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ardzdfIm März und im Mai diesen Jahres haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, wie ARD und ZDF die Unabhängigkeitsreferenden auf der Krim und in der Ostukraine mit gezielter Propaganda delegitimieren wollten.

Soldaten im Wahllokal, gläserne Wahlurnen und ungefaltete Wahlbögen wurden bei beiden Referenden zum Anlaß genommen, die Legitimität der Wahlen in Bausch und Bogen in Abrede zu stellen.

tagesschau_11.5.referendumTagesschau.de: “ Die Wahllokale heute werden von Bewaffneten bewacht. Zwar gibt es Wahlkabinen, in denen der Stimmzettel geheim angekreuzt werden kann – die Wahlurne aber, in der der Zettel landet, ist durchsichtig.“ (11.5.2014)

tagesthemen16.3.krimwahlStephan Stuchlik ARD Tagesthemen: „Vor dem Fenster ziehen Panzer russischer Bauweise vorbei. So etwas dürfte es eigentlich bei einer Wahl nicht geben.“ (17.3.2014) [Tatsächlich steht der Panzer irgendwo und Stuchlik fährt dran vorbei.] (myvideo)

Bild anklicken um Video zu starten (ab 2:20min)Christiane Hoffmann ZDF-Studio Moskau: „Von geheimer Wahl kann keine Rede sein. Die Wahlzettel ohne Umschläge für jedermann einsehbar. Auch von Druck auf die Wähler ist die Rede.“ (17.3.2014) (myvideo)

Nun fand am Sonntag in der Ukraine eine Parlamentswahl statt, die den Propagandisten von ARD und ZDF besser in den Kram passte und schon war die massive Anwesenheit von Soldaten plötzlich genauso unproblematisch, wie die bekannten transparenten Wahlurnen und Wahlbögen ohne Umschläge, die wir von der Krim und dem Referendum der Separatisten in der Ostukraine kennen.

Frankfurter Rundschau: „Im Osten des Landes fand die vorgezogene Wahl am Sonntag unter dem Schutz der Armee statt. Soldaten mit Sturmgewehren und schusssicheren Westen sicherten dort die Wahllokale unter der gelbblauen Fahne der Ukraine.“

zdf_heute_26.10_porkyARD und ZDF zeigten am Sonntag einen in Kampfmontur gekleideten Präsidenten und seine Söldner, wie sie in einem Wahllokal im Osten der Ukraine ihre Stimme abgeben. Dass die schwerbewaffneten Soldaten etwaige Janukowitsch-Anhänger oder andere Oppositionelle einschüchtern könnten, ist diesmal kein Thema.

27.10._heute_ukraine_wahlGenauso wenig, wie die bekannten transparenten Wahlurnen. Das ZDF, das noch vor Wochen den exakt gleichen Vorgang als Beweis für eine nicht geheime Wahl angeführt hatte, zeigt in der 19.00 Uhr heute-Sendung am Sonntag – völlig ohne Skandalisierung – wie die Frau des rechten Kandidaten Oleg Lyashko ihre ungefalteten Wahlbögen in die Urne einfädelt. Die Tagesschau sendete die gleichen Bilder und ähnliche gibt es in weiteren Medien auch zu anderen Kandidaten.

Auch die transatlantisch gleichgeschalteten Mainstreammedien hatten die gläsernen Wahlurnen bei den Referenden der Separatisten skandalisiert, wie hier Springers Hetzblatt Welt. Dort war man sich im Mai nicht einmal zu blöde, sogar die hohe Wahlbeteiligung – von der man in Kiew am Sonntag nur träumen konnte – lächerlich zu machen.

Dass die Hälfte der Wähler gar nicht erst zur Wahl gegangen ist, wird im ZDF totgeschwiegen und ist in der ARD laut Lielischkies kein demokratisches Problem, denn angeblich waren sogar ein paar Prozent mehr wählen, als bei den letzten Parlamentswahlen.

FAZIT: So schnell kanns gehen, wenn staatliche Agitatoren bezahlte Propaganda betreiben und von der eigenen Doppelmoral eingeholt werden: Was gestern noch als Beweis für die Illegitimität einer Wahl herhalten sollte, wird ein paar Wochen später als Triumph europäischer Demokratie verkauft.

Nachtrag: PS-Leser Brendan weist zurecht daraufhin, dass der notorische Lügner Lielischkies auch diesmal in der Tagesschau frech in die Kamera gelogen hat, als er erklärte, dass die Wahlbeteiligung höher gewesen sei, als der Durchschnitt der drei letzten Parlamentswahlen!

In der Tagesschau 20:00 Uhr, 27.10.2014, sagte Udo Lielischkies
“Mit einer Wahlbeteiligung von gut 52% immerhin höher als der Durchschnitt der letzten drei Parlamentswahlen”.
nach 1:08 min – http://download.media.tagesschau.de/video/2014/1027/TV-20141027-2009-3001.websm.h264.mp4

Was Herr Lielischkies sagt ist schwer zu glauben. Bei den letzten drei ukrainischen Parlamentswahlen war die Wahlbeteiligung, laut Wikipedia:
67,13 % in 2006, 62,02% in 2007 und 57,98 % in 2012, so ergibt sich einen Durchschnitt von 62,4 %.

Damit liegt die Beteiligung 10 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt! Genau das wäre in einer unabhängigen Presse Thema gewesen. Stattdessen werden die Bürger belogen und in die Irre geführt, um den Eindruck zu erwecken, die Ukraine befände sich auf gutem demokratischen Weg.

Lielischkies Lüge wäre allemal eine Programmbeschwerde wert.