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Die Türkei sagt: Obama lügt –
die USA stecken hinter dem gescheiterten Umsturz
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von Eric Zuesse 02.08.2016                    Übersetzung: FritztheCat

US-Präsident Barack Obama weigert sich bisher, der Forderung der türkischen Regierung nach einer Auslieferung jener Person nachzukommen, die angeblich hinter dem gescheiterten türkischen Umsturz am 15. Juli steckt. Und die Türken erhöhen jetzt den Druck auf Washington, indem sie durchblicken lassen, dass Obama über ein Vorwissen Washingtons über den Umsturz gelogen hat.

Die türkische Regierung bereitet einen formellen Auslieferungsantrag an Washington wegen Fethullah Gülen vor, den im Exil in Pennsylvania lebenden türkischen Geistlichen. Ihn hält die türkische Regierung für den Drahtzieher hinter dem 15. Juli. Die Türken fordern, dass nach dem Eingang des Antrags bei der US Regierung ihr Auslieferungsgesuchen zügig umgesetzt wird.

Gülen betreibt eine globale islamische Organisation, welche von der türkischen Regierung für den Betreiber des Umsturzversuches gehalten wird. Der türkische Premierminister Binali Yildirim sagte: „Die Unterlagen, die ihre Verwicklung in den Coup enthalten, wurden noch nicht übermittelt. Aber sie werden übermittelt, und es wird keinen Zweifel über ihre Verwicklung darin geben.“ Damit gibt die türkische Regierung im Endeffekt zu verstehen, dass sie eine weitere Verzögerung bei der Auslieferung Gülens nicht tolerieren wird.

Washington sagte, es gebe keinen Beweis dafür, dass Gülen irgend etwas mit dem Coup zu tun hätte. Die „Unterlagen“, die die Türkei übermitteln wird, werden Washington mit jenen Beweisen konfrontieren, die die türkische Regierung von der Schuld Gülens überzeugt hat. Wenn dann Washington nicht damit einverstanden ist, dann wird die langjährige Allianz der USA mit der Türkei – NATO-Mitglied seit 1952 – ziemlich sicher enden und die Türkei könnte sogar die NATO ganz verlassen. Die Türkei war immer ein wesentlicher Teil der NATO. In dieser Sache geht es also um sehr viel.

Seit langem gibt es ansehnliche Beweise dafür, sogar im Westen, dass die Gülen-Organisation mit der CIA verbandelt ist; Wenn also die türkischen „Unterlagen“ irgend etwas enthalten, wovon Washington glaubt, dass die Türken öffentlich eine Gülen-CIA Verbindung „aufdecken“ könnten, dann wird Washington praktisch zum Einlenken gezwungen. Aber ein solches Einlenken wäre ein grundsätzlicher Bruch in den türkisch-amerikanischen Beziehungen, die existieren, seit die Türkei 1952 der NATO beitrat.

Am Freitag, den 29. Juli zitierte Reuters Premierminister Yildirim. Es war die Antwort auf das Eingeständnis der US-Regierung, dass wichtige Personen der CIA in der Türkei nun in türkischen Gefängnissen sitzen und wegen einer Teilnahme an dem Umsturzversuch angeklagt sind:

Reuters: „Der türkische Premierminister Binali Yildirim wiederholte den scharfen Ton Erdogans: ‚Das ist ein Eingeständnis‘.“

So hat es Yildirim in seiner Antwort gesagt:

„Der Direktor der National Intelligence, James Clapper, sagte am Donnerstag, die Säuberungen seien schädlich für den Kampf gegen den Islamischen Staat in Syrien und dem Irak, da sie türkische Offiziere entfernen, die eng mit den Vereinigten Staaten zusammengearbeitet haben. Der Chef des US Central Command, General Joseph Votel, sagte, er glaube, dass einige der militärischen Personen, mit denen die USA gearbeitet haben, im Gefängnis sitzen.“

Die Aussage von Yildirim, dass dies ein „Geständnis“ der US-Regierung sei, ist eine versteckte Warnung an Washington, dass, sollte Obama zum türkischen Auslieferungsbegehren Nein sagen, die Türkei die Beweise öffentlich macht, dass Washington in der ganzen Angelegenheit gelogen hat.

Der Bericht von Reuters sagt weiter, dass „Yildirim auch sagte, dass die Türkei einen militärischen Flugplatz in der Nähe Ankaras schließen würde, der als Treffpunkt für die Umstürzler benutzt wurde. Und alle von ihnen benutzten Kasernen.“ Der Bericht von Reuters vergaß zu erwähnen, dass diese Luftwaffenbasis der amerikanische Flugplatz Incirlik ist, weiter unten wird aber erwähnt, dass „die Türkei auf dem Stützpunkt Incirlik US-Truppen und Kampfjets beherbergt, von dem aus die Vereinigten Staaten Angriffe gegen die Milizen des IS im Irak und in Syrien fliegt.“ Eine Verbindung zwischen dem und „einem militärischen Flugplatz in der Nähe Ankaras, der als Treffpunkt für die Umstürzler benutzt wurde. Und alle von ihnen benutzten Kasernen“ wurde nicht gezogen. Aber die Auswirkungen dieser Verbindung sind für die amerikanisch-türkisch-saudisch-katarisch-kuwaitischen Bemühungen zum Umsturz des syrischen Präsidenten enorm. Die amerikanisch-saudisch geführte Invasion Syriens wird zu einem Ende kommen. Es wird nicht nur der Nachschubweg der westlichen Allianz für Dschihadisten nach Syrien geschlossen werden, sondern auch der zentrale NATO-Stützpunkt Incirlik – außer die Stellungnahme des türkischen Premierministers für die Politik der türkische Regierung ändert sich. Und die einzige Person, die das ändern kann, ist der türkische Präsident Erdogan – das oberste Ziel des Umsturzes, das man fangen oder womöglich töten wollte.

Die Türkei war ein wichtiger Verbündeter der US-saudisch-katarisch-kuwaitischen Operationen, den weltlichen, pro-russischen Bashar al-Assad in Syrien zu ersetzen. Durch einen pro-dschihadistischen, sunnitischen und anti-russischen Führer, der den Bau einer Pipeline durch Syrien in die EU erlaubt, um dort das russische Erdöl und Erdgas durch saudisches Erdöl und katarisches Erdgas zu ersetzen. Fast alle der Zigtausend in Syrien kämpfenden Dschihadisten sind über die Türkei nach Syrien gelangt. Darüber hinaus führen die wichtigen Nachschublinien für amerikanische und andere westliche Waffen und medizinische Versorgung für diese Dschihadisten ebenfalls über die Türkei. Sollten die USA und ihre saudischen, katarischen, UAE und kuwaitischen Alliierten die Türkei bei ihren Operationen als Verbündeten verlieren, dann würden alle westlichen Anstrengungen zur Beseitigung Assads scheitern . Denn alle in Syrien gemachten Umfragen, sogar von westlichen Instituten, zeigen, dass die öffentliche Unterstützung für Assad weit über 50% liegt. Und dass ihm kein möglicher Mitbewerber in einer freien und fairen Wahl auch nur nahe kommen würde. (Ja, die Umfragen zeigen, dass die überwältigende Mehrheit des syrischen Volkes die Dschihadisten hasst – und die USA, weil sie diese unterstützen.) Auch aus diesem Grund hat UN-Generalsekretär Ban ki-Moon die Forderung der US-Regierung nach einer Absetzung Assads vor dem Beginn eines demokratischen Prozesses in Syrien verurteilt. Amerikas Forderung nach einer Diktatur nach dem Wohlgefallen Amerikas, als Voraussetzung für eine „Demokratie“, wurde wiederholt vom UN Generalsekretär abgelehnt.

Am 25. Februar 2016 titelte RFK Jr.: „Syrien: ein weiterer Piperline-Krieg“, und er dokumentiert, manchmal aus dem Kennedy Familienarchiv, dass die CIA seit 1949 versucht hat, die weltliche syrische Regierung zu stürzen und durch eine religiös sunnitische zu ersetzen, die es den fundamental-sunnitischen Alliierten der USA erlaubt hätte, das sowjetische, später russische Erdöl und Erdgas durch das Öl und Gas jener fundamental-sunnitischen Verbündeten der USA zu ersetzen. Und die großen westlichen Ölkonzerne könnten dabei mit profitieren. Das US-Militär ist ein wichtiger Arm dieser Ölkonzerne, es stellt (auf Kosten der Steuerzahler) die Macht zur Verfügung, die diesen Ölkonzernen und ihren verbündeten Führern ein Leben in Überfluss ermöglicht.

Am 10. November 2015 lautete meine Überschrift: „Der Aufstand gegen Assad wurde in Washington angezettelt“, und ich habe darin berichtet, dass Barack Obama seit seinem Amtsantritt im Weißen Haus am 20. Januar 2009 insgeheim die Hoffnung hatte, er könne Assad vertreiben. Bevor der „Arabische Frühling“ überhaupt begonnen hatte. Später lautete eine meiner Überschriften: „Obamas Invasionspläne für Syrien wurden von Kim Roosevelt 1957 entworfen“, aber damals wusste ich noch nicht, dass der Plan, der von demselben CIA-Mitarbeiter entworfen wurde, der zuvor den Austausch einer Demokratie durch eine Diktatur im Iran 1953 organisierte, nicht der erste Versuch der CIA in Syrien war – der erste geschah bereits 1949.

Es sieht also so aus, als ob Obamas gescheiterter Umsturzversuch in der Türkei es unmöglich macht, dass er zu dem US-Präsidenten wird, der es schafft, das saudische Öl und das katarische Erdgas über Syrien in die EU zu bringen.

„Wenn du beim ersten Mal keinen Erfolg hast, dann versuch es immer wieder,“ lautet ein altes Sprichwort. Sie haben es unter Obama wieder probiert. Und wieder einmal haben sie (offenbar) versagt.

Die Türkei trifft Vorbereitungen für den Fall, dass Obama Nein sagt.

Für den 9. August ist in St. Petersburg ein privates Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan geplant.


Eric Zuesse ist Historiker, Ge­schichts­­for­scher und Autor. Seine jüngsten Bücher sind: They’re Not Even Close: The Demo­cra­tic vs. Republi­can Eco­no­­mic Re­cords, 1910-2010 und CHRIST’S VENTRILO­QUISTS: The Event that Created Christianity.