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kenfmDie siebte Ausgabe von Ken Jebsens Gesprächsrunde „Positionen“ ist seit Sonntag online und widmet sich dem Kernthema unseres Blogs:

Journalismus oder Propaganda –
Wenn Recherche zum Risiko wird

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Großartige Gästeauswahl, breite Themen und tiefe Einblicke in den Kaninchenbau. Das ist einmal mehr Aufklärung par excellence, wie sie die Zuschauer eigentlich in den öffentlich-rechtlichen Anstalten zu sehen bekommen müssten. Dass man dort in weiten Teilen nur noch für dumm verkauft und manipuliert wird, haben wir nicht nur hier in hunderten Beispielen nachgewiesen, das wird auch in dieser fast dreistündigen Gesprächsrunde anhand aufschlussreicher Beispiele bestätigt. Spannende Akzente setzt Aktham Suliman, der aufgrund seiner Erfahrungen bei al-Jazeera systemtheoretische Erwägungen präsentiert, die das eine oder andere Versagen der Medien mit der Schere im Kopf, eingeschränkter Perspektive des Berichterstatters vor Ort, Zeitdruck oder auch Arbeitsroutinen erklären.

Gäste der siebten Ausgabe von Positionen sind:

  • Frieder Wagner
  • Aktham Suliman
  • Jochen Scholz
  • Walter van Rossum


Bis in die Achtziger Jahre war politischer Journalismus in Deutschland einfach. In den Parlamenten gab es echte Lager. Wer zwischen schwarz, rot, grün und gelb unterscheiden wollte, musste kein Experte sein. Personen und ihre bekanntesten Köpfe standen sich frontal gegenüber. Helmut Kohl und Joschka Fischer waren kein „Team“, so wie Herbert Wehner und Franz-Joseph Strauss nie im selben Lager standen.

Was also tat der politische Journalist in der Regel? Er setzte sich nicht zwischen alle Stühle, sondern entschied sich für eine der ihm bekannten Seiten. Zu diesen Seiten gab es die entsprechenden Gazetten, Sender und Redaktionen. Man musste nicht groß recherchieren oder Gegenrecherche leisten, um im Geschäft zu bleiben. Es reichte z.B., in der FAZ oder der WELT eher konservative Positionen als „richtig“ zu verkaufen, während man beim SPIEGEL oder STERN linken oder liberalen Politikern nach dem Mund redete.

Sicher gab es immer auch investigative Reporter, die lagerübergreifend nach dem großen Skandal suchten und diesen auch fanden – nur war das immer die Ausnahme. Dieser Journalismus machte immer extrem viel Arbeit, und er konnte nicht auf einem betonierten Weltbild aufbauen. Wer im Dreck wühlte, wurde berühmt, aber eben auch berüchtigt. Die Politik mag solche Journalisten nicht.

Mit dem Entstehen der großen „Mitte“ in der Politik – alles ist verhandelbar und wenn es um die Macht geht, sind auch sämtliche Positionen jederzeit ins Gegenteil drehbar – hat der Journalist ein Problem. Er kann sich nicht mehr zurücklehnen, sondern muss die Realität tatsächlich erforschen, um sie autark medial zu erschaffen. Medienrealität. Nur wie macht man das?

An diesem Punkt scheitern die meisten Kollegen heute, denn sie haben es nie gelernt. Erschwerend hinzu kommt, das mit dem Internet das Informationsmonopol der Mainstream-Medien und damit des Staates verloren gegangen ist. Dieser Verlust fester Orientierungspunkte, der Medienmacher und Medienkonsumenten gleichermaßen verunsichert, hat zum Verlust dessen geführt, was man früher Vertrauen nannte, was in Wahrheit aber nur ein deutlich kleinerer Ausschnitt der Wirklichkeit war.

2016 leben wir in einem Informations-Overkill. Wahrheit und Propaganda sind kaum noch zu unterscheiden, und echte Recherche wird kaum noch bezahlt. Wenn sie dennoch stattfindet, kann sie zum Berufsrisiko werden, das die journalistische Karriere vorzeitig beendet.

Die 7. Ausgabe von POSITIONEN beschäftigt sich mit dem Thema:
„Journalismus oder Propaganda – wenn Recherche zum Risiko wird.“

Unsere Gäste Frieder Wagner, Aktham Suliman, Jochen Scholz und Walter van Rossum wissen, was es bedeutet, den Beruf des Journalisten so auszuüben, dass man auch dann noch recherchiert, wenn man erkennen muss, dass man dabei ins Fadenkreuz der Mächtigen gerät.