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Ein geschickt gewählter Termin, das muss man ihr lassen! Während in Hannover Zehntausende gegen TTIP demon­strieren, fliegt Merkel mal schnell in die Türkei, um ein Vorzeige-Flüchtlingslager zu besuchen, Kinder zu herzen – und weiter zur Menschenrechtslage zu schweigen.

Mit diesem von ihren Bürostrategen organisiertem Termin hatte die Bundeskanzlerin die TOP-Nachrichtenmeldung ihrer Hofschranzen in ARD und ZDF sicher und auch in der befreundeten Konzernpresse der Springers, Burdas und Bertelsmänner stand das Kuscheln mit der Türkei ganz oben auf der Themenliste.

Der Staatssender ZDF wusste um das Problem der Menschenrechte in der Türkei. Krieg „gegen das eigene Volk“ der Kurden, Zensur, drakonische Verfolgung kritischer Bürger und Journalisten: die Türkei ist exakt so, wie die Lügenpresse Russland gerne darstellen möchte. Aber während die verlogene Hetze gegen Russland Sanktionen und politische „Isolation“ rechtfertigen soll, fährt die Kanzlerin der „europäischen Werte“ in die Türkei und küsst echten Verbrechern den Hintern.

Die an Doppelmoral und Heuchelei gewohnten Berufslügner des ZDF mussten also irgendwie versuchen, Merkels Besuch bei einem Regime, das die Mehrheit der Deutschen ausgesprochen kritisch sieht, ins rechte Licht zu rücken. Und weil es keine echte Kritik Merkels an der türkischen Regierung gab und gibt, erfand man kurzerhand welche und legte Merkel Aussagen in den Mund, die sie „so sagen könnte“. Was das mit Journalismus zu tun hat? Gar nichts.

ZDF 23 .04.2016 heute 19.00 Uhr

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Annette Hilsenbeck: „Am Abend sollen Merkel und die EU-Spitzenpolitiker mit dem türkischen Ministerpräsidenten Davutoglu über die Umsetzung des EU-Türkei-Flüchtlingspaktes sprechen, der vor einem Monat vereinbart wurde. Dabei könnte auch die Situation der Presse- und Meinungsfreiheit zu Sprache kommen.

Nur eine Minute später fantasiert auch Luc Walpot darüber, was Merkel in der Türkei ansprechen „könnte…sicher…davon kann man ausgehen“.

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Petra Gerster: „Dennoch erwarten ja viele – auch in Deutschland – von ihr, dass sie die problematische Menschenrechtslage offen anspricht. Wird sie das ihrer Einschätzung nach tun?“

Luc Walpot: „Also sie wird sicher darauf hinweisen. Sie hat ja auch genug Druck von zuhause mitbekommen. Sie wird bei der Pressekonferenz hier, die in wenigen Minuten beginnen wird, sicher darauf hinweisen, dass sie erwartet, von einem Partner Türkei, dass der auch europäische Standards in Sachen Meinungs- und Pressefreiheit …ähm ja… respektieren soll und muss, aber das stört die Türkei eigentlich gar nicht. Sie ist gegen solche Kritik eigentlich gefeit. Sie weiß, dass Europa im Moment im Flüchtlingsdeal auf das Land angewiesen ist. Ankara ist in einer Position der Stärke und deswegen perlt eine solche Kritik eher an der türkischen Regierung ab. Aber dass die Kanzlerin das erwähnen wird, davon kann man ausgehen…

So kann man sich täuschen! Oder besser gesagt, so kann man versuchen, die Zuschauer zu täuschen, denn Merkel hat die Türkei – wie zu erwarten war, wenn man nicht gerade eine staatsnahe Maulhure bei ARD und ZDF ist – wieder nicht kritisiert. Das erfährt man dann beiläufig im späteren heute-journal.

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Annette Hilsenbeck: „Auch heute blieb sie bei dieser Linie.“

Hätte nur noch die Floskel gefehlt, „Merkel blieb sich treu“, aber das war dann offenbar sogar den servilen Hofschranzen des ZDF zu schräg.