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zdf_80Erst vorletzte Woche haben wir hier gezeigt, wie das ZDF in seinem Propagandaformat „Berlin direkt“ eine Rede der linken Politikerin Sahra Wagenknecht verstümmelte, um ihrem Friedensaufruf eine einseitige Parteinahme für Russland zu unterstellen. Bereits im Juli hatte Thomas Walde im „Sommerinterview“ von „Berlin direkt“ versucht, Wagenknecht doppelte Maßstäbe im Umgang mit der Türkei und Russland zu unterstellen, wobei sie angeblich Russland bevorzugt behandeln wolle.

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In der gestrigen Ausgabe von „Berlin direkt“ legten Walde und Konsorten nach und konstruierten eine Nähe von LINKE und AFD über die Einstellung der Parteianhänger zu Vladimir Putin, den – laut einer Umfrage – 30% der Anhänger beider Parteien als vertrauenswürdiger ansehen als Angela Merkel.

Dass Putin seinerseits angeblich rechte Parteien und „Populisten“ in Europa unterstützt, weil er die EU spalten und schwächen will, ist eine wiederkehrende Behauptung transatlantischer Propaganda, die sowohl der Dämonisierung Russlands dient, wie auch der Ablenkung von der eigenen Schuld am Scheitern dieses von Grund auf antidemokratischen Elitenprojekts, westlichen Kriegen und der Flüchtlingskrise.

ZDF – Berlin direkt 23.10.2016
AfD, Linke und Putin – Riexinger: „AfD klaut Sätze von uns“

Patricia Wiedemeyer „AFD und LINKE – beim Thema Russland und Putin gibt es bisher eine neue ungeahnte Allianz.“

Von einer „Allianz“ (Bund, Bündnis, Konföderation, Pakt, Staatenbund, Staatenbündnis, Union, Zusammenschluss;…) von AFD und LINKEN kann natürlich keine Rede sein. ZDF-Propagandistin Wiedemeyer macht es trotzdem und auch im darauf folgenden Interview mit LINKEN-Chef Riexinger offenbart schon die erste Frage von Thomas Walde, worum es geht: Eine als krude empfundene Gemeinsamkeit zwischen LINKEN und AFD soll konstruiert werden.

Thomas Walde: „Warum haben LINKE und AFD gemeinsam so viel Verständnis für Putins Vorgehen in Syrien?“

Man könnte auch andere Gemeinsamkeiten finden, in denen die Anhänger der beiden Oppositionsparteien vom gegensätzlichen politischen Spektrum zu einem gewissen Grad der Übereinstimmung andere Ansichten vertreten, als die Anhänger der transatlantisch auf Linie getrimmten Etablierten. Zum Beispiel was die direkte Demokratie betrifft, gegen die sich die Altparteien seit langem mit Händen und Füßen zu wehren wissen. Es wundert wohl niemanden, dass das ZDF nicht auf diese Frage abhebt und bestehende Gemeinsamkeiten, die auch in den vergangenen Wochen von führenden Politikern der Linken und Rechten geäußert wurden, skandalisiert.

Dass sich sowohl am linken wie am rechten Rand des politischen Spektrums – wo auch bei Wahlen immer wieder leichte Wählerwanderungen deutlich werden – eine besondere Ablehnung Merkels und eine positive Sicht des russischen Präsidenten zeigt, ist bei unvoreingenommener Betrachtung kaum verwunderlich. Einerseits haben Regierungsanhänger das Bedürfnis nach Geschlossenheit und werden die von ihnen gewählte Regierung so lange unterstützen, bis sie fundamental gegen ihre Interessen handelt. Andererseits haben Oppositionelle es leichter, sich vom Gruppendenken und regierungsnaher Propaganda innerlich zu distanzieren und somit nicht-konforme Meinungen zu vertreten, wodurch sie sich auch in der eigenen kritischen Haltung zur Regierung bestätigen. Kurz gesagt: Regierungsanhänger verdrängen unangenehme Fakten und informieren sich staatsnah während Regierungsgegner Kritikpunkte tendenziell suchen und sich staatsfern informieren.

Wichtiger aber ist die Tatsache, dass Russlands Präsident bei ganz objektiver Betrachtung einen weit besseren Job macht als Angela Merkel – vor allem weil er es als Präsident eines souveränen Staates leichter hat, als eine Kanzlerin, deren Politik von enormer finanzieller und politischer Abhängigkeit von den USA gekennzeichnet ist. Anhänger der Bundesregierung werden diese realpolitischen Umstände aber trotz nicht zu leugnender Fakten nur höchst selten eingestehen – auch weil sie eben staatsnaher Propaganda eher glauben, als jene, die eine kritische Haltung zur deutschen Regierung und regierungsnahen Mainstreammedien haben.

Zu diesem „Desinformationskomplex“ gehört insbesondere die seit Jahren andauernde Kriegspropaganda, die sich nun, da der Westen – auch dank Hilfe der deutschen Regierung – die islamische Peripherie Europas in Blut, Chaos und Terrorismus getrieben hat, anschickt, ausgerechnet Russland als „Kriegsverbrecher“ zu brandmarken. Diesen offenkundigen Irrwitz machen nur wirklich verbohrte Regierungsanhänger mit, die – weil ja die von ihnen präferierte Konstellation an der Macht ist – wenig Bedürfnis haben, sich objektiv und kritisch zu informieren, unbequeme Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen und schonungslos den Ursachen des von ihren Parteien verschuldeten Elends unvoreingenommen auf den Grund zu gehen.

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ZDF-„Sommerinterview“ mit Sahra Wagenknecht 24.07.2016
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Thomas Walde: „Sehen Sie nicht, dass Sie bei Russland kompromissbereiter sind? Da treten Sie nicht so rigide auf, obwohl Russland fortwährend das Völkerrecht bricht….Wie wollen Sie denn Russland von der Krim kriegen?“

Die Wahrheit ist: Der Westen hat die Welt ins Chaos gebombt, funktionierende Staaten zerstört, Millionen Flüchtlinge produziert und auch damit – neben katastrophalen Fehlern in der Finanz- und Wirtschaftspolitik und einem größenwahnsinnigen Putsch in der Ukraine – die EU mit Verve zum unvermeidlichen Auseinanderbrechen geführt. Auch das wird infamerweise – und zur Verhöhnung der Zuschauer – von Propagandisten der GEZ-Sender regelmäßig Russland in die Schuhe geschoben.

Wenn nun diese oftmals so komischen wie tragischen Figuren der Staatssender, die an all dem Elend eine erhebliche Mitschuld tragen, weil sie eben nicht unvoreingenommen und kritisch berichten, sondern Desinformation und Propaganda bis hin zur Kriegshetze verbreiten, Gemeinsamkeiten zwischen Links und Rechts suchen und immer aufs Neue in den Fokus zerren, als hätten AFD und LINKE auch sonst großartige Übereinstimmungen, dann dient dies einerseits einmal mehr der Erhaltung des Feindbilds Russlands, als dem benötigten westlichen Antagonisten, dem man alles in die Schuhe schieben und für den man kein Verständnis aufbringen darf, aber vor allem soll hier aktuell innenpolitischer Druck auf die LINKE ausgeübt werden, die sich in der vergangenen Woche in großer Runde mit SPD und GRÜNEN traf, um Gemeinsamkeiten für eine mögliche Koalition auszuloten.

Beim ZDF weiß man sehr wohl, dass es in den Reihen der LINKEN durchaus Dummköpfe gibt, die behaupten würden, die Sonne geht im Westen auf, wenn kurz zuvor ein Rechter das Gegenteil „behauptet“ hätte. Genau das will man sich hier zunutze machen und skandalisiert die Tatsache, dass sich in Sachen Krieg und Frieden führende LINKE und AFD-Politiker einig sind, dass die Sonne im Osten aufgeht, um aus dieser Übereinstimmung einen Spaltpilz für die LINKE zu konstruieren. Besonders deutlich wird diese Stoßrichtung in den Fragen des transatlantischen Kriegspropagandisten Walde an Riexinger:

Thomas Walde: „Sie haben [behaupten Sie] keine Gemeinsamkeit [mit der AFD] aber sie haben den Beitrag eben gesehen. Das geht ja bis in die Wortwahl hinein. Ist Ihnen das gar nicht unangenehm?“

Als Riexinger Walde auf die Fakten hinweist, dass es die USA waren, die in den vergangenen Jahren islamische Staaten völkerrechtswidrig bombardiert und damit überhaupt erst die Ursachen für die Entstehung des IS geschaffen haben, fällt dieser ihm mit einer hanebüchenen Verdrehung von Riexingers Worten und der Realität ins Wort:

Thomas Walde: „Das steht für Sie auf der selben Stufe? Den IS zu bekämpfen oder die Zivilbevölkerung in Aleppo zu bombardieren, habe ich Sie da richtig verstanden?“

Nachdrücklicher kann sich ein verlogener Kriegshetzer kaum entlarven.