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ARD & Co. – Wie Medien manipulieren

Ende letzter Woche haben wir hier mit „ARD & Co. Wie Medien manipulieren“ ein gerade frisch ver­öffent­lich­tes Buch empfohlen, das sich kritisch und selbst­verständlich faktenbasiert mit den Manipulationen der Mainstreammedien auseinandersetzt. War es für diese Mainstreammedien noch relativ leicht, Udo Ulfkottes „Gekaufte Journalisten“ totzuschweigen oder zu dis­kreditieren, dürften Diffamierungen gegen die ver­schie­denen Autoren von „ARD & Co.“ schwer fallen, denn es handelt sich durchgängig um renommierte Journalisten, die man nicht so leicht in die rechte Ecke abschieben oder als vermeintliche „Ver­schwö­rungs­theoretiker“ brandmarken kann, wie das bei dem langjährigen Journalist der FAZ Udo Ulfkotte, der sich u.a. mit Tiraden gegen den Islam selbst beschädigt hatte, der Fall war.

Wir werden hier in loser Folge kurze prägnante Ausschnitte aus dem Buch präsentieren, die zum einen Appetit auf mehr machen und zum anderen natürlich der Aufklärung über die Methoden und Machenschaften der Staats- und Konzernmedien dienen sollen. Ein Kauf des Buches wird nachdrücklich empfohlen. Nicht nur zum Selberlesen, sondern auch, um es an Freunde und Verwandte auszuleihen oder zu verschenken. Bald ist Weihnachten und was gibt es Wertvolleres zu verschenken, als kluge und wahrhaftige Erkenntnisse?

Wir beginnen mit Walter van Rossum, der in seinem Kapitel „Medien und Medienkritik – Wie der NDR gleich zweimal versuchte, mit Kritikern ins Gespräch zu kommen“ seine ganz eigenen Erfahrungen mit ZAPP und PANORAMA beschreibt, über die wir hier und hier auch im Juni berichtet hatten.

Walter van Rossum:

„… Kein Wunder, seit etwa 30 Jahren fand so etwas wie Medienkritik nur noch in exzentrischen Kreisen statt. Bis vor Kurzem war es etwa für die Tagesschau-Redaktion unvorstellbar, dass man dieses öde tägliche Potpourri von Verlautbarungen kritisieren und eher lustig als informativ finden könnte. Chefredakteur Kai Gniffke, der sich über meine Anmerkungen zu seinem Flaggschiff damals noch den Bauch gehalten hatte vor Lachen, wirkt mittlerweile fast schon ein wenig traumatisiert, wenn er zum Undenkbaren Stellung beziehen soll: dem Massenaufstand des Publikums.

Weil sich aber die kritisierten Medien gar nicht mehr vorstellen können, was ganz normale Medienkritik denn sein könnte – und wie sie vor gar nicht so ewigen Zeiten durchaus üblich war -, hat sich mittlerweile eine Drinnen-Draußen-Konstellation formiert – um nicht zu sagen: zementiert. Drinnen die sogenannten Qualitätsjournalisten der klassischen Medien, draußen das zunehmend kritische Publikum, das sich in verärgerten Zuschriften an die Redaktionen äußert, dann die zahllosen Blogger und Kommentatoren unterschiedlichster Couleur und Kompetenz im Netz und schließlich eine nicht unerhebliche Zahl von Intellektuellen und Journalisten, die in Buchform oder in bestimmten Zeitschriften ihre Sicht der Dinge darlegen. Unübersehbar lassen sich auf beiden Seiten Anzeichen von Lagermentalität feststellen, auch von Lagerkoller. Über meine Observanz der journalistisch informierten Medienkritik erlaube ich mir zu behaupten: Wir haben die Karten auf den Tisch gelegt, wir haben unsere Kritik sehr genau belegt, und wir haben die unterschiedlichsten Anregungen für eine kritische Selbstbesichtigung unserer Branche geliefert. Das wurde in den Reihen unserer sogenannten Qualitätsjournalisten als eine Art Termitengescharre wahrgenommen, das man die Güte hatte, einfach zu überhören.

Doch am 4. Juni 2015 geht ein einst renommiertes Politikmagazin in die Offensive: Panorama will klären, was hinter dieser ganzen Medienkritik in Wahrheit steckt. „Lügenpresse: Gesprächsversuch mit Kritikern“ heißt der Beitrag. Und was man hier Gesprächsversuch zu nennen beliebt, entpuppt sich umgehend als furchtbar dünn-dümmliches Agitations-Filmchen, das die Kritiker als wirre Mischung aus Pegida-Anhängern und Verschwörungstheoretikern bloßzustellen sucht. In diesem verwegenen „Gesprächsversuch“ schweigt der Qualitätsjournalismus sich mal wieder über seine Qualitäten aus, stattdessen lässt er seine Kritiker gegen die Wand des gerade geltenden öffentlich-rechtlichen Common Sense fahren. Doch wer diesen volatilen Konsens voller dunkler und äußerst flexibler Prinzipien nicht kennt, wird der „Argumentation“ dieses Stückes kaum folgen können. Man zitiert die Kritiker und glaubt sie dadurch zu widerlegen. Dann noch ein bisschen Ulfkotte und Elsässer reingemixt – fertig ist die Karikatur der Medienkritik. Von den erstaunlich differenzierten Äußerungen des Busfahrers, der sich zu Pegida bekennt, über die Internetaktivistin Maren Müller bis zur „linken Medienkritik“ (ZAPP) – repräsentiert durch meine Person -, wir alle exponieren uns mit konkreten Beispielen, die doch Stoff genug für einen „Gesprächsversuch“ böten. Aber die Autoren Thomas Berbner und Ben Bolz vermitteln nur, was sie immer schon ahnten, dass Medienkritiker irgendwie – genauer wird’s dann nicht – einen an der Waffel haben. Das gewaltige Echo auf den „Gesprächsversuch“-Beitrag war schlicht und einfach vernichtend. Auf seiner Internetseite räumte Panorama immerhin ein, dass der „Versuch eines Dialogs“ gescheitert sei. Doch statt sich der Hilfe externer Therapeuten zu versichern, hat man beschlossen, aus dem vorhandenen Material eine neue Version des „Gesprächsversuchs“ zu montieren – und zwar für das Medienmagazin ZAPP, ebenfalls beim NDR angesiedelt. So öffnet die Zitadelle am 10. Juni erneut ihre Tore und mischt sich unter die Belagerer draußen:

„Auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung diskutieren diese Menschen über die angeblichen Machenschaften der Lügenpresse. Sie sind sich weitgehend einig: Politik und Medien haben sich gegen sie verschworen.“

Tatsächlich hatte die Rosa-Luxemburg-Stiftung der Linken zu der Veranstaltung am 7.Mai eingeladen – allerdings zusammen mit der Verdi-Betriebsgruppe des WDR, den ‚NachDenkSeiten‘ und dem Berufsverband freier Journalisten ‚Freischreiber‘. Doch es handelte sich in keiner Weise um eine verschwörungstheoretische Séance, sondern um eine Podiumsdiskussion, zu der Stephan Hebel, ehemals leitender Redakteur der ‚Frankfurter Rundschau‘, und ich eingeladen waren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Brigitte Beatz, Moderatorin des ‚Deutschlandsfunks‘. Hebel war Mitglied der Jury, die „Lügenpresse“ zum Unwort des Jahres gewählt hatte. Thema der Diskussion waren nicht „die angeblichen Machenschaften der Lügenpresse“, sondern die Frage, ob die Wahl des Wortes „Lügenpresse“ zum Wort des Jahres ein guter Griff gewesen sei. Ich hatte in einem Interview Einwände dagegen formuliert, zugleich aber auch „Lügenpresse“ als einen wenig brauchbaren Begriff verworfen – so auch an diesem Abend. [Anmerkung: Das ist wirklich bezeichnend! Walter van Rossum wird an dem Abend, an dem er sich eigentlich gegen den Begriff „Lügenpresse“ ausspricht, von zwei schäbigen Agitatoren eben jener Lügenpresse in die Pfanne gehauen…]

In zwei Sätzen komprimieren Berbner und Bolz all das, was wir diesem Journalismus vorwerfen: selektive Wahrnehmung, vorsätzliche Entstellungen, unhaltbare Behauptungen – und nicht zuletzt: einen schauerlichen Stil. Die Autoren behaupten, dass sich alle Besucher des Abends einig seien, Politik und Medien hätten sich gegen sie verschworen. Interessant. Allerdings war ungefähr ein halbes Dutzend öffentlich-rechtlicher Akteure anwesend. Waren die auch gekommen, weil sie Verschwörungstheorien inhalieren wollten? Warum nicht mal diese Kollegen interviewen? Zwischen Stephan Hebel und mir gab es zeitweilig durchaus kontroverse Diskussion, durch die wenigstens ich einiges gelernt habe. Da fand also etwas statt, was im öffentlich-rechtlichen Raum mittlerweile schlicht undenkbar ist: eine kritische Debatte über die eigenen Grundlagen. Und hier waren auch die Konturen des Drinnen-Draußen-Schemas sehr undeutlich. Doch ohne mit der Wimper zu zucken, fabulieren Berbner und Bolz sich eine kleine mühelos durchschaubare Welt verschrobener Sektierer zusammen…


Walter van Rossum: geb.1954, promovierte in Romanistik, arbeitet seit 35 Jahren als freiberuflicher Autor und Moderator für WDR, DLF, DIE ZEIT, DER FREITAG. Zuletzt veröffentlichte er „Die Tagesschau“ (Kiepenheuer & Witsch) und zusammen mit G.Gillen „Schwarzbuch Deutschland“ (Rowohlt)

ISBN 978-3-9816963-7-0
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