müsste ja die Ukraine die Gebiete an Polen zurückgeben. Wie können Sie sich denn hier auf die Seite des Aggressors stellen ?
G. Reiher sagte:
Marieluise Beck ist die Frau von Ralf Füchs,
Chef der grünen Böll-Stiftung und in seiner Jugend die rechte Hand des KBW-Chefideologen Joscha Schmierer. Diese Maoistensekte marschierte im Gefolge Fischers bei den Grünen ein und machte sie zu den Olivgrünen. Hauptfeind damals: die Sowhetunion. Heute: Russland. Traditionen sind da sicher zu erkennen, aber anders, als Beck die verstanden haben möchte.
Medienstachel sagte:
Diese olivgrüne Beck hat erhebliche weiße Flecken in ihrem eigenen historischen Wissen, wenn sie großmäulig an den Molotow-Ribbentrop-Pakt erinnert. Diese Beck soll einfach mal ihre Klappe halten:
„Der Krieg der viele Väter hatte – Gerd Schultze-Rhonhof – 7. AZK 2011“
PropagandaOpfer sagte:
Marieluise Beck fällt seit geraumer Zeit durch kriegsrethorische Entgleisungen auf.
Sie war auch erst kürzlich an der Entmachtung der Putinversteher Matthias – Deichgraf – Platzeck und de Maizière im deutsch-russische Gesprächsforum „Petersburger Dialog“ beteiligt.
Im Petersburger Dialog müsse es „auch Raum für die kritische Auseinandersetzung mit der russischen Politik geben“.
Das steht in einem Eckpunktepapier, das von
verfasst wurde und von Mutti im Kanzleramt unterstützt wird.
Zufälligerweise ist Marieluise Beck mit Ralf Fücks verheiratet. Und der sitzt im Vorstand der eben genannten Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen (http://www.boell.de/de/person/ralf-fuecks).
Platzeck war allerdings zuvor auch sehr unangenehm aufgefallen. Unter anderem wegen der verwerflichen Bemerkung „Wir müssen also eine Lösung finden, bei der Putin nicht als Verlierer vom Feld geht.“
Das geht natürlich nicht. „Ein Tabu-Bruch“ sagt die TAZ (http://www.taz.de/!149725/).
Und weiter empfiehlt die TAZ im gleichen Artikel:
„Am kommenden Wochenende treffen sich die Putinversteher dieser Republik bei der sogenannten Friedenskonferenz des Exlinksradikalen Jürgen Elsässer, der heute links und rechts zusammenbringen will. Auch Brandenburgs AfD-Chef Gauland soll dort sprechen. Platzeck, so scheint es, wäre dort gut aufgehoben.“
Die Heinrich Böll Stiftung scheint mir eine der vielen friedensliebenden Organisationen zu sein, die ganz uneigennützig „Demokratie“ in alle Welt exportieren. Jüngst auch in die Ukraine.
Mehr dazu im Freytag von Soenke Paulsen:
Die Soros-Maschine
Regime-Change – Kauf dir ein paar NGOs und politische Parteien und verändere die Welt. Kam die Soros-Maschine auch beim Umsturz in der Ukraine zum Einsatz?
http://www.freitag.de/autoren/soenke-paulsen/die-soros-maschine
Zappo Bott sagte:
Ich sach nur: “ Kriege und Leichen – die letzte Hoffnung der Reichen!!!“
Geronimo Vergißesbloßnicht sagte:
Mir sind in dieser grandiosen Rede mehrere Punkte aufgefallen, die hochinteressant sind:
1. es sind die „liberalen Medien“, die die Verbreitung der Propaganda unter der Bevölkerung viel effektiver betreiben (denen wird viel eher geglaubt als z. B. der Springer Presse) .
2. Trotz allen Leugnens – Deutschland war an vorderster Front bei der Unterstützung
(vermutlich auch Planung und Vorbereitung) des faschistischen Putschs beteiligt!
3. Die „erfolgreiche“ Kriegsführung a` la Holywood (Wag the Dog) am Beispiel der beiden Irakkriege war und ist einer der bedeutensten Meilensteine der Propagandamaschine.
4. Am Beispiel Ukraine: Es ist an der Zeit, die Rolle der Grünen genauer zu betrachten – ebenso wie die „liberalen Medien“, denen kritische Zeitgenossen eher Glauben schenken, hatte die Grünen immer den Anschein erweckt, basisdemokratisch, moralisch integer und politisch korrekt zu sein, -ich habe das zwar stets sehr kritisch betrachtet, vor allem nach Josef Fischers Einsatz (nicht in Mainhattan) für Deutschlands Wiedereinzug in das Kriegshandwerk (Kosovokrieg),
habe aber immer gedacht, na ja das sind ja lange nicht alle, aber wer die Rolle der Grünen in Bezug auf den Bürgerkrieg in der Ukraine (besser der faschistische Putsch und die Folgen) betrachtet, wird feststellen, daß es in den Reihen der Grünen keine Widerstände gegen die Transatlantiker Goebbels-Eckhardt, Özdemir und andere gibt. Und ihr Ableger, die Heinrich Böll Stiftung ist auch dabei – der gute alte Heinrich hätte Ihnen zu Lebzeiten in den Arsch getreten. Aber, diese Gutmenschen haben auf eine recht große kritische Beevölkerungsgruppe eine entsprechend Wirkung! Beispiel: Das Niederbrüllen der Linkenpolitiker im Bundestag, die ganz lieb und vorsichtig formulierten, wer denn da als sogenannte Revolutionäre auf dem Maidan mit Schusswaffen, Molotowcocktails bzw. anderen
militanten Mitteln die sich nicht wehrenden Polizeikräfte angriff, war so überzeugend, das selbst Altreaktionäre CDU Politiker sprachlos waren (es war durch den Juniorpartner alles gesagt – dem brauchte man nichts hinzuzufügen).
Heute höre ich in den Nachrichten, das Grüne und Linke im NSA-Untersuchungsausschuß unbedingt Edward Snowden vorladen wollen – dies darf nicht stattfinden; CDU -und SPD sind dagegen, also die schlagen vor über Videokonferenz Snowden zuzuschalten. Ich habe die Befürchtung, sollte Snowden den Boder „dieses besten Deutschlands, das es gibt“ betreten, dann wird er von einem Spezialkommando der USA ohne jeglichen Widerstand durch deutsche Dienste/Polizei/GSG9/Bundeswehr einkassiert und in die USA geschafft – ob er das dann noch überlebt ist zweifelhaft – bestenfalls mit 250 Jahre Knast auf dem Buckel!
Ich denke, das die CDU/SPD Mischpoke genau weiß, was passieren würde – die anderen Traumtänzer zum Teil wohl eher nicht (aber vermutlich hat auch die transatlantische Fraktion der Grünen ein Interesse daran, ihr Leitbild zu schonen, wo es eben geht).
Wir werden sehen!
PropagandaOpfer sagte:
Ich glaube wir steuern politisch interessanten Zeiten entgegen. Die Rolle der Grünen, insbesondere der Realos in der Geschichte der Bundesrepublik wird dabei wohl eine Neubewertung erfahren. Nicht dass unsere Freunde zur 5. Kolone gehören.
Auch die neuerdings außerordentlich wirtschaftsliberale Ausrichtung ist ja beachtlich: http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/gruene-wollen-partei-der-wirtschaft-sein.
Ein Leserkommentar unter dem dem Artikel im Freitag: Wirtschaftsliberal, transatlantisch, postengeil – mit einem Wort: rundgeschliffen!
Solveigh Calderin sagte:
Hat dies auf Miscelaneous rebloggt.
steven25 sagte:
Hat dies auf Steven25's Blog rebloggt.
Vit Jasch sagte:
sehr gute Analyse der westlichen Gesellschaft. Wir sind von einer Demokratie wieder soweit entfernt, wie in den offenen Diktaturen, nur sind die Werkzeuge raffinierter und versteckter.. Leider verträgt dieses Machtsystem offenbar auch die Kritik und Kritiker, die es an den rand der Öffentlichkeit drängt, wo sie ungehört bleiben. Gegen einen wahrheitssucher haben die 10.000 Lügner.
Das Erschreckende ist aber eigentlich, dass das bislang namenlose aber erkennbare Machjtsystem irgendwann nur einen Ausweg sehen wird, die vielen Lügenentlarvungen los zu werden: einen großen Krieg, in dem sie durch Blut alle Wahrheitsträger vernichten werden und die Lügen noch fester manifestiren werden können… D.h. dieses System ist in der Tat das einzige, das ein riesiges Motiv dazu hat. Niemand braucht mehr Märchen von Diktatoren-Welteroberern zu garnen – die sind sehr froh in ihrem Land zu herrschen. Hussein hat keine „Welt bedroht“ und auch Nordkorea tut es nicht. Auch Russöand bedroht niemand. Nur USA-UK-Nato bauen ständig Kriegsszenarien auf.
Wurzelzwerg sagte:
@ Eugen
Ich gebe dir absolut recht, was die seit 25 Jahren laufende westliche sogenannte Berichterstattung über die DDR angeht, die in etwa der zum Ukraine-Komplex in ihrer Lügenhaftigkeit gleicht. Was mir nicht so recht gefällt: Die Betonung, dass es in der DDR Unrecht gab. Jeder Staat der Welt verübt Unrecht, um seine Interessen durchzusetzen, und das ganz besonders, wie wir derzeit anschaulich beobachten können, die sogenannten demokratischen Staaten. Lafontaine hat zu Recht bei Illner darauf hingewiesen, dass dieses ganze DDR-Unrecht-Gequatsche instrumentalisiert wird, um vom heutigen wahrlich sehr viel größeren Unrecht abzulenken. Wer aber nennt die BRD deshalb einen Unrechtsstaat? Weil sie Paragraphen hat, die das angemaßte Recht der deutschen Oligarchie gegenüber dem Volk durchsetzen, ist die die BRD noch lange kein Rechtsstaat im Sinne der Menschenrechte. Was aber das DDR-Unrecht angeht: Für lediglich eine andere Meinung wurde in der DDR noch niemand verurteilt, sondern immer nur für aktive Tätigkeiten gegen den Staat. Die übrigens, würden sie in der BRD geschehen, genauso abgeurteilt werden würden.
Eugen sagte:
„Was mir nicht so recht gefällt: Die Betonung, dass es in der DDR Unrecht gab. Jeder Staat der Welt verübt Unrecht, um seine Interessen durchzusetzen, und das ganz besonders, wie wir derzeit anschaulich beobachten können, die sogenannten demokratischen Staaten.“
Dessen bin ich mir bewusst. Ich wollte es lediglich vorsichtig ausdrücken. Eigentlich wollte ich auch das Wort „Unrecht“ vermeiden, weil das in letzter Zeit in den Medien so oft in Verbindung steht mit der DDR. Ich halte die DDR für den besseren Staat als die BRD, auch wenn Ersterer nicht mehr existiert. Und jedem sollte klar sein, und da mache ich mir nichts vor, dass es in der DDR mangelnde Meinungsfreiheit gab. Aber wenn ich das in die Gesamtlage einordne und auch mit Kuba vergleiche, wie die das dort mit der Meinungsfreiheit gehandhabt wird, dann habe ich schon Verständnis dafür. Meine Verständnis liegt darin begründet, dass die USA massiv (ich betone es: massiv!) in den Staat Kuba eingreift. Man mag es sich kaum vorstellen, es gibt unzählige Versuche, dieses Land, also die Regierung zu stürzen (auch mit Propaganda und Mord). Und das es so ist, dass die Bevölkerung nicht immer den vollen Durchblick hat (habe ich auch nicht in/über Deutschland) und um die Leute vor dieser Propaganda zu schützen und nicht von außen so zu lenken lassen, wie die USA es wollen, halte ich es (und nur dann) für verständlich und auch richtig, dass Kuba da eingreift und stellenweise „unterdrückt“. Wie soll Kuba denn entscheiden, ob das gute, ernstgemeinte und wohlwollende Kritik ist oder ein Agent, Spion oder sonstwas ist, der das Land destabilisieren möchte? So kommt es natürlich zu Fehlentscheidungen, aber würde Kuba so nicht durchgreifen, Kuba wäre schon längst (wieder) der Sklave der USA und kapitalistisch. Deshalb gilt meine volle Solidarität für Kuba.
ich bin mir sicher, würden die USA sich neutral gegenüber Kuba verhalten (bzgl. Embargo und Eingriffen jeglicher Art), Kuba würde deutlich besser da stehen. Sowohl bei der Meinungsfreiheit, als auch wirtschaftlich.
Arno Nüm sagte:
Nun lobt mal die DDR nicht so über den Klee. Da gab es schon Vieles, was gerade uns hier, die wir Sachen kritisch hinterfragen, ganz schön auf die Füße gefallen wäre!
Dass wir wenigstens die Möglichkeit haben, HIER unsere Meinung frei zu äußern, zu diskutieren und uns „zusammenzuschließen“ – das hätte es da nicht gegeben. Da war die Stasi schon auf zack – und da hatte man Angst vor und hätte sich das öffentlich nicht getraut!
Ob es nicht eine ähnlich effektive (vielleicht schlauere) Strategie ist, uns einfach zu ignorieren, zu verlachen, zu verunglimpfen, ist natürlich eine ganz andere Frage…
Das Problem mit dem Unrechtsstaat ist ein ganz Anderes:
Rechtsstaat wird bei uns immer so gebraucht, dass alles(!) nach GELTENDEM RECHT geschieht – was, nebenbei gesagt, (weitestgehend) auch zu unterstreichen ist – nie wird dabei hinterfragt, ob dieses Recht selbst „gerecht“ ist.
Anders in der DDR: Da ist Unrecht, wenn das Recht „ungerecht“ ist!
In der DDR konnte einem der Ausweis entzogen werden, damit man nicht mehr ins Ausland reisen kann – das war ungerecht: kein Rechtsstat!
Wird einem in der BRD der Ausweis entzogen, damit man nicht ins Ausland reisen kann (was derzeit ja diskutiert wird) kann man den Rechtsweg bestreiten – deswegen sind wir ein Rechtsstaat!
(Nebenbei, einen Rechtsweg gab es in der DDR auch, nur war er eben genauso sinnfrei wie heutzutage, wenn das „geltende Recht“ nicht auf der eigenen Seite steht!)
Anmerkung:
Nun finde ich selber den einen Ausweis-Entzug wesentlich besser nachvollziehbar als den anderen – von daher ist das Bsp. vielleicht auch etwas ungünstig. Andererseits kann gerade dies – also eine individuelle Einschätzung (selbst wenn sie die Mehrheitsmeinung widerspiegelt) – nicht Grundlage einer solchen Wertung sein. Gerade dies ist nämlich nicht rechtsstaatlich, sondern willkürlich…
Eugen sagte:
„Dass wir wenigstens die Möglichkeit haben, HIER unsere Meinung frei zu äußern, zu diskutieren und uns “zusammenzuschließen” – das hätte es da nicht gegeben. Da war die Stasi schon auf zack – und da hatte man Angst vor und hätte sich das öffentlich nicht getraut!“
Das ist ja gerade das interesante. Wenn ich hier (in der BRD) meine Meinung, die (sagen wir mal) links ist, frei äußere, und erhalte dafür genügend Aufmerksamkeit, ist die Unterdrückung eine ganz andere als es in sozialistischen Staaten ist und war. Mal angenommen, ich erhalte genügend Aufmerksamkeit, man kennt mein Gesicht und Namen, wie soll ich mich in der Gesellschaft durchschlagen? Gemeint ist damit Arbeit/Job. der Arbeitgeber weiß um meine Forderungen/Meinungen bescheid (oder kann sie ergooglen) und ich bekomme den Job nicht. Das ist praktisch Berufsverbot/Arbeitsverbot. Die Regierung hat aktiv nichts gemacht. Aber so kann sie sich nicht aus der Verantwortung ziehen. Die Schuld würde ich der Regierung trotzdem geben.
Und zum Thema Staatssicherheit: Die meisten Menschen in der DDR haben sie gar nicht wahrgenommen. Es ist so ähnlich wie mit dem jetzigen Geheimdienst. Es ist Quatsch, dass an jeder Ecke ein(e) „Stasi“-Mann/Frau stehen konnte und dich abhören wollte (wenn man das mehr oder weniger bildlich betrachten möchte). Auf jeden Fall hatte die Staatssicherheit in der DDR damals mehr Existenzberechtigung als der Geheimdienst in der BRD heute. Es gab schließlich Aggressionen gegenüber der DDR vonseiten „des Westens“ (genannt sei hier u.a. der 17. Juni 1953).
Eugen sagte:
Dass es massive Propaganda von den Medien und den Politikern (in Deutschland/USA usw.) gibt, sollte den Leuten hier klar sein. Wir sollten das jetzt aber nicht nur auf die aktuellen Themen wie die Ukraine beziehen. Propaganda von Deutschland/USA/Nato gibt es nicht erst seit diesem Jahr. Was jetzt wichtig ist, das Bild von der DDR, aber auch aktuellen sozialistischen/linken Staaten wie Kuba und Venezuela in den Medien aber auch in unseren/euren eigenen Köpfen zu hinterfragen. Ist/war das alles so wahr, wie es geschrieben ist/wurde? Ich möchte nicht das geschehene Unrecht in der DDR schön reden, aber vor allem sollte man es in Zusammenhänge setzen. Ist das wirklich so passiert? Und wenn ja (selbst linke Menschen, die die DDR gut fanden, leugnen nicht Unrecht, das passiert ist), lässt sich das irgendwie erklären, ohne auf Begriffe wie Willkür, Diktatur, u.ä. zurückzugreifen?
Ich informiere mich auch über Kuba. Die obigen Fragen lassen sich so ähnlich auch auf Kuba anwenden. Ich lese dabei nicht nur Mainstreammedien, sondern auch Seiten wie junge Welt oder amerika21. Telepolis ist nebenbei auch zu empfehlen (dort werden aber natürlich nicht so häufig Nachrichten über Kuba gebracht).
Lasst euch das durch den Kopf gehen. Schönen 2. Advent euch!
pgeofrey sagte:
Hat dies auf ReBlog! Hier findet sich alles was mir gefällt. Über "Kategorie" wirds dann übersichtlich :) rebloggt.