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id_kulturzeitNicht zum ersten Mal thematisiert das deutsche Staatsfernsehen, das sich selbst so gerne als „unabhängig“ sehen möchte, den Propagandakrieg um die Vorgänge in der Ukraine. Der Beitrag der selbsternannten 3sat „kulturzeit“ vom Donnerstag ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Erwartungsgemäß unkritisch im Blick auf die eigene Berichterstattung, aber immerhin kommt auch die „Gegenseite“ in Person von Iwan Rodionow (ruptly.tv) und  Wjatscheslaw Seewald (Seewald.ru) zu Wort. (Link; mp4)

Der Beitrag beginnt bei ruptly in Berlin, „einer Nachrichtenagentur, die zum russischen Staatsfernsehen gehört„, weiß der Sprecher. Der Hinweis auf den russischen Staat als Gründer und Geldgeber darf natürlich nicht fehlen. Doch was sagt das aus? Über die Inhalte des Senders, über die journalistische Unabhängigkeit, über die Ausgewogenheit und Objektivität erst einmal gar nichts. Ein Sender, der vom Staats finanziert wird, ist erstmal genauso ein Sender, wie jeder andere, der von Privatleuten finanziert oder – wie hierzulande – ein Staatsfunk, der per Gesetz und Zwangsgebühren finanziert wird.

Das Einzige, was im Journalismus zählt, ist immer und ausschließlich die Information und nicht der Überbringer.

Diese einfache Erkenntnis erschließt sich leider vielen Zeitgenossen nicht. Die wundern sich dann zB hier im Blog, warum es kein Impressum gibt. Als ob auch nur irgendeine Information dadurch vertrauenswürdiger oder zweifelhafter würde, weil der Überbringer einen „Ruf“ hätte oder für irgendeine journalistische „Leistung“ bekannt wäre oder eben nicht. Genau genommen ist genau DAS der Beginn von Propaganda und diejenigen Zeitgenossen, die das nicht verstehen, sind ganz vorne dabei, wenn es darum geht Opfer von Propaganda zu werden. Sie glauben nämlich Nachrichten schon deshalb, weil sie in einem Medium veröffentlicht werden, von dem sie denken, dass es sie in der Vergangenheit richtig informiert hat. „Muss ja schon stimmen, wenn die Tagesschau es sagt„, lautet die gefährliche Devise. Denn dass in der Tagesschau gelogen wird, das sich die Balken biegen, haben wir hier bekanntlich mehrfach nachgewiesen.

Von wem eine Information stammt, kann also bestenfalls ein Indiz für die Glaubwürdigkeit sein, aber ganz bestimmt kein Beweis für ihre Richtigkeit.

Wenn RT oder ruptly also auf staatlichem Fundament aufgebaut sind, sagt das allein noch absolut gar nichts über Qualität, Ausgewogenheit und Objektivität der Nachrichten und Informationen, die von dort verbreitet werden. Auch wenn 3sat gerne etwas anderes suggerieren möchte, weil man sich dort fälschlich als unabhängig vom Staat sehen möchte und geradezu von der Naivität der Bundesbürger lebt, die ernsthaft glauben, ARD und ZDF seien uneingeschränkt vertrauenswürdige Informationsquellen.

3sat_RodionovVorgestellt wird ruptly-Chef Iwan Rodionow: „Früher arbeitete er für das ZDF. Heute hält Rodionow die deutschen Medien, vor allem was die Ukraine-Berichterstattung angeht, für politisch gesteuert.“

An Letzterem kann es keinen ernsthaften Zweifel geben, wie nicht nur unsere aktuellen Wochenanalysen im Juni gezeigt haben. Wer ernsthaft glaubt, es sei Zufall oder „Pietät“, dass die ARD-Hauptnachrichtensendungen keine Toten, Verletzten, zerbombte Häuser und verzweifelte Flüchtlinge zeigen, der glaubt auch in der Ukraine hätte eine „Revolution“ stattgefunden oder Merkel und Steinmeier würden sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen.

Wirklich interessant wird es nach 2 Minuten, denn da stellt der Sprecher im Beitrag fest:

„Als Deutschland-Experten setzt RT unter anderem auf Menschen wie AFD-Politiker Paul Hampel oder Jürgen Elsässer. Als der umstrittene Publizist im russischen Haus in Berlin eine Sonderausgabe seines Magazins mit Putin-Reden vorstellt, ist die Nachrichtenagentur Ruptly vor Ort, darf drehen. Im Gegensatz zur „kulturzeit“, die wollte Jürgen Elsässer nicht dabei haben.“

Da wundert sich also die selbsternannte „kulturzeit“, dass bei RT Menschen zu Wort kommen, die im besten Sinne für eine Opposition in Deutschland stehen und in den hiesigen Staatsmedien entweder ignoriert oder diffamiert werden. Es ist kaum ein paar Wochen her, da verbreitete die „kulturzeit“ im Duett mit Jutta Ditfurth übelste Nachrede und Verleumdungen gegen die Montagsdemos und namentlich Jürgen Elsässer. Nun wundert man sich dort scheinheilig, wenn Jürgen Elsässer diesen unausgewogenen Hetzmedien nicht mehr als Projektions- und Pöbelfläche dienen möchte. Dass die deutschen Hetzmedien, wenn es um Stimmungsmache gegen Russland und namentlich Putin geht, regelmäßig nichtsnützige Vandalen wie Pussy Riot heranziehen oder dezidierte Putin-Basher wie Belkowskij, haben wir hier erst gestern und ausgiebig in den vergangenen Monaten nachgewiesen.

Klick: ab 31.minJürgen Elsässer: „Diese einseitigen Hetzmedien bekommen von uns keine Interviews mehr.“ [Applaus]

Sprecher: „Jürgen Elsässer schimpft über lügnerische Monopolmedien und sieht in der Ukraine nato-gestützte Faschisten am Werk. Auf dem Podium auch der Pressesprecher der russischen Botschaft. Er sagt, viele deutsche Medien würden eine Mauer zwischen Russen und Deutschen errichten.“

Dass der Mann damit vollkommen Recht hat, kann man massenhaft in den Leserkomentaren deutscher Mainstreammedien nachlesen, wo sich die Bürger zu tausenden gegen die anti-russische Hetze wenden – um dann auch noch von genau diesen Hetzmedien als Putins Trolle diffamiert zu werden. Beispielhaft für die einseitige Hetze steht Boris Reitschuster, den wir hier auch schon mehrfach aufs Korn genommen haben und der sich im „kulturzeit“-Beitrag über Beschimpfungen ausheulen darf, die er sich mit seiner Propaganda redlich verdient hat. Mit Reitschuster wird es jetzt abenteuerlich und grotesk:

„Hinter solchen Zuschriften stecken oft keine realen Personen – hat Reitschuster herausgefunden – sondern gefälschte Facebook-Profile. Eien Hackergruppe veröffentlichte kürzlich Dokumente einer St.Petersburger Firma. Von diesem Haus aus soll sie Blogger fürs Meinungsmachen bezahlen.“

3sat_reitschusterAuch diesen Blödsinn haben wir hier bereits zwei Mal analysiert. Erstens haben wir (bzw. SZ und FAZ) festgestellt, dass diese angeblichen Blogger gar nicht in deutschen Medien schreiben. Zweitens haben wir uns gewundert, wie das angeblich geleakte Material sich innerhalb von 2 Wochen versiebenfacht. Und drittens handelt es sich angeblich um Blogger und nicht um Hassmail-Schreiber. Dass Putin auch noch Hassmail-Schreiber bezahlen würde, setzt dem Wahn die Krone auf. Reitschuster ist also noch in seiner Heulerei über die Reaktion auf seine unsägliche Hetze ein Lügner mit wirklich absonderlichen Wahnvorstellungen. Dass die selbsternannte „kulturzeit“ sich nicht einmal die Mühe macht, den kruden Unsinn Reitschusters zu recherchieren, bestätigt im Übrigen noch einmal Elsässers vernichtendes Urteil.

Nach Reitschuster werden die russisch-stämmigen Brüder Seewald vorgestellt, die durch ihre Petition „Russia Today auf Deutsch“ eine gewisse Bekanntheit erlangt haben. Empört über die einseitige deutsche Hetze und Desinformation gegen Russland haben sie Webseiten (u.a. seewald.ru) erstellt, die ein Gegengewicht gegen die deutsche Propaganda darstellen sollen:

3sat_seewaldWjatscheslaw Seewald:„Das ist die ungeschminkte Wahrheit! Das sind Amateurvideos vor Ort! Das ist nicht jemand der sagt „so war das“, sondern das ist jemand der sagt: „Ich seh das und ich zeig das, was ich gerade sehe.“

Eine zweifellos wichtige Arbeit. Natürlich ist auch diese nicht ausgewogen, genauso wenig, wie dieser Blog ausgewogen ist. Aber das ganze Bild ergibt sich eben immer erst dann ansatzweise, wenn man beide oder alle Seiten eines Konflikts betrachtet hat. Genau DAS, die umfassende und ausgewogene Darstellung wäre eigentlich die Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender, wie sie im Rundfunkstattsvertrag festgelegt ist, wogegen aber ARD und ZDF in eklatanter und politisch intendierter Weise massiv verstoßen.

Nach einem vollkommen unsinnigen Statement von Norbert Bolz, der in den authentischen Videos eines Konflikts eine erhöhte Gefahr der Manipulation sieht, werden kurze Ausschnitte aus den gesammelten Videos der Seewalds vom Krieg in der Ukraine gezeigt, die den deutschen Zuschauern aus einem einzigen Grund in den Nachrichten vorenthalten werden: Die Deutschen sollen sich eben KEIN richtiges Bild über die Vorgänge in der Ostukraine machen dürfen. Weil sie den Krieg Poroschenkos und seiner Milizen dann massiv ablehnen und die Bundesregierung unter Druck setzen würden.

3sat_mädchenNoch einmal kommt Propagandist Reitschuster zu Wort und darf ein Beispiel für angebliche russische Propaganda präsentieren: Ein Mädchen, das angeblich in der Ostukraine ums Leben kam, sei tatsächlich in Russland gestorben. Auch hier sehen wir die gleiche Masche, die wir bei ARD und ZDF schon mehrfach nachgewiesen haben, dass sie nämlich gar nicht klarstellen, in welchem Medium und welchem Kontext genau dieses Bild gezeigt wurde. War es irgendein Blog? War es RT oder Rossija? Vermutlich war es nicht das staatliche russische Fernsehen, denn sonst hätte man das hier breit ausgewalzt. Es wird also wieder einmal völlig verzerrend private Bloggerei mit staatlichen Medien vermischt, um angebliche staatliche Propaganda zu behaupten und das ausgerechnet von einem deutschen Staatssender, dem wir hier bereits mehrfach falsche Bild- und Videoquellen nachweisen konnten.

Zu diesem Thema gibt es als Bonus am Ende dieses Beitrags noch ein kleines aktuelles Beispiel!

kulturzeit-Moderatorin Andrea Meier bilanziert nach dem Beitrag: „Russia Today – staatlich finanziert – hat also das Ziel, Vorurteile und Klischees über Russland international abzubauen. Das dürften die „Deutsche Welle“ für Deutschland und  der „BBC World Service“ für Großbritannien ebenso in Anspruch nehmen, allerdings hat dort Hetze keinen Platz.“

Hetze? Wurde in dem gesendeten Beitrag auch nur ein Beispiel für Hetze von RT oder ruptly gezeigt? Offensichtlich nicht! Wenn Meier hier von Hetze spricht, dann ist SIE es offensichtlich, die gegen die russischen Sender hetzt.

3sat_konvertiten-fakeUnd weil Doppelmoral und Propaganda in den deutschen Hetzsendern so schön einfach nachzuweisen sind, empfiehlt es sich bei der selbsternannten „kulturzeit“ noch ein paar Minuten dranzubleiben und den nächsten Beitrag über europäische-islamistische Kämpfer zu schauen. Nach 10 Minuten und 50 Sekunden (Link; mp4) präsentiert der Staatsfunk dort nämlich zwei angeblich zum Islam konvertierte Mädchen aus Österreich, die jetzt in Syrien sein sollen und präsentiert dazu ein Foto zweier tatsächlich vollverschleierter Mädchen. Nur ist dieses Foto bereits vor 2 Jahren auf einem islamischen Blog veröffentlicht worden, zu einem Zeitpunkt, als die damals 13- und 14-jährigen Österreicherinnen nach dem, was man den Eltern glauben kann, mit Islamismus noch nichts am Hut hatten.