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Kritische Zeitgenossen haben immer gewarnt, aber erst jetzt zeichnet sich langsam – dafür umso machtvoller – ab, wie Datensammlungen benutzt werden können und bereits benutzt werden, um Menschen, die ihre Gedanken zuvor „gedankenlos“ Dritten zur Verfügung gestellt haben, gezielt und unbemerkt zu manipulieren. Dem Artikel „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“ aus „Das Magazin“, einer Wochenendbeilage von vier Schweizer Tageszeitungen, kann man eine ähnlich hohe Bedeutung beimessen, wie Rainer Mausfelds grundlegender Analyse „Das Schweigen der Lämmer“, denn er zeigt, wie die Mächtigen sich die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters zu Nutze machen, um Bürger zu analysieren, zu steuern und letztlich zu beherrschen.
Die Fragen, die mit diesem Diskurs aufgeworfen werden, reichen bis an die Wurzeln unseres Selbstverständnisses als „freie“ Individuen. Längst wissen Datenanalysten in einzelnen Bereichen mehr über manche Menschen, als diese selbst, denn Algorithmen können Verhaltensmuster erkennen, die wir selbst nicht reflektieren und sie können Verhalten vorhersagen, während wir uns noch einbilden, dass wir unentschlossen sind.
Für die demokratische Gesellschaft – und sei es nur die westlicher Form gelenkter Scheindemokratie – ergeben sich ethisch höchst komplexe Fragen nach der Zulässigkeit der Sammlung, Auswertung und Verwendung von »Big Data«, denn wie im Folgenden gezeigt, werden die Daten heute nicht in erster Linie genutzt, um politische Stimmungen zu analysieren und dann Gesetze und Politik im Sinne der somit bekannten Meinungen und Interessen der Bürger zu machen, sondern, um die erhobenen Stimmungen und Meinungen mit zielgerichteten Maßnahmen im Interesse der Eliten zu manipulieren.
Auf ein aktuelles Beispiel heruntergebrochen bedeutet dies, dass Datenanalysten zu einem Zeitpunkt x genau wissen, dass die Mehrheit der Bürger gegen TTIP ist, aber dass diese Tatsache nicht in politisches Handeln umgesetzt wird, sondern dazu benutzt werden kann, Propagandamaßnahmen passgenau auf unterschiedliche Bevölkerungskreise zuzuschneidern, mit denen die Meinung insgesamt in die gewünschte Richtung gedreht und im richtigen Moment ein Gesetz verabschiedet oder sogar ein Referendum initiiert werden könnte, das den politischen und wirtschaftlichen Interessen jener Eliten entspricht, die »Big Data«, die Medien und damit die Meinungen kontrollieren.
«Wir haben Psychogramme von allen erwachsenen US Bürgern –
220 Millionen Menschen»
…2012 erbringt Kosinski den Nachweis, dass man aus durchschnittlich 68 Facebook-Likes eines Users vorhersagen kann, welche Hautfarbe er hat (95-prozentige Treffsicherheit), ob er homosexuell ist (88-prozentige Wahrscheinlichkeit), ob Demokrat oder Republikaner (85 Prozent). Aber es geht noch weiter: Intelligenz, Religionszugehörigkeit, Alkohol-, Zigaretten- und Drogenkonsum lassen sich berechnen. Sogar, ob die Eltern einer Person bis zu deren 21. Lebensjahr zusammengeblieben sind oder nicht, lässt sich anhand der Daten ablesen. Wie gut ein Modell ist, zeigt sich daran, wie gut es vorhersagen kann, wie eine Testperson bestimmte Fragen beantworten wird...Bald kann sein Modell anhand von zehn Facebooks-Likes eine Person besser einschätzen als ein durchschnittlicher Arbeitskollege. 70 Likes reichen, um die Menschenkenntnis eines Freundes zu überbieten, 150 um die der Eltern, mit 300 Likes kann die Maschine das Verhalten einer Person eindeutiger vorhersagen als deren Partner. Und mit noch mehr Likes lässt sich sogar übertreffen, was Menschen von sich selber zu wissen glauben...
Dank an teleherzog für den Hinweis an den Propaganda-Melder!
VieR.TeN.OR sagte:
Weiterer Querlink zum PS-Melder, zu der Aussage eines „Big-Data-Expterten“ – der eine Firma „unterstützt“, die gerne Daten auswertet (oder das gerne machen würde, wenn sie es könnte):
Kambeo sagte:
Das Thema “Big Data” ist nichts Neues, solche Analysen gibt es schon seit (sehr) vielen Jahren. Relativ neu ist die Menge an Daten, die man heutzutage über einen Menschen (mit Internetanschluss, Facebook-Konto usw.) sammeln kann. Und natürlich werden auch die “Algorithmen” und Analyseprogramme zunehmend “effizienter”, und damit auch die Möglichkeiten, das menschliche Erleben und Verhalten gezielt zu beeinflussen und zu steuern.
Allerdings frage ich mich oft, was es noch an Interessantem zu “analysieren” oder zu entdecken gibt bei Leuten, die fast den ganzen Tag lang alle nur noch auf ihr Smartphone glotzen, die “Brigitte” lesen und so weiter und so fort. Die meisten Menschen sind bereits hundertprozentig “vermessen”, da gibt es nichts mehr, was noch überraschen könnte, und auch ohne all die tollen Algorithmen reicht in vielen Fällen ein Blick in die Augen oder ein kurzes Gespräch, um zu wissen, was diese Leute denken und fühlen, wofür sie sich “interessieren”, welche Produkte sie präferieren usw. Gleichwohl haben sie noch die Illusion (!), ein “Individuum” oder irgendetwas “Besonderes” zu sein – eine wichtige Voraussetzung dafür, sie für irgendeinen (angeblich ganz besonderen) Produktschrott zu interessieren und sie “persönlich” daran zu binden. Sage mir was du kaufst, und ich sage dir wer du bist – die sog. “Identität” eines Menschen definiert sich heute fast ausschließlich über die Welt des Käuflichen, weshalb auch die Welt des Ideellen und des Geistigen kaum noch irgendeine Bedeutung hat.
Ich kann recht gut verstehen, dass sich vor allem junge Leute kaum noch dafür interessieren, was mit “ihren Daten” so alles passiert – denn wo nichts Geheimes oder Privates mehr ist, da kann auch nichts Geheimes mehr entdeckt werden. Wo keine ungewöhnliche Gedanken-, Gefühls- oder Wertewelt mehr existiert, da ist es auch egal, ob irgendjemand versuchen könnte, sie zu steuern oder zu manipulieren. Umso grotesker ist es beobachten zu müssen, wie sich diese fremdgesteuerten Massenmenschen voneinander distanzieren in dem Glauben und in der Illusion, dass der oder die “Andere” doch noch irgendetwas anderes sei als man selbst, irgendetwas Fremdes.
Und noch etwas möchte ich dazu anmerken: das “Social Engineering”, die Werbe- und Marktpsychologie, die Meinungsforschung, die “Zielgruppenanalyse” und so weiter und so fort – all dies gab und gibt es ausschließlich in der Welt des Kapitalismus, einer Welt, in der der Wert und die Bedeutung des Menschen sich letztlich nur daran bemisst, welche “Kaufkraft” er besitzt und wie viel die Kreatur zum “Bruttosozialprodukt” beizusteuern vermag.
anon sagte:
Wer ist der größte, der ultimative Big-Data-Akteur? Die NSA. Dagegen sind (nach Datenvolumen, überwachter Personenzahl etc.) alle anderen Zwerge (außer Google, aber die sind eher ein Zwitter). Die NSA ist aber als staatl. Akteur ein „Non-Profit-Unternehmen“.
Warum also? Überwachung. Kontrolle. Wer von den Schlafschafen wacht auf? Wer könnte gefährlich werden? Wo entstehen soziale Gruppen, und sei es informell, die man möglichst früh unterwandern sollte?, um die Herrschaft zu sichern? Wo muss man mit gezielter Desinformation „gegensteuern“?
Das ist die ernste Hälfte der Medaille, der ganze Konsum-Target-Scheiß ist die andere, deutlich harmlosere Hälfte.
Kambeo sagte:
Vollkommen einverstanden, anon! Dieser Aspekt ging in meinem Beitrag unter.
ups2009 sagte:
Defekte Briefkuverts – Österreich verschiebt Präsidentenwahl
oder brauchte es Zeit für Manipulation nach Alexander Nix und die Bedeutung von „Big Data“ ?
Kam mir so als dringender Verdacht …
Werner Thunert sagte:
Der Einspruch von Hofer legt den Verdacht nahe, dass auf Manipulationsmöglichkeiten spekuliert wurde, hat aber wohl nicht gefunkt.
VieR.TeN.OR sagte:
Setzte mal einen Querlink zum PS-Melder, da auch dort Thema:
Maria T. G. sagte:
„Es war eine Kampagne kunstvoller digitaler Manipulation. Schon interessieren sich Europas Populisten für seine Strategien.“ sagt die FAZ. Die Bösen in Europa möchten von Trump siegen lernen.
http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/donald-trump-siegt-bei-us-wahl-2016-durch-social-media-14559570.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Dok sagte:
Man müsste jetzt einen passenden Artikel in der FAZ zu Obamas „kunstvoller digitaler Manipulation“ heraussuchen. Die wurde letztlich von einem Marketingpreis gekrönt und in den MSM gefeiert.
VieR.TeN.OR sagte:
Social Media Wahlkampf: Obama siegt im Duell um User- und Wählerstimmen
Klicke, um auf Hausarbeit_Social_Media_im_Wahlkampf_Fiedler.pdf zuzugreifen
http://m.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/obamas-letzte-rede-beweist-obama-kann-internet-14010325.html
! –>
https://www.datenschutzbeauftragter-info.de/siegen-durch-auswerten-datenbanken-in-obamas-wahlkampf/
!!–>
2012 ELECTION
Inside the Secret World of the Data Crunchers Who Helped Obama Win
Kambeo sagte:
Ja klar, kennen wir alles – aber bei Trump war das natürlich Pfui und böses Teufelszeug !
Meaningless Movements sagte:
Man könnte jetzt sagen, das sei Zufall gewesen. Die Recherche der beiden Autoren und des Verlegers lassen auch andere Schlüsse zu.
Shady, shady…
Dass dieses Modell selbstverständlich parteiübergreifend zur Anwendung kommen dürfte, wenn es denn erfolgsversprechen ist. Geschenkt! FAZ: Klientelschreiber.
anon sagte:
Es wird regelmäßig was sehr Wichtiges übersehen:
Android-Handys (Marktanteil >85%) verteilen munter die App-Daten (und durch Apps ausgelesene Daten!) in der ganzen Welt, inkl Standort, Kontakte, Adressbücher etc. Die NSA bepisst sich darüber vor Freude, siehe zB hier:
http://www.giga.de/webapps/google-maps/news/app-spionage-nsa-sammelt-daten-auch-bei-angry-birds-google-maps-amp-co/
…und was damit in der kranken Phantasie unserer Sozialingenieure langfristig so angedacht ist (Judge Dredd, vollautomatisch als Drohne), sieht man zB bei diesem bereits 5 Jahre alten (und beendeten) Forschungsprojekt der EU (!!):
https://de.wikipedia.org/wiki/INDECT
Zitat daraus:
(einen Kernaspekt…) bildet die umfassende Videoüberwachung des öffentlichen Raums. Dabei sollen Computer in den Bildern von Überwachungskameras und von fliegenden Drohnen vollautomatisch „abnormal“ handelnde Menschen erkennen können, und so einen Beitrag zur vorbeugenden Kriminalitätsbekämpfung leisten. Die so gewonnenen Daten sollen verknüpfbar sein mit Daten aus Chats und sozialen Netzwerken.
anon sagte:
PS: Wer es nicht weiß, Android stammt von Google und wird von diesem weiterentwickelt. Die (sehr zahlreichen und letztlich überwachungstechnisch katastrophalen) Google-Dienste sind so tief in das System integriert, dass man sie nicht blocken kann, ohne Android praktisch unbrauchbar zu machen (habs versucht, das ist zudem extrem aufwendig).
Man hat also sozusagen eine kontinuierliche Standleitung zu Google inkl. des Trojaners auf dem eigenen Gerät (Google-Dienste). Beim iPhone etc ist es vermutlich nicht wesentlich besser.
VieR.TeN.OR sagte:
Frazzenbuch lässt auch viel auslesen… Aktiv beim User, als auch bei sich selbst.
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Wer will kann mal in Gütersloh bei Bertelsmann an das Türchen klopfen und fragen, was die momentan alles über ihn wissen – und dann nochmals, wenn die zusätzlich noch die elektronische Gesundheitskarte (eGK) „verwalten“ „dürfen“.
Hier mal das Firmengeflecht für das Little Open Data ;) Verwendung fand:
https://www.moneyhouse.de/Bertelsmann-SE-Co-KGaA-Guetersloh
und nach unten scrollen bis „Grafisches Netzwerk“. Reinzoomen und Zusammenhänge finden. So eine Darstellung der Medien, Presse und auf Schreiberling-Basis würde sicher rocken, samt der Zugehörigkeit wie in https://propagandaschau.wordpress.com/2014/09/30/browser-addon-cahoots-zeigt-vernetzung-deutscher-journalisten/ abrufbar.
stormrider sagte:
Hochinteressantes und spannendes Thema. Bin Laie doch sehr interessiert. Dranbleiben am Thema generell.
Entziehen kann man sich dem kaum mehr.
Habe vor kurzem eine Dokumentation gesehen wie Big Data, so nenn ich das mal als Oberbegriff auch noch „genutzt“ oder eher „ausgenutzt“ wird.
Wie schon erwähnt bei der Kreditvergabe. Ein Kunde von American Express wurde er Kreditrahmen gekürzt da er in einem Laden eingekauft hatte in denen die Kunden eine schlechte Zahlungsmoral hatten!!!!
Dann gab es ein Beispiel in denen die Preise, je Gerät (Android, iPhone, Desktop-PC) variierten. Der iPhone Käufer war am teuersten (Der kann sich ja ein iPhone leisten, der zahlt auch das) usw.
Dann wusste ein Supermarkt eher Bescheid dass die minderjährige Tochter schwanger war, da sie im Markt eben diese Produkte gekauft hatte und für diese Produkte so etwas in der Art wie Payback Gutscheine erhalten hatte. Der empörte Vater der Tochter beschwerte sich beim Supermarkt wie die darauf kämen seiner Tochter so etwas zu schicken. Tja, sie war schwanger.
Alois Müller sagte:
„Facebook erwies sich als die ultimative Waffe und der beste Wahlhelfer, wie ein Trump-Mitarbeiter twitterte.“
gestern, Wahl in Österreich. Weitreichende Störungen im Netz im süddeutschen Raum (über Österreich habe ich keine Kenntnisse).
Anruf bei Telekomm (Wartezeit 30 Minuten): alle Leitungen ok. Man kommt im moment nicht weiter, Anruf durch Techniker für heute (Montag nach der Wahl) versprochen.
Man hat also nicht nur die MSM im Griff.
(gestern ab 17:00 Uhr lief das Netz wieder einwandfrei).
lex sagte:
haben uns das Ding angesehen und wir haben jetzt eine andere Prognose. Die Seite gehört einem sehr reichen Schweizer Unternehmer. Und so ein paar Sachen kommen einem komisch vor. Uns drängt sich der Eindruck auf, dass der „unerklärliche“ Wahlsieg Trumps und des Brexits genommen werden um diese Firma zu vermarkten. Gleichzeitig kann man noch verkünden, dass Trump nicht wegen Überzeugungen von Wählern gewonnen hat oder wegen Der Antipathie der Wähler gegen Clinton, sondern quasi durch Manipulation.
Also 2 in einem. Trump als quasi Betrüger und jede Menge Werbung für diese Analysefritzen und die Firma. Würde mich nicht wundern, wenn die dem Besitzer der Internetseite gehören würde.
Manche Sachen sind doch wirklich nicht einleuchtend, wie z.b. das die Wahlhelfer mit einer Superapp vor der Haustür von gezielt ausgewählten Usern stehen und einen Anleitung angezeigt bekommen wie sie denjenigen manipulieren sollen.
Aber der Artikel zeigt zumindest den Wunsch wo das hinführen soll.
VieR.TeN.OR sagte:
Klar ist das auch Selbstvermarktung.
Dennoch:
Wer die Macht der Zahlen und Algorithmen unterschätzt, erlebt in der nächsten Zeit Wunder. Blaue.
„Wenn ich weiß, da Du eine kranke Großtante hast, für die Du Obamacare kräftig unterstützen darfst, komme ich mit Dir in ein wahltechnisch produktives Gespräch.“
„Wenn ich weiß, das Du drei Schusswaffen besitzt, bist Du im Thema Zusatzartikel der Verfassung der gleichen Meinung.“
„Wenn ich weiß, dass Du einen Job in der Stahlindustrie hattest und jetzt keinen Fuß mehr auf den Boden bekommst…“
„Wenn Du Schulden hast, …“
Propapanda sagte:
„Wenn Du Schulden hast, …“ bist du ohnehin am Arsch, dein Score verpisst sich ins absolut negative, du bekommst keinen Handyvertrag mehr, kein Kabel. Du wirst zum Menschen zweiter, wenn nicht, dritter, Klasse.
VieR.TeN.OR sagte:
Klaro, das war vor 15 (!!!) Jahren schon Standard via Web-Service. Samt Nachbarn und Untermieter via Ampelsyle.
TheGrandPlayground sagte:
Im Gefolge der Abschaffung der geplanten ABschaffung des Bargelds können sich diese Leute dann nur noch den Strick nehmen. Negative Kreditwürdigkeit ist dann das ökonomische Gegenstück zu den Algorithmen, die heute für die Dronen des US Militärs die Ziele auswählen.
Anonymous sagte:
Beobachter sagte:
Fragt man sich doch warum 1984 und Farm der Tiere nicht immer mal wieder im „Kultur“programm von 3sat oder arte kommt?
Vielleicht weil der Zuschauer Ähnlichkeiten zu heute feststellen könnte?
Oder auch Fahrenheit 451 auch ein sehr guter Film.
Stattdessen laufen rauf und runter Filme zum 3. Reich, über islamistischen Terrorismus oder die pöse DDR.
Ein Staat, der es soo nötig hat sich ständig positiv hervorzuheben gegenüber früheren üblen System, der muss es nötig haben.
VieR.TeN.OR sagte:
?!
Bin zwar hocherfreut, dass dies endlich Thema wird, aber auch irritiert, dass selbst „wir hier“ aus den Wolken fallen.
Um das Rad ein wenig weiter zu drehen:
Woher stammten die Anschubfinanzierungen für die aSocials; MySheys, Frazzenbuch, Zwitter, FotoinmyFace, …? Klaro, alles VT…
Außer den nun nebenbei anfallenden Werbeeinnahmen, hat noch genau wer davon einen nutzen, wenn sich alle ausziehen, liken, linken und offen kommunizieren? Graphen dazu anlegen ist sowas von einfach und sprechend, immer. Das dadurch entstehende Netz zeigt die Verbindungen, Meinungen und ihre Führer und Trendmacher, dir Entwicklungen, Vorlieben und auch die zukünftigen Entscheidungen. Nicht eines einzelnen, sondern den richtigen Schnitt in einer Menge. Und das ist das wichtige für den Beobachter und Manipulator. Die Masse manipuliert den Einzelnen durch korrekte Wahl der wichtigen Knoten. Konter mit eingerechnet.
Kaufen nach Vorschlag in Analzon? Aboutyou? …
Mal drüber nachdenken? Dringend anzuraten.
Widerspreche hiermit den Vorpostern, die die Datenmenge für zu groß halten. Die Selektoren machen die Musik. Die Wortlisten und Morphs der Themen führen zu brauchbaren Ergebnissen.
Mit einer schnuckeligen Datenbank und vielen vielen immens vielen Daten von Menschen selektieren die befugten Stellen und fähigen Entwickler alles heraus. „Ich hab ja nichts zu verbergen“ – was für ein Spaß! Funktioniert auch im kleinen schon sehr gut. Blinds lassen sich ebenso aussortieren und Ausreißer vorab feststellen. Die Massen damit zu führen – Kinderspiel, nicht viel mehr als zwanzig Simulationen und schon steht die Richtung fest. Extreme zu fördern. Ebenso, damit kein Problem.
Und keiner braucht Mitglied in den aSocials zu sein. Alleine die besch**** Buttons auf den Seiten reichen, sichtbar oder nicht, ja die „Plätzchen“ dazu und schon ist alles im Kasten. Die sammeln immer, überall. Beispiel gefällig, wie sowas geht? — > https://panopticlick.eff.org/ Hoppla.
Mass profiling – wer nicht glaubt, dass wir längst da sind – hat ein Problem.
Btw: Scheint alles auch teils in „Snowden“ durch.
#dergelenkteMenschinderMasse
Propapanda sagte:
Alleine die besch**** Buttons auf den Seiten reichen aus
Gut erkannt, dass Cookie macht die Musik, dem muss man freilich nur bei den „Hauptseiten“ zustimmen, bei eingebauten AdServern(Werbeeinblendungen), Fratzenbook, Google+, Twitter usw. Button-Kottschnipseln ist das nicht mehr notwendig und ist man bei einem der Services, zwecks Bequemlichkeit, eingelocht, dann werden die Artikel die man liest, die Produkte die man sich anschaut, deinem Nutzerprofil zugeordnet. Das hat noch nicht einmal etwas mit künstlicher Intelligenz, wie Rene A. suggeriert, zu tun. Ist man nicht eingelocht, werden Pseudoprofile erstellt und solange man die Cookies der eingebetteten Services nicht löscht, wird darüber ein „anonymes“ Bewegungsprofil erstellt. …
VieR.TeN.OR sagte:
Danke. Schön ausgeführt.
„Gut erkannt“ ist gut. ;)
Gewissheit und Bewusstsein. :D
Doch auch die Krake hat ein Herz.
Niemals vergessen.
Propapanda sagte:
Überspitzt:
Google liefert die besten Suchergebnisse nicht, weil Google den besten Algo hat, Google weiß, was du suchst, bevor du es suchst. Das ist das Geheimnis. Jeder User lässt sich auf die ein oder andere Art und Weise kategorisieren, hat man einen Gmail Account oder löscht man die Cookies nicht, benutzt aber immer wieder Google als Suchmaschine kann Google mit ziemlicher Sicherheit voraussagen was der User suchen wird. Das funktioniert deshalb weil die Gedankenwelt genordet werden kann, der Mensch als Individuum dazu neigt, immer wieder die gleichen, erlernten, Normen zu durchlaufen – und das Hamsterrad von außen ziemlich unbequem aussieht. ;-)
VieR.TeN.OR sagte:
@Propapanda
Das nenn ich Wellenlänge. Eine.
Goggle wusste das auch schon – vorher. :D
Der Katalog ist immer erweiterbar. Maximale Streuung für alle würde helfen. Braucht aber ein großes BotNetz und eine soziale Ader.
Propapanda sagte:
@VieR.TeN.OR
Naa, dass ist schon gut so, wie es funktioniert, best Service even. Es werden aber gleichzeitig die Gefahren aufgezeigt, die sich daraus ergeben. Denn so wie Google deine Suchanfrage voraussehen kann, so kann Google und Co. KG auch deine Wahlentscheidung voraussehen und – damit wären wir dann wieder beim Artikel – entsprechend einwirken. Wobei die harmloseste Variante der Manipulation noch die Werbeeinblendungen sind, die dir, als entschlüsselter User, über GoogleAds eingeblendet werden. ;-)
VieR.TeN.OR sagte:
Bekannt. Und hoffentlich auch bald bei den Zweiflern. Das mit dem Netz bezog sich auf eine nette Injektion zum (Un)Wohle des aktuellen Datenbestandes.
Async und reverse einer echten nonprofit würde Wunder wirken.
Bei jedem rollback neu. Dann gehts über die Wupper mit den Algorits.
Die Zugänge werden im Dunklen bereits en Mass angeboten.
Nur will sich niemand opfern. Der andere Nutzen ist zu bequem. Leider noch.
TheGrandPlayground sagte:
Cookies löschen hilft nur zum Teil. Man kann damit zwar die Facebook-Buttons, die auf jeder Seite eingebunden werden, umgehen. Aber Snowden hat ja einige andere Methoden angesprochen, die sich damit nicht mehr so leicht umgehen lassen.
Die Optionen gehen in zwei Richtungen: Versuchen, zu verhindern, zu vieles preiszugeben (generell Startpage statt Google); oder falsche Daten zu produzieren. Z.B. massenhaft die Bundesregierung liken.
Bei diesem Artikel oben wundert mich, dass er jetzt so viral wird. Denn die Gefahren der Datensammlungen sind lange bekannt, werden regelmäßig heruntergespielt (von interessanten Kreisen). Die politische Stoßrichtung scheint dabei eine Rolle zu spielen.
FatJeckyll sagte:
Mass profiling – wer nicht glaubt, dass wir längst da sind – hat ein Problem.
Allerdings.
Wer auch immer sich aus welchem Grund auch immer in Sicherheit wiegt, ist ein Propagandaopfer erster Ordnung.
Das betrifft Verschlüsselungsfetischisten wie auch diejenigen, die eine unbearbeitbar große Datenmenge herbeihalluzinieren.
1984 ist nicht nur kalendarisch Vergangenheit.
Wir alle sind 24/7 überwacht. Das System ist so mächtig, daß es sogar ei e Seite wie diese hier dulden kann.
VieR.TeN.OR sagte:
Jepp. Wir werden nur zum Problem, wenn wir zu unerkanntem Krebs werden – das ist auch deren größte Angst: Der digitale schwarze Schwan. Und dann gibts Chemo und Amputation. Abwarten. Erst wenn es aussichtslos ist, wir die Plattformen verlieren, dann gibt es die Chance.
Dok sagte:
Das System ist so mächtig, daß es sogar eine Seite wie diese hier dulden kann.
Wäre diese Seite in Deutschland gehostet, wäre sie längst platt gemacht worden. Aber man darf sich auch bei der US-geschützten Meinungsfreiheit nicht täuschen! Die dient vor allem der Kontrolle. CIA, FBI, NSA und andere Dienste analysieren selbstverständlich „in Echtzeit“ das gesellschaftliche Potenzial an Dissidenz und greifen ein, wann und wie sie es für sinnvoll halten. Die aktuelle „Fake News“-Attacke auf alternative US-Medien ist ja ein solches Eingreifen. Die PS ist vor staatlichem Zugriff einigermaßen sicher, aber objektiv betrachtet ist sie gesellschaftlich auch ziemlich irrelevant.
Propapanda sagte:
Wir alle sind 24/7 überwacht. Das System ist so mächtig, daß es sogar ei[n]e Seite wie diese hier dulden kann. – Richtig, denn eine Reichweite wird nicht erzeugt, die User(das wurde in letzter Zeit hier öfter angebracht) befinden sich in einer Echokammer (RockDaHouse). Auch wenn oft, zurecht(meine Meinung), kritisiert wird das @Dok eine gewisse Partei bzw. Strömung unterstützt, sind die Artikel, unabhängig davon, demokratisches Gold Wert. Durch Desavouierung werden die xx% der Artikel, die nicht tendenziös sind, unter den Teppich gekehrt und leider nicht, wie notwendig, in die Öffentlichkeit getragen.
Zu "Rene A." sagte:
"Wenn also die NSA ihre Server mit riesigen Datenmengen zumüllt …gut für uns … denn damit schränkt sie sich selbst nur massiv ein und kann aus dem Mehr an Daten ein Weniger an Informationen ziehen."
Sehe ich grundsätzlich genauso, ohne natürlich die generelle „Gefahr“ der Gläsernheit -alleine aus persönlichkeitsrechtlichen Maßstäben- zu unterschätzen. Man hat es hier sozusagen mit einer Art „Streisand-Effekt“ zu tun, also je größer und detailreicher die Datensammlungen werden, umso selbstzerstörerischer wird die Überwachung in der Wirkung, wie Du das recht gut beschrieben hast.
Allerdings gibt es eine weit größere Gefahr, die aufgrund der Debatten um die Abschaffung der INFORMELLEN Selbstbestimmtheit quasi gar nicht (mehr) stattfindet:
Die Manipulation und damit Beherrschung der Nahrung und des reinen physischen Lebensraumes nämlich, also den Grundbausteinen des Lebens/der Existenz an sich. Hier ist man im Hintergrund auch schon wesentlich weiter, als das selbst der gewöhnlich Aufgeklärte wahrhaben werden wird. Was nutzt mir also, wenn keiner weiß wo ich bin oder was ich für Medien konsumiere, mich also der informellen Überwachung erfolgreich entziehe, allerdings es zum Speis & Trank nur noch auf Dauer tödlichen Industriefraß gibt und zum Finale dann noch die Pharmamafia den Reibach machen kann?
Hier sollte man eher etwas „Hysterie“ entwickeln.
Heideltal sagte:
Ich bereue nach diesem Artikel jedes einzelne Like. Zu diesem Thema gab es BR einmal eine Sendung, die gezeigt, wie naiv die Leute ihre Daten freigeben.
http://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/faszination-wissen/daten-algorithmus-fitness-apps-100.html
Es macht mir Sorgen und wir sollten das nicht unterschätzen. Es wird unser Leben beeinflussen und macht es schon jetzt. Ich hatte WhatsApp von meinem Handy entfernt, als Facebook den Laden gekauft hatte, nur weil ich vor der Datenkrake Angst habe. In der Erwartung, dass unsere Daten für irgendetwas genutzt werden können, beeinflusst das schon unser Verhalten. Ich glaube aber, die Logarithmen sind noch nicht perfekt, ich bekomme ständig diese AFD Werbung, obwohl ich nichts mit dieser Partei am Hut habe.
Dok sagte:
Das muss uns tatsächlich große Sorgen machen. Dagegen ist das, was Mausfeld so wunderbar stringent beschrieben hat, Oldschool aus der analogen Welt – geradezu Kindergarten. Bisher hat man in der Werbung oder in der politischen Manipulation mit Schrot geschossen und das war schon durchaus wirksam – was hier entwickelt wird, ist eine ganz neue Waffenkategorie. Ein Alptraum. Ich denke aber auch, dass es früher oder später eine gesellschaftliche Reaktion und Reglementierung geben wird. In neoliberalen Zeiten wie diesen, in denen Politiker Bürger an Unternehmen verschachern sicherlich nicht. Aber auch diese Zeiten neigen sich ja dem Ende…
nou sagte:
cool bleiben. ich trau der dataalchemie nicht. evtl. eher aufgeblasenes businessmodel. hier gibts gegenstimmen.
http://adage.com/article/campaign-trail/cambridge-analytica-toast/305439/
https://www.wired.com/2016/08/trump-cambridge-analytica/
Matthias sagte:
Ab jetzt einfach wild quer Beet liken!
anonym sagte:
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Artikel eine vergleichbare Stellung hat, wie der Vortrag „Das Schweigen der Lämmer.“
Da stimmt einiges nicht: Zunächst einmal: Nicht alle Menschen nutzen Facebook und diejenigen, die das tun, geben nicht alle Informationen von sich preis. Oder sie nutzen Facebook nur für bestimmte Diskussionen. Also kann diese Firma Cambridge Analytica gar nicht an alle WählerInnen maßgeschneiderte Werbung ausliefern. Ich vermute mal, dass gerade viele der Trump-WählerInnen Facebook nicht nutzen. Sie sind vielleicht zu arm dazu oder stehen der digitalen Welt kulturell eher fern. Selbst in den USA beträgt die Reichweite von Facebook laut Wikipedia 50%.
Dieser Artikel hebt sich angesichts der Fake-News-Kampagne der Mainstreammedien etwas ab, er ist klassischer Journalismus. Allerdings auch mit einem Spin und zwar vor allem Anti-Trump. Die Story wird viel zu sentimental und personalisiert erzählt, was auch eine manipulative Wirkung hat. Einen Beleg für die aufgestellten Behauptungen bringt er auch nicht. Mir scheint die hier beschriebenen Methoden viel zu holzschnittartig: Schwule liken MAC, also bitte. Genauso wenig hat er Belege für die Behauptung, potentielle Clinton-WählerInnen seien mit Negativwerbung geflutet worden. Mal abgesehen davon, dass die dort getroffenen Aussagen („Superraubtiere“) die reine Wahrheit sind. Das hat Hillary Clinton wirklich gesagt und bis heute nicht zurückgenommen.
Arnsdorf Bürtler sagte:
„Sie sind vielleicht zu arm dazu oder stehen der digitalen Welt kulturell eher fern“
oder aber sie haben kapiert, was Facebook und Co. für ein überflüssiger Dreck sind, und lassen deshalb die Finger davon!
Dok sagte:
Das Argument, dass (noch) nur eine begrenzte Zahl der Wahlberechtigten in den Sozialen Medien Daten preisgibt, ist nicht sonderlich stark, da es hier um Manipulationsmethoden geht, die auch Abseits des Internet in den Mainstreammedien oder im Wahlkampf durch direkte Ansprache zielgruppenspezifisch eingesetzt werden können.
Was man immer bedenken muss, ist, dass diese Methoden sich noch in der Entwicklung befinden und sich rasant perfektionieren. Die Entwickler bekommen mit jeder Wahl Feedback, welche Methode und welches „Wort“ sich wie ausgewirkt hat. Das ist eine Schlinge, die sich immer weiter zu zieht. Vielleicht ein bisschen vergleichbar mit der Entwicklung von Schachprogrammen, die Anfangs grottenschlecht waren und heute nicht mehr zu schlagen.
Die Autoren beschreiben doch sehr schön, wie viel Geld da jetzt reingepumpt wird. Was gestern Grundlagenforschung im kleinen Kämmerlein war, breitet sich jetzt über die Welt aus. Man kann die Bedeutung gar nicht hoch genug hängen.
Propapanda sagte:
Der Gag ist doch, dass die Daten nicht nur im Internet gesammelt werden, sondern auch bei den Meldestellen, bei Kreditinstituten, Arbeitsamt, Geburtenregister, Führerscheinstelle, Kfz-Zulassungsbehörde, beim Bezug einer Wohnung, beim Arbeitsplatzwechsel, beim unterfahren einer Cam-Brücke auf der Autobahn, beim einchecken in ein Hotel oder bei der Registrierung für einen Campingplatz usw. usf.. Das Themenfeld ist nicht so neu wie weitläufig angenommen, nur mit „BigData“ wurde es in das Bewusstsein der Konsumenten – mit der Absicht, dass diese eine Toleranz(„Das haben wir doch schon immer gewusst.“ – „Interessiert mich nicht, ich habe nichts zu verbergen.“) aufbauen – geprügelt. Es gibt Stimmen die Snowden als zweischneidig bezeichnen, da er nicht nur die Öffentlichkeit sensibilisiert sondern auch abstumpft.
Wo beleibt der Aufschrei?
VieR.TeN.OR sagte:
Aufschrei!11!!! 8)
…
…
Verhallt.
Belächelt.
Verspottet.
Verdient entseelt.
Bewusst entmenschlicht.
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Es gibt Stimmen die Snowden als zweischneidig bezeichnen, da er nicht nur die Öffentlichkeit sensibilisiert sondern auch abstumpft.
Limited hangout.
Alle gucken. Niemand fragt.
b3wu557531n d4fu3r 1m 4r5ch.
m3d14l 63k1ll7.
Propapanda sagte:
Einer, echauffiert sich für viele, der Hintern muss nicht bewegt werden, wenn es denn ein Einzelner schon für einen erledigt. Kauder maulte letztens rum, dass es keine Demonstrationen vor der russischen Botschaft, ob der „fake news“ fabrizierenden Mainstreammedien über Aleppo gibt.
Ich weiß warum es keine Demonstrationen vor dem Bundestag gegen Krieg und Rechtsbruch gibt.
fidelc sagte:
Die größte illusion des Menschen besteht darin, einen „freien Willen“ zu haben.Nur weil jeder eine Meinung hat, bedeutet es noch lange nicht, sich für irgendetwas frei entscheiden zu können.Man fällt eine Entscheidung.Die Gründe können rationalen Überlegungen folgen oder menschlichen Gefühlen.Meistens einer Mischung aus beidem.
Dok sagte:
Perfide wird es aber dann, wenn andere dein Denken, Fühlen und Handeln so beeinflussen können, dass du (ohne es zu merken) nach ihrer Pfeife tanzt und darauf läuft es hinaus.
Berndchen sagte:
Merkel sagte bei ihrer Begründung, 2017 nochmal Kanzlerin werden zu wollen, sie werde diesen Wahlkampf mit völlig neuen Mitteln führen.
Wir dürfen gespannt sein.
Rene A sagte:
Das Thema Big Data ist schwierig und es kursieren viele Missverständnisse. Da ich beruflich mit Machine Learning zu tun habe und als Astrophysiker mit den sprichwörtlich „astronomischen Datenmengen“ hantiere, hier ein paar grundsätzliche Gedanken:
Zuerst ist „Big Data“ nur ein Modewort und wer es benutzt will zuallererst Eindruck schinden. Eine klare Definition, was „Big Data“ denn nun sei, gibt es dann auch nicht. Entsprechend ist hier viel Schaumschlägerei und Esoterik dabei.
In der Praxis bedeutet „Big Data“ nichts anderes, als dass die Datenmengen so groß geworden sind, dass „einfache Methoden“ und/oder „einfach Hardware“ nicht mehr ausreichen, um die Daten auszuwerten. Wobei natürlich für jedermann die Schwelle zwischen einfachen/komplizierten Methoden woanders liegt … und jedes Unternehmen/Forschungsinstitut andere Geldmittel einsetzt sodass auch die Grenze zwischen einfacher/spezieller Hardware woanders liegt.
Grundsätzlich gilt, dass je größer die Datenmengen, umso schwieriger die Auswertung. Im allerbesten Fall „skaliert der Rechenaufwand linear“ mit der Datenmenge … also ich muss doppelt soviel Rechenzeit inkauf nehmen, wenn ich die Datenmenge verdoppele. Doch die meisten guten Algorithmen skalieren nichtlinear, sodass der Rechenaufwand dramatisch steigt wenn mehr Daten reinkommen.
Wenn also die NSA ihre Server mit riesigen Datenmengen zumüllt …gut für uns … denn damit schränkt sie sich selbst nur massiv ein und kann aus dem Mehr an Daten ein Weniger an Informationen ziehen.
Übrigens braucht sich auch niemand vor der „Artificial Intelligence“ fürchten – noch so ein Modewort. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung gibt es keine AI und man ist noch meilenweit davon entfernt, auch nur in ihre Nähe zu kommen. Alle existierenden Algorithmen des Machine Learning beruhen letztlich darauf, anhand von vorgegebenen Beispielen zu lernen … allerhöchstens noch anhand vorgegebener Muster Beispiele zu finden und diese dann zu lernen. Kaum eine Gefahr von dieser Seite.
Ganz grundsätzlich gilt der sogenannte „Fluch der Dimensionalität“, ein fundamentaler Lehrsatz der Datenanalzse. Er besagt sinngemäß … je komplexer die Frage, desto mehr Daten braucht man für eine verlässliche Antwort. Wenn NSA/BND also immer mehr Informationen (Alter, Wohnort, Parteizugeöhrigkeit, etc) benutzen, um daraus irgendwelche Schlüsse ziehen zu wollen, dann brauchen sie immer mehr Daten, um ihre statistischen Modelle brauchbar zu machen. Dummerweise steigt die Menge an benötigten Daten ungefähr exponentiell an, je mehr Informationen (Dimensionen) man hinzufügt. Viele (auch vermeintliche Fachleute) unterschätzen oder ignorieren das. Entsprechend schlecht sind ihre Modelle und Vorhersagen.
Hinzu kommt das Phänomen, dass es oft Dutzende Vorhersagen gibt. Die meisten davon sind unbrauchbar … aber wenn es genug Müll gibt, dann wird die eine oder andere Vorhersage rein zufällig richtig sein. Das sehen wir z.B. bei Börsenkursen: Jeden Tag gibt es Tausende Vorhersagen – ob hoch oder runter – wovon einige zufällig richtig sind. Der Vorhersageerfolg ist jedoch nicht wiederholbar. Am nachfolgenden Tag sind es andere Vorhersager, die Recht haben werden. Was beweist, dass keine dieser Vorhersagen verlässlich ist.
Genauso steht es letztlich um die „Analysen“ der Geheimdienste. Sie basieren meist auf schlechten Modellen oder unzureichenden Daten. Entsprechend stimmen viele Vorhersagen nicht, und falls doch mal eine Vorhersage korrekt eintritt, dann nur aus purem Zufall und bei nächsten Mal liegt der ach-so-tolle Vorhersager voll daneben.
Angeblich soll Hillary Clinton im Wahlkampf einen Algorithmus benutzt haben, um wichtige Wahlkampfentscheidungen zu treffen. Nun ja, falls es wirklich stimmen sollte, dann hat wohl zumindest Hillary Clinton jetzt begriffen, dass auf solche „Algorithmen“ kein Verlass ist, und dass das nur großspurige Effekthascherei der Algorithmenentwickler war.
Genauso Nate Silver, der soundso viele US-Wahlergebnisse korrekt vorhersagte … bis er einen klaren Wahlsieg von Clinton prognostizierte. Was sagt uns das? Nate Silver war ein „Glückspilz“ der bisher zufällig richtige Vorhersagen machte. Und nun war sein Glück zu Ende. Da war kein Können und keine Zauberei am Werke … einfach nur Glück.
Zuletzt noch mal zurück zum Beispiel Börse: Sagen wir, es gibt weltweit 1 Million Aktienanleger. Da der Aktienmarktindex per Definition der Mittelwert aller Anleger ist, wird am Ende des ersten Jahres die Hälfte der Anleger drunter liegen („Verlierer“) und die andere Häfte drüber („Gewinner“). Also 0.5 Millionen Gewinner. Im zweiten Jahr wird es noch ein Viertel (0.50.5=0.25) der Anleger sein, also 0.25 Millionen, die in beiden Jahren gewonnen haben. Im dritten Jahr wird es nur noch ein Achtel sein (0.50.5*0.5=0.125), also 0.125 Millionen, die in allen drei Jahren gewonnen haben. Und so weiter … und so fort. Nach insgesamt 20 Jahren wird es noch 1 Anleger geben, der rein zufällig in allen 20 Jahren Gewinner war. Darum wird er ein riesiges Vermögen haben und er wird von allen als unfehlbarer Held gefeiert werden. Wie lautet sein Name? …. richtig, er heißt Warren Buffet!
Fazit: Big Data wird maßlos überschätzt. Es ist ein Hype aber die Geheimdienste müllen sich nur sinnlos zu.
Weitaus gefährlicher sind die „kleinen Datenanalysen“ … z.B. wer hat was gekauft und könnte welche anderen Produkte zu welchen höchstmöglichen Preisen kaufen? Das basiert jedoch stets nur auf recht simplen Algorithem (weil es sonst nämlich nicht funktionieren würde! Wer hat aufgepasst und kann mir die statistische Grundregel dahinter benennen?). Was diese so gefährlich macht ist einerseits ihr Erfolg. Andererseits die Tatsache dass sie erfolgreich sind eben weil sie auf einfachen Methoden beruhen … einfach Methoden die jeder halbstudierte Datenanalyst ohne Aufwand für den nächstbesten Onlineanbieter implementieren kann. DAS ist das Problem. Vor „Big Data“ habe ich als Fachmann genauso wenig Angst wie vor der nächsten Modeschau in Paris.
Meaningless Movements sagte:
Sie sagen also, BIG DATA könnten wir aufgrund der astronomischen Datenmengen einfach ignorieren, weil aus dem Datenmaterial keine zuverlässigen Schlüsse gezogen werden können.
Ob das zutrifft oder nicht, lassen wir mal dahin gestellt. Aber man muss sich an dem „Bombenmaterial“ nicht noch wie ein treudoofes Hündchen beteiligen, sofern es technisch irgendwie möglich ist, sich dem zu entziehen oder es sogar ädaquat und besser ersetzbar ist.
Und natürlich ist es überaus sinnvoll, die ganze Rotze Facebook, Twitter, Google, Smartphones mit Gapps, geownte Betriebssysteme, Amazon und den ganzen anderen Dreck einfach nicht zu nutzen. Gleiches gilt für elektr. Gesundheitskarten, angedachte getrackte Autobahn- und Bundesstraßennutzung, etc. pp durch zivile Einspruchsmöglichkeiten, die der totalitäre Staat NOCH zulässt.
Notfalls, und an diesen Punkt geraten wir zunehmend, geht das eben nicht mehr. Und dann sind sie ganz schnell mit ihrem Latein am Ende, denn da hilft nur noch ziviler Ungehorsam. Notfalls gehen sie dann für ihre Überzeugung auch mal in den Knast.
Propapanda sagte:
Wie du richtig erkannt hast, ist die Datenanalyse aus Massendaten sinnlos, da enorm Zeitaufwendig. Daher werden sog. Views erzeugt, bildlich kann man sich das wie einen Würfen vorstellen, der je nachdem aus welcher Perspektive man auf ihn(die Daten) blickt, einen Teilausschnitt der gesamt Daten preisgibt. Die Daten werden zwar massenhaft gesammelt aber im nachhinein in immer kleiner werdende, dafür nach Themen sortierten, komprimierten Datenbanken hinterlegt. Das wiederrum ermöglicht Teildaten zu einer Person schneller zu ermitteln, braucht man mehrere dieser Teildaten, dreht man den Würfel(und ändert damit die unterliegenden nach bestimmten Merkmalen sortierten Datenbanken) mehrmals und korreliert im Anschluss die Daten. Bei dem Prozess der Datenkomprimierung wird gleichzeitig auch der überflüssige, nicht relevante Teil, der Daten verworfen bzw. ausgefiltert. Moderne Datenbanksysteme, Oracle, DB2 usw. haben das schon seit Jahren implementiert inkl. der Verlinkung pysikalisch getrennter Datenbankserver die die minimierten Daten aufnehmen und entsprechend schneller zur Verfügung stellen können. Systeme wie z.B. SAP basieren ausschliesslich darauf das „Reports“ als „Views“ hinterlegt werden. Dabei bleibt der ursprüngliche Datencontainer(in dem alle Daten gesammelt werden) unangetastet und kann immer wieder vollautomatisch nach Neudaten gescannt werden. Das hat im übrigen auch Relevants bezüglich der Systemkonfigurationen der einzelnen Systeme, Datastores, Caching, RAM, CPU usw. usf..
Propapanda sagte:
Noch ein kleines Schaubild dazu:
VieR.TeN.OR sagte:
Weitermachen! g
Propapanda sagte:
@VieR.TeN.OR, naja, all zusehr aus dem Nähkästchen kann man auch nicht plaudern, das wird dann schnell abstrakt und nicht mehr nachvollziehbar. Die Grafik zeigt, anschaulich, wie das funktioniert, auch wenn ich die Syntax aus dem vorherigen Post gerne das ein oder andere mal revidiert hätte. ;-) – schnelles Hacken ist halt kein Code. ;-)
VieR.TeN.OR sagte:
Hehe – war anschaulich genug. Sonst folgen hoffentlich Fragen.
Wenn die Netze enger gezogen werden, entstehen im Dunklen stehende Heere. Autarke. Länderübergreifend. Die Frage wird sich stellen, was diese dann unternehmen. Diese Singularität, wird von wenigen Leitwuelfen getrieben, die Chance sein. Wehe, wehe, sie wird nicht ergriffen. Dann gibts Fish-Filet, Apfelstrudel und Schraubensalat der Automaten. So oder so.
Propapanda sagte:
@VieR.TeN.OR, ganz schön verschwurbelt. ;-) Was ich aufzeigen wollte ist, dass Rene A. ob seiner obskuren Legitimität falsch liegt. Unmengen Text für einen Astrophysiker, er vermischt nicht nur BigData mit AI, sondern verklappt das ganze noch in harmlose Brühe – und das ist es sicherlich nicht. Der Artikel auf den @Dok anspricht ist auch nicht der erste über das Thema, passt aber ganz gut zu dem Artikel über Tollcollect. (Schon der Name ist Programm.)
VieR.TeN.OR sagte:
ganz schön verschwurbelt
Name = Programm
Unbeschönigt.
Habs ebenso verstanden. Verharmlosend.
Vs.: Nie war Tracking einfacher. Die Altvorderen wären sehr stolz.
#Trollcollect
#Wirkennenihrreiseziel
#endlichgemou(n)ted
Propapanda sagte:
@VieR.TeN.OR, beschäftige dich mal mit IBM und dem deutschen Reich! Das ist ein viel zu bedeutender Teil der Geschichte, als das man ihn ausblenden könnte.
Es gibt einen Artikel(selber suchen verfestigt) über – wie heisst der Fritze – Bill Gates, der ihm bescheinigt, dass er auf einer Schule, in den 70igern, war, und dort ein Programm zur Schulkoordination schrieb. – Locker 10 Jahre bevor der Hype in .de ankam. – In einer Schule! (Und, komm nur nicht auf den Gedanken das es ein Zweiklassen System gibt.)
VieR.TeN.OR sagte:
** :-))) **
Nie! Die Ritter!
IBM?
Stichworte:
DEHOMAG
Optima Maschinenfabrik AG
(Nähe zur Alpenfestung inkl.)
Information Sciences Inc.
Traf-O-Data
Propapanda sagte:
@VieR.TeN.OR, kann man gar nicht oft genug wiederholen. Zuse wird immer in den Vordergrund gehoben, der Genozid wurde aber durch US-Konzerne(wie so oft) begleitet. Die Datenerfassung hat IBM maßgeblich geleitet. .oO(Kein Geheimnis, Tatsache!)
VieR.TeN.OR sagte:
Selbstverständlich.
Wenn es am „freien asocial gelenkten Markt“ was zu verdienen gibt, sind die alle am Start.
Ferengi eben. Ohne Fiktion. :)
Großmutter verkauft. Egal!
Unsympath sagte:
Ich bin da nicht so entspannt.
Das Jahrbuch von netzpolitik hatte 2012 mehrere Texte zu Big Data, ich habe nicht alle gelesen. Den (kurzen) Text auf Seite 71 fand ich interessant.
Klicke, um auf np_jahresbuch_download_final.pdf zuzugreifen
Zoon sagte:
Auch wenn ich natürlich einem Astrophysiker nicht das digitale Wasser reichen kann, so weiß ich dennoch aus eigener nicht-digitaler (wenn das heutzutage überhaupt noch möglich ist) Forschung, dass es ein Einfaches ist mittels multivariabler Datananalyse, z. B. Hauptkomponentenanalyse, große Datenmengen, also einen multidimensionalen Datenraum auf einen geringdimensionalen Datenraum zu reduzieren. Hierbei werden nur die zur Differenzierung der verschiedenen Datensätze (z. B. persönliche Profile) benötigten Daten abgebildet. Diese Methode ist abhängig vom Umfang der Datensätze die man sammelt. Im günstigsten Fall reduzieren sich die abgebildetes Daten sogar, wenn mehr Grunddaten vorhanden sind.
VieR.TeN.OR sagte:
So ists.
Und:
Es ist nicht entscheidend zu berechnen wohin sich der Einzelne bewegt, sondern die Masse. Quertreiber und Ausreißer lassen sich im Gesamten ebenso vorher bestimmen. Und wenn es „nur“ um demokratische Mehrheiten geht… ;)
MIFF sagte:
Die Realität bestätigt ihre Kurzbeschreibung voll und ganz.
Die NSA und ihre Unter- und Nebenkraken sammeln exponentiell anwachsend seit 50 Jahren Daten ohne Ende, doch war es ihnen unmöglich (sie können ja nicht für alle verantwortlich sein) einen einzigen Terroranschlag vorherzusagen, bzw. rechtzeitig zu entschärfen. Von einer generellen In-Schach-Haltung gar nicht zu reden.
Nein, irgendwelche Sauerkraut-, Unterhosen- und Schuhbomber, Canabis-Dealer und Pornobildchen-Tauscher können (vorgeschoben) als einzige Erfolge vorgezeigt werden. Und natürlich jede Woche eine „rechte Hand“ Bin Ladens!
Auch auf parallelen Schauplätzen (Großkriminalität, Geldwäsche, Drogenhandel) können NSA wie CIA ihre Datensammelwut nicht in klingelnde Münze = Erfolge umwandeln.
Die Minimalerfolge stehen in einem abstrusen, ja irrwitzigen Verhältnis zu den aufgewendeten Mitteln.
Ironischerweise zeigen sich in letzter Zeit dort Erfolge, wo keine NSA-Datensammelwut herrscht und die RF und Putin einen Stich nach dem anderen nach Hause bringen.