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Kritische Zeitgenossen haben immer gewarnt, aber erst jetzt zeichnet sich langsam – dafür umso machtvoller – ab, wie Datensammlungen benutzt werden können und bereits benutzt werden, um Menschen, die ihre Gedanken zuvor „gedankenlos“ Dritten zur Verfügung gestellt haben, gezielt und unbemerkt zu manipulieren. Dem Artikel „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“ aus „Das Magazin“, einer Wochenendbeilage von vier Schweizer Tageszeitungen, kann man eine ähnlich hohe Bedeutung beimessen, wie Rainer Mausfelds grundlegender Analyse „Das Schweigen der Lämmer“, denn er zeigt, wie die Mächtigen sich die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters zu Nutze machen, um Bürger zu analysieren, zu steuern und letztlich zu beherrschen.

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Vortrag von Alexander Nix über die Bedeutung von „Big Data“ im vergangenen US-Wahlkampf und für die Zukunft
Bild anklicken, YouTube! (englisch)

Die Fragen, die mit diesem Diskurs aufgeworfen werden, reichen bis an die Wurzeln unseres Selbstverständnisses als „freie“ Individuen. Längst wissen Datenanalysten in einzelnen Bereichen mehr über manche Menschen, als diese selbst, denn Algorithmen können Verhaltensmuster erkennen, die wir selbst nicht reflektieren und sie können Verhalten vorhersagen, während wir uns noch einbilden, dass wir unentschlossen sind.

Für die demokratische Gesellschaft – und sei es nur die westlicher Form gelenkter Scheindemokratie – ergeben sich ethisch höchst komplexe Fragen nach der Zulässigkeit der Sammlung, Auswertung und Verwendung von »Big Data«, denn wie im Folgenden gezeigt, werden die Daten heute nicht in erster Linie genutzt, um politische Stimmungen zu analysieren und dann Gesetze und Politik im Sinne der somit bekannten Meinungen und Interessen der Bürger zu machen, sondern, um die erhobenen Stimmungen und Meinungen mit zielgerichteten Maßnahmen im Interesse der Eliten zu manipulieren.

Auf ein aktuelles Beispiel heruntergebrochen bedeutet dies, dass Datenanalysten zu einem Zeitpunkt x genau wissen, dass die Mehrheit der Bürger gegen TTIP ist, aber dass diese Tatsache nicht in politisches Handeln umgesetzt wird, sondern dazu benutzt werden kann, Propagandamaßnahmen passgenau auf unterschiedliche Bevölkerungskreise zuzuschneidern, mit denen die Meinung insgesamt in die gewünschte Richtung gedreht und im richtigen Moment ein Gesetz verabschiedet oder sogar ein Referendum initiiert werden könnte, das den politischen und wirtschaftlichen Interessen jener Eliten entspricht, die »Big Data«, die Medien und damit die Meinungen kontrollieren.

dasmagazinbombe525

«Wir haben Psychogramme von allen erwachsenen US Bürgern –
220 Millionen Menschen»

…2012 erbringt Kosinski den Nachweis, dass man aus durchschnittlich 68 Facebook-Likes eines Users vorhersagen kann, welche Hautfarbe er hat (95-prozentige Treffsicherheit), ob er homosexuell ist (88-prozentige Wahrscheinlichkeit), ob Demokrat oder Republikaner (85 Prozent). Aber es geht noch weiter: Intelligenz, Religionszugehörigkeit, Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum lassen sich berechnen. Sogar, ob die Eltern einer Person bis zu deren 21. Lebensjahr zusammengeblieben sind oder nicht, lässt sich anhand der Daten ablesen. Wie gut ein Modell ist, zeigt sich daran, wie gut es vorhersagen kann, wie eine Testperson bestimmte Fragen beantworten wird...Bald kann sein Modell anhand von zehn Facebooks-Likes eine Person besser einschätzen als ein durchschnittlicher Arbeitskollege. 70 Likes reichen, um die Menschenkenntnis eines Freundes zu überbieten, 150 um die der Eltern, mit 300 Likes kann die Maschine das Verhalten einer Person eindeutiger vorhersagen als deren Partner. Und mit noch mehr Likes lässt sich sogar übertreffen, was Menschen von sich selber zu wissen glauben...

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Dank an teleherzog für den Hinweis an den Propaganda-Melder!pm90