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PaulCraigRoberts18.07.2015
Die wahren Gründe für das Iran-Abkommen

by Paul Craig Roberts in einer Übersetzung von FritztheCat

Paul Craig Roberts (* 3. April 1939) ist ein US-amerikanischer Ökonom und Publizist. Er war stellvertretender Finanzminister während der Regierung Reagan und ist als Mitbegründer des wirtschaftspolitischen Programms der Regierung Reagans („Reaganomics“) bekannt.[1] Er war Mitherausgeber und Kolumnist des Wall Street Journal, Kolumnist von Business Week und dem Scripps Howard News Service. Er wurde bei 30 Anlässen über Themen der Wirtschaftspolitik im Kongress um seine Expertise gebeten.

Obama wird für sein Nuklearabkommen mit dem Iran als Mann des Friedens gefeiert. Wird Obama einen Schritt weiter gehen und die US-Russland-Beziehungen reparieren und das Chaos in der Ukraine beenden, fragen sich einige.

Wenn ja, dann hat er es Victoria Nuland oder dem Kandidaten für den Vize-Vorsitz des Generalstabs General Paul Selva nicht gesagt. Oder seinem Kandidaten für den Vorsitz des Generalstabs, Marinegeneral Joseph Dunford. Oder seinem Sekretär der Luftwaffe, Deborah Lee James.

Vor kurzem hat Victoria Nuland im ukrainischen Fernsehen gesagt: „Wenn Russland seine Verpflichtungen nicht erfüllt (damit meint sie die Übergabe der gesamten Ukraine inklusive der Krim, einer historisch russischen Provinz, an Washington), dann sind wir bereit, den Druck auf Russland zu erhöhen.“ Im Verlauf der letzten Woche haben beide Kandidaten Obamas für die höchsten militärischen Ämter bei Senatsanhörungen gesagt, dass Russland die Hauptbedrohung für die USA sei, sogar eine „existentielle Bedrohung“. Mit dieser Kriegsrhetorik zeigt Obama eindeutig, dass er an einer Reduzierung der von Washington angezettelten Spannungen mit Russland kein Interesse hat.

In meiner letzten Kolumne schrieb ich, dass das Abkommen mit dem Iran kein Bedeutung habe. Washington kann die Sanktionen jederzeit erneuern, dazu müssen sie nur irgendwelche falschen Anschuldigungen gegen den Iran vorbringen. Lindsey Graham und John McCain tun zwar so als wüssten sie das nicht, aber Obama weiß es.

Die USA und ihre Helfer töten weiterhin in großem Maßstab Menschen rund um den Globus. Obama ist ganz klar kein Mann des Friedens, genauso wie die europäischen Lakaien und die Vereinten Nationen. Also was ist die Ursache dieser Einigung mit dem Iran? Nachdem man das Land jahrelang aufs Übelste dämonisiert hat, nur weil es auf sein Recht pochte, Nukleartechnik gemäß dem Atomwaffensperrvertrag zu nutzen?

Wenn man sich von der Gehirnwäsche der Hurenpresse befreit, dann zeigen sich deutlich drei GROSSE Ursachen . Zum einen hat sich das Gefahrenbild der Neokonservativen vom „muslimischen Terrorismus“ nach Russland und China verlagert. Im Gegensatz zum muslimischen Terrorismus stellen sowohl Russland als auch China eine Beschränkung der Vormachtstellung Washingtons dar. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war Washington daran gewöhnt, die alleinige Supermacht zu sein, die unangefochten auf der ganzen Welt ihren Willen durchzusetzen vermochte. Der Aufstieg russischer Stärke unter Putin und chinesischer Stärke unter der neuen Politik hat Washingtons Privileg der einzigen Supermacht zerstört. Washington will dieses Privileg zurückhaben.

Washington ist in keiner guten Verfassung, weder wirtschaftlich noch militärisch. Washington hat während seines 14-jährigen Kriegs im Nahen Osten mindestens 6.000 Milliarden Dollar verpulvert (laut Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stieglitz und der Haushaltsexpertin Linda Bilmes von der Harvard Universität). Trotz dieser erstaunlichen Ausgaben wurde Washington geschlagen und hat es jetzt mit dem Islamischen Staat zu tun. Ein neues Wesen, erschaffen aus den Fehlern Washingtons, das gerade ein neues Land entstehen lässt, zum Teil aus dem Irak und zum Teil aus Syrien.

Auch wenn Washington unter gigantischer Selbstüberschätzung leidet, so hat es doch erkannt, dass es sich nicht gleichzeitig mit Russland, China, Iran und dem Islamischen Staat anlegen kann. Diese Erkenntnis ist ein Grund für das Nuklear-Abkommen. Das entfernt den Iran aus dem Gemisch.

Ein zweiter Grund für das Abkommen: der Iran ist gegen den Islamischen Staat und kann somit als Amerikas Helfer gegen den IS verwendet werden. So kann sich Washington auf den Konflikt mit Russland und China konzentrieren.

Ein dritter Grund für Washingtons Abkommen mit dem Iran: Washington ist über die Energieabhängigkeit Europas von Russland besorgt. Diese Abhängigkeit passt nicht zur europäischen Zustimmung zu Washingtoner Sanktionen gegen Russland. Oder zu den militärischen Schritten der NATO gegen Russland. Washington will diese Abhängigkeit beenden und hofft, mit Geld den Iran zum Lieferanten von Erdgas und Erdöl für Europa zu machen.

Meine Erklärung beruht auf Realismus – nicht Zynismus. Das Abkommen mit dem Iran bedeutet nur, dass Washington jetzt erkannt hat, dass die ganzen aufgeblasenen iranischen und muslimischen Bedrohungen reine Zeitvergeudung sind, eine Verschwendung von Energie und Ressourcen, die Washington für Russland und China benötigt. Und vor lauter Gefahren wissen die Amerikaner eh nicht mehr was wichtig ist.

Einer der Gründe warum Griechenland zerstört werden musste: die Blockade von russischem Erdgas für Europa via Türkei.

Washington hat seine Truppen in der Ukraine, um der ukrainischen Armee die Niederschlagung der separatistischen russischen Provinzen beizubringen. Und die ukrainische Marionettenregierung unternimmt keine Schritte, das Minsker Abkommen einzuhalten.
Friede steht ganz offensichtlich nicht auf Washingtons Liste der ukrainisch-russischen Beziehungen.

Irgendwann wird Russland entweder seine Niederlage eingestehen müssen oder es hört damit auf, zu seiner eigenen Niederlage beizutragen. Mehrmals hatten die Separatisten das ukrainische Militär am Rand einer totalen Niederlage, und dann griff Russland ein und verhinderte den Zusammenbruch des ukrainischen Militärs. Bemerkenswert: Russland wurde dafür mit noch mehr Dämonisierung und noch mehr US Militärhilfe für die Ukraine belohnt. Wenn die Feindseligkeiten wieder zunehmen – und das werden sie – dann werden sich Russland und die abtrünnigen Republiken in einer schlechteren Position befinden.

Die russische Regierung kann nicht den Frieden suchen während Washington den Krieg sucht.