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ARD, Desinformation, EU, Griechenland, Neoliberalismus, Propaganda, Staatsmedien, Verzerren, ZDF
13 Montag Jul 2015
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ARD, Desinformation, EU, Griechenland, Neoliberalismus, Propaganda, Staatsmedien, Verzerren, ZDF
Cassandro sagte:
Könnten hier nicht mal erst kleinere Brötchen gebacken werden, als diese größenwahnsinnigen Gedanken, Sachverhalte ändern zu wollen, die seit Jahrtausenden sich immer wieder aufgedrängt haben? Sind wir hier denn besser, als diese Schwachmaten mit ihre New World Order? Da hirnen doch tatsächlich hier welche dran rum, das Elend mit dem Zins und Zinseszins endlich abschaffen zu wollen hier. Klar, das ist jetzt auch das Problem der Stunde. Und wahrscheinlich wird von den Gleichen auf irgendeinem Sparkassen- oder Lebensversicherungsblog über die niedrigen Zinsen gejammert.
Kirsten sagte:
Nee, können wir nicht (mehr).
Denn mit ganz genau der Haltung, die Du beschreibst („können hier nicht erstmal kleinere Brötchen gebacken werden“) hat sich die Mehrzahl der Menschen immer wieder in ihre kleinen Verhältnisse drängen lassen. So, dass sie für die wenigen, die in großen Zusammenhängen denken („Think Big“) kampflos das Feld geräumt haben. was dabei rausgekommen ist, sehen wir heute: 2% der Menschheit gehört über 90 % des menschlichen Besitzes.
Es wird keinen Tag geben, an dem alle kleinen Probleme gelöst sind und wir uns entspannt den großen zuwenden „können“. Auch wenn „man“ immer wieder versucht, uns durch Angstmache genau in dem Zustand zu halten, in dem die meisten sich lieber um ihre kleinen Probleme kümmern: Einige von uns müssen sich mitten im Schlamassel der kleinen Dinge um die ganz großen kümmern. Ich bin sehr froh, dass es hier welche davon gibt, die das tun!
federleichtes sagte:
Was als „kampfloses Räumen eines Feldes“ interpretiert werden muss, lässt fragen, auf welchem Feld diese Menschen dann sind. Vor allem erst mal nicht mehr auf dem Feld des Kampfes, wo sie – wenn sie „anständige“ Menschen sind – nur verlieren können.
Feld bedeutet genauer beschrieben „Bewusstseins-Feld“. Bewusstsein bedeutet zu verstehen. Dass zum Beispiel der KAMPF um Frieden dem Krieg dient. Dass zum Beispiel die Bewahrung der eigenen Ich-Identität ein höherer Wert, eine Integrität mit einem Gemeinschaftswesen entsteht.
Kleine Probleme haben mit DEM Problem (fehlender Integrität) nichts zu tun. Sie ließen sich als kleine Prüfungen interpretieren, wie ernst Mensch es nimmt, sich seine Lebensfreude nicht rauben zu lassen. Als kleiner HInweis „Desiderata“:
„Gehe gelassen inmitten von Lärm und Hast
und denke an den Frieden der Stille.
So weit als möglich, ohne dich aufzugeben,
sei auf gutem Fuß mit jedermann.
Sprich deine Wahrheit ruhig und klar aus,
und höre Andere an,
auch wenn sie langweilig und unwissend sind,
denn auch sie haben an ihrem Schicksal zu tragen.
Meide die Lauten und Streitsüchtigen.
Sie verwirren den Geist.
Vergleichst du dich mit anderen,
kannst du hochmütig oder verbittert werden,
denn immer wird es Menschen geben,
die bedeutender oder schwächer sind als du.
Erfreue dich am Erreichten und an deinen Plänen.
Bemühe dich um deinen eigenen Werdegang,
wie bescheiden er auch sein mag;
er ist ein fester Besitz im Wandel der Zeit.
Sei vorsichtig bei deinen Geschäften,
denn die Welt ist voller Betrügerei.
Aber lass deswegen das Gute nicht aus den Augen,
denn Tugend ist auch vorhanden:
Viele streben nach Idealen,
und Helden gibt es überall im Leben.
Sei du selbst.
Täusche vor allem keine falschen Gefühle vor.
Sei auch nicht zynisch, wenn es um Liebe geht,
denn trotz aller Öde und Enttäuschung verdorrt sie nicht,
sondern wächst weiter wie Gras.
Höre freundlich auf den Ratschlag des Alters,
und verzichte mit Anmut auf die Dinge der Jugend.
Stärke die Kräfte deines Geistes,
um dich bei plötzlichem Unglück dadurch zu schützen.
Quäle dich nicht mit Wahnbildern.
Viele Ängste kommen aus Erschöpfung und Einsamkeit.
Bei aller angemessenen Disziplin,
sei freundlich zu dir selbst.
Genau wie die Bäume und Sterne,
so bist auch du ein Kind des Universums.
Du hast ein Recht auf deine Existenz.
Und ob du es verstehst oder nicht,
entfaltet sich die Welt so wie sie soll.
Bleibe also in Frieden mit Gott,
was immer er für dich bedeutet,
und was immer deine Sehnsüchte und Mühen
in der lärmenden Verworrenheit des Lebens seien –
bewahre den Frieden in deiner Seele.
Bei allen Täuschungen, Plackereien und zerronnenen Träumen
ist es dennoch eine schöne Welt.
Sei frohgemut. Strebe danach glücklich zu sein.“
Gruß
Wolfgang
Vereinsamte Staaten sagte:
@ Kirsten
Erstaunlich, die „Unkenntnis“ von Cassandro, falls die echt sein sollte und nicht vorgetäuscht.
Dabei gibt es einen sehr engen Zusammenhang zwischen der kriminellen Propaganda-Problematik und dem nicht selten kriminellen Handeln der professionellen Zins-Melker.
Wer sich z.B. die Mühe macht, mal nachzusehen, wer eigentlich so in oder hinter der berüchtigten „Atlantik-Brücke“ steckt,die ja einen wesentlichen Anteil an der Propaganda-Problematik in Deutschland hat, der kommt auf die ganz großen Namen der Zins-Vampire, der Kriegsfinanzierer, der Groß-Bankiers-Familien.
Deren „Schuldgeld-System“ mit dem Zwang zur ständigen Kredit-Ausweitung steckt sowohl hinter dem irrsinnigen Wachstumszwang – alsauch hinter der Scheinlösung durch immer neue, kreditfinanzierte Rüstung und Kriege.
Wer ein wenig helle ist, kann das heute begreifen.
Vielleicht auch „Cassandro“?
P.S. Ich hatte schon auf das Buch von Ellen Brown, „Web of Debt“ zu diesem Thema hingewiesen, das auch Alternativen aufzeigt, die bereits praktiziert werden.
Auch an diesem Thema intensiv gearbeitet hat Margit Kennedy, „Geld ohne Zinsen“.
Es gibt eine Vielzahl weiterer Arbeiten zu diesem Thema.
Übrigens ist der in den Preisen versteckte Zinsanteil (dadurch, das auf allen Stufen von Produktion und Handel in der Regel Zinsen anfallen) sehr massiv, er ist deutlich höher als die Mehrwertsteuer.
Er liegt in der BRD derzeit bei durchschnittlich über 40% der Kaufpreise, bei Mieten
eher in der Region 70%.
Das zeigt auch, wie gravierend das Problem ist.
federleichtes sagte:
Mit Ganz-egal-wie-Wachstum, Fortschritt-für-Dumpfbacken und leistungslosen Gewinnen ließen sich genau die Menschen, die heute Paralysierten, begeistern, die für Ruhe in einem abgewirtschafteten Laden sorgen: Herr, lass Wunder regnen, wir sind gescheitert.
(Die Projektion des eigenen Scheiterns vielleicht auch ein Grund für den Hass auf das System in Griechenland – als wäre das anders als hier – und die Griechen – als wären die anders als anderswo.)
Was scheitert-e ist das System für die Mittelschicht. Die Eliten interessiert DIESES Teil-System nicht, weil sie immer Gewinner sind. Und die Verlierer interessiert es auch nicht, weil sie immer „Verlierer“ sind.
Etwas dumm für die Eliten nur, dass die Absteiger aus der Mittelschicht lernten – Menschen können sich arrangieren-, Verlierer zu sein. Der Effekt ist ja, dass immer mehr Menschen dem System ihre Mitwirkung versagen, wenn auch nicht aus Einsicht/Freiem Willen.
Einige exponentielle systemische Entwicklungen lassen, meine ich, den Rückschluss zu, es handele sich um Versuche der Machterhaltung. Immer weniger Aktive, Ausbeutung erfordert immer höhere Investitionen, Zinsen gleich Null – wie kann man den Verlust (der bereits durch Nicht-Wachstum entsteht!) kompensieren.
Übrigens läst sich qualitatives Wachstum auch bei der Propaganda beobachten – es wird immer dreister.
Auf einem anderen Blog konnte ich drei Jahre verzweifelte Anstrengungen, wie dieses wunderbare System zu reformieren, zu retten sei, begleiten. Genau in diesem Sinne:
„… wird von den Gleichen auf irgendeinem Sparkassen- oder Lebensversicherungsblog über die niedrigen Zinsen gejammert.“
An Diskussionen über das Geldsystem wollte ich mich nie beteiligen, weil es mir nur Wirkung einer ganz anderen (verdeckten) Ursache ist.
Ein „Danke“ an Sie, nicht nur für diesen Kommentar.
Wolfgang Jensen
Passivist sagte:
Der wesentliche Unterschied zwischen Merkel / Schäuble und Tsipras / Varoufakis ist doch: die griechischen Politiker hatten die Courage, sich vor ihr Volk zu stellen und ihnen die Wahrheit zu sagen: es ist vorbei. Wir werden diese gigantischen Schuldensummen nie wieder zurückzahlen können. Das war mutig und ehrlich.
Dafür wäre Merkel viel zu feige. Sie weiß genau so gut, dass dies die Wahrheit ist, hängt aber viel zu sehr an ihrem Amt, als dass sie das zugeben würde. Also werden den Griechen weitere Milliarden „Hilfe“ aufgedrängt, obwohl sie selber schon abgewunken haben, weil sie längst bemerkt haben, dass diese Politik sie nur immer tiefer ins Dilemma führt.
Merkel dagegen fehlt der Popo in der Hose, ihrem Wahlvolk einzugestehen, dass die Gelder aus all den Rettungsschirmen und -paketen für immer verschwunden sind. Allerdings nicht in den Taschen der griechischen Bevölkerung. Lieber noch einmal Milliarden nachschieben, sich weiter in die Tasche lügen und hoffen, dass man das Loch wieder ein paar Monate stopfen kann, möglichst bis zum Ende der eigenen Amtszeit. Dass der unausweichliche Knall dann am Ende nur um ein vielfaches größer sein wird, soll nicht mehr Muttis Sorge sein.
Und das Volk, die liebe Mitbürger? Schluckt einfach alles. Schimpfen höchstens ein bisschen auf die „faulen Griechen“, aber keiner kommt auf den Gedanken, einmal die Rolle der eigenen Politiker zu hinterfragen. Es ist das Konzept Muttis und des Finanz-Ministers, das hier gerade katastrophal auf die Nase fällt, aber auf der Anklagebank unserer Medien sitzen „die Griechen“. Mutti und Schäuble werden dafür gefeiert, dass sie den Griechen noch weiteres Geld reinpumpen, das diese auch niemals zurückzahlen werden können, und deshalb schon gar nicht mehr haben wollen. Es ist absurd.
U 96 sagte:
Once again..
http://www.anderweltonline.com/wirtschaft/wirtschaft-2013/deutschland-kann-und-muss-den-euro-retten/ (2012)
( http://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-2015/warum-die-schuldenkrise-noch-nicht-geloest-werden-darf/ / http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1952 / http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=1925 )
Eigentlich würde ein bestimmtes Churchill-Zitat die Sache wunderbar abrunden. Käme allerdings nicht besonders gut hier an vermute ich.
Aspasia sagte:
Immerhin hätte nie gedacht, dass ich Flassbeck einmal zustimmen müsste. Aber er hat schon Recht mit der Frage, wie man das Geldeinspeisen in die „Realwirtschaft“ denn erzwingen soll.
Was in der Geldutopie von Schwundgeld und dgl. so gern übersehen wird, ist die Form des Reichtums, die in der bürgerlichen Epoche gesellschaftlich gültig ist. Stofflicher Reichtum wird partikular und konkurrent hergestellt, um dann in der Zirkulation – hoffentlich – in den Aggregatzustand abstrakten Reichtums verwandelt werden zu können, also in Wert. In derartig komplexen Zusammenhängen als ausschließlichen Übeltäter dann das zinstragende Kapital auszumachen, ist schon arg verkürzt und möchte an den Verhältnissen nichts ändern, sondern sie endlich ins Recht setzen.
Lesenswert hierzu:
http://www.exit-online.org/link.php?tabelle=autoren&posnr=18
Werner Kämtner sagte:
Hallo Freunde der Wahrheit!
Geht mal auf http://www.veteransnewsnow.com dann könnt Ihr die Meinung lesen über unsere Medien. Scroll durch dann kommt TOP 50 ARTICLES : darin findet ihr- Entire Western Media is a troll. Auch findet Ihr Sachen die Euch bestimmt Interessieren.
Lesenswert. MfG
be sagte:
Gelder werden erzeugt durch eintackern in den Computer.
Mehr nicht? Nein!
Deshalb die monatelange SHOW.
Der Bevölkerung könnte der Bluff mit der Bilanzverlängerung klar werden.
Dumm halten und weiter persönlich gut abkassieren solange es geht ist die Devise in Brüssel.
100 Mrd wurden bei der Bankenkrise übers Wochenende erzeugt – für die Bankenrettung -. Wie das … Bilanzverlängerung
friedensblick sagte:
Heiner Flassbeck zweifelhafter Vorschlag ist, Unternehmen zu „zwingen“, sich stärker zu verschulden, auch der Staat müsste sich mehr verschulden und dann das Geld ausgeben / investieren.
Dabei müsste Flassbeck klar sein, dass verstärkte Kreditaufnahme hierzulande wieder zu steigenden Zinsen führen würden. Er ignoriert den ausbeuterischen Aspekt der Zinswirtschaft, über den Zinses-Zins Effekt. Das heißt, dass Schuldner einen wesentlich höheren Betrag zurückzahlen, als sie aufgenommen haben.
Es gäbe Alternativen: Die Zinsen könnten gegen Null sinken, wenn eine Umlaufsicherung von Bargeld eingeführt werden könnte. Damit wären Schalterstürme, wie in Griechenland zu beobachten, die Grundlage entzogen, und die Schuldner würden entlastet zulasten der Geldverleiher.
http://friedensblick.de/14835/heiner-flassbeck-kennt-keine-umlaufsicherung/
Vereinsamte Staaten sagte:
@ friedensblick
Es stimmt, Herr Flassbeck denkt „im Rahmen des Zinsgeld-Systems“, also im Rahmen des real existierenden Irrsinns. Das fällt aber kaum auf, weil dabei fast alle mitmachen, derzeit noch – bis zur Implosion des Systems.
Derartiges Denken und entsprechendes Handeln ist zwar „üblich“, aber einerseits völlig ohne Hoffnung und andererseits moralisch höchst fragwürdig, um es höflich auszudrücken.
Der Zins ist nicht ohne Grund bis ins Mittelalter hinein immer wieder geächtet worden und vom Islam bis heute geächtet.
Eine Alternative stellt tatsächlich zinsfreies, umlaufgesichertes Geld dar, wie es Silvio Gesell entwickelt hat und wie es z.B. in Wörgl, Österreich während der Zeit der Weltwirtschaftskrise sehr erfolgreich genutzt wurde.
Näheres dazu ist leicht via Google zu finden, nehme ich an.
Wurzelzwerg sagte:
@ Vereinsamte Staaten
Ohne Zinsen gäbe es keine Banken. Einfach nur fremdes, zirkulierendes Geld zu verwalten, ohne seinen Reibach zu machen – wen interessiert das unter heutigen Verhältnissen schon? Aber eben nicht nur unter heutigen Verhältnissen, die Zinsgeschichte ist uralt, ich darf an das Italien zur Zeit der Renaissance erinnern, und England hätte den Kapitalismus auch nicht so früh einführen können ohne Banken.
Vielleicht sollte man weniger spintisieren.
Kirsten sagte:
@Wurzelzwerg
Nope, genau deswegen VIEL MEHR „spintisieren“.
Wenn nämlich eine Sache scheinbar „alternativlos“ ist wie in deinem Post der Zins, dann mangelt es zu aller erst an anderen, neuen Ideen. Und die erscheinen aufgrund der vermeintlichen Alternativlosigkeit zwangsweise erst einmal als „spinnert“. Sie deswegen nicht zu denken, hieße kampflos aufzugeben ;-)
Vereinsamte Staaten sagte:
@ Kirsten
Ihre Haltung zu „alternativlosen Wahrheiten“, ob von Karl Marx oder von anderen, teile ich. – Ich habe gerade etwas weiter unten auf den fragenden Beitrag von MarcoM geantwortet, mit einigen weiteren Anregungen zum „Spintisieren“.
Natürlich lassen wir uns von den Versuchen, ausgerechnet hier Denkverbote auszusprechen, wohl kaum beirren – schon garnicht, wenn sie aus dem Reich der Wurzel-Geistchen stammen, und ein solches, offenbar manchmal zum Pöbeln neigendes Geistchen, das Zugang zu einem PC hat, lustigerweise den Marxschen Materialismus apodiktisch vertritt – das entbehrt nicht einer gewissen freiwilligen oder unfreiwilligen Komik.
Wurzelzwerg sagte:
@ Vereinsamte Staaten
O.T. Ein Tipp: Du solltest vielleicht mal einen Schritt zurücktreten. Übernimmst du dich da nicht etwas?
Ich habe absolut nichts dagegen, scheinbare Alternativlosigkeiten zu vergleichen. Und du meinst, du würdest eine Alternative herausfinden, wenn du nur lange genug darüber nachdenkst? Na, dann viel Glück.
g.s. sagte:
Vor einigen Monaten hat die erste islamische Bank eine Banklizenz in Deutschland bekommen, war mal eine kleine Meldung.
Vereinsamte Staaten sagte:
@ g.s.
Ganz richtig, es gibt eine erste „islamisch“ orientierte Bank in Deutschland.
Eine Grundidee des „islamischen“ Bankwesens ist es, keine Zinsen zu vereinbaren,
sondern nur eine Beteiligung an tatsächlich eingetretenen Gewinnen aus Geschäften, die an deren Gewinn (und Verlust, von der Idee her, die Wirklichkeit nicht aus den Augen zu verlieren) man beteiligt ist.
Also nicht eine übergeordnete Ebene der Macht des „Geldgebers“ abstrakt-juristisch gegen die tatsächlich wirtschaftenden Menschen zu schaffen.
In dieser „Meta-Ebene“ tritt die Gefährdung durch die Hybris, durch das Verlieren der Mitmenschlichkeit, der „Bodenhaftung“ der „Geldgeber“ auf – furchtbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen die Natur sind immer wieder die Folge, wie gerade in Griechenland zu sehen ist, oder in Irland (oder in Fukushima, auf andere Weise) oder an vielen, vielen weiteren Orten weltweit.
MarcoM sagte:
Dazu fällt mir ein, dass Jens Berger von den NachDenkSeiten in einem Beitrag über Wachstums- und Zinskritik meinte, er sehe keinen Unterschied zu einer Umlaufsicherung und Inflation, da beides ja gleich wirke. Das überrascht etwas, da es Berger wohl in diesem Zusammenhang nicht in den Sinn kam, dass die Inflationsrate ja gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zurückgeht und gar in eine Deflation umschlagen kann. Wo ihm sonst dieser Zusammenhang doch klar ist. Hier liegt ein Vorteil der Umlaufsicherung. (Desweiteren sieht er im Zins einfach nur den Preis, den jemand zu bezahlen hat, der Geld nachfragt – hier bin ich mir nicht sicher, ob man das so sehen kann, oder ob er Zinseszins-Effekte dabei übersieht.)
Wenn man es aber schafft, eine vorgegebene Inflastionsrate von z.B. ca. 2% einzuhalten, sehe ich in der Tat keine bedeutenden Unterschied zu einer Umlaufsicherung. Und hier kommen dann auch die von Flassbeck geforderten höhere Löhne ins Spiel: diese stimmulieren nicht nur die Nachfrage, sondern wirken sich so damit dann auch auf die Inflation aus, die dann wieder steigt. Somit dienen Forderungen nach höheren Löhnen auch einer Umlaufsicherung des Geldes.
Vereinsamte Staaten sagte:
@ MarcoM
Das Übersehen des Zinseszins-Effektes ist ein Teil der Zinsproblematik. Der Zinseszins-Effekt (geometrisches Wachstum) führt immer wieder zur Selbstzerstörung von Zins-Systemen, da Volkswirtschaften (die ja auf der Naturgrundlage und auf menschlicher Arbeit beruhen) eben nicht längere Zeit geometrisches Wachstum durchhalten können.
– Ein weiterer Faktor, der zur Selbstzerstörung durch Wachstums-Zwang führt, ist die Tatsache, daß im Fiat-Geldsystem der Banken Geld durch Kredit-Schöpfung entsteht, das Geld zur Zinszahlung aber durch weiteren Kredit zusätzlich geschöpft werden muß und so fort ad infinitum – ein Rückkopplungs-Effekt, der zu enormem Streß für Menschen und Natur führt.
Eine umfangreich über Jahrzehnte recherchierte, auch historische Darstellung dieser Problematik finden Sie z.B. in:
Ellen Brown, Web of Debt.
– Den Hintergrund des christlichen / des islamischen Zinsverbotes zu verstehen, erfordert einige Empathie-Bemühungen, kann aber zu echten Aha-Erlebnissen führen über das Wesen des Sozialen.
Die Zinsen stellen eine ihrem Wesen nach „asoziale“ Metaebene oberhalb der realen Arbeitsprozesse von Menschen an der Natur dar, den Versuch, diese Lebensprozeße einem mechanistischen, lebensfremden Denken, einer „Taktung“ zu unterwerfen.
In diesem Bereich ist die Sozialschädlichkeit (und die resultierende Umweltschädlichkeit) des Zinswesens zu finden.
MarcoM sagte:
Wenn ich mich recht entsinne, hatte Berger sogar explizit in seinem Beitrag, auf den ich mich oben bezog, die Notwendigkeit von Krisen in unseren Wirtschafts- und Finanzsystem eingeräumt, um eben kein exponentielles Wachstum zu haben. (D.h. also das angeblich beste System von allen denkbaren Systemen benötigt das regelmäßige, zyklische Aufkommen von Krisen, um halbwegs zu funktionieren!) Ich fragte mich oben aber eher, ob man die Zinsen für einen Kredit wirklich einfach wie einen Preis für die Ware Kredit sehen kann, den man halt nur in Raten abzahlt, oder ob man da nicht irgendwelche verdeckte Kosten übersieht. Aber in der Tat muss der Preis für das neu geschöpfte Geld (welches durch die Kredittilgung ja wieder vernichtet wird) wiederum durch neu geschöpftes Geld bezahlt werden, welches wiederum einen Preis hat, welcher zu bezahlen ist, u.s.w. Eine Tatsache unseres Geldsystems, welche man leicht übersieht. Das hatte ich oben auch nicht auf dem Schirm. Danke für den Hinweis. Wenn der Zins dafür konstant ist, erhält man so als Preis eine geometrische Reihe bzw. eine geometrische Reihe ohne erstes Glied: Kz^1 + Kz^2 + Kz^3 + … (wenn K den Kreditwert und z den festen Zins als Wert zwischen 0 und 1 bezeichnet). Da die Reihe konvergiert, kann man diesen Wert (P) als den Preis für den Kredit K bezeichnen, während Berger als Preis für den Kredit K wahrscheinlich nur Kz im Sinn hatte, da P ja nicht von dem Kreditnachfrager aufgebracht werden muss, sondern nur K*z. Ändert aber nichts daran, dass unser Wirtschaftssystem auf prozentuales Wachstum basiert, und dieses zwangsläufig regelmäßig zu Krisen führt, da es ohne Krisen nicht funktioniert.
Nach Gregory Bateson (1904-1980, ein englischer Anthropologe und Kybernetiker) ist aber nicht nur exponentielles Wachstum problematisch, sondern grundsätzlich die Idee von stetigem Wachstum und stetiger Akkumulation (monotones Wachstum). In seinem Buch „Mind and Nature: A Necessary Unity“ beschreibt er das Monotonieverhalten in der Natur (auf drei Ebenen: der biologischen (Leben), der mechanischen (Dampfmaschinen, Verbrennungsmotoren) und der der sozialen Phänomene) und kommt aufgrund seiner Untersuchungen zu dem Schluss, dass ein solches Verhalten, wenn es in der Natur vorkommt, eine Spezies sofort vernichtet, wenn die Rede von einer Maschine ist, versagt sie, und eine Gesellschaft gerät in Verfall und verschwindet. (Siehe auch Alexander Dugin: Die Vierte Politische Theorie, Kap. 3 – Kritik der monotonen Prozesse.)
friedensblick sagte:
Der Nachteil von Inflation ist, dass kurzfristig die Kaufkraft sinkt; Arbeiter und Unternehmer werden betrogen. Als Reaktion steigen die Zinsen. Das belastet nochmal Unternehmer und Arbeiter.
Der Vorteil einer Umlaufsicherung ist, dass obige Nachteile vermieden werden, da eben nicht die allgemeine Kaufkraft des umlaufenden Bargeldes sinkt, sondern nur die Kaufkraft des gehorteten Bargeldes.
MarcoM sagte:
Das ist ein Argument :)
La Gioconda sagte:
Man muss feststellen – und da reicht es schon, sich bei ZEIT-Online die Leserkommentare durchzulesen -, dass die Deutschen bei der Russland-Berichterstattung die Einseitigkeit deutlich merken und damit eine riesige Mediendebatte ausgelöst haben; bei der Berichterstattung über Griechenland, EURO und Wirtschaft allgemein hingegen schlucken sie völlig unkritisch den Mainstream und setzen sogar noch einen drauf. Sie formieren sich zu einem gigantischen Stammtisch, an dem man gnadenlos wieder mal den Herrenmenschen gibt und hetzt.
Deutschland findet mehrheitlich die gestern beschlossenen Sparauflagen für Griechenland richtig.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/deutschlandtrend-deutsche-halten-sparauflagen-fuer-angemessen-a-1043500.html
Dass es zu so einem Ergebnis kommt, obwohl Frau Wagenknecht in jeder 2. Talkshow sitzt und wirklich für jedermann verständlich erklärt, dass und warum diese „Hilfsgelder“ niemals die griechische Sonne erblicken, lässt einen schon verzweifeln. Vielleicht ist auf diesem Gebiet die Macht der Medien so groß, weil erstens die wenigsten von Ökonomie eine Ahnung haben und sie zweitens so schamlos die niedrigen Instinkte helfen freizulegen. Denn wenns ums Geld geht…
spöke sagte:
vergessen sie nicht die Zensur in den Kommentaren und in den TV Sendungen. Wer was falsches schreibt oder sagt ,wird nicht abgedruckt oder gesendet.
invernale sagte:
Das entspricht genau meinen eigenen Erfahrungen, auch im Bekanntenkreis. Bei der Ukraine durchaus Gesprächsbereitschaft und das Zugeständnis, dass die Presse nicht neutral berichtet, bei Griechenland nur unreflektierter Hass. Wahrscheinlich liegt es wirklich daran, dass bei Geld der Spaß aufhört bzw. der Verstand außer Kraft gesetzt wird. Bis vor Kurzem hätte ich es für unmöglich gehalten, dass eine derartige mediale Hetze gegen ein ganzes Volk in Deutschland überhaupt möglich wäre. Ich kann mich jedenfalls nicht an Präzedenzfälle erinnern und hatte auch immer geglaubt, dass es seit Ende des 2. Weltkriegs Konsens sei, dass so etwas in der Öffentlichkeit nicht toleriert und schon gar nicht gefördert wird.
Und nein, Vernunft scheint in politischen Debatten leider die geringste Rolle zu spielen. Wagenknecht ist das beste Beispiel dafür.
Reyes Carrillo sagte:
Ja, es ist zum Verzweifeln! Vielleicht ist das Russland-Bashing einfach zu offensichtlich und die (noch!) anhaltende Kriegs-Müdigkeit der Mehrheit zu groß? Und: Die meisten erinnern sich auch noch daran, dass das deutsche Verhältnis zu Russland vor nicht allzu langer Zeit mal ganz anders war (Gorbi-Manie). Der Chauvinismus gegenüber Griechenland, oder wie du richtigerweise sagst, das Herrenmenschentum gegenüber diesem Volk ist möglicherweise „einfacher! Ist im deutschen Wesen tatsächlich der Herrenmensch veranlagt? Ich befürchte ja.
In den NDS schreibt heute ein Leser im selben Bezug: „Wer sich heute fragt, wie ein ganzes Volk zu Nazis, zu Helfern und zu Helfershelfern von Nazis werden konnte, bekommt zurzeit instruktiven Geschichtsunterricht.“
Mit Nazi-Vergleichen habe ich es, anders als bei manchem anderen im Blog, immer etwas schwer. Leider kommt man aber – wie auch dieser Leser – manchmal nicht an solcherart Assoziationen vorbei. Zumindest ist im Deutschen tief das Selbstbild des Fleißigen und Tüchtigen und das des ewigen Zahlemanns verankert (Pispers arbeitet das ja in seiner Kapitalismus-Nummer bravourös ab). Diese wie auch alle anderen das „deutsche Wesen“ betreffenden Zuschreibungen sind freilich nicht „nature“, sondern „nurture“ gemeint. Und mit „nurture“ sind natürlich in der Hauptsache die Lügemmedien gemeint.
Dass die fabelhafte Sahra Wagenknecht auch als Dauer-Talkgast nichts bewirken kann, das wundert natürlich nicht, dich sicher auch nicht. So desillusionierend das auch ist. Flassbeck gibt ja darauf Antworten. Es haben sich im Laufe der Neoliberalisierung dieses Landes, der TINA-Staatsdoktrin Merkels und der komplett versagenden Medien Rezeptionsmuster in die Köpfe eingefressen, die gegen Reflexionen auch der simpelsten Art völlig immunisiert sind. Hinzu kommt, wie gesagt, die Freude am Nach-unten-Treten. Bei einer dann sowieso schon fürs Herrenmenschentum empfänglich konditionierter Grundhaltung kommt dann wohl dieser menschenverachtende Chauvinismus zustande, wie er sich seit Jahren im Crescendo entwickelt hat. Die letzten Monate waren dann schließlich noch von der deutschen Ur-Angst allem Linken gegenüber durchdrungen. Ja, es ist zum Verzweifeln.
Ekkehard sagte:
Tatsächlich sind wohl die allermeisten Bürger dieses Landes finanzpolitische Analphabeten. Dies hat die Arbeit der Propagandisten extrem erleichtert.
Reyes Carrillo sagte:
@Ekkehard
Das stimmt wohl, ist aber andererseits nicht den Leuten vorzuwerfen. Aber das wolltest du sicher auch nicht.
Aspasia sagte:
Das Problem ist, dass Frau Wagenknecht eben auch keine grundsätzlichen Tatsachen benennt, sondern im allgemeinen Bezugsrahmen den Keynesianismus anruft, eine Art Reparatur-Ökonomie für fordistische Strukturen, die längst nicht mehr die Wertproduktion tragen. Das hatte sich in den 1970-er Jahren bereits erledigt. Schon damals erwirtschaftete die Produktion der Waren 1. Ordnung keine Profite mehr und die Flucht in die Produktion der Waren 2. Ordnung (fiktives Kapital) musste beginnen. Wurde seinerzeit im Staatskapitalismus östlicher Prägung die Warenproduktion 1. Ordnung unter Kommando gestellt, werden im „liberalen“ Staatskapitalismus westlicher Prägung (Russland und China eingeschlossen) die Staaten-Subjekte und ihre Zentralbanken zur Bad Bank, die jedwedem fiktivem Wert irgendwelcher Finanzprodukte Deckung bieten und so „Wachstum“ schaffen, koste es welches Menschenleben auch immer.
Der Skandal ist schlicht und einfach, dass das Leben und Überleben unter Finanzierungsvorbehalt gestellt wird: Zugriff auf stofflichen Reichtum, Lebenszeit, Lebenssinn, Muße, Kreativität, Lust, Freude usw. nur in dem Umfang zugänglich sind, als sie den Flaschenhals der abstrakten Wertproduktion passiert haben.
Kirsten sagte:
@Aspasia
Dass keine grundsätzlichen Tatsachen benannt werden, ist im Übrigen ein Problem der ganzen Partei Die Linken. Und der Gewerkschaften. Sie alle wurschteln sich in den bestehenden Verhältnissen zurecht, so lange, bis sie eine Position gefunden haben, die dem Kunden (Bürger) als ausreichend „anti-“ verkauft werden kann, ohne dass diese Position eigene Posten und Funktionen innerhalb des Systems gefährdet. Hat ja auch eine innere Logik: Wenn grundsätzliche Tatsachen benannt würden, wäre man am Ende ja vielleicht überflüssig.
BenSchreck sagte:
Wenn ich das richtig verstanden habe, läßt sich mit dem Herstellen von PKW noch ganz gut Geld verdienen – wenn auch vorwiegend im Luxus-Segment (plus SUV) – und dann wären da noch die Rüstungsgüter.
Aber schon klar: die „Kaufkraft“ der mittleren und unteren Schichten spielt keine Rolle mehr.
stativus sagte:
Vergessen sie den Spiegel, dieses transatlantisch verkümmerte Hetzblatt, das schon in der Ukraine-Krise nur niedere Instinkte vermeintlicher Bildungsbürger anzusprechen wußte, bis heute trotz Leserrückgang nichts gelernt hat und einmal mehr fragwürdige Titelblätter präsentiert, um Öl ins Feuer zu giessen.
War es erst der im Akropolis Adieu blumig verpackte Wunsch nach Rauswurf, dann eine Verunglimpfung des neu im Amt befindlichen MP Tsipras als Geisterfahrer folgt nun noch eine Bedienung von Klischees, die die grölenden Stammtische zur vollsten Zufriedenheit bedienen dürfte. So kann man auch ein ganzes LAnd runterreden und die drohende Zersplitterung Europas vorantreiben.
Es ist weniger die Karikatur selbst, die mir sauer aufstößt – Karikaturen müssen sein und sie dürfen gerne auch bissig sein – als vielmehr die billige und abwertende Überschrift: Unsere Griechen – Annäherung an ein seltsames Volk.
https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/image/title/SP/2015/6/300
Was an den Griechen nun seltsamer sein soll, als an anderen Völkern, uns Deutschen inklusive, verstehe ich nicht. Warum die Griechen uns gehören, verstehe ich auch nicht. Haben die ihre Seele an uns verkauft?
Oder hängt sich der Spiegel hier etwa daran auf, dass die Griechen sich nicht wie Schafe in einer vom deutschen Finanzminister okkupierten EU behandeln und diktieren lassen wollen, weil sie Autoritäten traditionell eher ablehnend gegenüberstehen?
Um Argumente geht es schon lange nicht mehr. Die Medien und die allabendlichen Einschlafrunden reihen sich nur in die Linie ein, die auch in der alternativlosen und sklerotisch anmutenden Politik praktiziert wird. Der zurückgetretene FM Varoufakis bestätigte dies in einem lesenswerten Interview im New statesman. Hier mal ein wichtiger Auszug:
HL: Sie haben gesagt, die Gläubiger hätten Sie abgelehnt, weil „ich es versuche und in der Eurogruppe von Wirtschaft rede, was niemand tut.“ Was passierte, als Sie es taten?
YF: Nicht, dass es nicht gut angekommen wäre – es gab schlicht eine völlige Weigerung, wirtschaftlich zu argumentieren. Völlig … Man bringt ein Argument vor, an dem man wirklich gearbeitet hat – um sicher zu sein, dass es logisch schlüssig ist – und dann schaut man in leere Gesichter. Es ist, als hätte man nichts gesagt. Was man sagt ist unabhängig von dem, was sie sagen. Man hätte ebenso gut die schwedische Nationalhymne singen können – das hätte die gleiche Antwort erhalten. Und das ist irritierend, für jemanden, der an akademische Debatten gewöhnt ist… Die andere Seite engagiert sich immer. Nun, da gab es gar kein Engagement. Es war noch nicht einmal Beleidigt sein, es war, als hätte niemand etwas gesagt.
http://vineyardsaker.de/analyse/unsere-schlacht-griechenland-zu-retten-interview-mit-varoufakis/#more-3850
So schaut es aus! Wir werden nicht von Fachleuten sondern von Dogmatikern und Ideologen reGIERt. Argumente sind zwecklos, solange das System sich selbst und seine Apologeten ernährt.
Wurzelzwerg sagte:
@ stativus
Was wir im Zusammenhang mit Griechenland derzeit erleben, geht nicht darauf zurück, dass Schäuble nun ein besonders „harter Hund“ ist und Merkel die „Liebe, die Gute“ gibt oder dass sie dogmatisch an einmal gegebenen Regeln festhalten – nein, was wir derzeit erleben, ist ungeschminkter Kapitalismus, er war noch nie anders und wird auch nie anders sein. Er basiert darauf, dass der „andere“ der Konkurrent, der Feind ist, der niedergerungen werden muss, man muss immer der Erste sein, der die anderen überragt. All diese Dinge, die Varoufakis in diesem Interview über Schäuble sagt, sind doch nur die Folge davon, dass sich Schäuble kapitalismusgerecht verhält, persönlich mag er sogar ein ganz angenehmer Mensch sein. Wobei natürlich sowohl bei Schäuble als auch bei Merkel hinzukommt, dass sie beide in einem Sachgebiet tätig sind, für das sie keine Ausbildung haben, und alles, was sie tun, als Dilettanten tun. Da hat Varoufakis absolut recht, das verschärft aber lediglich die Situation für Griechenland. Ursächlich für das Scheitern von Tsipras ist bereits das Bestehen der EU als Geschöpf des europäischen Kapitals, um den Profit sicherer steigern zu können, und nicht als das, was man so gern in der EU zu sehen bereit ist: als völkerverbindende Vereinigung der Gleichen. Die EU ist die aggressivste Speerspitze des europäischen, und da besonders des deutschen Kapitals. Ich sehe es so, dass das griechische Volk nur dann eine Chance hat, auf menschliche Weise weiterleben zu können, wenn es einen totalen Bruch mit der EU gibt. Aber selbst diese Chance hatte Tsipras nicht, und das nicht deshalb, weil das nicht der Wählerauftrag war, sondern weil Griechenland vor dem Kollaps steht. Was den Wählerauftrag angeht, so
hatte er auch ein Mandat für das, was in Brüssel herausgekommen war. Also, das ist kein Argument.
Übrigens ein hochinteressantes Interview mit Varoufakis, empfehlenswert, wenn man wissen will, warum Varoufakis zurückgetreten ist und warum Tsipras in Brüssel keine Chance hatte, sich gegen die deutsche Brutalität durchzusetzen.
Reyes Carrillo sagte:
@Wurzelzwerg
OT: Dass du mich ignorierst, hält mich freilich nicht davon ab, dich zu kommentieren.
Zum Thema: Ich wollte mich einfach nur artig dafür bedanken, dass du mir und allen anderen derart zwingend vor Augen geführt hast, dass der, äh, wie heißt das noch, ja genau, also der Kapi…ta…lismus die Ursache allen Übels ist.
Wurzelzwerg sagte:
Ach, Reyes Carillo, wie konnte ich dich nur übersehen! Künftig werde ich erst mal den ganzen Faden durchsuchen, ob Reyes Carillo vorhanden ist, um ihr guten Tag zu sagen. Wäre das so recht?
Wieso habe ich ausgerechnet dir irgendwas vor Augen geführt? Nicht so egozentrisch, meine Liebe. Aber danke, dass dir mein Kommentar aufgefallen ist.
Kriege ich nun ein Bienchen oder einen Eintrag, der vom Erziehungsberechtigten zu unterschreiben ist?
Ich habe auf den Kommentar von stativus reagiert und da insbesondere auf das Interview mit Varoufakis, der viele Ursachen für das Vorgehen in der EU nicht nur in der Person von Schäuble und Merkel sieht, dabei aber das Gesellschaftssystem völlig ausklammert, in dem sich diese Vorgänge abspielen, und im übrigen sicher ein brillanter Gesprächspartner ist. Das Interview kann ich dir empfehlen, falls du es noch nicht gelesen haben solltest. Falls aber doch, bitte ich sehr um Verzeihung für diesen Hinweis, da bin ich dann zu spät gekommen. Künstlerpech.
Anonymous sagte:
Und an was ist D genau schuld ? Etwa, daß wir 1/4 der Gelder in die EU gezahlt haben, die Griechenland dann unter den Parteigängern verteilt hat ? Und welche Einladungen hat HF denn erhalten ?
Kirsten sagte:
@“Anonym“
Vielen Dank, Sie beweisen die Richtigkeit der im vorhergehenden Post aufgestellten Behauptung in Gänze: nicht die geringste Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen und absolut unwillig (weil medien-ferngesteuert), daran etwas zu ändern.
(..) denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. (…) Allerdings nicht wegen der nationalistischen Ressentiments, die mit diesem Gedichts-Auszug häufig verbunden werden, sondern weil derartig viele Menschen so agieren wie Sie und damit der Manipulation Tür und Tor öffnen.
Reyes Carrillo sagte:
@Anonym
OT: Ständig irgendwelche „Anonyme“ hier (wie kreativ!), man weiß gar nicht mehr, mit wem man es zu tun hat!
Bei dir hingegen weiß man’s: Mit einem Trottel. Wenn du nicht mal einem Interview, das dir deine blöden Fragen genau erklärt, folgen kannst.
TobiM sagte:
Eigentlich eine gute Frage. Was Flassbeck mit der Aussage meint, dass Deutschland Schuld sei, ist nicht so leicht ersichtlich. Man muss sich zum Verständnis mit seinen Analysen beschäftigen.
Ich versuche es mal zusammenzufassen:
In einer Währungsunion müssen alle Länder die (Einzel-)Inflationen und somit auch ihre Lohnstückkosten-Anstiege angleichen. Das wurde bei der Einführung des Euros vereinbart (2% Inflation). Wenn dies nicht passiert und ein Land statt dessen Lohndumping betreibt, dann erschleicht es sich einen Wettbewerbsvorteil und exportiert seine Arbeitslosigkeit. Deutschland hat das seit „Agenda2010“ getan. Die anderen Länder konnten sich nicht mehr verteidigen, weil sie ja nicht mehr abwerten konnten, gegenüber der D-Mark.
Anders ausgedrückt: Deutschland hat deflationäre Politik gemacht, während sich die anderen Länder (außer Griechenland) ungefähr an das Inflationsziel gehalten haben.
Unsere deutsche Vollbeschäftigung ist nachweislich(!) keine Folge von Produktivitätsvorteilen sondern eine Folge von Lohndumping.
Hier ein sehr guter Vortrag:
Spitz passt auf! sagte:
Sehr gut war auch folgender Vortrag von Heiner Flassbeck über die Ursache der Eurokrise (2012). Den gibt es unter verschiedenen Namen im Internet und wurde von sehr vielen Leuten gesehen.
Die anschließende Diskussion war auch erfrischend: Fragen und Antworten
Ich bin auch fassungslos wegen der deutschen Politik und den deutschen Massenmedien. Der deutsche Chauvinismus blüht prächtig. Die anderen Länder sollten aufwachen und sich gegen Deutschland verbünden, bevor ihre Wirtschaft ruiniert ist.
Wurzelzwerg sagte:
Erfrischend, dieser Heiner Flassbeck. Hätten wir doch mehr von solchen klugen Köpfen nicht nur auf ökonomischem Gebiet, sondern auf allen Gebieten, und die Deutschen wären bereit, auf sie zu hören und dieses Bundesdeutschland und damit auch den beklagenswerten Zustand der EU in Ordnung zu bringen, so dass Deutschland nicht mehr als Feind, sondern als Freund von den Völkern empfunden wird.
Mir ist aufgefallen, dass zumindest gestern noch in etlichen linken Blogs die Linie vertreten wird, dass es keinen Grexit gab, sei ein Erfolg der Syriza-Regierung. Ich bin da etwas dezidierterer Ansicht, vor allem im Hinblick darauf, dass das griechische Volk nun noch stärker zur Ader gelassen werden soll als bisher, wogegen es sich eindeutig am 5. Juli ausgesprochen hatte. Wer das EU-Diktat für Tsipras kennt, kann nicht bezweifeln, dass es sich dabei um die Barbarenkeule gegen die Völker handelt. Griechenland ist in einer verzweifelten Situation und Tsipras musste Zugeständnisse machen, aber wie die EU-Befehle jetzt vorliegen, übersteigt das alles, was er in der Kürze der Zeit und gegen den Willen des griechischen Volkes überhaupt erfüllen kann. Die Absicht der Merkel und Schäuble, mit diesem Diktat jeden Widerstandswillen gegen die Austeritätspolitik in Europa zu brechen, ist nicht zu übersehen. Die ersten Reaktionen liegen vor, für morgen wird in Griechenland zum Generalstreik aufgerufen.
Die Medien verhalten sich wie gewohnt: Alles, was von „oben“ kommt, ist heilig, und wer daran zweifelt, versteht nichts, ist gar ein Troll – preußischer Korporalsstockgehorsam feiert dieser Tage unselige Urständ. Und damit ist nicht nur das Einwickelpapier BILD gemeint. Dass Heiner Flassbeck sich Ökonomie anders vorstellt als Schäuble oder Merkel oder die strammstehenden deutschen Medien, ist nur zu verständlich, und hoffentlich weiß er, dass er mit seinen Ansichten hierzulande nicht ganz allein steht. Aber es wäre zu oberflächlich, nur von Schäubles oder Merkels Ignoranz oder Ahnungslosigkeit zu sprechen, dahinter steht die neue „deutsche Verantwortung“, mit der die Welt wieder mal beglückt werden soll und die sie nur zu gut kennt. So klug ist man in den Medien auch, das zu erkennen und Standpunkte einzunehmen, die sich für sie auszahlen, zumindest verhalten sie sich systemgerecht. Mit Überraschungen derart, dass sie nach diesem Staatsstreich, wie ich die Vorgänge in Griechenland am liebsten nennen würde, ihrer Verantwortung wenigstens in dieser Frage mal gerecht werden könnten, ist nicht zu rechnen.
Reyes Carrillo sagte:
@Wurzelzwerg
Wie dir persönlich auf den Leib geschrieben:
(Aus Blockupy goes Athens: http://athens.blockupy.org/post/123881416885/die-niederlage-verstehen-heisst-den-sieg)
„Die deutsche Grexit-Diskussion ist romantisch. Sie hängt in weiten Teilen einer alten parteikommunistischen Politikvorstellung an: Ein Prozess des Bruchs soll sich nicht etwa gesellschaftlich, als soziale Transformation und politische Bewegung, vollziehen. Er soll vielmehr per Dekret und nach einer technischen Diskussion von Gesellschaftsmodellen durch die Regierung erlassen werden. Zudem ist die Forderung verantwortungslos, weil sie – und das ist gewichtiger – nicht dem tatsächlichen politischen Prozess entspricht.
Die Menschen haben mit ihrem Nein nicht für den Austritt gestimmt, sie haben die „liberale“ Politik der Angst zurückgewiesen, sie sind in ihrer Kampfbereitschaft ein großes Stück weiter in Richtung eines wirklichen Bruches gegangen, aber haben nicht das Momentum des revolutionären Wunsches formuliert. Unabhängig davon, ob wir es gerne anders hätten. Verantwortungslos wäre ein Grexit zu diesem Zeitpunkt auch deshalb, weil er nicht vorbereitet ist. Weder von Syriza als Regierung oder Partei, noch von kommunalen und lokalen sozialen Räten, geschweige den von Versammlungen der Bewegungen. Damit liegen Fragen für die weitere Strategie und nächste Schritte auf dem Tisch. Aber für den Moment gilt: der Bruch mit dem europäischen Fiskalregime würde jetzt das soziale Desaster verschlimmern und das plebiszitäre Moment des OXI würde umschlagen in eine gelenkte Demokratie und letztlich den Autoritarismus einer linken Regierung, die eine soziale Katastrophe zunehmend autoritär verwalten und gegen die gesellschaftliche Mehrheit den Staat und die Wirtschaft neu organisieren müsste. Der revolutionäre Grexit argumentiert aus bequemer Distanz und ignoriert letztlich diejenigen, die tatsächlich seit sechs Jahren kämpfen, hungern, leiden, hoffen. Sie alle haben Zeit zum Luftholen verdient. Sie entscheiden über den richtigen Zeitpunkt, nicht das Zentralkomitee von Syriza oder eine ferne Revolutionsromantik.“
Cassandro sagte:
„Der revolutionäre Grexit argumentiert aus bequemer Distanz und ignoriert letztlich diejenigen, die tatsächlich seit sechs Jahren kämpfen, hungern, leiden, hoffen. “
Die zuletzt Genannten werden nicht nur von den Kaderkommunisten vergessen, sie werden von so gut wie allen ignoriert, von dem ganzen Gesocks an den „Roulett-Tischen“ in Berlin, Brüssel und wo sonst noch, von den von dumpfem Bierdunst umnebelten Stammtisch-Besatzungen ersatzweise den vor Erdbeertorte mit Schlagrahm sitzenden Kaffeekränzchen im Café de la Paix oder Kranzler oder Sprüngli am Paradeplatz in Züri. Können alle kaum noch laufen vor pekuniärer Kraft und mähren doch nur dumm daher, was sich die Griechen alles so erlauben, so wie der Herr Strobl gestern: „Der Grieche hat jetzt lange genug genervt!“ So etwas, der CDU-Obere aus Schwaben, Schwiegersohn vom geschäubelten Golum, Ehegatte von der Frau an den Hebeln der Macht bei ARD-Degeto, schreit „Haltet den Dieb“ und darf sich dafür an vorderster Front bei denen in der ersten Reihe präsentieren, wie zehn nackte Neger. Das Hellas-Bashing funktioniert ja nicht erst, seit Tsipras Einzig halten durfte. Auch vorher demonstrieren selbst jene, die Heuschreckenschwarmmäßig Woche für Woche im Yachthafen von Kalamaki einfallen – die typischen Vertreter von nicht gerade ärmlichen Jungmanagern und Jungmanagerinnen und verwandten Berufsgruppen of the whole neoliberal world – ihren dicken Hals über die griechische Endzeitdekadenz à la Guido. Einfach nur widerlich. Aber so muß man ja werden, wenn man in den Häfen der Ägäis Abend für Abend die Oligarchen-Kähne (schierer Penisersatz, ab 100m Länge) beobachten muß – weißlack- und rauchglasglitzernd, mit Bordsklaven zur allfälligen Bedienung – und wie abends die Taxikolonnen mit Lustknaben und leichten Mädchen vorfahren. Allein deren überlautes Gekichere beim Betreten der Gangway müsste doch schon zu denken geben.
Ob Weltkulturerbe oder nicht, die Trümmerstadt auf der Insel Delos, ein einzigartiges Schauspiel altgriechischer Geschichte, ist längst verludert unter Gras und Gestrüpp. MuseumswärterInnen gibt es so gut wie schon lange nicht mehr, Eintritt muß aber immer noch kräftig gelöhnt werden und die Touristenkolonnen von Mykonos werden immer noch reingeschippert, Umsatz geht vor! Und wir (oder besser unsere Einflüsterer von den Medien) regen uns über den IS auf, wenn er Palmyra platt macht? Schande über Euch.
Ich weiß, bin vom Thema abgekommen. Aber auch diese Gedanken sollten mal ins Freie gelangen.
Reyes Carrillo sagte:
@Cassandro
Vielen Dank, dass du deine Gedanken mit dieser herzerfrischenden Injurie ins Freie gelassen hast! Ganz wunderbar, ich habe jede Zeile genossen!
Ekkehard sagte:
sie werden nicht zum Luftholen kommen…und sie stehen de facto ab jetzt unter Besatzung. Was ich nicht begreife ist, dass Tsipras offensichtlich keinen Plan B in der Hinterhand hatte. Er hätte von Anfang an die Möglichkeit des Scheiterns der Verhandlungen einkalkulieren müssen, was bedeutet hätte, den Grexit zumindest technisch vorzubereiten. Ab dem Moment, ab welchem die Troika begriffen hat, dass Griechenland auf keinen Fall einen Grexit in Betracht zieht, brauchten sie die Griechen nur am ausgestreckten Arm verhungern lassen. In den nächsten Jahrzehnten werden Griechen in Griechenland nichts mehr zu sagen haben zu den Themen Wirtschaft, Finanzen, Sozialem und Außenpolitik.
Reyes Carrillo sagte:
@Ekkehard
Wie willst du das alles wissen? Lies doch bitte den ganzen Artikel, den ich @Wurzelzwerg verlinkt habe. Der beschäftigt sich nämlich erfreulicherweise sehr klug mit beidem: Dem Ist – und was diesem Ist positiv bleiben wird. Und dann mit den Aussichten und Prognosen – erfreulicherweise auch hier ohne den Anspruch, das alles wissen zu können. Denn auch hier gilt: Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.
BenSchreck sagte:
Das einzige, worum es bei der ganzen Sache geht, ist: Möglichst hohe Gewinne an Banken und Hedge(Investment-)Fonds zu Lasten der Steuerzahler – in Griechenland und Deutschland! Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern der Kern des Neoliberalismus. Und die Deutschen glauben weiterhin an tagesschau und BILD!
farsight3 sagte:
Nun sollte auch dem Letzten klar geworden sein, was mit Griechenland ablief: Der Ausverkauf von Griechenlands Bürgern erfolgt bei eBay
Lukrierung der Gewinne mit nachfolgender Sozialisierung der Kosten. Umverteilung auf EUisch…
federleichtes sagte:
Zum Thema bleibt mir hier nur die Rolle des Fragestellers.
Stimmt es, dass jährlich etwa 800 Milliarden Euro von Deutschlands BIP nach London und New York fließen?
Stimmt es, dass Deutschland unter der Macht der Sieger des letzten Weltkrieges steht? Und könnte man daraus schlußfolgern, dass Deutschland in Europa nur eine Pseudo-Machtrolle spielen kann?
Stimmt es, dass der Marshallplan zur Anwendung kam, um Deutschland Reparationszahlungen abnötigen zu können?
Stimmt es, dass die deutsche wirtschaftliche Macht zu Lasten anderer europäischer Länder entstanden ist?
Benutzt „Man“ Deutschland, um Europa auszubluten?
Fünf mal „Nein“, das wäre mir am liebsten.
Wolfgang Jensen
Geronimo - vergeßt es bloß nicht sagte:
Deutschland muß sterben, damit wir lebenkönnen!
federleichtes sagte:
Warum teilten die Siegermächte Deutschland nicht mit dem Lineal, wie in Afrika auf „geniale“ Weise praktiziert? Weil sie dann keine Macht mehr über Europa gehabt hätten? Wie wollen Sie die fundamentalen Interessen an einem (starken) Deutschland auflösen? Für Zecken gibt’s ja Zeckenzangen, aber wie wollen Sie diesen nach Absolut-Herrschaft strebenden Geist überzeugen von der ökologischen und sozialen Notwendigkeit eines friedlichen und vernünftigen Miteinanders?
Noch ist mit dem Begriff Deutschland Ansehen, Wohlstand, Sicherheit und Eigentum verbunden. Aber die Werte relativieren sich. Und die Werthaltigkeit würde zutiefst erschüttert werden, wenn zum Beispiel das erste AKW explodiert. Oder zum Beispiel die Amerikaner Deutschland verlassen, nachdem ihre Atombomben scharf geschaltet wurden. Oder zum Beispiel HAARP-Energien zufällig so eingesetzt werden, dass dieses wunderbare Deutschland betroffen wäre.
Gehörte mir Deutschland, ich würde es nicht verschenken – um niemanden zu beleidigen. Jedenfalls schäme ich mich seit ein paar Jahren nicht mehr, Deutscher zu sein und lasse mich ungerührt betrügen und belügen und lache dem in meinem Geburtsland waltenden wahnhaften Irrsinn frech ins Gesicht; Lachen ist nicht die schlechteste Medizin.
Wolfgang Jensen
Cassandro sagte:
Die ganzen Abermilliarden von Griechenschulden sind ja nicht dadurch entstanden, dass sich Tsipras eine Segelyacht und Varufakis sein Motorrad auf Pump gekauft hat. Entstanden sind die doch zu großen Teilen deswegen, dass ein total korruptes Staatsgebilde über Jahre und Jahrzehnte (und nicht unter Syriza) seine „Belegschaft“ zu schmieren und zu zahlen hatte. Da diejenigen, die maßgeblich vom System profitierten, sich weigerten, ihre Steuern zu bezahlen mußte das Geld irgendwo anders herkommen. Genau … daher! Die Geschichte der Menschheit ist geprägt durch gütige, bereitwillige Menschen, die Menschen in Not ein paar Schekel rüber schieben. So auch hier im sonnigen Griechenland, die „Zocker“ der Welt stürzten sich auf das längst als „hüftlahm“ bekannte Zicklein, stopften es mit Krediten zu Höchstzinssätzen voll bis zur Halskrause und verkündeten darob, Monat für Monat tolle Abschlusszahlen und explodierende Börsenkurse. Man verdiente sich besoffen an den Griechen, obwohl selbst die Zinsen mit neuen Krediten beglichen wurden. Rein buchhalterisch (und um die dummen shareholder glücklich zu stimmen) ist das wurscht. Und dann kam Lehmann und seine Brüder und die shareholder schreckten aus ihrem ausgedehnten Nickerchen auf. Und was geschah? Die – rein zufällig anwesenden – Ex-Großbanken-Manager und jetzt an den Schalthebeln staatlicher Macht sitzenden „Experten“ kauften die Bankenforderungen an Griechenland von den Banken ab, horteten Unsummen an vermeintlichen Forderungen, verdienten sich sogar selbst goldene Nasen daran. Das konnte irgendwann nicht mehr gut gehen, irgendwann gilt der Grundsatz von Julia Roberts aus Pretty woman: nur bares ist Wahres.Und per Mausklick kreiertes Geld – à la Draghi – droht die umgehende Verdampfung ins Nichts. Und jetzt ist das Gemähre groß. Aber auch da gibt es bekanntlich einen, den man immer noch weiter abzocken kann. den Schützen Arsch im letzten Glied, den vom kärglichen Einkommen als Fischnetzflicker oder Rentner Dahinsiechenden. Schließlich, Steuern werden immer noch nicht gezahlt. Und dann gibt es da noch das beachtliche Hase-und-Igel-Spiel. Gegen Kredit wurden Griechenland U-Boote, Kanonenboote, vorallem Panzer geliefert – aus heimischer Produktion der Geldgeber natürlich und ohne Ende. Das griechische Militär ist – wie übrigens überall – ein einziger Geldfresser. Und so verlangten dann die gnädigen Geldgeber, man möge doch tunlichst „endlich einmal“ etwas gegen die zu hohen Militärausgaben „tun“, der Herr Kauuuuddr bspw.. Gleichzeitig boten die gleichen Wohlmeinenden jedoch auch den Herrn Stoltenberg von der Nato auf, der unter ernstem Stirnrunzeln mit dem Zeigefinger (hätte wohl besser den Stinkefinger verwendet) drohte, bloß die Zusagen an die Nato nicht zusammenstreichen. Und der große Bruder aus overseas, der etliche Häfen – wohl für ummi – auf Kreta und sonstwo für die eigene Weltbeherrschung nutzt, guckt auch schon ganz böse.
Und all das, das ich mir bestimmt nicht aus den Fingern gesogen habe, all das berechtigt Sie und die Dumpfbassen an Deutschlands Stammtischen und Mikrofonen des ÖR, sich über die Griechen zu echauffieren? A geh fott! Würde Heinz Becker sagen. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Kirsten sagte:
Lieber Wolfgang Jensen,
beginnen Sie doch einfach mal damit, dass sie sich klarmachen, an wen Geld gezahlt wird, wenn Deutschland zahlt. Und lösen Sie sich für einen hellen Moment von dem, was die Massenmedien Ihnen und uns einreden wollen: nämlich das wir direkt an die Bürger eines anderen Landes zahlen und diese dann (im Falle Griechenlands: “ faul und bequem“) von unserem Geld leben.
Deutschland zahlt an Großbanken. Und das Geld kommt niemals bei den Menschen an, sondern „verbessert“ die Bilanzen dieser Banken.
Um das Beispiel Griechenland einmal anders zu erzählen:
Wenn in Deutschland ein Handwerker einen Auftrag für einen Bauträger ausführt, von dem er bei Auftragsannahme schon wusste, dass dieser Pleite ist, und er dann tatsächlich auf seiner unbezahlten Rechnung sitzen bleibt – hilft ihm dann irgendjemand? Nein! Alle werden sagen: Selbst Schuld, wenn er so blöd ist, er wusste ja, dass sein Auftraggeber Pleite war.
Wenn aber die Deutsche Bank (u.a.) bei Eintritt Griechenlands in die Euro-Gruppe dem griechischen Staat Kredite gewährt, damit diese die Aufnahmekriterien erfüllen können, wohl wissend, dass dieser Staat weder die Bedingungen aus eigener Kraft erfüllen würde noch genügend Reserven hat, um die Mittel aus eigener Kraft aufzubringen, und der Staat erweist sich dann tatsächlich als nicht zahlungsfähig – wieso lässt sich der durchschnittliche Dummdeutsche in einem solchen Fall einreden, „die Griechen“ wären Schuld? Und trägt dannmit seinen Steuermillionen das Risiko, dass die Großbanken sehenden Auges und wissentlich eingegangen sind?
(Falls Sie nicht von allein drauf kommen, sei es Ihnen verraten: Die Großbanken haben sich vor Gewährung der Kredite an Griechenland bei der Bundesregierung rückversichert. Und die – Sie erinnern sich sicher an das „alternativlos“e Argument der Kanzlerin, hält den Großbanken ja den Rücken frei.)
Ja, jetzt dürfen sie sich gern vera….t fühlen. Das werden wir nämlich alle. Täglich.
federleichtes sagte:
Danke, liebe Kirsten!
Leider liegt es außerhalb meiner Möglichkeiten zu glauben, DEUTSCHLAND würde zahlen können. Eher glaube ich, Deutschland stehe unter fremder Herrschaft und sei ausführendes Organ für elitäre Interessen – und richte sich politisch gegen (sozial-ideelle) Werte im Miteinander, die das Leben erst lebenswert machen.
Die Griechenlanddebatte geht vorbei an denen, die im (gefälschten) Armutsbericht auftauchen. An den Hunderttausenden Obdachlosen, an den Hunderttausenden Verwirrten, an den Hunderttausenden, die finanziell und/oder durch Krankheit in Bedrängnis gerieten. Das ist der Preis, den Menschen in Deutschland bezahlen.
Deutschland nur als Tentakel des globalen Finanz-Terrorismus zu definieren, ist mir ein bisschen billig. Wurde dieser Staat nicht aufrechterhalten, um für das Monster Erfüllungsgehilfe sein zu können? Und wird hier nicht ein „Reichtum“ suggeriert, der nicht nur auf Kosten Anderer (Natur und Völker) generiert wird, sondern auch und besonders durch eine – nicht mehr als schleichend zu bezeichnende – Verschiebung der Machtverhältnisse zum Vorteil der Herrschaft und zum Nachteil der Verknechteten?
Griechenland könnte uns erkennen lassen, mit welch perfiden Tricks das Finanzmafiamonster arbeitet: Von ehrlosen, rücksichtslosen, eiskalten, asozialen Betrügern wird ein ganzes Volk zu faulen und korrupten Schmarotzern deklariert – und an die Wand gestellt. Einen großen Unterschied zur Hetzjagd auf Arbeitslose und Sozialbedürftige kann ich nicht erkennen. Eher möchte ich einen Bezug herstellen zu einem Supersozialisten namens Müntefering, dem die Aussage „Wer nicht arbeitet, braucht nicht essen“ zugeschrieben wird.
Hochmut kommt vor dem Fall?
Gibt es den großen Stammtisch, an dem die Asozialität brodelt, wirklich?
Oder haben wir es nur mit einem nicht gerade ungewöhnlichen Phänomen zu tun – einer Verschiebung von Verantwortlichkeit? Dass nämlich die Handlanger der wahren Daumenschraubendreher geschickt den Griechen die Schuld in die Schuhe zu schieben versuchen?
Das kleine Deutschland sehe ich als eine gewaltige Presse. An deren Erhaltung und Perfektionierung sich nicht gerade wenige Menschen beteiligen. So gut bezahlt, dass sie sich sogar verächtliche Blicke auf die Ausgepressten leisten können. Dass sie gleichermaßen in einem die Lebendigkeit strangulierenden System wirken, tscha – da erinnere ich mich doch an den Bericht einer Freundin, die Sterbebegleitung leistete und nicht selten die Worte hörte: War das alles?
Gruß
Wolfgang Jensen
Schewenborn sagte:
Fü jemanden wie Heiner Flassbeck muss es doppelt qualvoll sein, diesen Egebnissen der Politik machtlos zuzuschauen
Was ich mich dabei aber frage, glaubt er wirklich, dass diese Austeritätspolitik der EU-Politiker auf ökonomischen Unverstand beruht?
Schwer vorstellbar
Vereinsamte Staaten sagte:
@ Schewenborn
Ökonomischer Unverstand kommt hinzu, kann es aber nicht wirklich erklären, was in der EU-Apparatschik-Riege stattfindet. Eher Charakterlosigkeit, Ziellosigkeit, Abhängigkeit, Soziopathentum, Psychopathentum, Egomanie…
Was für Gestalten kommen im Parteien-System nach oben?
Wer hat sie heranverformt, wer gekauft? Wer bespitzelt, wer erpreßt sie?
Die Fragen führen vielleicht eher weiter. Die kennt auch Herr Flassbeck, vermutlich.
Cassandro sagte:
Noch so ein einsamer Rufer in der Wüste. Wie sagt er so schön: es geht nicht um Griechenland, es geht um Europa. Nimmt man alle (Neben-)Geräusche dazu – wie die Aussichten in und um die Ukraine – geht es nicht nur um Europa, es geht um das Überleben von Europa. Letzte Nacht wurde ein beträchtlicher Teil der noch verbliebenen Hoffnung ruiniert. Und da die Hoffnung zuletzt stirbt, sind wir wohl kurz vor dem Ende. Und warum? Weil ein Rudel hirnloser, trieb- und giergesteuerter, herz- und blutloser Aliens (das können keine Menschen sein) das Cockpit des Raumschiffes Transatlantica gekapert und den Autopiloten auf Flughöhe Null getrimmt haben. Und hinten in der Holzklasse tobt und johlt der Pöbel – aufgegeilt von Bordmagazinen – klatscht Beifall über die Flugkünste des Piloten, weil sie tatsächlich der Meinung sind, dass das Näherkommen der Felswände nur der Verlustifizierung der Passagiere dient. Das Ergebnis konnte beispielhaft in den Seealpen besichtigt werden. Ob die prominenten Besucher vielleicht aus einem ganz anderen Grund dort waren?