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ARD_27.4.15_MH17Grundsätzlich müsste man ja froh sein, wenn Journalisten sich bemühen, Licht ins Dunkel um den Abschuss von MH17 zu bringen. Wenn es sich dabei aber um  Journalisten handelt, die alles andere als unvoreigenommen und objektiv an diese politisch brisante Katastrophe herangehen, dann wird Journalismus einmal mehr zur Propaganda.

Eine „Recherche-Team“ – der Name soll offensichtlich Seriösität und Schlagkraft suggerieren – von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung hat sich an die Arbeit gemacht, die westliche Version der Ereignisse in der Ostukraine zu untermauern und die „russische“ Version weiter zu untergraben. Die „russische Version“ muss man deshalb an dieser Stelle schreiben, weil Experten aus dem Westen, wie die von Peter Haisenko, die die Version vom Abschuss durch ein russisches BUK-System faktenreich in Abrede stellen, von den Autoren wieder einmal komplett ignoriert werden.

      • Einziger westlicher Kritiker der in der Dokumentation propagierten Version vom Abschuss durch ein russisches BUK-System ist Ray McGovern, der allerdings nur sehr kurz zu Wort kommt und nicht die entscheidenden Fragen stellen kann.
      • Bilder von Wrackteilen, die quasi kreisrunde Durchstanzungen der Aussenhülle offenbaren und somit auf Bordkanonenbeschuss hindeuten, werden nicht gezeigt
      • Experten, die der These widersprechen, die SU-25 könne in der Höhe kein Passagierflugzeug abschießen, kommen nicht zu Wort
      • Zeugen, die Kampfflugzeuge in der Nähe von MH17 gesehen haben, kommen nicht zu Wort
      • dass USA, NATO und EU keine überzeugenden Überwachungsdaten aus Satelliten oder AWACS veröffentlichen, wird nicht ausreichend thematisiert
      • die von den Autoren von Beginn an präferierte These des Abschusses durch ein russisches BUK wird in einem pseudo-chronischen Ablauf nachgestellt – eingebettet in die emotionalen Klagen der Angehörigen und die dürftigen „Beweise“ der bellingcat-Blogger
      • die komplexe Funktionsweise des BUK-Systems, das eben nicht nur aus einer Raketenabschusseinheit besteht, wird nicht ausreichend dargestellt
      • die in der Region befindlichen ukrainischen BUK-Systeme werden komplett totgeschwiegen, dabei hätte die Ukraine (als einzige Partei) ein Interesse daran, dass Passagierflugzeug absichtlich abzuschießen – um es dann den Separatisten anzulasten und in der Folge freien Luftraum für die eigene Luftwaffe zu bekommen
      • Die Praxis der ukrainischen Armee im „Schatten“ von Passagierflugzeugen zu fliegen, wird komplett verschwiegen
      • wenn die ukrainische Luftwaffe reihenweise Abschüsse von Hubschraubern, Kampf- und Transportflugzeugen durch die Separatisten hinnehmen muss, ist es dann nicht plausibel, dass man diesem Fiasko mit allen Mitteln ein Ende setzen will?
      • die präsentierte These, der Westen hätte zwar Beweise für den Abschuss durch Russland, würde diese aber vorsätzlich zurückhalten, um Russland zu schützen (sic!), widerspricht jeder Vernunft – und wird durch die krampfhaften Versuche der USA, vermeintliche Beweise gegen Russland zu konstruieren, ad absurdum geführt…

Schon gestern sendete der ARD „weltspiegel“ eine Kurzfassung der knapp 45-minütigen Dokumentation, die heute Abend in der ARD komplett ausgestrahlt wird. Sie ist bereits jetzt in der ARD-Mediathek verfügbar. Auch für den WDR5-Hörfunk wurde ein Feature produziert und heute Vormittag ausgestrahlt. Man bemüht sich offensichtlich ein großes Publikum zu erreichen, hat aber faktisch nichts Neues ans Tageslicht gefördert, außer der Tatsache, dass die Bundesregierung über die Gefahren im ostukrainischen Luftraum informiert war – ohne zu handeln.

Das ist ein ungeheuerlicher Skandal, denn nur 20 Minuten vor MH17 flog auch eine Lufthansa durch den gefährdeten Luftraum, in dem bereits zuvor Militärmaschinen abgeschossen wurden. Völlig neu ist allerdings auch dieser Umstand nicht, denn seit langem ist bekannt, dass US-Fluggesellschaften diese Route nicht nehmen durften. Die Vorstellung, deutschen Behörden hätten diese Informationen nicht vorgelegen, ist absurd. Steinmeier und Merkel hatten Glück, dass es andere erwischte.

Wenn die Autoren dieser Propaganda am Ende allen Ernstes infrage stellen, dass die ukrainische Regierung den Luftraum offengelassen hat, um die fälligen Gebühren zu kassieren, zeigt sich einmal mehr ihre politische Voreingenommenheit, die diese „Dokumentation“ zur einseitigen Propaganda macht.

„Ist es wirklich denkbar, dass die fast bankrotte Ukraine ihren Luftraum nicht gesperrt hat, um weiter Überfluggebühren zu kassieren? Die ukrainische Regierung weist den Vorwurf von sich.“

HIER gehts zum Beitrag auf WDR5


FAZIT:

Nach mehrmaligem Anschauen der gesamten Dokumentation verfestigt sich das Bild einseitiger, gezielter Propaganda, bei der das Ergebnis der „Dokumentation“ schon vor Beginn der „Recherche“ im Großen und Ganzen feststand. Das ist deshalb besonders ärgerlich, als dass deutsche Journalisten eigentlich unvoreingenommen an diese Katastrophe herangehen könnten – wenn sie es denn wollten.
Dass die russische Seite – als mehr oder weniger direkt Beschuldigter – in eine Richtung recherchiert, verwundert nicht. Als deutscher Journalist vermeintlich unabhängiger Medien, muss man in einer solchen Dokumentation aber alle Seiten und alle plausiblen Theorien präsentieren, abklopfen und abwägen. Davon kann in diesem einseitigen Machwerk keine Rede sein. Wer sich umfassend über diese Tragödie – die auch ein Verbrechen sein könnte, wenn sie vorsätzlich herbei geführt wurde – informieren möchte, ist bei der ARD am falschen Platz.