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Der Plot:

Zwei im Grunde gutmütige, aber eher einfältige und tief in pubertären Psychosen verstrickte Islamisten, geraten in ihrer Moschee an einen radikalen Prediger, dem die Hetze des öffentlichen Rundfunks gegen Muslime, die Rechtfertigung westlicher Kriege in islamischen Ländern und die Verherrlichung eines sexuell freizügigen, liberalen Lebensstils, gehörig gegen den Strich geht. Finanziell und ideologisch einem fundamentalistischen Islam verbunden und von reichen Gönnern finanziert, bequatscht der Prediger die beiden Einfaltspinsel mit Versprechungen über ein Paradies voller Jungfrauen, damit diese sich unter einem Vorwand in die nächste Folge des WDR-Check einschleichen, um dort vor laufenden Kameras den WDR-Intendanten zu enthaupten. Bis zu diesem Happy End – bei dem Buhrow mit einem stumpfen Küchenmesser der Kopf abgeschnitten wird – gibt es allerlei komische Verwirrung mit adretten WDR-Moderatorinnen und einem fiesen Verfassungsschutzmitarbeiter, der den beiden schon lange auf der Spur ist, ihnen aber bisher nichts anhaben konnte. Am Ende reiten die beiden in den islamischen Staat entwischten Helden auf ihren schwarzen Hengsten in den Sonnenuntergang.

The End.


Es darf nicht nur bezweifelt werden, es ist völlig ausgeschlossen, dass die deutsche Filmförderung diesen Plot finanzieren würde. Bestenfalls würde derjenige, der eine derart geschmacklose Story vorlegen würde, den Vogel gezeigt bekommen und aus dem Haus geworfen.

Was in dieser Form undenkbar wäre, wird von den moralisch verwahrlosten, transatlantischen Hetzmedien dann verharmlost, gutgeheissen oder gar gefeiert, wenn es eine US-Produktion ist und das potentielle Opfer als Feindbild des Westens gilt. Es geht in diesem Beitrag – der Leser ahnt es – um „The Interview“.

Der Film, der in diesen Tagen – trotz der Tatsache, dass dort der Mord an einem realen Menschen in expliziten Bildern verjuxt wird – auch in deutsche Kinos kommt, wurde diese Woche sowohl in der selbsternannten 3sat „kulturzeit“, als auch mehrfach im Hörfunk des WDR besprochen. Alle Rezensionen haben eins gemeinsam: sie Verschweigen, dass Nordkorea sich darüber beschwert hatte, dass Staatschef Kim Jong Un in dem Film ermordet wird und stellen es stattdessen so dar, als hätte Nordkorea ein Problem mit einer pubertären Klamotte über das Land.

3sat kulturzeit Mittwoch 4.2.2015

3sat_kulturzeit_interview

Zitat: „Politisches Säbelrasseln. Hacker, die mit Anschlägen auf Kinos drohen. Der Beginn eines Cyberkriegs zwischen Amerika [die einfältigen kulturzeit-Redakteuere können offensichtlich nicht eimal zwischen den USA und Amerika differenzieren] und Nordkorea. Und das Alles wegen einer Komödie über zwei etwas unterbelichtete Journalisten und ihren schrägen Trip nach Nordkorea, wo sie Jagd auf den Diktator machen…“The Interview“ der wohl meistdiskutierte Film der vergangenen Wochen. In den USA musste sich der Präsident einschalten, damit er überhaupt in die Kinos kam. Aber warum die ganze Aufregung? Wieviel Sprengstoff steckt in dieser Komödie wirklich?“ (Download)

Genau diese aufgeworfenen Fragen beantwortet der gesamte Beitrag – der mit keinen einzigen Wort oder gar Bild auf den Mord eingeht – nicht. Stattdessen wird auf die Klamottigkeit und den primitiven Pennälerhumor verwiesen, als ob dies für Nordkorea ein Grund wären, sich vor der UN über einen Film zu beschweren. Man darf bezweifeln, dass Jörg Buttgereit, der für diesen Beitrag befragt wurde, wusste, dass der strittige Kern des Films – der Mord an Kim Jong Un – im kulturzeit-Beitrag überhaupt nicht thematisiert würde. Gerade dazu wäre seine Meinung – die eines Splatterregisseurs – durchaus interessant gewesen.

Anstatt die tatsächlichen politischen Hintergründe des Films zu beleuchten und die Frage zu erörtern, ob es generell erlaubt sein kann, den Mord an realen, lebenden Personen zum Inhalt eines Films, einer Komödie zu machen, kommt der völlig überflüssige Beitrag von Nora Binder kaum über eine billige Nacherzählung des Inhalts hinaus – dürftig garniert mit einer alles andere als tiefschürfenden Kritik an dessem flachen Humor.

wdr5Nicht anders die vermeintlichen „Kritiken“ im WDR-Staatsfunk. Auch dort wird konsequent verschwiegen, dass es der Mordplot am nordkoreanischen Staatschef war, der zur politischen Konfrontation führte. Auch der WDR stellt es so dar, als würde sich Nordkorea über eine Klamotte aufregen. Zu hören war das einen Tag später, am 5.2. in einer Filmkritik von Carolin Courts im Morgenecho von WDR5:

Courts: „Eigentlich ist die Sache eindeutig: „The Interview“ ist eine Satire. Davon kann man sich provozieren lassen – oder auch nicht. Der Film läd geradezu dazu ein, ihn nicht ernst zu nehmen, weil sämtliche Beteiligten ziemlich blöde aussehen….“

Im Folgenden behauptet Courts frech, es wäre gar nicht der Mord an Kim Jong Un, der zu Nordkoreas Protest führte, sondern die Darstellung des „geliebten Führers“…

Courts: „Die Handlung ist mutmaßlich sowieso nicht der Hauptauslöser für die diplomatische Krise. Gravierender dürfte aus nordkoreanischer Sicht ein zweiter Aspekt sein, nämlich die Art, wie Kim Jong Uns Charakter dargestellt ist. Der Diktator wird im Film unmissverständlich als Meistermanipulator gezeichnet…

In der Filmgeschichte dürfte das ein seltener Fall sein: Eine überlaute Krawallkomödie ohne politische Neuigkeiten und ohne intellektuellen Anspruch löst internationale Turbolenzen aus – bemerkenswert.“(Download)

wdr2Die gleiche propagandistische Masche auch in einer „Kritik“ von Andrea Burtz auf WDR2:

Burtz: „Das ist ne richtige Klamotte, aber ne witzige. Mit reichlich pubertärem Humor…eine Politsatire mit Brachialhumor….“
„Und darum so viel Wirbel!“
(Download)

Jeder kann sich selbst lebhaft ausmalen, was hier los wäre, wenn es eine nordkoreanische, russische oder gar deutsche Satire wäre, die den Mord am US-Präsidenten, Kanzlerin Merkel oder dem Intendanten des WDR-Staatsfunks Buhrow zum Inhalt hätte. Der Aufstand wäre gewaltig. Die gleichen systemergeben und heuchlerischen Kritiker, die jetzt von einer „witzigen Komödie“ schwafeln und den Mord gar nicht erst thematisieren, würden sich ereifern, dass so etwas in diesem Fall nun gar nicht mehr lustig wäre.

Komplett verschwiegen werden selbstverständlich konsequent die Hintergründe der Mordszene, die laut geleakten eMails in enger Abstimmung – bzw mit dem Segen – von Beratern der US-Regierung entstanden ist:

dailyBeast_interviewNordkorea beschwerte sich bei der UN ausdrücklich über die Mordszene, die man als Förderung von Terrorismus und kriegerischen Akt bezeichnete.

Was wir hier also wieder einmal sehen, ist Doppelmoral, transatlantische Propaganda und Desinformation, statt objektiver Berichterstattung, kritischer Erörterung und moralischen Grundsätzen.

Auf eine Komödie, die den Mord am US-Präsidenten oder der Bundeskanzlerin zum Inhalt hat, wird man natürlich vergeblich warten. Für so etwas würden sich weder Geldgeber, noch ein Studio finden – vermutlich nicht einmal Darsteller. Denn allen wäre im vorhinein klar, dass das das Ende der beruflichen Karriere wäre.