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Schon die „Anstalt – Der syrische Patient“ am vergangenen Dienstag war aus aufklärerischer Sicht über weite Strecken eine große Enttäuschung. Statt die Ursachen von Krieg und Flucht ans Licht zu zerren und die Verantwortlichen beim Namen zu nennen, ergingen sich Claus von Wagner, Max Uthoff und Kollegen zu oft in Gefühlsduselei und wohlfeiler „Refugee-Welcome“-Werbung, die aus dem Kanzleramt hätte stammen können. Nicht die Kriegsbetreiber und -profiteure saßen auf der Anklagebank, sondern „der kleine Mann“, der die Folgen geopolitischer Verbrechen ausbaden soll.

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Man muss den Verantwortlichen in Washington, London, Paris und Berlin, die zuletzt den Irak, Afghanistan, Libyen, den Jemen, Syrien und als Zugabe die Ukraine in Blut und Chaos gestürzt und eine Flüchtlingswelle Richtung Europa in Gang gesetzt haben, gratulieren. Ihre Propaganda und Hirnwäsche ist qualitativ so perfide und quantitativ so umfassend, dass selbst vermeintlich linke Kabarettisten, die als Aufklärer dienen sollten, zum Teil der Kriegsmaschine degenerieren.

Bei weitem unterboten wurde die Performance im ZDF allerdings noch am Samstag in den „Mitternachtsspitzen“ des WDR, als Jürgen Becker sich zum dummen August machte und die Parolen nachkläffte, die ihm jene, die das Verbrechen am syrischen Volk über Jahre planten und bis heute mit fanatischen Islamisten vorantreiben, in den Kopf gepflanzt hatten.

Ob Becker, Uthoff und von Wagner tatsächlich keine Ahnung haben, was in Syrien vorgeht? Dass man Zehntausende Islamisten ins Land geschafft hat, die aus Saudi-Arabien und Katar bezahlt und vom Westen aufmunitioniert, angeleitet und als Humanisten und Demokraten propagiert werden? Dass diese Terrorgruppen sich vom IS bestenfalls durch Nuancen unterscheiden und allesamt ein Kalifat anstreben, dessen Verwirklichung nicht nur das exakte Gegenteil des säkularen und zumindest ansatzweise demokratischen syrischen Staates wäre, sondern auch den Idealen, den linkes Kabarett eigentlich folgen sollte, diametral entgegensteht?

Wer diese Hintergründe nicht kennt und dennoch auf eine Bühne steigt, um unter dem Deckmantel der Aufklärung Lügen und Propaganda nachzubeten, die ihm die Verantwortlichen für diesen Krieg zuvor eingetrichtert haben, der ist nicht nur eine tragische Figur, sondern lebendes Mahnmal für die Macht einer allumfassenden Hirnwäsche.

WDR Mitternachtsspitzen 08.10.2016

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Jürgen Becker: „… Seit Monaten sind 300.000 Menschen in Aleppo eingesperrt. Fast die Hälfte davon Kinder, die von der syrischen Armee und Russland mit Napalm, Fassbomben und Luftangriffen systematisch zusammengeschossen werden. Ein Massenmord, bei dem wir alle zuschauen – oder meistens umschalten….“

Fehlt eigentlich nur noch der Ruf nach einer Flugverbotszone und Becker hätte vom Pentagon eine Tournee durch Deutschland und von al-Nusra einen alternativen Friedensnobelpreis spendiert bekommen.