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ard_logoEs wundert wohl nur die besonders naiven Zeitgenossen, dass wenige Tage nach einem erwiesenen, über eine Stunde andauernden Luftangriff der US-Air Force auf eine Klinik der „Ärzte ohne Grenzen“ in Kundus, in den transatlantischen Medien Propagandameldungen über einen angeblichen russischen Angriff auf eine Klinik in Syrien gestreut werden.

Ursprung dieser Meldung ist die selbsternannte „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“, eine One-Man-Show eines syrischen Oppositionellen in Großbritannien. Dass dieser durch seine politische Opposition zur syrischen Regierung keine sonderlich seriöse Quelle darstellt, liegt auf der Hand, ist aber für westliche Mainstreammedien kein Hinderungsgrund, ihre seit Jahren andauernde Propaganda über den verheerenden Konflikt immer wieder mit Informationen aus dieser Quelle zu füttern. Dass man dabei obendrein aus dieser Quelle immer nur selektiv gerade die Informationen in der deutschen Öffentlichkeit verbreitet, die die westliche Mär vom „bösen Regime“ und den „moderaten Rebellen“ stützt, bestätigt die Bewertung, dass es hier nicht um ausgewogene Information, sondern knallharte Desinformation und Meinungsmache handelt.

So veröffentlichte Rami Abdul Rahman, der Mann, der die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ ist, gestern eine dürftige Mitteilung, dass in Sermin, in der Region Idlib, ein Hospital angeblich von Kampfflugzeugen bombardiert worden sei, von denen seine Quellen „glauben“, dass es russische Flugzeuge waren. Er spricht von mindestens 13 Toten, darunter ein Physiotherapeut, ein Wachmann und ein Mitglied der zivilen Verteidigung.

Idlib Province:
It rose to 13 at least the number of persons killed in the bombing by warplanes believed to be Russian on the hospital area in the town of Sermin, among the dead is a physiotherapist and one of the hospital guards and a member of the Civil Defense.

Es gibt von dieser Quelle weder Bilder noch Videos und keine namentlichen Zeugen, die diese Meldung in irgendeiner Weise von „Hastegehört“ unterscheidbar oder gar überprüfbar machen könnten. In Zeiten, da quasi jeder Syrer ein Smartphone hat, ist schon das ausgesprochen verdächtig.

Die ebenfalls der Opposition nahestehende syrisch-amerikanische Hilfsorganisation SAMS, die das möglicherweise bombardierte Hospital betrieben hat, veröffentlichte ebenfalls nur eine knappe Mitteilung auf Twitter und Facebook, in der allerdings von russischen Kampfjets keine Rede ist und nur 2 Opfer beklagt werden. Dafür ist ein Foto abgebildet, das in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich ist.

SAMS is saddened to report the loss of 2 medical personnel in an attack on a facility near Sarmin, Idlib yesterday.

SAMS muss leider den Verlust zweier medizinischer Angestellter, während eines Angriffs auf eine Einrichtung in Sarmin, Idlib mitteilen.

Sams_Sermin_Bombardement_HospitalMan sollte annehmen, dass die Opfer eines Luftangriffs anschließend möglichst aussagekräftige Fotos von dem Schaden veröffentlichen. Was sehen wir? Einen mutmaßlichen Abstellraum mit einem von der Wand abgerissenen oder umgestürzten Regal. Wir sehen ebenfalls heile Fenster! Ausgesprochen merkwürdig für das Schadensbild eines Bombardements aus der Luft mit angeblich 13 Toten.

Das sind zwar nur Indizien, aber sie begründen Zweifel. Nichtsdestotrotz wird diese dubiose Nachricht zum festen Bestandteil der halbstündigen Nachrichten des WDR und einer Meldung der tagesschau, die da lautet:

Bericht über Angriff in Syrien:
Russische Kampfjets bombardieren Klinik

ARD_TS_Syrien_Russland_Krankenhaus525

Die Überschrift der Tagesschau suggeriert erwiesene Fakten – erst im Video heißt es dann „möglicherweise“

Im Text heißt es:

„Bei einem Luftangriff im Nordwesten Syriens haben russische Kampfflugzeuge möglicherweise ein Krankenhaus getroffen….“

Den gesamten Morgen lief die folgende „Meldung“ in den halbstündlichen WDR5-Nachrichten:

„Syrische Menschenrechtler erheben Vorwürfe gegen das russische Militär. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, dass russische Kampfjets im Nordwesten Syriens ein Krankenhaus bombardiert haben sollen. 13 Menschen seien getötet worden. Die Klinik wird von einer syrisch-amerikanischen Gesundheitsorganisation betrieben. Diese bestätigte einen Angriff, machte aber keine Angaben zur Herkunft der Kampfflugzeuge.“ (wdr)

Es ist natürlich blanker Unsinn, dass es sich bei der „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ um „syrische Menschenrechtler“ handelt, wie der WDR behauptet. Tatsächlich ist Rami Abdul Rahman ein oppositioneller Aktivist. Diesen zum „Menschenrechtler“ zu erklären und gleich in den Plural zu katapultieren, soll seine fragwürdigen Quellen und Informationen seriös erscheinen lassen.

Wir haben also eine dubiose Quelle aus Reihen der Opposition, die selbst in ihrer dürftigen Meldung von „believed to be russian“ spricht. Es gibt keine Bilder, keine Videos und keine glaubwürdigen Zeugenaussagen und dennoch wird das Ganze morgens den Zuhörern des WDR am Küchentisch oder auf dem Weg zur Arbeit halbstündig ins Ohr geflüstert.

Eine eigene Recherche auf YouTube und LiveUAMap fördert glaubwürdigere Informationen zutage. So gab es wohl tatsächlich einen Luftangriff auf den besagten Ort, jedoch nicht auf eine Klinik, sondern auf die dortigen militanten Gruppen.

LiveUAMap_Sarmin1007

Bild anklicken, zum Vergrößern! Link zur Quelle

Dort ist von einem russischen Luftangriff „in der Nähe“ eines Hospitals die Rede. Schaut man sich die ausführliche Version des verlinkten Videos an, sieht man eine Explosion mitten auf einer Kreuzung. Der Kameramann in unmittelbarer Nähe stürzt, läuft dann aber in ein Haus, bei dem es sich möglicherweise um die Zentrale der dortigen Rebellen handelt.

youtube_Sarmin_Luftangriff525

Bild anklicken, YouTube!

Es ist also auch anhand dieses Videos weiter unklar, wer dort angegriffen hat, wer getroffen wurde und ob es sich um eine terroristische oder um eine der vom Westen unterstützten sogenannten „moderaten“ Gruppierungen handelt.  Sollte tatsächlich ein Hospital getroffen worden sein, wäre es geradezu zwingend anzunehmen, dass die Oppositionellen die den obigen Film hochgeladen haben, auch unverzüglich Bilder des verwüsteten Hospitals und der dortigen Opfer veröffentlicht hätten, um Russland zu diskreditieren. Nichts davon ist passiert.

Abschließend: Dass die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ auf derselben Seite eine weitere Meldung veröffentlicht hat, wonach Islamistische Gruppen in der Provinz Latakia Stellungen der regulären syrischen Armee angegriffen haben, findet in der ARD natürlich keinerlei Erwähnung. Warum auch?

Latakia Province:
The Islamic Factions targeted positions for the regime forces in the area of Kafrdelbeh in the northern countryside of Latakia, no information about casualties.

Update:

Das Außenministerium in Moskau weist westliche Medienberichte zurück, laut denen russische Bomber in der syrischen Provinz Idlib ein Krankenhaus angegriffen hätten. Außenamtssprecherin bezeichnete diese Informationen als Erfindung. (Sputnik)