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ard_logoMehrfach haben wir hier in der Vergangenheit die Bestrebungen der ARD thematisiert, die Öffentlichkeit mit sogenannten „Constructive News“ verstärkt zu manipulieren. Was nicht zufällig wie „konstruierte Nachrichten“ klingt, soll vordergründig ein Journalismus sein, der nicht nur über das Negative in der Welt berichtet – und somit seiner Kontrollfunktion innerhalb der Gesellschaft nachkommt -, sondern ein Journalismus, der „konstruktive Lösungen“ vorgibt, auf diese Weise das Denken der Öffentlichkeit noch stärker lenkt und gleichzeitig mögliche Verunsicherungen dämpft.

Im Kern geht es den Vertretern dieser erweiterten Auffassung von Journalismus einerseits darum, sich selbst vom Journalisten ganz unverblümt und gesellschaftlich akzeptiert – wenn auch in keinster Weise legitimiert – noch stärker zum politischen Akteur zu erhöhen und andererseits darum, die Bürger mit dem beruhigenden Gefühl zu sedieren, es wird bereits etwas gegen jene Missstände unternommen, die sie vielleicht verunsichern.

Ein oft geäußerter Anspruch des Konstruktiven Journalismus ist die Darstellung eines „realistischen Weltbilds“. Er soll einen „journalistischen Negativ- Bias“ vermeiden und positive Entwicklungen gleichberechtigt mit Problemen thematisieren.

wikipedia

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Was die ARD wohl auch in diesem Kontext versteht, kann man in den sogenannten Nachrichten des Hörfunks seit einiger Zeit beobachten, die dazu übergegangen sind, am Ende der knapp 5 Minuten Informationen über das (aus Sicht der ARD) wichtigste Geschehen in der Welt noch eine Meldung aus der Kultur oder Wissenschaft anzuhängen. Dort erfährt der Hörer dann das Neueste über das Liebesleben der Bonobos oder Rabatte für das Museum XY in Wanne-Eickel. Das Ziel dieser „Wohlfühlnachrichten“: das schlechte Gefühl mancher Hörer, die Verunsicherung nach Politikversagen, Krieg, Terror und Kriminalität soll durch eine Pille Baldrian mit Zuckerguss abgemildert werden.

Auch in der Migrationsproblematik wird die Öffentlichkeit bereits mit „konstruktiven“ Schönwetterinformationen sediert, wenn regelmäßig gelungene Einzelbeispiele der Integration vorgeführt werden, während die Realität für die große Mehrheit der Bundesbürger und Migranten eine vollkommen andere ist. Das konstruktive Verschweigen der Ursachen der Flüchtlingsströme ist die andere Seite der Medaille. Auf die konstruktive Idee, westliche Kriege zu beenden, kommt man im Staatssender genauso wenig wie in der Konzernpresse. Stattdessen wird in der ARD täglich für immer höhere Rüstungsausgaben geworben, um der „Verantwortung in der Welt“ durch „internationales Engagement“ der ehemaligen Bundes„wehr“ gerecht zu werden. Repression durch Meinungsmacht und die Gewalt der Gewehre sind das Mittel der Wahl für diese Herrschaft und ihre Medien.

Grundsätzlich ist gegen einen Journalismus, der auch positive Nachrichten verbreitet und einen gesellschaftlichen Diskurs zur Lösung gesellschaftlicher Probleme befördert selbstverständlich nichts einzuwenden. Den gab es auch (ansatzweise) schon immer und er ist auch impliziter Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der der Ausgewogenheit verpflichtet ist. Gerade weil es das schon immer gab, sollte man sich hier auch nicht täuschen lassen, denn es geht nicht darum, einen (alles andere als) breiten gesellschaftlichen Diskurs auszuweiten, sondern ihn im Sinne der Regierung verstärkt zu lenken – und das ist etwas vollkommen anderes!

Der ARD geht es mitnichten darum, nun am Sonntag Abend bei Anne Will die Verantwortung der westlichen „Wertegemeinschaft“ für die völkerrechtswidrigen Kriege im Irak, Libyen oder Syrien zu diskutieren, um vielleicht „konstruktivere“ Wege zu finden, wie man mit Regierungen umgehen könnte, die sich den Interessen der westlichen Eliten widersetzen. Womöglich erkennt man dann, dass diese Regierungen gute Gründe für ihr Handeln haben oder gar im Recht sind! Der letztlich gewaltsame – weil gegen die Mehrheit der Ukrainer nicht anders mögliche – Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung in Kiew mit all seinen Folgen für Europa war in Wahrheit der Inbegriff US-amerikanischer und europäischer „Konstruktivität“ – da muss man doch jetzt nicht großartig evaluieren, was man selbst vielleicht falsch gemacht hat! Die ARD wird auch ganz sicher keinen breiten, konstruktiven Diskurs über die Austeritätspolitik Schäubles in der EU oder das Schuldgeldsystem zulassen, an dessen Ende womöglich bei den Massen die Einsicht dämmern könnte, wo die Ursachen der Finanzkrise liegen und wie man das Weltfinanzsystem verbessern könnte. Und wo wir beim Geld sind: Bargeld ist doch so unbequem, oder? Die ARD hat deshalb wirklich tolle und konstruktive Lösungen, wie wir das abschaffen können!

Dem von Regierungsparteien kontrollierten Staatssender geht es immer und ausschließlich darum, das System als solches und die Herrschaft der Nomenklatura mit allen möglichen Tricks zu stabilisieren und insofern muss sich niemand wundern, dass in Zeiten des Brexit, der Lügenpresse-Vorwürfe, der Migrationskrise, des Terrors und politischen Aufstiegs nationalistischer Parteien dem staatlichen Propagandafunk plötzlich die Idee kommt, die Realität doch etwas „konstruktiver“ zu gestalten. Die AFD trifft sich in deiner Nähe? Dann geh‘ gefälligst demonstrieren! Linke kritisieren die Flüchtlingspolitik? Die sind ja nicht besser als die AFD, die ja doch eigentlich Nazis sind! Aber komm‘ ja nicht auf die Idee, ausgerechnet die Parteien und ihre Führungscliquen, die diesem Land, Europa und weiten Teilen der islamischen Welt diesen blutigen Schlamassel eingebrockt haben, dafür verantwortlich zu machen!
Am Ende kommst du noch auf die Idee, selbst konstruktiv mitregieren zu wollen und das geht ja nun wirklich gar nicht.