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Es ist mehr als eine Floskel, dass das erste Opfer des Krieges die Wahrheit ist. Vielmehr steckt dahinter die Erkenntnis, dass kein Krieg möglich ist, ohne dass Menschen zuvor mit Hilfe von Lügen und Propaganda zum Töten anderer Menschen aufgehetzt wurden. Die Mörder der Wahrheit und Geburtshelfer des Krieges sind Propagandisten, die sich als „Journalisten“ ausgeben und im Auftrag der Mächtigen den gesellschaftlichen Boden für Mord und Totschlag bereiten.

Wahrheit_erstes_Opfer

Gleiwitz, Tonkin, Hufeisenplan, Brutkastenlüge, Weapons of Mass Destruction, Humanitäre Intervention – die Lügen der Kriegstreiber wurden und werden bis heute tagtäglich in den Massenmedien der wirtschaftlichen und politischen Eliten verbreitet. Die öffentlich-rechtlichen Sender stehen hier in nahtloser Tradition zur goebbelschen „Volksaufklärung“. Ihr Programmauftrag beinhaltet zwar „die internationale Verständigung, europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern“ zu fördern – nicht aber den Frieden.

Weil sie nicht dem Frieden verpflichtet sind und unter „internationaler Verständigung“ die Propaganda und gewaltsame Durchsetzung „westlicher Werte“ verstehen, weil sie nicht juristisch für die Folgen ihrer systematischen und vorsätzlichen Desinformation, Ermordung der Wahrheit und Kriegshetze haftbar gemacht werden und über Jahrzehnte die öffentliche Meinung weitestgehend widerspruchsfrei dominieren konnten, trommeln die öffentlich-rechtlichen Sender bis heute gegen jeden Feind, den ihnen USA und NATO ins Auftragsbuch diktieren.

Die Ermordung der Wahrheit an der Heimatfront erfolgt also in einem ersten Schritt durch willfährige, skrupellose, amoralische und korrupte Helfershelfer, die sich als Journalisten ausgeben. Ihre Verbrechen haben wir hier massenhaft dokumentiert und man muss nur ARD und ZDF einschalten – oder eine beliebige Gazette der Mainstrammedien aufschlagen -, um mit neuer Kriegspropaganda konfrontiert zu werden.

So werden Stimmen der syrischen Regierung und ihrer Anhänger, ihr Leid und ihre Ansichten nahezu komplett unterdrückt und wo sie auftauchen werden sie verbal niedergeknüppelt, während militante Aufständische und islamistische Terroristen täglich als Demokraten und Kinderretter verharmlost oder angepriesen werden. Die prinzipiell gleichen Propagandamethoden in unterschiedlicher Qualität und Ausformung sahen und sehen wir beim Blick auf Libyen, dem Irak, Ukraine, Jugoslawien oder Afghanistan.

Zur Ermordung der Wahrheit gehört jedoch ein zweiter Schritt, der spätestens seit dem Jugoslawienkrieg von den westlichen Verbrechern systematisch geplant und durchgeführt wird: die frühstmögliche Bombardierung und Zerstörung der Rundfunkeinrichtungen ihrer Opfer. Der italienische Kriegsreporter Fulvio Grimaldi, der diese militärische Strategie mehrfach und hautnah beobachtete, hat sie in der neuesten Ausgabe von KenFM Positionen erläutert.

KenFM-Positionen 8: Strukturen der Macht

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Fulvio Grimaldi: „Ich habe eine persönliche Erinnerung. Ich war bei dem italienischen Staatsfernsehen RAI, dem dritten Kanal, ein Oppositionskanal, Oppositionsfernsehen. Es war der 24. März 1999. Es war der erste Tag, die erste Nacht der Bomben auf Belgrad. Wir wurden zusammenberufen zur Redaktionsversammlung und uns wurde erzählt, dass der Krieg, der ‚menschliche Eingriff‘ (gemeint ist das Schlagwort von der ‚humanitären Intervention‘) begonnen hatte und dass wir das unterstützen mussten, indem wir erklären, dass das nicht ein Angriffskrieg sei, sondern dass es ein menschliches (humanitäres) Unternehmen sei, um die ethnische Säuberung Milosevics zu stoppen.
Ich kannte Jugoslawien. Ich war in Jugoslawien. Ich wusste, dass das eine falsche Geschichte/Erzählung war…

Ken Jebsen: „Da gab es später im ZDF auch eine Reportage ‚Es begann mit einer Lüge‘…“ [kleiner Irrtum Jebsens, es war eine WDR-Produktion von Mathias Werth und Jo Angerer]

Fulvio Grimaldi: „Es begann mit einer Lüge… die ethnische Säuberung wurde von den Kosovaren ausgeübt und nicht von den Serben. Jedenfalls das war, was uns erzählt wurde. Wir mussten diesen Krieg auf diese Weise erzählen. Das war mein letzter Tag beim Staatsfernsehen RAI. Am nächsten Morgen ging ich weg, nahm eine Kamera und ging nach Belgrad und erlebte da etwas, was sich dann immer wieder wiederholt hat: In den ersten Tagen der Bombenangriffe auf Belgrad wurde das serbische Fernsehsystem zerstört. In den ersten Tagen des Angriffs auf Libyen wurde das libysche Fernsehsystem und Radiosystem zerstört. In den ersten Tagen der Angriffe auf Irak wurde – ich war da im Hotel neben dem Informationsministerium, wo das Fernsehsystem saß – wurde das zerstört. Die Sache ist die, dass man die Stimme des Anderen nicht hören darf…

Kriegspropagandisten sind die ersten Mörder. Sie ermorden die Wahrheit, um das militärische Morden vorzubereiten, sie morden täglich während eines Krieges, um das militärische Morden zu rechtfertigen, zu verharmlosen und die Schuld an Tod und Elend auch noch ihren Opfern zuzuweisen.