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Am 13. März gab Noam Chomsky dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Argentinien ein Interview zu verschiedenen Fragen, darunter auch zu den Medien, insbesondere deren Zukunft in Zeiten des Internets. Das Portal amerika21 hat weite Strecken des Interviews übersetzt.
Gegen das Imperium der Überwachung
Hier ist Chomskys Sicht auf die Krise der Printmedien:
Ignacio Ramonet: Ich würde Ihnen jetzt gern zwei Fragen zur Massenkommunikation stellen. Die erste bezieht sich auf die tiefe Beunruhigung über die Krise der Printmedien. Es gibt eine enorme Krise der Printpresse, viele Zeitungen verschwinden, viele Journalisten verlieren ihre Arbeit. Und die Frage ist: Wird der Journalismus in Papierform weiterhin existieren? Welche Folgen kann das Verschwinden des Printjournalismus haben?
Noam Chomsky: Ich glaube nicht, dass es unausweichlich ist. Es gibt einige interessante Aus- nahmen. Zum Beispiel in Mexiko. Ich glaube, „La Jornada“ ist dort die zweitwichtigste Tageszeitung, die sehr viel gelesen wird, obwohl die Unternehmerschicht sie abso- lut nicht mag, weshalb sie keine Werbung erhält, zumindest keine Markenwerbung. Aber von der Regierung schon, denn das mexikanische Gesetz erfordert das, es verlangt, dass die Regierung ihre Werbung in allen Tageszeitungen veröffentlicht. Diese Zeitung überlebt, ich habe viele Menschen gesehen, die sie lesen. Von dem, was ich gelesen habe, denke ich, ist „La Jornada“ eine Tageszeitung von guter Qualität und sie überlebt. Ich glaube, das ist nichts völlig Unmögliches.
In der Erklärung der Menschenrechte der UN spricht einer der Artikel, ich glaube der 19., von der Pressefreiheit. Darin steht, dass die Pressefreiheit aus zwei Teilen besteht: dem Recht, Informationen ohne Regierungskontrolle zu generieren, aber auch dem Recht, Informationen zu erhalten und die Möglichkeit zu haben, Informationen frei zu generieren. Das bedeutet also ohne Konzentration von Kapital. Die reiche, komplexe und unabhängige Presse des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts ist zwei Elementen erlegen: erstens der Konzentration von Kapital, was bedeutete, das sich große Mengen an Kapital in die kommerzielle private Presse einmischten. Und zweitens der Abhängigkeit von Werbung. Ist man abhängig von Werbung, gewinnen die Inserenten Einfluss auf die Zeitung. Die moderne Tageszeitung heute ist ein Geschäft, und wie jedes Geschäft muss sie ein Produkt generieren, das seinen Markt hat. Dieser Markt sind andere Unternehmen, die Werbung machen, und die Produkte sind die Leser. Aber die Produkte unterhalten eine Tageszeitung nicht. Heute verkauft eine Zeitung ihre Leser an die Werbefirmen, und genauso ist das im Fernsehen. Man bezahlt nicht, wenn man den Fernseher anschaltet, sondern das Unternehmen, der Fernsehkanal, verkauft sein Publikum an seine Werbeagenturen. In diesem Bereich konzentrieren sich die größten Anstrengungen, die größte Kreativität: in der Werbung. In der Fernsehindustrie ist die Werbung der wahre Inhalt. Die Geschichten sind lediglich eine Füllung, die die Leute zwischen zwei Werbeblöcken sehen. Das ist die grundlegende Struktur des kommerziellen Fernsehens.
In der Printpresse gibt es einen Begriff: das „news hole“ [Dt. Nachrichtenloch]. Wie stellt man das her? Zuerst setzt man die Werbung, nicht wahr, das Wichtige, und danach füllt man hier und da die Lücken mit Nachrichten [Lachen]. Das ist der natürliche Aufbau der kommerziellen Kommunikationsmedien. Dieses Thema ist schon seit Jahrhunderten ein Schlachtfeld. Und was wir kürzlich in Argentinien gesehen haben: Heißt das vielleicht, dass die Pressefreiheit lediglich die Freiheit der privaten Unternehmen bedeutet, zu machen, worauf sie Lust haben? Oder müsste unter Pressefreiheit auch verstanden werden, was in der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen steht, nämlich das Recht der Menschen, Informationen aus vielfältigen Quellen zu erhalten und die Möglichkeit zu haben, auf Grundlage vieler Quellen Informationen zu sammeln, zu erzeugen und zu produzieren?
Ihre Frage bezüglich der Printmedien stellt sich in diesem Kontext. Es könnte Printmedien geben, die voller Leben sind, aber Voraussetzung ist ein öffentliches Verantwortungsbewusstsein. Und wenn man von Regierungsgeldern spricht, heißt das bei einer demokratischen Regierung, öffentliche Gelder. Es heißt, dass die Öffentlichkeit diejenige ist, die daran mitwirkt, eine Umgebung zu garantieren, in der Informationen durch eine Vielzahl von Quellen verfügbar sind, und dass viele verschiedene Gruppen die Möglichkeit haben, ihre eigenen Fakten, Interpretationen, Analysen und Ermittlungen etc. zu präsentieren. Das wäre eine reichhaltige Version von Pressefreiheit. Die kann man erreichen, aber wie für alle Demokratisierungsformen bedarf es der öffentlichen Mobilisierung. Die privaten Firmen werden das Unmögliche unternehmen, um das zu verhindern. Das wissen die Argentinier gut. Aber das passiert überall.
Weiterlesen (Chomsky über Venezuela, Cuba, China, Assange…) →
Hatte ich noch vergessen:
Für alle bescheuerten (des Spanischen nicht-mächtigen) Linksromantiker: Unbedingt trotzdem den Veranstaltungs-Eingangs-Trailer des von @Dok verlinkten Interviews mit Chomsky ansehen: Prima geschnittene Collage des lateinamerikanischen Kampfes mit Bildern von Morales, Correa, Fernández de Kirchner, Lula usw. – und von Tsipras und Iglesias! Mich bewegt das. ¡Hasta la victoria siempre!, fällt mir da nur noch ein.
…und was sagt Chomsky — auch vielleicht sogar im Zusammenhang mit der Überwachung — über die Zukunft der Wissenschaften?
Ich fürchte, Chomsky, der philosophierende Linguist, hofft auf eine technokratische Revolution. Und ich denke, Chomsky verkennt möglicherweise dabei die Huxley’sche „Ultimate Revolution“, eine drohende, dystopische, wissenschaftliche Diktatur („scientific dictatorship„), nachdem, was ich von Chomsky 2013 zu 9/11 gelesen habe. Vergleiche dazu zum Beispiel einen Blog-Artikel von dem mir ansonsten unbekannten Kevin Ryan: „Noam Chomsky and the Willful Ignorance of 9/11„:
„In response to a question at the University of Florida recently, Noam Chomsky claimed that there were only ‚a miniscule number of architects and engineers‘ who felt that the official account of WTC Building 7 should be treated with skepticism. Chomsky followed-up by saying, ‚a tiny number—a couple of them—are perfectly serious.‘
If signing your name and credentials to a public petition on the subject means being serious, then Noam Chomsky’s tiny number begins at 2,100[…].
[…]
Of course, it doesn’t matter how many professionals or intellectuals are willing to admit it. The facts remain that the U.S. government’s account for the destruction of the WTC on 9/11 is purely false. There is no science behind the government’s explanation for WTC7 or for the Twin Towers and everyone, including the government, admits that WTC Building 7 experienced free fall on 9/11. There is no explanation for that other than the use of explosives.“
(Was ist Chomskys medienkritische Meinung zu den Interimsregierungen in Italien und Griechenland (gewesen), in welchen Ländern nach einer Art Revolution oder Putsch 2011 die ungewählten politischen Akademiker, bzw. akademischen Politiker Mario Draghi und Loukas Papademos, also „über-zufällig“ gleich zwei weithin unbehelligte „Bilderberger“, an die „Macht“ geführt wurden — weiß das jemand?)
Chomsky ist das beste Beispiel für kontrollierte Opposition.
Wirklich empfehlenswerte Lektüre dazu:
http://educate-yourself.org/cn/noamchomskygatekepper26sep05.shtml
Apologet der „Künstlichen Intelligenz“
Chomsky ein Anarchist? Lächerlich. Chomsky ist ein Ideologe für die Linken neuerer Bauart, die mehr oder weniger transatlantisch kompatibel sind, und im Sinn der Bankster für „Wachstumspolitik“ und Überschuldung sorgen. Mit dieser „keynesianischen“ Ideologie wurde ja auch die BRD bis zur Halskrause verschuldet.
Man sollte sich darüber klar sein, dass die Thinktanks der Globalisten mehrere Asse im Ärmel haben, eines davon ist eben der „reformierte Sozialismus“ fabianischer Bauart. Der korrupte Papandreou, der Griechenland quasi im Alleingang ruiniert hat, war beispielsweise Vorsitzender der „Sozialistischen Internationale“, der auch Mubarak und Blair angehören.
Was auch immer mal die Ziele dieser „Linken“ waren, inzwischen sind sie von den Think-Tanks längst zum Äquivalent zu den ach so linken US-“Demokraten“ umgeformt, für die Chomsky trommelt, eine Pseudo-Alternative eben. Der Unterschied ist natürlich, das das angloamerikanische Empire „sozialistische“ Experimente auf eigenem Territorium bislang immer zu verhindern wusste, dieses „Privileg“ bleibt Kontinentaleuropa als Industriegebiet der Drahtzieher vorbehalten.
Strategien gegen die Fed oder die Drahtzieher der NWO-Agenda wird man bei Figuren wie Chomsky jedenfalls nicht finden.
Chomsky ist mehr oder weniger ein Instruktor für soziologisches Geschwurbel und linguistische Akrobatik hart am Rand zur Realsatire, ein typischer Blender.
http://de.wikipedia.org/wiki/Noam_Chomsky#Kritik_an_Chomskys_Linguistik
@ Roberto W
Und wenn du jetzt noch behauptest, neuerdings paaren sich Maikäfer mit Kaninchen, dann ist dein Weltbild komplett.
Typische FAZ-Forenkommentare möglichst nur dort verfassen!
Es ist gut das es Menschen gibt, die Nachdenken!
Man sollte immer Fragen wo gegen man Anarchist ist?
Denn in den USA und in ihren Satelliten-Staaten wird viel von Demokratie gesprochen, doch die Wirklichkeit ist wie im historischen Hellas Oligarchie. Denn nicht nur in den USA werden Wahlen gefälscht oder behindert. In Amerika bekommt keine nicht gemeldete Person einen Wahlzettel. Vermutlich sind dadurch schon 20% der Bevölkerung ausgeschlossen. Auch in unserer BRD gibt es ähnliche Phänomene. Die unbeliebten Parteien bekommen Ihre Werbespots, doch ebenso wie die unangehm kritischen Sendungen werden diese auf Zeiten verlegt, in der die Normalbevölkerung im Bett ist.
Auch so kann man Wahlen verfälschen.
Aus diesem Grund kann man zum Anarchisten werden. Leider haben wir immer noch die Hörigkeits-Gläubigkeit.
Denn nur dadurch ist es zu erklären, das die breite Masse das glaubt was in der Zeitung steht. Leider sind auch viele kritische Menschen von der Vielfalt durch das Internet abgeschlossen.
Ich werde dir nachweinen, schluchz, ein Taschentuch bitte!
btw Falls gewünscht und erforderlich, mache ich gern auch mal den „Fritzthecat“ fürs Spanische…
Wenn du mal einen interessanten Artikel findest, nur zu! Sollte sich im Kern aber eng am Thema Propaganda orientieren und für deutsche Leser einen Mehrwert haben.
Kürzlich hat jemand einen Link eingestellt über den Aufstand spanischer Journalisten gegen die Propaganda im eigenen Staatsfunk. Wenn du da etwas recherchieren könntest, wäre das sicherlich sehr interessant.
Gern, ich schau mal. Und wenn, wo einstellen? Am besten wohl in den Propaganda-Melder?
Jepp!
Danke.
Was war zum Beispiel letztlich, oder war letztlich etwas Beispielhaftes im Februar in Venezuela geschehen?
(Videotitel: Manipulacion mediatica en Venezuela (Antonio Ledezma))
Sicher, man soll die Hoffnung nie aufgeben. Aber wie Chomsky sehr richtig bemerkt, dazu braucht es tatsächlich anderer Verhältnisse. Bei unseren Verhältnissen hierzulande sehe ich da absolut schwarz.