Schlagwörter
ARD, Desinformation, Kriegspropaganda, Propaganda, Relativieren, Staatsmedien, Ukraine, Verharmlosung, Verschweigen
„Donezk wurde gestern wieder beschossen“ und die ARD weigerte sich wieder einmal, die Täter beim Namen zu nennen. Es ist ein wiederkehrendes Phänomen deutscher Propaganda und Desinformation, dass Donezk und andere ostukrainische Städte und Dörfer seit Monaten immer wieder mehr oder weniger heftig beschossen werden, ohne dass deutsche Journalisten in der Lage – oder besser gesagt willens – wären, die Täter beim Namen zu nennen.
Bomben und Granten auf Donezk haben in ARD und ZDF keinen Absender, sondern materialisieren sich aus dem Nichts medialer Tabuisierung. Dieses perfide Spiel der politischen und medialen Inschutznahme eines vom Westen gestützten Regimes kennt keinen Beschuss durch die ukrainische Armee. Bestenfalls „werfen sich beide Konfliktparteien gegenseitig vor, verantwortlich zu sein„. So wurde auch der Beschuss von Donezk gestern „angeblich erwidert“ und da man schon den Aggressor nicht direkt beim Namen nennen darf, muss man eine solche, politisch brisante Anschuldigung auch indirekt vermeiden, indem man verschweigt, wer denn den Beschuss „erwidert“ hat.
Jörg Brücher: „Donezk wurde gestern wieder beschossen. Die Schüsse angeblich erwidert. Es sieht nicht so aus, als käme der Krieg bald zu einem Ende.“
Diese für den Ukraine-Konflikt gängige Masche der Desinformation wäre in Syrien, Israel, dem Jemen oder den meisten anderen Konflikten nahezu undenkbar. Dort gibt es zwar auch die Methode der Relativierung und Rechtfertigung – so wird quasi jedes verheerende Bombardement Israels mit weitestgehend harmlosem Raketenbeschuss aus Gaza gerechtfertigt – aber dass die Täterschaft komplett totgeschwiegen wird, ist ein typisches Phänomen des Kriegs in der Ukraine.
Dass es unabhängigen Journalisten möglich ist, vor Ort zu recherchieren, die Folgen zu dokumentieren und mit Zeugen und Opfern zu sprechen, beweist ein Video (leider nur auf russisch) von Graham Phillips, der das getroffene Krankenhaus in Donezk besucht hat.
Das ZDF hat sich dem Zwang zu dieser Art der Propaganda und Irreführung gestern auf seine eigene Weise entzogen und hielt es für besser, überhaupt nicht zu berichten. Das ist zwar auch kein Journalismus, aber immerhin besser, als würden sie behaupten, die Separatisten würden sich selbst beschießen.
Alex sagte:
Bei Youtube kann man Untertitel einschalten und das Video automatisch übersetzen. D.h. man kann deutsche oder englische Untertitel einstellen für diese russische Video. Es ist ein automatisiertes Übersetzen und die Qualität ist nicht gut, aber trotzdem kann man den Inhalt des Berichtes einigermaßen nachvollziehen.
Kassandra sagte:
Da das Regime in Kiew die Aufarbeitung der MH 17 – Katastrophe hinauszögert und Schuldzuweisungen ohne Beweise hinausposaunt, ist doch klar, wer MH 17 auf dem Gewissen hat!?
Ansonsten, danke an Fritz the cat!
Christ sagte:
Keine Aussage ist auch eine Aussage.
Es ist reichlich Zeit vergangen,um herauszufinden,
wer da in der Ostukraine in der Hauptsache aus welchem Grund
z.B. auf Schulen,Krankenhäuser und Marktplätze gezielt feuern läßt.
Der bezahlte Lügen-Jongleur weiß selbstverständlich,dass er seine Erkenntnis darüber nicht senden darf.Darauf beruht ja gerade sein Privileg sich hier in Deutschland als öffentlich-rechtlicher Journalist verkleiden zu dürfen.
Man hat ihm aber auch eingebläut,dass er „das Thema“ besetzt halten
muß.Damit´s auch mit der Ideologie und seiner Karriere klappt.
Also gilt es,um den heißen Verursacher-Brei herumzutanzen und
stattdessen davon abzulenken.“Ein Feind“ ist in der weiten Ferne
auszumachen und kategorisch zu diskreditieren.Jetzt noch mit dem
Finger auf eine einzelne Person zeigen und auf Dauer-Wiederholung
drücken.Fertig ist die ÖR-Qualitäts-Recherche mit Inquisitor-Attitüde.
Ansonsten einfach unablässig viel,viel „darüber“ berichten,
aber bitte keine konkreten Fakten an der „falschen Stelle“ ausstrahlen.
Das schadet „dem Meister“ nur.Der ARD ist es deshalb investigativ
genug die Halbwahrheit,in der hohl gedreschten Phrase verpackt,
an den „sehr geehrten Zuschauer“ zu vermitteln.Mehr Qualität
kann der deutsche Depp ja für seine paar Kröten auch nicht
verlangen.Jeder Kabelträger des US-Imperiums weiß es schon
im ersten Lehrjahr:Immer erst die besorgte Anteilnahme vorheucheln.
Dann niemals vergessen,die Wahrheit gefangen zu nehmen,
bevor man auf Sendung geht.Sonst hört man statt uns Auserwählten
plötzlich ihr zu.Wer will das schon Kai ? Ich weiß Claus.Sei bitte still.
Exprofi sagte:
Jeder Zeitungsvolontär lernt schon in den ersten Tagen, daß er aktivisch formulieren soll, eben weil Passivsätze erlauben, das Subjekt zu unterschlagen. Dieser Grundsatz folgt unmittelbar aus den berühmten „W-Fragen“, die ein Journalist zu beantworten hat, nämlich wer (!) was, wann und wo getan hat. Ausnahmen sind lediglich dann zulässig, wenn das Subjekt tatsächlich unbekannt ist. Das gehört dann freilich eigens vermerkt. Also z.B. „Unbekannte haben gestern auf das Grab von Axel Springer gepinkelt“, keinesfalls jedoch „Bepinkelt wurde gestern das Grab von Axel Springer“.
Wie also wollen sich die ARD-Fritzen aus ihrer Fehlleistung “Donezk wurde gestern wieder beschossen” herausreden? Der Vorwand „Wir halten den Beschuß tatsächlich für ein subjektloses Geschehen“ reicht nicht zu, ebensowenig wie die Ausrede „Wir sind zu dumm, einen Verursacher zu erkennen“ (dann nämlich hätte er als „Unbekannter“ benannt werden müssen). Nicht einmal die Erklärung „Wir haben leider nie gelernt, wie man einen Nachrichtentext formuliert“ wäre glaubhaft. Es gibt handwerkliche Regeln, die so fundamental sind, daß sie selbst einem öffentlich-rechtlichen Fernsehredakteur nicht verborgen geblieben sein können.
“Donezk wurde gestern wieder beschossen” ist einer der Fälle, in denen sich die Annahme einer (vorsätzlichen) Lüge schlechterdings nicht von der Hand weisen läßt. Es ist zugleich ein Beispiel dafür, daß sich Journalismus und Propaganda manchmal anhand rein formaler Kriterien voneinander unterscheiden lassen.
Vereinsamte Staaten sagte:
Diese Passiv-Verwendung zur Verdunkelung / zum Weglassen der Täter ist eindeutig ein Verstoß übeler Art gegen den Auftrag der öffentlich-rechtlichen Anstalten.
Wer unter diesen Umständen gegen den Zwangsbeitrag vorgehen will, hat mit solchem Verhalten, das die Verantwortlichen bei ARD und ZDF und DLF offensichtlich billigen (siehe ihr abwimmelndes Verhalten bei fundierten Beschwerden), gute Karten, auch juristisch (rechtstaatliche Gerichtspraxis vorausgesetzt…).
Ich stimme Exprofi zu, daß es sich hier um Vorsatz handelt, für den es keine ‚unschuldige Erklärung‘ gibt.
Wann kommt die juristische Aufarbeitung solchen krassen Verhaltens?
FritztheCat sagte:
Wie wär’s mit der Ausrede: „Wir dürfen das Subjekt nicht benennen“?
miko sagte:
warum fehlt
Exprofi sagte:
Stimmt. Außerdem fehlt „wie“. Für einen korrekten Nachrichtentext ist jedoch die Antwort auf lediglich vier der insgesamt sechs W-Fragen (quis, quid, ubi, cur, quomodo und quando) erforderlich (wer, was, wann und wo). Das „Wie“ (z.B. mit Rohrartillerie, 152 mm, Steilfeuer) und das „Warum“ (z.B aus Bosheit, aus Heimatliebe usw.) sind fakultativ. Die Antwort auf die Frage „warum?“ gehört überdies sowieso häufig in den Kommentar, nicht in die Nachricht
Wurzelzwerg sagte:
@ Exprofi
Anzunehmen, dass der subjektlose Satz folgendes Ziel hat:
Also es wurde geschossen, wir wissen nicht genau, wer geschossen hat, vermutlich die Ukrainer, die unsere Freunde sind, aber wir suggerieren den Leuten, dass es bestimmt die Prorussen waren, indem wir verschweigen, wer es war. Das dürfen wir nämlich nicht sagen, weil wir sonst unsere Freunde belasten würden, das Gegenteil können wir auch nicht beweisen, wir würden uns unglaubwürdig machen, wenn wir das den Prorussen in die Schuhe schieben würden, aber wir deuten es mit unserer Formulierung an, und unsere Hörer/Leser werden schon wissen, wie diese Formulierung einzuordnen ist, schließlich haben wir sie lange genug bearbeitet, sie sind von uns auf genau diese Überlegung präpariert.
Jetzt darauf zu bestehen, die Journaile solle journalistisches Grundwissen anwenden, hat für mich einen gehörigen Schuss Naivität. Da lässt nicht nur du völlig außer Überlegung, dass es sich um einen Propagandakrieg handelt, in dem alle Mittel erlaubt sind, und nicht um seriöse Berichterstattung. Man muss es ihnen nachweisen, um die Menschen aufzuklären, das ist völlig richtig.
Exprofi sagte:
„Man muss es ihnen nachweisen, um die Menschen aufzuklären, das ist völlig richtig.“ Genau. Darum geht’s. Der Nachweis von berufswidrigem Verhalten ist dabei für den (Möchtegern-) Journalisten besonders schmerzhaft – und für die Aufklärung entsprechend besonders hilfreich. Weniger hilfreich ist die Aussage „ich weiß schon alles und habe recht“. Man muß die Leute dort abholen, wo sie gerade stehen.
jauhuchanam राम अवत कृष्ण יוחנן אליהו sagte:
Lieber Exprofi,
gibt es von Ihnen vielleicht so etwas, wie ein Handbuch? Ich freue mich immer wieder, wenn ich einen Kommentar von Ihnen hier lesen kann.
Gruß
Georg Löding
jauhuchanam राम अवत कृष्ण יוחנן אליהו sagte:
Wer selbst dazu gehört, kann keine Täter beim Namen nennen.
Angehörige müssen gegen andere Angehörige nicht vor Gericht aussagen. ;-)
Wurzelzwerg sagte:
Fiel mir gestern aber auch bei der Jungen Welt auf, die schrieb, Donezk stand unter Beschuss. Mehr Einzelheiten wurden auch von ihr nicht mitgeteilt.
Karl Hungus (@space_lord_mofo) sagte:
Aber heute gibt es schon einen guten Artikel:
http://www.jungewelt.de/2015/07-20/028.php
Jens E sagte:
Graham Phillips UK hat einen eindrucksvollen Bericht über das beschossene Krankenhaus gemacht, was wir gestern alle aus der Ferne in den Videos sehen konnten , wie es aus Richtung der Ukrainer beschossen wurde. – (russisch) https://www.youtube.com/watch?v=4VlntIY01a4
Das ist ein steinharter Beweis für War Crimes , den nichtmal die ARD weglügen kann.
Dok sagte:
Danke!
FritztheCat sagte:
Wie geht es in der Ukraine weiter?
Eine ausführliche Analyse dazu auf dieser Seite:
http://thesaker.is/zakharchenko-deinego-and-pushilin-have-set-a-trap-for-poroshenko/
hier meine Übersetzung
Hohe Vertreter der Volksrepubliken Donetsk und Lugansk (Anm.d.Ü.: hier „Novorussians“ genannt), (Zakharchenko, Deinego und Pushilin) gaben am 19.Juli eine gemeinsame Pressekonferenz. Darin verkündigen sie einseitig den Abzug bestimmter kleinkalibriger Waffen 3km von der Frontlinie (schwerere Waffen sollten gemäß Minsk2 bereits zurückgezogen sein. Die Volksrepubliken hielten sich daran, Kiew nicht). Zuvor haben sich die Anti-Kiew-Kämpfer bereits 1km aus Shirokino zurückgezogen. Wie erwartet haben die Ukronazis sich nicht zurückgezogen und blieben in ihren Stellungen. (Soviel ich weiß, trauen sie sich aber auch nicht in die Stadt).
Dieses mal haben die Ukronazis dieses „Zeichen guten Willens“ mit einer Artilleriekanonade auf die Stadt Donetsk begrüßt. Die Granaten schlugen die ganze Nacht hindurch ein.
Also – was soll das? Sind die Anti-Kiew-Kämpfer völlig verblödet?
Weit gefehlt.
In Wahrheit haben sie für Poroschenko und seine westlichen Helfer eine elegante Falle aufgestellt. Und so funktioniert sie:
Auf politischer Ebene:
Politisch haben sich die Volksrepubliken bis aufs äußerste verbogen, um jedem der zuhört zu beweisen, dass man tatsächlich an einer Umsetzung von Minsk2 arbeitet. Das Problem ist, dass im Westen keine Sau zuhören will. Daraufhin verstärken die Volksrepubliken ihre Initiativen, um es dem Westen immer schwieriger zu machen, die Tatsachen am Boden zu ignorieren. Und die sind bekannt: die Junta hat noch nicht mal mit der Umsetzung von Minsk2 angefangen und die Volksrepubliken haben geliefert.
Gleich nach den Stellungnahmen von Zakharchenko, Deinego und Pushilin hat Lawrow Steinmeier angerufen um zu betonen, dass die Volksrepubliken alles in ihrer Macht stehende tun, und dass man Poroschenko zur Umsetzung drängen sollte. Natürlich weiß Lawrow, dass Steinmeier eine US-Marionette ist und seine Befehle von Uncle Sam bekommt. Noch wichtiger – Lawrow weiß auch, dass Poroschenko Minsk2 gar nicht umsetzen kann, aber da nun Minsk2 unterzeichnet wurde, tun die Russen so, als könnte die Ukraine die Verpflichtungen erfüllen. Und die Russen und ihre BRICS/SCO-Partner wiederholen andauernd, dass „das Minsk2-Abkommen der einzige Weg zur Lösung der Krise“ sei. In Wahrheit ist Minsk2 natürlich der beste Weg zu einem Regimewechsel in der Ukraine. Warum?
Obwohl Poroschenko noch gar nichts von Minsk2 umgesetzt hat, wird er bereits offen vom Rechten Sektor und den verschiedenen Ukronazi-Parteien angegriffen. Er täte nicht genug im Kampf gegen die Volksrepubliken und die Oligarchen.Die Situation in der Westukraine ist todernst und Dmitri Yarosh hat das Regime in Kiew öffentlich als „Verräter“ bezeichnet und forderte die verschiedenen Ukronazi-Todesschwadronen zur Rebellion auf und sich den Befehlen Poroschenkos zu widersetzen.
Poroschenko würde liebend gern seinen Patriotismus beweisen und einen weiteren Großangriff auf die Volksrepubliken starten. Der Haken an der Sache: das ist schon zweimal schief gegangen und die Volksrepubliken sind stärker denn je.
Auf militärischer Ebene:
Folgende Hypothese kann eigentlich nur durch die volle Wiederaufnahme der Feindseligkeiten bestätigt werden. Es gibt jedoch sehr gewichtige Beweise dass die Volksrepubliken ihre dezentralisierten Milizen in eine einheitliche reguläre Armee verwandeln konnten. Das würde bedeuten, dass man von taktischen Siegen zu strategischen Gegenangriffen übergehen könnte. Das stellt für das Regime in Kiew ein großes Risiko dar. Die Volksrepubliken haben genug Leute unter Waffen und sie sagen öffentlich, dass sie „ausreichend“ bewaffnet seien. Hoffentlich auch ihr Krisenmanagement (das schrecklich war). Noch bemerkenswerter ist das Selbstbewusstsein ihrer Anführer, eine Angriff der Ukronazis nicht nur zurückschlagen zu können, sondern Gegenangriffe starten, die zu starken Verlusten des Gegners führen werden. Zakharchenko hat das mehrmals öffentlich betont. Die Zeit spielte schon immer für die Volksrepubliken und das zahlt sich jetzt aus.
Das Selbstvertrauen der Volksrepubliken zeigt sich jetzt am besten in der Tatsache, dass sie mit dem einseitigen Rückzug weitermachen, obwohl nach Geheimdiensterkenntnissen 70.000 schwer bewaffnete Juntasoldaten mit Artillerie entlang der Frontlinie stationiert sind. Darüber hinaus hatten Donetsk und Lugansk genug Zeit, das Gelände entlang der möglichen Einfallspunkte der Juntakräfte vorzubereiten. Kommen diese Angriffe, so werden sie in bestens vorbereitete Hinterhalte gelockt und zerstört. Ich nehme auch an, dass sich ihre Beweglichkeit und Gefechtskoordination erheblich verbessert hat und man so viel leichter auf Angriffe reagieren kann.
Es läuft auf Folgendes hinaus: die Volksrepubliken gehen mit ihrem einseitigen Rückzug kein großes Risiko ein. In Wahrheit haben sie sehr schön gute politische PR und solide militärische Taktiken verknüpft.
Poroschenkos Dilemma
Poroschenko ist in einer fürchterlichen Situation. Die Ukraine ist wirtschaftlich praktisch am Ende. Es ist nichts mehr zu retten, geschweige denn ein Umschwung und eine Überwindung ihrer Wirtschaftskrise. Der Rechte Sektor ist bewaffnet und sehr sehr wütend. Leute in der Westukraine fordern bereits ernsthaft ihre eigene Autonomie. Und zu Odessa und seinen Anführern Saakaschwili und der Tochter von Egor Gaidar als stellvertretende Gouverneurin: das wird unvermeidlich überkochen, besonders weil die USA diese Gehälter bezahlt.
Wenn Poroschenko im Parlament auftritt dann kehrt er den harten Hund raus. Da erzählt er beispielsweise das genaue Gegenteil von dem, was er in Minsk unterzeichnet hat. Aber nachdem sogar das Weiße Haus Minsk2 als einzige Lösung bezeichnete, steckt Poroschenko in der blöden Situation dass er tagsüber den Friedensengel spielen muss und nachts die irren Befehle von Victoria Nuland umsetzen muss. Vielleicht hat Poroschenko in der Zwischenzeit herausgefunden, dass er von den USA als Bauernopfer und Sündenbock verwendet wird. Wird er zu einem Angriff auf die Volksrepubliken getrieben (und der Angriff wird scheitern), dann bekommt er die Schuld dafür. Warum die USA Poroschenko den Befehl zum Angriff geben werden, selbst wenn dieser Angriff in einer Niederlage endet? Aus zwei Gründen: die verschwindend geringe Hoffnung, dass Russland doch noch eingreift und weil das der beste Weg ist um Poroschenko loszuwerden. Es überrascht nicht, dass Poroschenko an seiner Entmachtung (und seiner wahrscheinlichen Tötung) nicht interessiert ist. Also tut er sein Bestes, um diesen dramatischen Schritt zu vermeiden. Gleichzeitig macht er mit der Bombardierung von Donetsk und anderen Städten im Donbass weiter, nur um seinen „Patriotismus“ und seine militärischen „Fähigkeiten“ unter Beweis zu stellen. Das Problem mit dieser „Lösung“ ist, dass es die Anti-Kiew-Kämpfer in keinster Weise schwächt – es macht die Bevölkerung der Volksrepubliken nur noch wütender.
Wenn der Angriff losgeht
Was wird also passieren wenn der wahrscheinlich unvermeidbare Angriff beginnt? Nach meiner Einschätzung werden die Volksrepubliken den Angriff stoppen und eine sofortige Gegenoffensive beginnen, wahrscheinlich Richtung Mariupol und/oder Slawiansk. Zu dem Zeitpunkt wird die Junta wieder durchdrehen und seine westlichen Meister anflehen, die Volksrepubliken aufzuhalten (wie vor Minsk1 und 2). Obama und Kerry schaffen es vielleicht noch mal, den Russen alles in die Schuhe zu schieben, aber die europäischen Eliten werden den Panikknopf drücken, nicht nur weil „ihr“ Mann ganz deutlich Minsk2 verletzt hat und den Angriff startete. Und sie haben eine Heidenangst davor, wie weit der Gegenangriff der Volksrepubliken gehen würde (ihre größte Sorge ist ein Küstenstreifen bis zur Krim). Erinnert sich jemand an die Reise 2008 von Sarkozy nach Moskau, um die Russen anzubetteln, nicht in Tiflis einzumarschieren? Wäre nicht überraschend, wenn so was ähnliches wieder passieren würde (mit Merkel oder Hollande in der Sarkozy-Rolle). Putin würde die Volksrepubliken wahrscheinlich wieder aufhalten, aber ihren Geländegewinn dürften sie behalten, wie in Debaltsevo. Das müssten alle akzeptieren, wenn auch widerwillig. Und am dem Punkt wäre das Regime in Kiew am Ende. Wer könnte es ersetzen?
Der Regimewechsel wird kommen! Aber wozu?
Ich sehe hier nur zwei Möglichkeiten. Die erste Option ist ein Militärputsch, um „die Ukraine zu retten“ und „den Frieden wieder herzustellen“. Das wäre sozusagen das Ende des ganzen Ukronazi-Experiments und die grundlegende Anerkennung des Putin-Plans: eine dezentralisierte, einheitliche und neutrale Ukraine mit einem durch die Verfassung garantierten Selbsbestimmungsrecht. Die zweite Option ist ein offensichtliches Nazi-Regime aus Bandera-Freaks wie dem Rechten Sektor und den verschiedenen Todesschwadronen. Eine Machtergreifung durch „echte“ Nazis würde natürlich nur zu einem weiteren Zerbrechen der restlichen Ukraine führen, was aus russischer Sicht ein vorübergehend akzeptables Resultat wäre. Russland kann an seinen Grenzen nicht dauernd Russland hassende „Banderastan“-Länder dulden. Aber das Auseinanderbrechen der Ukraine in mehrere „Einflussgebiete“ aus verschiedenen Ukronazi-Banden stellt für Russland keine Gefahr dar. Ich halte das gegenwärtige Regime für Russland (und natürlich die Volksrepubliken) für das Schlechteste: eine einheitliche Ukraine, regiert von einem amoralischen und rückgratlosen Oligarchen, umgeben von Nuland-Helfern in allen Schlüsselpositionen und der offiziellen Anerkennung und Unterstützung der EU, des IWF, der Weltbank usw. Diese Konstellation stellt für Russland die größte Gefahr dar und tötet in der Ostukraine täglich Menschen. Sollte sich aber die Ukraine nach dem libyschen oder irakischen „Demokratiemodell“ entwickeln, dann wird sie für die EU ein größeres Problem als für Russland.
Putin und Zakharchenko haben alle Zeit der Weltfrieden
Die „Ukronazi Ukraine“ entwickelt bereits so viel Selbstzerstörungspotential, dass sich Putin und Zakharchenko zurücklehnen und warten können. Sie müssen sich nur auf den sehr wahrscheinlichen und selbstmörderischen Angriff der Junta auf die Volksrepubliken vorbereiten. Sollte er kommen, dann werden die Volksrepubliken für einen schnellen und tiefen Gegenangriff bereit sein, wieder anhalten und ihr Mantra wiederholen: „Wir unterstützen die territoriale Einheit der Ukraine“ – und dabei denken „wir können nichts dafür wenn das verdammte Ding auseinander fliegt.“ Obama und Kerry werden natürlich Russland die Schuld geben, aber wie lange kann man jemandem die Schuld geben der gar nichts macht?
In der schwierigsten Lage stecken bisher die Menschen der Volksrepubliken. Sie haben nichts von schönen Theorien wie „die Zeit spielt für uns“, während Granaten auf ihren Häusern, Schulen und Krankenhäusern landen. Für sie war jede Minute dieses Horrors ein Notstand, der jetzt sofort aufhören sollte. In der von Nazis besetzten Ukraine wird die Lage langsam brenzlig. Im Link gibt es ein Video eines bekannten ukrainischen Bloggers (in russischem Exil), wie die Ukrop-Partei von Kolomoiski und Yarosh Wahlstimmen gegen Essen einfangen will. (Revolution der Würde – haha!)
Und es wird noch schlimmer – viel schlimmer. Die Ukraine ist politisch, wirtschaftlich und sozial tot, auch wenn der Körper noch warm ist. Nur mit einem Regime-Wechsel und einer unvermeidlichen Entnazifizierung, zusammen mit einem langfristigen, großen internationalen Stabilisierungs- und Umstrukturierungsprogramm würde die Ukraine in etwas wie einen Normalzustand zurückkehren. Und das ginge nur mit einer einflussreichen Rolle Russlands. Ein solches Resultat ist für das anglozionistische Imperium völlig unakzeptabel, daher wird die Ukraine ein „schwarzes Loch“ bleiben wie Kosovo, Libyen oder Somalia – eine Staatsleiche mit widerlicher Armut, regiert von Schlägern und Mafia-Paten. Aus diesem Grund ist das Zerfallen des Landes in mehrere kleinere Einheiten für alle vielleicht nicht die schlechteste Lösung. Besonders für die Ukrainer selbst.
Ein großer Knall – oder mehrere kleinere?
Wie würden Sie sich entscheiden? Für Raum A, in welchem 100g TNT auf einmal gezündet werden? Oder für Raum B, in dem 5 mal 20g TNT nacheinander gezündet werden? Keine Frage, oder? Das gleiche gilt für die Ukraine.
Der ganze Kontinent wäre sicherer, wenn die Ukraine in verschieden Teile zerfallen würde (z.B. Donbass, Zentral, Süd und West) und für die örtliche Bevölkerung wäre es auch besser. Zum einen sind manche Teile lebensfähiger als andere.Sie sind auch verschieden. Und da die Ukraine in ihrer gegenwärtigen Gestalt ein Schöpfung von Lenin und Stalin ist und geschichtlich eh keine Grundlage hat, wäre ein Zerfall ein sichererer und natürlicherer Prozess als die krampfhaften Versuche, das Gebilde in seiner Ganzheit zu erhalten. Aus ideologischer Sicht ist die Ukraine eine faszinierende Idee: ein riesiges, anti-russisches Land, das den Rest Europas vor den russischen „Horden“ schützt. Großartig! Aber sobald man die Durchführbarkeit eines solchen Projekts betrachtet wird einem sofort klar, dass diese irren Gedanken aus kranken Hirnen glühender Russlandhasser in den westlichen religiösen und politischen Eliten entstammen. Bleibt nur noch eine Frage: werden die Plutokraten des Westens das von ihnen geschaffene Monster aufgeben?
Russlands Zukunft hängt nicht von der Antwort auf diese Frage ab – aber wahrscheinlich die Zukunft Europas.
Jana sagte:
Sehr guter Artikel. Danke für die Übersetzung.
Lulu sagte:
Danke!
Julia sagte:
@ FritztheCat
Danke!
Exprofi sagte:
Danke ebenfalls. Die Leistung hätte ich mir vom deutschen „Saker“ gewünscht.
Manfred Fröhlich sagte:
Wer sind die Guten und wer sind die Bösen im Ukraine-Krieg? – Die Antwort wird einfacher, wenn wir wissen, wer die MH17 abgeschossen hat!
Mischa Strogow sagte:
Nein, das wird fast gar nichts ändern: sollte es sich bestätigen, daß Kiew die Hände im Spiel hatte, wird der Westen seine Unterstützung trotzdem nicht einstellen.
Sollte es sich herausstellen, daß die Anti-Kiew-Kämpfer den Flug versehentlich beendet haben, so ist deren Kampf für Unabhängigkeit immer noch gerecht und unterstützenswert.
Manfred Fröhlich sagte:
Ein Versehen wird zum Verbrechen wenn man es leugnet und es dadurch anderen unterstellt!
Cargo Cult Science sagte:
Es ist ein Verbrechen der Flugsicherung — die nicht umsonst so heißt — zivile Flugzeuge über ein Kriegsgebiet zu lotsen! Mit welcher Absicht mag das wohl geschehen sein?
Manfred Fröhlich sagte:
Nein, für ein Versehen erwarte ich eine Entschuldigung, das ist der Täter den Opfern schuldig. – Egal welche Kriegspartei hier schuld ist. Leugnen vervielfacht die Schuld!
Mischa Strogow sagte:
Aber wenn ohnehin keine faire Bewertung zu erwarten ist, was für einen Sinn hätte dann ein reumütiges Beichten?
Manfred Fröhlich sagte:
Es geht nicht um Bewertung! Der oder die Täter kennen die Wahrheit und können diese beweisen!
Helge sagte:
Wenn der Täter vorsetzlich gehandelt hat, vervielfacht sich überhaupt nichts. Und dann macht auch sein Leugnen Sinn, denn er muss sich ja nicht selbst belasten.
Manfred Fröhlich sagte:
Das ist die Argumentation „der Politiker & Juristen“, die ich niemals teilen kann
Viktor Koss sagte:
Wer sind die Guten und wer sind die Bösen – schon die Gewohnheit auf diese Denkweise die Welt zu erklären ist ein gigantischer, einzelner und kollektiver Betrug.
Wir dürfen es nicht zulassen uns jenseits von „Gut und Böse“ bei den Entscheidungsprozessen zu bewegen. Die allgegenwärtige, dauerhafte Reduktion der Erklärungsprozessen auf „jenseits von Gut und Böse“ bezeugt den wahren Anspruch auf die Macht durch die Unwahrheit. Und wenn alle anfangen in diesen Grenzen die Realitäten zu erklären, dann sind wir alle ein Schritt vor der Selbstzerstörung uns selbst.
Friedrich Wilhelm Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse – Kapitel 3:
Der Wille zur Wahrheit, der uns noch zu manchem Wagnisse verführen wird, jene berühmte Wahrhaftigkeit, von der alle Philosophen bisher mit Ehrerbietung geredet haben: was für Fragen hat dieser Wille zur Wahrheit uns schon vorgelegt! Welche wunderlichen schlimmen fragwürdigen Fragen! Das ist bereits eine lange Geschichte, – und doch scheint es, dass sie kaum eben angefangen hat? Was Wunder, wenn wir endlich einmal misstrauisch werden, die Geduld verlieren, uns ungeduldig umdrehn? Dass wir von dieser Sphinx auch unserseits das Fragen lernen? Wer ist das eigentlich, der uns hier Fragen stellt? Was in uns will eigentlich »zur Wahrheit«? – In der that, wir machten langen Halt vor der Frage nach der Ursache dieses Willens, – bis wir, zuletzt, vor einer noch gründlicheren Frage ganz und gar stehen blieben. Wir fragten nach dem Werthe dieses Willens. Gesetzt, wir wollen Wahrheit: warum nicht lieber Unwahrheit? Und Ungewissheit? Selbst Unwissenheit? – Das Problem vom Werthe der Wahrheit trat vor uns hin, – oder waren wir’s, die vor das Problem hin traten? Wer von uns ist hier Oedipus? Wer Sphinx? Es ist ein Stelldichein, wie es scheint, von Fragen und Fragezeichen. – Und sollte man’s glauben, dass es uns schliesslich bedünken will, als sei das Problem noch nie bisher gestellt, – als sei es von uns zum ersten Male gesehn, in’s Auge gefasst, gewagt? Denn es ist ein Wagnis dabei, und vielleicht giebt es kein grösseres.
Karl Hungus (@space_lord_mofo) sagte:
Es geht hier nicht um Gut und Böse, sondern darum, daß Journalisten genau das berichten zu haben, was geschehen ist, ohne wichtige Informationen wegzulassen und/oder zu verdrehen.
Dazu ist die deutsche Journaille nicht in der Lage, oder, besser gesagt, nicht willens.
Viktor Koss sagte:
Wille zur Macht ist immer die Wille zur Unwahrheit. Die Berichterstattung unterliegt diesen Grundsätzen als verlängerter Arm der Machtpolitik.
Viktor Koss sagte:
Sollte selbstverständlich stehen:
Der Wille zur Macht ist immer der Wille zur Unwahrheit.
Manfred Fröhlich sagte:
Bei Journalisten ja – bei Politikern gilt für mich mein Vorbehalt!
Jens E sagte:
Golineh Atai hatte uns ja erst kürzlich die friedliebenden AIDAR Faschisten an der Front gezeigt , man kann es dem Zuschauer dann nur schwer vermitteln , das diesselben Leute in Donetzk Wohnblöcke , ein Krankenhaus und Bibliotheken beschiessen. ;)
Kriegsfronten fallen aber die deutsche Propagandafront steht immer , so ähnlich hies es auch schon 1944/45.