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Propaganda is to a democracy what the bludgeon is to a totalitarian state.

Noam Chomsky

Für die Herrschenden einer jeden antidemokratischen Gesellschaft gilt seit jeher, dass sie die Massen unter Kontrolle halten müssen, wenn sie die eigene Vormachtstellung sichern wollen. In der offenen Diktatur funktioniert diese Herrschaftssicherung mit offener Gewalt, der Erzeugung und dem gegeneinander Ausspielen gesellschaftlicher Gruppen, der Erschaffung exterritorialer Bedrohungen, Einschüchterung oder Sedierung.

Die sogenannten „repräsentativen Demokratien“ haben dafür Massenmedien.

In der Scheindemokratie ist offene Gewalt verpönt, weil die Herrschenden wissen, dass der personelle und finanzielle Aufwand enorm ist und das Risiko latent, selbst der Gewalt zum Opfer zu fallen. Idealerweise sorgt man also dafür, dass die Massen sediert werden, friedlich auf frischen Weiden grasen können und gaukelt ihnen Demokratie vor, indem man sie hin und wieder ein Kreuzchen auf einem Wunschzettel machen lässt, der in etwa so viel politische Wirksamkeit entfaltet, wie ein Stoßgebet oder der Zettel an den Nikolaus. Die Schafe sollen nur dran glauben.

Dieses Konzept funktioniert, so lange die Weiden grün sind, die Mehrheit der Masse ausreichend zum Fressen, zur Paarung und zur Zerstreuung hat und die Herrschenden sich nicht allzu sehr selbst bevorteilen – wobei Letzteres faktisch kaum ein Rolle spielt, wenn man den Schafen nur einredet, sie wären an ihrem Schicksal selbst Schuld und könnten es eines Tages besser haben.

Das friedliche Grasen kann allerdings auch dann außer Kontrolle geraten, wenn die Schafe einen bösen Wolf wittern oder die Herrschenden aus Dummheit, Übermut oder gar politischem Kalkül das Revier mit einer unkontrollierten Zahl von Eindringlingen bespielen. Futterneid und Abstoßungsreaktionen sind eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Das gerade noch stabile System gerät ins Wanken und für die Herrschaft möglicherweise außer Kontrolle. Höchste Zeit, die Samthandschuhe aus und die Zügel anzuziehen.

Wenn die Herde auf die eine oder andere Weise unruhig wird, schaltet man die Hütehunde um. Aus freundlicher Bespaßung wird lautes Knurren, vereinzeltes Bellen oder auch gnadenloses Zubeißen. Wenn einzelne Dissidenten den Kopf zu weit vorstrecken und sich anschicken, weiteren Schafe einzuflüstern, dass sie es doch besser haben könnten, wenn sie nur selbst über ihr Leben bestimmen würden, werden öffentliche Hinrichtungen – abseits jeden institutionalisierten oder codifizierten Rechts – durchgeführt, bevor das Virus auf die gesamte Herde überspringen kann. Letzteres bekam am Wochenende ein Altschaf der AfD zu spüren, das es gewagt hatte, die Herrschaft der Eliten infrage zu stellen. Schnell ist ein falscher Vorwurf konstruiert und eine öffentliche Exekution organisiert. Man muss nur die Hütehunde entsprechend abrichten und kontrollieren.

Aber das Knurren und Bellen der Hundemeute beginnt bereits früher und sie schrecken nicht davor zurück, wahllos Durchschnittsschafe aus der Menge zu zerren, öffentlich vorzuführen, sie als dumm und unmündig zu brandmarken, um an ihnen und vor dem Rest der Herde ein Exempel zu statuieren. Wer nicht Volksparteien wählt, ist ein Idiot! – so die Botschaft des Knüppels, den die Staatssender ARD und ZDF in der vergangenen Woche über einer österreichischen Anhängerin von Norbert Hofer niedersausen ließen.

Das Schauspiel begann mit einem Bericht der ARD „tagesthemen“ am vergangenen Wahlsonntag in Österreich. Um den Zuschauern die Unmündigkeit der FPÖ-Wähler vorzuführen, erschleicht sich ein ARD-Team das Vertrauen einer älteren Dame, lässt sich von ihr nach Hause einladen und dann in die Kamera erzählen, warum sie denn den Hofer wählt:

ARD 22.05.2016 tagesthemen

ARD_22052016_tt_Hoferwaehlerin

Bild anklicken, ARD-Mediathek! (ab 2:10min)

Darko Jakovjlevic: „Brunhilde H. hat lange die konservative ÖVP gewählt, doch das ist vorbei, denn die Tradition, stets so zu Wählen wie ihre Familie, das will sie nicht mehr. Stattdessen Veränderung. Ihre Wahl ist jetzt der Rechtspopulist (sic!) Hofer. Warum?“

Brunhilde H.: „Van der Bellen ist… kommt mit despotisch vor. Vielleicht bin ich im Unrecht. Ich weiß es nicht, aber der Hofer ist … erst ist er jung, er hat Familie, er wirkt ruhig und normal und [Schnitt!] … er schaut auch gut aus und ich geh‘ sehr nach’m Aussehen. Der Mensch ist immer so, wie er ausschaut.“

Darko Jakovjlevic: „Wenn das aber wahlentscheidend ist, was wird dann aus Österreich? An der Staatsspitze ein Nationalist und Anti-Europäer. Eine turbolente Zukunft stünde bevor.“

Die Lüge, Hofer sei ein Anti-Europäer und der Unfug von der bevorstehenden „turbolenten Zukunft“, wenn Hofer Staatspräsident würde, ist die übliche staatsmediale Propagada. Das wirklich Perfide aber ist die Benutzung und öffentliche Vorführung einer einfachen Frau, die – solange sie nur brav die feschen Herren der „Volksparteien“ wählte – niemals mit ihren unmündigen Ansichten in die Medien gezerrt worden wäre. (Man weiß natürlich nicht, was die Lügenfabrikanten der ARD wieder alles weggeschnitten haben, deshalb muss man zunächst einmal davon ausgehen, dass die Dame tatsächlich keine handfesten politischen Argumente geäußert hat)

Tatsächlich stehen ihre Aussagen wohl exemplarisch für Millionen von Wählern der sogenannten Volksparteien. Menschen, die nie gelernt haben, politisch differenziert zu denken oder zu handeln, weil sie ein Leben lang von den Mainstreamnmedien in Unmündigkeit gehalten wurden. Diese Medien führen nun ihre Opfer öffentlich vor, weil sie sich nicht mehr an den Wahlurnen zugunsten jener herrschenden Politkaste entmündigen wollen, die die Staatssender über die Gremien kontrollieren.

Das ZDF setzte dieser Schmierenkomödie in der heute-show am vergangenen Freitag dann die Krone auf, als man eben diese Frau gnadenlos als lebende Satire präsentierte, ohne den Beitrag auch nur im Geringsten zu verändern. Das, was die ARD als vermeintlich seriöse Berichterstattung in den tagesthemen verkaufte, taugte ohne jede redaktionelle Überarbeitung als Lachnummer für die Schafe des ZDF.

ZDF_heuteshow_27052016_hoferwaehlerin

Bild anklicken, YouTube!

Zunächst lügt Welke in die Kamera, die FPÖ „beschwöre eine Art Volksgemeinschaft, in der es richtige Grundrechte nur mit dem richtigen Genmaterial gebe.“ Ein Blick ins Programm der FPÖ genügt, um dies als Lüge zu entlarven. Die FPÖ steht zwar gegen Massenzuwanderung und für eine „Art Volksgemeinschaft“, diese ist aber nicht an „Gene“ geknüpft, wie Welke hier behauptet, um die Partei als verkappte Nazis zu diffamieren. Tatsächlich bekennt sich die FPÖ in ihrem Programm unter anderem zum Schutz jener, die rassistisch verfolgt werden:

Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, den aus rassischen, religiösen oder politischen Gründen Verfolgten politisches Asyl in unserer Heimat zu gewähren, solange ein Schutzbedürfnis besteht. Wer über ein sicheres Drittland nach Österreich einreist, hat in diesem Asyl zu beantragen.

Österreich ist kein Einwanderungsland. Wir verfolgen daher eine geburtenorientierte Familienpolitik. Bereits integrierte, unbescholtene und legal anwesende Zuwanderer, die die deutsche Sprache beherrschen, unsere Werte und Gesetze vollinhaltlich anerkennen und sich kulturell verwurzelt haben, sollen Heimatrecht und unsere Staatsbürgerschaft erwerben können. (FPÖ)

Es folgt der oben geschilderte Ausschnitt der tagesthemen, in welchem die ältere Dame ihre Gründe schildert, Hofer zu wählen. Ungeschnitten und ohne jede audiovisuelle Bearbeitung oder satirische Verfremdung wird die Frau mit ihren Äußerungen zur Lachnummer. Der intellektuell alles andere als gesegnete Welke trommelt vor lauter Freude, einen Menschen vorführen zu können, der noch dümmer ist als er selbst, auf den Tisch. Der einzige Grund dafür, dass die Frau den anderen Schafen zum Fraß vorgeworfen wird: sie wählt nun FPÖ statt ÖVP.

Gerade erst in den tagesthemen, schon in der heute-show! ARD und ZDF führen eine österreichische Wählerin am Nasenring durch die Manege, weil sie nicht mehr ÖVP wählen wollte

Das, was die Schmierenjournaille der ARD in den tagesthemen als vermeintlich seriösen Journalismus verbreitet, eignet sich offensichtlich im zweiten deutschen Staatssender vollkommen unverändert zur Bespaßung der Massen. Denen soll auf diese Weise subtil eingetrichtert werden, dass die sogenannten „Rechtspopulisten“ entweder Nazis sind oder bescheuert. Selbst dann und gerade dann, wenn sie zuvor jahrelang „aus Tradition“ die etablierten Parteien gewählt haben.