Schlagwörter
Desinformation, Mediendiskurs, Propaganda, USA, Verschweigen, Verzerren
Ein Vorfall zwei Narrative. Das simple Beispiel aus Baltimore zeigt, wie Medien allein durch die (beabsichtigte oder unbeabsichtigte) Verzerrung von Ursache und Wirkung Zuschauer täuschen und zu potentiell völlig konträren Schlussfolgerungen führen – die wiederum erheblich politische Auswirkungen haben können.
Unter dem Titel: Verhaftungen wegen Verstoß gegen Ausgangssperren zeigt CNN folgende Ereignisse in Baltimore:
CNN Korrespondentin Sara Sidner beginnt ihren Bericht mit einen am Boden liegenden, gefesselten Mann. Er ist bei Bewusstsein, „sieht aber aus, als hätte er ein paar Schmerzen“, so Sidner. „Er wurde vermutlich mit Pfefferspray besprüht und als er verhaftet wurde flogen Flaschen. Eine Glasflasche zerplatzte vor der Polizei. Er ist der Erste, der hier verhaftet wurde….Ich zeige Ihnen, was hier passiert ist….Sie sehen das Glas hier auf dem Boden….Glasscherben von der Glasflasche, die auf die Polizei geworfen wurde. Es wurden auch diverse Wasserflaschen auf die Polizei geworfen….Was hier passierte wird noch Folgen haben für diesen Herrn. Wir werden noch versuchen herauszufinden, was mit ihm passierte, aber es sieht aus, als hätte er eine Ladung Pfferspray ins Gesicht bekommen….“
Das nachträglich verpixelte T-Shirt des Mannes („Fuck the Police“) steht hier sinnbildlich für die verzerrte Darstellung durch CNN.
Ganz ohne jeden Kommentar zeigt ein RT-Video den ganzen Ablauf der Ereignisse und dokumentiert damit den fehlenden Part – wie es zur gewaltsamen Eskalation kam. Der Zuschauer bekommt hier eine ganz andere – objektive – Geschichte zu sehen, die deshalb auch zu einer diametral entgegengesetzten Bewertung führt. Nicht der „Gentleman“ am Boden wird sich verantworten müssen, sondern die Polizei – darf man zumindest hoffen…
Zusammenstöße in Baltimore: Polizisten sprühen einem Protestierenden Pfefferspray aus nächster Nähe ins Gesicht
Das Beispiel aus Baltimore zeigt im Kleinen – unabhängig davon, ob Sidner die Vorgeschichte bewusst rausgeschnitten hat oder zu spät kam und ihre eigene polizeifreundliche Story „rekonstruierte“ – wie Propaganda und Desinformation auch im Großen funktionieren. Man kann es nicht nur nahtlos auf die auch hierzulande übliche polizeikonforme „Berichterstattung“ übertragen, sondern auch auf große Narrative, wie den militanten Putsch in Kiew oder die Eskalation des Kriegs in Syrien.
Widerstand sagte:
Auf der einen Seite der Verteidiger von Demokratie und Freiheit, auf der anderen Seite ebenso (die ohne Uniform, unten im Bild). Je nach politischer Grosswetterlage.
Melenis sagte:
Reyes Carrillo sagte:
OT
„Der böse Russe kommt“
Aber weil es aktuell und gut ist: Einer der „Nachtwölfe“ gerade im RT-deutsch-Live-Stream von der KZ-Gedenkstätte Dachau gegenüber Reuters: „Wir haben nur Frieden dabei!“. In bestem deutsch, versteht sich.
http://www.rtdeutsch.com/18722/headline/live-ab-1300-uhr-nachtwoelfe-besuchen-gedenkstaette-dachau-nordwestlich-von-muenchen/
Berndchen sagte:
:->Es kann doch nicht sein, dass irgendwelche dahergelauf…ääh dahergefahrene putinophile Russenknobelbecher die geheiligte Erde in unseren deutschen Konzentrationslagern zerstampfen!!:->>
http://www.neues-deutschland.de/artikel/970078.die-boesen-woelfe.html
Pessimist sagte:
Auch ziemlich aufschlussreich ist die Meute an Photographen/Journalisten die erst gar nicht im Bild sind, dann im Rudel auf die Beute stürzen, wie die Hyänen – nur um dann wieder zu verschwinden. Keine einzige Person schützt den so offensichtlich nicht bedrohlichen Mann vor der Gewalt der Polizei oder deeskaliert.
stefano sagte:
bei nicht genehmigten Demos der Oppositionellen in Russland kommen geschätzt auf einen Demonstranten 10 Photographen.
LEserr sagte:
steht das so im Nato Handbuch für Trolle?
Eardwulf sagte:
Das sind natürlich harte Bilder aber, ehrlich, in den USA ist jeder Bürger ein potenzieller Waffenträger. Ich – wäre ich ein Polizist dort – hätte vor jedem Einsatz die Hose gestrichen voll. Man sollte genauer auf die eigentliche Ursache in dem „Konflikt“ schauen und die ist mitnichten Rassismus.
“Es ist unmöglich für einen Weißen, an den Kapitalismus und nicht zugleich an den Rassismus zu glauben. Es gibt keinen Kapitalismus ohne Rassismus.“, Malcolm X: http://de.wikipedia.org/wiki/Malcolm_X#Verbindung_zum_Afrikanischen_Befreiungskampf
Es geht vorallendingen um Gerechtigkeit. Um unten gegen oben, reich gegen arm. Man sollte nicht vergessen, dass in den USA ein absoluter Raubtierkapitalismus(ohne Rücksicht auf andere Belange nur nach möglichst großem Profit strebende Form des Kapitalismus*) herrscht und wir hier in Deutscheland, dank marktkonformer Demokratie, auf dem besten Weg in genau die gleiche Situation sind.
Max L. sagte:
„Man sollte genauer auf die eigentliche Ursache in dem “Konflikt” schauen und die ist mitnichten Rassismus.“
Das ist meiner Meinung nach so nicht richtig. Es gibt Ursachen für Polizeigewalt und für Rassismus, teilweise überschneiden diese sich. Und: Es gibt Rassismus, jede Menge sogar. Und drittens: Eine – nicht die einzige,aber eine – Ursache der Polizeigewalt ist der Rassismus. Und dein Halbsatz „…in den USA ist jeder Bürger ein potenzieller Waffenträger“ ist ein Beleg dafür. Denn diese Gewalt richtet sich ganz überwiegend, fast möchte man sagen ausschließlich (was aber sicher nicht ganz zutrifft) gegen Schwarze.
Es gibt nämlich einen großen Unterschied zwischen potentiellem Waffenträger „weiß“ (Jäger, verteidigt Haus und Familie, „freies Schießen für freie Bürger“…) und potentiellem Waffenträger „schwarz“ (Einbrecher, Gangster, Vergewaltiger, Mörder…). Das ist Rassismus in Reinkultur. Und genau so spielt es sich offensichtlich auch in den Gehirnen der Cops ab. In der Tat gibt es dafür Urachen, für die nicht die Polizisten verantwortlich sind. Das spricht sie allerdings nicht frei von Szenen wie dieser, die RT uns da präsentiert. Ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht.
Eardwulf sagte:
Wenn es mehr soziale Gerechtigkeit in den USA geben würde, dann wäre die „Rand-Gesellschaft“ nicht so groß, dann müsste nicht jeder „Cop“ Angst haben wenn er ein Auto zur Kontrolle anhält. Und; damit wäre auch – vorerst – das Problem der massiven Waffenanwendung, durch die Polizei und andere, eingedämmt.
Siehe: http://killedbypolice.net/
Aber die „Amis“ schreien ja schon Kommunismus wenn man versucht eine Krankenversicherung durchzusetzen.
stefano sagte:
@Eardwulf
Genickbruch bei Verhaftung ist nicht akzeptabel, darf einfach nicht passieren. Und in diesem Fall wurde Pfefferspray zu schnell eingesetzt.
Eardwulf sagte:
@stefano, dass mag stimmen, der Ursprung, ist ein anderer.
Lulu sagte:
Genau so sehe ich das auch. ‚Teile und herrsche‘. Der Rassismus gehört mit dazu. Hat ja ’ne lange Tradition. Das sind dann die Folgen.
Aber vorsicht Eardwulf, auch in einer sozialeren Gesellschaft gibt es dieses Phänomen. Klar nicht so krass. Hier sind dann die Ursachen eher das nicht Verstehen der traditionellen Lebensweisen der verschiedenen Ethnien. Das ist mit einem aufeinander Zugehen und miteinander Reden leicht in den Griff zu kriegen.
Baltimore hingegen ist Kapitalismus pur und somit normaler Kontext.
Das wird erst dann anders, wenn die Demos in Richtung ‚Unten‘ gegen ‚Oben‘ gehen. Dann greift das ‚Divide et impera‘ nicht mehr.
Eardwulf sagte:
Keine Bange, bei uns, hier in Deutscheland, wird der „Rassismus“ jeden Tag geschürt.
Lulu sagte:
„Hier sind dann die U….“
Mit ‚Hier‘ meinte ich nicht die hiesige US-Kolonie.
FernDerHeimat sagte:
Wenn ich Schiss vor Gewalt und Waffen hätte, würde ich gar nicht erst Polizist werden.
Am besten mal das hier lesen:
http://www.vice.com/de/read/david-simon-aeussert-sich-zu-den-unruhen-in-baltimore-und-dem-fehlverhalten-der-polizei-563
teleherzog sagte:
das dort jeder ne waffe haben darf , das steht in der verfassung und schützt gegen tyrannische regierungen oder soll diesen zweck erfüllen, 300 millionen waffen unter dem volk, das ist deren größtes problem , deshalb die amokläufe..also um die waffen abzunehmen..
LEserr sagte:
Das mit den Waffen ist halt Segen und Fluch zugleich….
Berndchen sagte:
Es ist unglaublich, wie fürsorglich die Polizisten mit dem Menschen umgehen:
Sie ziehen ihn an den Haaren extra nach hinten zu Boden, damit er mit dem weichen Po aufklatscht und sich vorn keine blutige Nase holt. Dann fixieren sie mit Handschellen seine Arme auf dem Rücken, um zu verhindern, dass er sich das offensichtlich versehentlich durch einen Windstoß fehlgeleitete Nasenspray nicht in die Augen reibt…oh oh oh…
:-7
Thomas Frey sagte:
Das ist der gleiche Sumpf wie bei UNS.
Kay Macke sagte:
Ich denk es ist jetzt offiziell: Wir leben im Zeitalter der kognitiven Dissonanz. Auch Orwellsche Zeit genannt.
Die Wahrnehmung der Berichterstatter hat nur mehr rudimentär mit der Realität zu tun. Erinnert mich stark an die im goldenen Käfig lebende Stadtgesellschaft in Land of the Dead (2005).
Anonym sagte:
Romero hat damals schon die Zeichen der Zeit erkannt. Wie es geendet ist, wissen die Cineasten unter uns.
Heideltal sagte:
Das ist die Strategie, man möchte die Demonstranten als Gewalttäter präsentieren um den unverhältnismäßigen Polizeieinsatz zu rechtfertigen und um weitere Demonstranten an der Teilnahme zu hindern. Dazu wurden in Baltimore Polizeiautos unbewacht so positioniert, dass sie regelrecht das Einschlagen der Scheiben bei gewaltbereiten Jugendlichen provozieren, um dann zu sagen, seht her, das sind alles nur kriminelle Banden. Bei solchen Veranstaltungen muss es organisierte Helfer von Seiten der Demonstranten geben, die die Leute davon abhalten um genau das nicht zu tun. Es fehlt halt ein Martin Luther King für die Organisation der Gewaltfreiheit, die unter Umständen auch Gewalt gegenüber den Störenfrieden einschließt. Besonders dann wenn man vermutet, dass die Polizei oder Sicherheitsdienste dann auch noch Störer einschleust, wie wahrscheinlich in Frankfurt letztens geschehen.